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Werden wir dabei sein?

Predigt im Advent: „Werden wir dabei sein?“

Die Adventszeit ist seit den Zeiten der alten Kirche eine Buß- und Vorbereitungszeit auf das Christfest, an dem die Christenheit des Wunders gedenkt, das in jener Nacht geschah: Die Menschwerdung des lebendigen Gottes in Jesus Christus, dem Retter der Welt. Das ist eine zurückgewandte Schau auf die Ereignisse vor 2000 Jahren und erfüllt unsere Herzen auch heute noch mit großer Freude. Die Adventszeit hat aber auch eine Zukunftsperspektive, und ist deshalb auch die Vorbereitungszeit auf das zukünftige, sichtbare Kommen unseres Königs und Retters, Jesus Christus, in Macht und Herrlichkeit.

Diese Sichtweise ist vielen Christen leider mehr und mehr abhanden gekommen. Die Christen der ersten Jahrhunderte lebten noch in einer intensiven und sehnsüchtigen Naherwartung der Wiederkunft Jesu. Was ist daraus geworden? Aber ohne die lebendige Hoffnung, daß Jesus wiederkommt, wird Weihnachten – das Christfest – zu einer rückwärtsgewandten nostalgischen Gedenkveranstaltung, die die Herzen der Menschen nicht wirklich dauerhaft erfreut und wärmt.

In den letzten drei Jahrzehnten ist eine zunehmende Hoffnungslosigkeit und Orientierungslosigkeit in Deutschland festzustellen. Das hat seinen Grund in der zunehmenden Gottlosigkeit, die sich immer mehr breit macht und alle Bereiche unseres Lebens durchzieht. Hier möchte uns die Adventszeit eine Hilfe und Gelegenheit sein für eine Neubesinnung auf das, was trägt und uns eine Zukunft eröffnet, nämlich Jesu Zusage, daß ER wiederkommen wird.

In den letzten Tagen vor Seiner Kreuzigung gibt Jesus Seinen Jüngern noch Hinweise darauf, wie es nach Seinem Tod und Auferstehung denn dann weitergehen wird. In dieser sog. Endzeitrede weist ER zunächst auf die Zerstörung Jerusalems hin und auf die weltweite Zerstreuung Israels, die beide knapp 40 Jahre später auch tatsächlich eintraten. Dann wendet ER sich dem Ende der Endzeit zu:

„Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres, und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.  Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wißt ihr selber, daß jetzt der Sommer nahe ist. So auch ihr: wenn ihr seht, daß dies alles geschieht, so wißt, daß das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.“ (Lukas 22,25-33)

Jesus gibt hier eine Vorausschau auf die Vollendung dieser Weltzeit. ER lässt uns einen Blick in die Zukunft tun und offenbart uns die wichtigsten Ereignisse der Zukunft, damit Seine Gemeinde den richtigen Weg einschlagen kann. ER will nicht die Neugierigen locken, sondern die Suchenden informieren. Es dient Seinen Jüngern als Zurüstung für das Kommende, damit sie ihm gewachsen sind.

Drei Punkte möchte ich beleuchten:

1.) Der König kündigt sich an
2.) Der König kommt (erscheint)
3.) Der König steht zu Seinem Wort

1.) Der König kündigt sich an

Das Kommen eines Königs wird immer und überall intensiv vorbereitet und kündigt sich gebührend an. Je größer und machtvoller der König, desto umfangreicher und gewaltiger die Vorankündigung.

So war das auch bereits bei Jesu erstem Kommen. Es kündigte sich durch ein Zeichen am Himmel an. Eine ganz besondere Sternkonstellation war zu beobachten. Diese war für die Weisen aus dem Morgenland ein eindeutiger Hinweis darauf, daß ein König geboren wurde und der Stern von Bethlehem wies ihnen, wie ein modernes Navigationsgerät, den Weg dorthin.

Damals hatte Jesus Seine ewige himmlische Herrlichkeit beim Vater für eine Zeitspanne von ca. 30 Jahren verlassen und ist zu unserer Rettung als Mensch auf die Erde gekommen. Dann aber, nachdem ER Sein Rettungswerk, den Tod für unsere Sünden am Kreuz von Golgatha, vollbracht hatte, hat Gott IHN auferweckt und nach 40 Tagen ist ER zum Vater in den Himmel zurückgekehrt. Von dort aus regiert Jesus die Welt, bis heute, und hält durch Sein starkes Wort das ganze Weltall zusammen. Durch Seinen Heiligen Geist sammelt ER sich für Sein kommendes Reich aus allen Völkern die neue Menschheit, Seine Gemeinde.

