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Lernen wir es, uns selbst zu schenken!

Samstag 1. Januar 2011 von Erzbischof Janis Vanags


Erzbischof Janis Vanags

Botschaft von Janis Vanags, Erzbischof der lettischen lutherischen Kirche Lettlands, vom 24.12.2010

 „Friede sei mit Euch und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater und dem Herrn Jesus Christus!  Die Gnade sei mit allen, die lieb haben unseren Herrn Jesus Christus, in Unvergänglichkeit!“  Mit diesen Worten grüßt der Apostel Paulus die Gläubigen in der Stadt Ephesus (Epheser 6,23-24). Wirklich, Friede, Liebe und Gnade sind Worte, die zum Christfest auszusprechen ebenso angebracht sind wie der  Gedanke an die  Unvergänglichkeit. Doch das Christfest berichtet davon, dass der Sohn Gottes die Herrlichkeit verlassen hatte, um in die Welt zu kommen und einer von uns zu werden, damit die Menschen Friede und Liebe mit Glauben hätten.

In meiner Kindheit fesselte mich der Gedanke, dass das Licht des Sternes von Bethlehem in einer Sekunde eine Entfernung zurücklegen könnte, die größer ist als die siebenfache Umrundung des Erdkreises. Um das ganze sichtbare All zu durchqueren, benötigt ein Lichtstrahl 93 Milliarden Jahre, und bereits das ist für uns unvorstellbar. Doch wenn wir in der Christnacht  die Sterne betrachten, versuchen wir es uns vorzustellen, dass der Schöpfer   als er in seinem grandiosen Schöpfungsakt inmitten von unzähligen Galaxieen und Sternbildern auch unsere Erde erschuf, er dabei auch uns erblickte. Er erblickte die Menschen in ihrer Geschäftigkeit, ihrer Mühsal, ihren Erfolgen und ihren Krisen. Er sah sie hoffen, sich freuen, lieben und hassen, sich erheben und alles Erbaute in Kriegen vernichten. Sie taten ihm von Herzen leid, wenn er ihren Irrtum erblickte, wie sie fallen und sterben. Er beschloss, selbst ein Mensch zu werden und in unserer Mitte zu leben, um uns zu erretten, die er mit einer solchen Liebe erschaffen hat. Wie schwer ist doch ein solcher Schritt von der makellosen Harmonie in der himmlischren Herrlichkeit zu dem irdischen Wesen, den Lasten und dem Tod des Menschen! Doch so sehr liebte Gott die Welt, dass Sein Sohn zum Vater sprach: Ich tue es! Ich gehe! Und so wurde es Weihnachten. Jesus wurde in Bethlehem geboren. Es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte. (Kolosser 1,19) Die Engel jauchzten, die Könige fürchteten sich, die Weisen fielen nieder, um anzubeten. Was werden wir tun?  Beten wir darum, dass Gott uns beruft und uns den Glauben schenkt, dass Christus, der um der Menschen willen die himmlische Herrlichkeit verließ, auch in unseren Herzen Unterkunft finde. Dass wir ihn erwarten, um seine Stimme zu vernehmen und ihm nachzufolgen.

Doch die himmlische Herrlichkeit war nicht das Einzige, was Jesus für  uns verlassen hatte. Er wuchs bei seiner Mutter und bei seinem Ziehvater auf. Er hatte Verwandte, Freunde, einen ehrbaren Beruf, ein glückliches Leben in seiner Stadt und in seiner Familie. Eines Tages verließ er alles, um sich zu seinem Dienst zu begeben, bei dem er nicht einmal eine Möglichkeit hatte, sein Haupt hinzulegen.  Weshalb? So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn sandte, der uns lehren, heilen, befreien und segnen sollte. Das hat die ganze Welt aus der Fassung gebracht. Menschenmengen saßen ihm zu Füßen und hörten ihm zu. Priester und Schriftgelehrte ärgerten sich und widersprachen ihm. Menschen folgen ihm sogar auf die Berge und bis in die Wüste nach. Was tun wir? Nehmen wir Jesus in unseren Familien, unseren Städten und Dörfern auf, der für uns seine Familie und Verwandtschaft verlassen hat. Versammeln wir uns um die Lehre seines Wortes und lassen wir es zu, dass er uns errettet, heilt und heiligt.

Aber auch seine Familie war nicht alles, was Jesus für uns verlassen hatte. Am letzten Abend saß er mit seinen allernächsten Jüngern zu Tisch. Eine größere Nähe als das können wir uns nicht vorstellen. Doch zu seiner Stunde erhob sich Jesus und verließ alles, um sich allein dorthin zu begeben, wo er die Sünde der Welt auslösen sollte. Dort wurde er für uns zum Neuen Adam.  Der erste Adam fiel in einen tiefen Schlaf, als Gott seine Seite öffnete und  ihm seine Braut Eva schuf. Aus der ganzen Schöpfung war sie die Einzige, die Adam antworten konnte. Doch diese Braut konnte Gott keine Kinder schenken. Nachdem Christus sein Werk vollendet hatte, lag er da mit einer durch einen Speer geöffneten Seite, aus der Blut und Wasser floss. Mit dem Wasser der Taufe und dem Blut des Abendmahles erschuf sich Gott eine neue Braut – die Kirche. Die ganze Welt, der ganze Kosmos ist nun wieder zu Christi Füßen, doch von allem, was lebt, entspricht ihm nur diese eine neue Braut – die Gemeinde Christi. Jesus kam zu Weihnachten, um dich und mich zu denen zu machen die Gott entsprechen. Was machen wir aus diesem Weihnachtsfest?  Diejenigen, die den Weg zur Gemeinde Christi noch nicht gefunden haben, sollten sich in die Botschaft des Christfestes hineinhören und entschlossen, beharrlich die Heilige Taufe suchen, um sich mit Christus zu vereinigen. Diejenigen, die schon der Gemeinschaft der Kirche angehören, rufen wir auf, sich in das Wort der Christusbotschaft zu vertiefen, um Ihn immer mehr von ganzem Herzen kennen zu lernen, vollkommener zu lieben und ihm in seiner Nähe nachzufolgen.

Zu Weihnachten pflegt man einander mit Geschenken zu erfreuen. Menschen möchten damit bei Gott gleichsam etwas gutmachen, der der Welt zu Weihnachten das allergrößte Geschenk gemacht hat – kostenlos, ohne Abgaben für jeden, der an seinen Sohn glaubt. Doch beachten wie, dass Gott uns nicht irgend eine Gabe geschenkt hat, sondern sich selbst. Möge das unsere Lehre zu Weihnachten sein – dass wir es lernen, uns selbst zu schenken, unsere Zeit, Aufmerksamkeit, Einfühlung und Liebe. Dass dadurch das Licht Christi  die Menschen erleuchten möge.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 1. Januar 2011 um 18:30 und abgelegt unter Predigten / Andachten.