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Tut Buße – das Himmelreich ist nahe herbeigekommen

Johannes spricht: „Tut Buße; das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ (Matthäus 3,2)

Jesus spricht: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium.“ (Markus 1,15)

Johannes kommt als die Stimme des Rufenden und predigt allen eine Taufe der Buße und stellt es durch solche Predigt unaufhörlich fest als die Wahrheit, daß alle Menschen Sünde haben. Die einen glauben Johannes als der Stimme des Evangeliums; sie halten solche erschütternde Predigt für wahr und stehen also geniedrigt und zitternd im Gehorsam: sie anerkennen, daß sie Sünder sind; sie mögen sich selbst etwas bewußt sein oder nicht, so glauben sie doch Johannes mehr als sich selbst. Und die sind fähig, die Gnade zu fassen; sie hungern nach der Gerechtigkeit; um Trost ist ihnen bange; sie sind geistlich arm, gelassen und willig, sich führen zu lassen. Darum kommt Christus, das Reich der Himmel, in sie, er, der da kommt, die Sünder selig zu machen. Die andern aber, die um ihre eigene Gerechtigkeit wissen, glauben nicht, daß es wahr ist noch sie selbst etwas angeht, wenn da gefordert wird: Tut Buße! Sie werfen vielmehr ein: wir sind gerecht; wir wissen von keiner Sünde. Sie wollen nicht hören den fremden Klang des Evangeliums, daß sie Sünde tun und Toren sind; vielmehr glauben sie, das Evangelium sei falsch und eine Lüge… Die Sünden werden nur denen vergeben, die sich in ihnen nicht wohl fühlen; das nämlich heißt Buße tun. Da unser Meister und Herr Jesus Christus spricht; Tut Buße, will er, daß das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden eine stete oder unaufhörliche Buße sein soll.

„So steht’s geschrieben, daß Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage, und daß gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem.“ (Lukas 24,46.47)

Buße predigen heißt nichts anderes, denn die Leute als Sünder schelten und sagen, sie sollen sich bessern. In summa, Buße predigen heißt den Leuten vorhalten, daß sie in einem verdammlichen Stand und Wesen seien, da es unmöglich sei, daß sie können selig werden, wo sie sich nicht bekehren und anders werden. Weil nun Christus will, daß solche Bußpredigt soll gehen unter alle Völker, so will er keinen Menschen auf Erden entschuldigt noch ausgenommen haben, sondern will, daß sie sich alle für Sünder beschuldigen. Ja, weil er will, daß solche Predigt zu Jerusalem, unter dem Volk Gottes und an dem heiligsten Ort soll angehen, so schilt er auch als Sünder die, so sich heilig dünken, und will, daß man auch den Pharisäern (und Schriftgelehrten) sagen soll, daß sie sich bessern; denn sie machen’s ärger denn Huren und Buben, sintemal sie sich noch für fromm und heilig achten, als bedürften sie solcher Bußpredigt nicht. Darum verdammt der Herr Christus mit diesem Befehl die ganze Welt, und schilt alle Menschen Sünder, Juden und Heiden und will, so wir begehren selig zu werden, daß ein jeder auf seine Knie fallen, seine Hände aufheben und sagen soll: Herr, ich bin ein Sünder; mir ist not, daß ich mich bessere. Ich kann es aber nicht. Darum, Herr, sei mir gnädig und hilf mir. Wer solches tut, und an all seinem Leben und Tun verzagt, da kommt denn das andere Stück, das da heißt: Vergebung der Sünden. Dieselbe will der Herr, daß man auch soll predigen, daß also vornehmlich darum zu tun ist, daß wir erkennen, daß wir Sünder sind, und danach um Gnade bitten. Amen.

Quelle: Dr. Martin Luther, Christlicher Wegweiser für jeden Tag, Hamburg, 1980, S. 383-385.