Seit Seiner Himmelfahrt läuft diese Weltzeit auf ihr Ende zu. Nicht auf ihre Zerstörung hin sondern auf ihre Umgestaltung und Vollendung. Und dazu wird Jesus wiederkommen! Diese Wiederkunft Jesu wird sich allerdings sehr viel dramatischer ankündigen als bei Seiner Geburt im Stall von Bethlehem:

„Es werden Zeichen geschehen an Sonne, Mond und Sternen, die Wasserfluten werden in Wallung kommen und die Himmelskräfte ins Wanken geraten. Angst und Ratlosigkeit beherrschen die Menschen.“ (V.25)

Wir scheinen ja bereits mitten drin zu sein. Die Medien überschütten uns laufend mit Nachrichten über schlimme Ereignisse in der Welt.

• Arbeitslosigkeit,
• Korruption,
• Mord,
• Totschlag,
• Hungersnöte,
• Finanzkatastrophe,
• Klimawandel,
• Erdbeben
• Sturmfluten

Wir erleben es also selbst, daß sich die Naturkräfte verändern und wir fragen uns, was hat das zu bedeuten und wo soll das hinführen? Wir sollten uns vielleicht vor Augen führen, daß es einen geheimnisvollen Zusammenhang gibt zwischen der Schöpfung und dem Leben der Menschen. So geraten mit zunehmendem Abfall von Gott und damit zunehmender Sünde und Auflehnung, auch die Elemente in Unordnung.

Für die Menschen ohne Gottesbeziehung, denen solche Erkenntnis verborgen ist, sind das Ereignisse, von denen man glaubt, sie durch gemeinsame weltweite Anstrengungen in den Griff bekommen oder zumindest beeinflussen zu können, oder man betrachtet sie als unberechenbare und sinnlose Schicksalsschläge.

Gleichzeitig dienen diese Zeichen dazu, um einer gottlosen Menschheit zu zeigen, wer der wirkliche HERR ist. Denn wenn das geschieht, verliert der Mensch ohne Gott seine Fassung. Er verschmachtet vor Angst vor den Dingen, die da kommen werden.

Als Nachfolger Jesu, vertrauen wir darauf, daß Gott die Menschen liebt und um jeden einzelnen Menschen wirbt! So sehen wir diese Zeichen auch als Gottes Warnsignale an die Menschheit, sich endlich für Jesus, den Retter und Erlöser, zu entscheiden, dessen Erscheinen unmittelbar vor der Tür steht.

Wir nehmen aber auch andere besorgniserregende Zeichen und Veränderungen wahr, z.B. die dramatische, planmäßig gewollte Veränderung der christlichen Gesellschaft und Kultur Europas (Verfassung ohne Gottesbezug!) und die Zerfallserscheinungen des alten Weltsystems.

Die Gottesfeindschaft nimmt immer mehr zu. In den letzten 100 Jahren sind mehr Christen wegen ihres Glaubens verfolgt worden als in allen Jahrhunderten zusammengenommen.

All diese angekündigten Zeichen sind aber auch bereits die Vorboten der globalen Umwälzungen, die dem endgültigen Durchbruch des Reiches Gottes vorausgehen. Als wiedergeborene Christen dürfen wir wissen, daß Gott die Fäden in der Hand hält von Anfang bis zum Ende. Und so soll nicht die Furcht vor Katastrophen, sondern die Hoffnung auf die Erlösung und die Freude auf die Wiederkunft Jesu, die Haltung von uns Christen sein. Denn Jesus versichert uns:

„Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann erhebt eure Häupter weil sich eure Erlösung naht.“

Also Mut! Freut euch! Jesus kommt! Wir sollen den Kopf nicht in den Sand stecken sondern unsere Häupter erheben, denn Jesus kommt!

2.) Der König kommt

Seit der Vertreibung aus dem Paradies lebt die Menschheit in der Trennung von Gott und damit getrennt vom Leben und ist dem ewigen Tod preisgegeben.

Gleichzeitig lebt sie in der Hoffnung auf Rettung aus dieser Todverfallenheit und in der Erwartung des verheißenen Erlösers. Der ist zwar bereits einmal gekommen, damals im Stall von Bethlehem, aber nur die wenigsten Menschen hatten in IHM den verheißenen und erwarteten Messias, den Sohn Gottes, erkannt. Das wird dann, bei Seiner Wiederkunft, ganz anders sein! Es wird geschehen so wie es bereits durch den Propheten Daniel offenbart und durch die Engel bei Jesu Himmelfahrt angekündigt wurde: In einer Wolke. Es werden himmlische Posaunen ertönen. Dann wird Jesus aus der himmlischen Verborgenheit hervortreten in die Öffentlichkeit der geschaffenen, sichtbaren Welt; ein globales Ereignis, dem sich kein Mensch auf dieser Erde wird entziehen können, unübersehbar deutlich im Aufstrahlen Seiner göttlichen Macht und Herrlichkeit und begleitet von Seinen Engeln.

Gleichzeitig wird es zur universalen Anerkennung kommen, daß Jesus Christus der HERR ist zur Ehre Gottes des Vaters. Dann hört alles Leugnen, alle Täuschung, aller Betrug auf. Das bis dahin Unsichtbare wird sichtbar. Dann ist nach 2000 Jahren die Gnadenzeit plötzlich abgelaufen. Für die Gläubigen kommt Jesus zum Heil für die anderen zum Gericht.

Die Menschen haben ihre Zeit gehabt, die Finsternis hat ihre Zeit gehabt. Jetzt hat der HERR Seine Zeit. Es ist der Tag des HERRN. ER hat das letzte Wort, wenn die Machthaber dieser Welt längst abgetreten sind. Und – ER macht auch Gebrauch von Seiner Macht und Seinem Recht. Über alle, die sich durch Gottes Langmut, Liebe und Barmherzigkeit nicht haben zur Umkehr bewegen lassen, wird ER das abschließende Urteil sprechen.

Die wiedergeborenen Christen aber, die bis dahin verspottet, bedrängt und verfolgt wurden und als die Narren vor der Welt gelten mußten, werden als die einzig Klugen beglaubigt und zu Ehren gebracht. Gleichzeitig wird Jesus alle diejenigen, die im Vertrauen auf IHN gestorben sind, auferwecken zum ewigen Leben. ER wird ihnen und den dann lebenden Gläubigen einen unvergänglichen Auferstehungs- und Herrlichkeitsleib geben. Ja, ER wird uns die Herrlichkeit verleihen, die ER uns bei der Schöpfung zugedacht hatte und die wir durch die Sünde verloren haben. Dann werden wir Jesus, unseren HERRN, von Angesicht zu Angesicht sehen dürfen in all Seiner Schönheit und göttlichen Herrlichkeit. Wir werden dem gegenüberstehen, der Sein Leben für uns Sünder geopfert hat.

Dann wird ER aus all dem chaotischen Durcheinander Sein endzeitliches Friedensreich, das Reich Gottes, auf dieser Erde errichten und eine neue, eine göttliche Weltordnung, einführen, in der Gottes Wille zum Tragen kommen wird. (wie im Himmel so auf der Erde; vgl. Bitte im Vater unser). Dieses Reich, durch Christi Wiederkommen begründet, wird dann die jetzige Weltzeit (diesen Äon) ablösen.

Gibt es irgendetwas, das uns getroster, gelassener, ja freudiger machen könnte als der Blick auf die Wiederkunft Jesu? Das Schönste ist, Jesus zu begegnen und IHN sehen dürfen von Angesicht zu Angesicht in Seiner ganzen göttlichen Herrlichkeit, Majestät und Schönheit und ewig bei IHM bleiben zu dürfen.

Haben wir eine lebendige Naherwartung der Wiederkunft Jesu? Erwarten wir denn noch in unserem Lebensalltag, und nicht nur im Gottesdienst, daß Jesus sichtbar wiederkommen und Sein Reich aufrichten wird? Als kommender König, Erlöser und Richter? Glauben wir das? Freuen wir uns darauf?

Wie wir gehört haben, kündigen kosmische Veränderungen nicht den Weltuntergang an sondern den wiederkommenden Jesus, den König der Könige! ER ist nahe! Noch ist Gelegenheit, umzukehren, die Lebensschuld bei Jesus abzuladen, Seine Vergebung zu erhalten und sich IHM ganz und gar anzuvertrauen, denn ER kommt für die Seinen als König und Retter. Und für die Welt (für alle anderen) als Richter.

Laßt uns nicht nur unsere Wohnung zum Christfest vorbereiten, sondern auch unser Herz, damit wir Jesus, den König aller Könige, erwarten und empfangen können. Wenn ER kommt und sich das alles erfüllt, dann werden wir sein wie die Träumenden, die noch nicht fassen, was sie sehn.

„Denn was kein Auge jemals sah, was kein Ohr jemals hörte und was sich kein Mensch vorstellen kann, das hält Gott für die bereit, die IHN lieben.

3.) Der König steht zu Seinem Wort

Ist die Erwartung der Wiederkunft Jesu und die Sehnsucht nach Gottes neuer Schöpfung eine solide Basis, auf die wir bauen können, oder nur eine fromme Illusion?

Die aktuelle weltweite Finanzkatastrophe hat so manchen Lebenstraum von einer gesicherten Zukunft wie eine Seifenblase zerplatzen lassen. Sie hat uns dramatisch vor Augen geführt, daß Geld kein sicheres Lebensfundament sein kann und daß auf all die Ratschläge und Prognosen der Experten kein Verlaß ist.

Was ist bei der Geldanlage nicht alles versprochen worden. Doch dann kam der Zusammenbruch. Könnte es mit den Versprechungen über die Wiederkunft Jesu ähnlich sein? Nein!! Diese Botschaft ist zuverlässig und wahr und wir können uns fest darauf verlassen.

Warum? Zum einen hat Jesus selbst gesagt: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen und ich gehe jetzt, um einen Platz für euch bereitzumachen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch nicht mit der Ankündigung beunruhigt, daß ich weggehe. Ich gehe also, um einen Platz für euch bereitzumachen. Dann werde ich zurückkommen und euch zu mir nehmen, damit auch ihr seid, wo ich bin.“

Zum anderen haben die beiden Engel bei Jesu Himmelfahrt die Jünger mit den Worten getröstet:

„Ihr Männer von Galiläa, warum steht ihr hier und schaut nach oben? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird auf dieselbe Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt weggehen sehen.“

Seither hat sich aber nichts von alledem ereignet. Doch! In den Versen vor unserem Predigtabschnitt kündigt Jesus die Zerstörung Jerusalems und die weltweite Zerstreuung der Juden an. Nur knapp 40 Jahre später, im Jahre 70 n.Chr., erfüllte sich diese Verheißung in furchtbarer Weise.

Eine weitere Zusage Jesu erfüllt sich vor unseren Augen: „Wahrlich ich sage euch: Dies Geschlecht (Israel) wird nicht vergehen, bis daß es alles geschehe.“ Und was sehen wir? – Das entscheidende Zeichen der Zeit, der erstorbene Feigenbaum, ein Bild für Israel, schlägt bereits wieder aus. Nach fast 2000 jähriger Zerstreuung wurde 1948 der Staat Israel gegründet. Das Volk Gottes

• lebt wieder im verheißenen Land
• und in einem eigenen Staat
• und gelangt zu neuem Leben, was sich auch daran zeigt, daß immer mehr Juden in Jesus ihren verheißenen Messias erkennen und IHM nachfolgen.

Das ist ein Wunder vor unseren Augen.

So sicher wie diese Ereignisse eingetreten sind, wird sich auch die endgültige Wiederkunft Jesu ereignen.

Doch, als wollte Jesus unser zweifelndes Herz beruhigen, setzt ER Sein Siegel unter die Verheißungen und sagt:

„Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.“ D.h. sie haben ewigen Bestand, darauf können wir uns verlassen, egal was kommen wird!

Das bedeutet aber auch: All die Menschen, die keine Vergebung ihrer Sünden durch Jesus wollten, werden die Wiederkunft Jesu als Katastrophe erleben. Alle echten Gläubigen aber, ob verstorben oder lebend, werden mit Jesus vereinigt, wenn ER wiederkommt. – Dann sind wir am Ziel. So dürfen wir diese Adventsbotschaft vom kommenden Erlöser mit großer Freude in unser Herz aufnehmen und Jesus, unserem HERRN, ganz und gar vertrauen und IHN sehnsüchtig erwarten!

Bleibt die wichtigste Frage: Werden wir persönlich mit dabei sein? Wirst Du mit dabei sein?

Amen.

Prädikant Wolfgang Wilke, Köln, 07.12.2008