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Christenverfolgung im Nahen Osten

Donnerstag 14. Oktober 2010 von European Info Press


European Info Press

Die Unterdrückung und Verfolgung christlicher Araber in islamischen Staaten nimmt immer erschreckender Ausmaße an, nicht allein im Irak. Dort jedoch erscheint der Terror radikaler Moslems besonders beängstigend: im Zweistromland, aus dem Abraham einst ins Gelobte Land weiterzog, ist die Verfolgung der christlichen Minderheit an der Tagesordnung: Christen werden bedroht oder entführt, Kirchen abgefackelt, Klöster zerstört und Geistliche ermordet. Fast eine Million Christen sind bereits aus diesem Land des Schreckens geflohen.

Die bedrängte Situation vor allem der katholischen Gemeinden im Nahen Osten war Anlaß für den Vatikan, nun zu einer Sondersynode nach Rom einzuladen, die sich mit der Verfolgung der Christen im Nahen Osten befaßt. Etwa 180 führende Kirchenmänner, Patriarchen und Bischöfe kamen zu diesem Krisentreffen, das am 10. Oktober in Rom begann und zwei Wochen dauern wird.

Im Nahen und Mittleren Osten leben heute ca 500 Millionen Moslems und etwa 20 Millionen Christen – eine relativ kleine Minderheit also, die durch den islamischen Fanatismus immer mehr an den Rand gedrängt oder zur Flucht genötigt wird. Als Papst Benedikt XVI. zur römischen Sondersynode einlud, erklärte er realistisch: „Die Geschichte hat uns zu einer kleinen Herde gemacht.“

Zum Auftakt der Nahost-Synode warnte das Oberhaupt der katholischen Kirche in einer frei gehaltenen Ansprache vor „falschen Götzen“ und vor Terrorismus, der den Namen Gottes für Gewaltanwendungen mißbrauche. Der Pontifex beklagte sodann den Versuch neuzeitlicher Ideologien, Gott zu „entmächtigen“.

Zu den falschen Götzen, die entlarvt werden müßten, zählte der Papst neben terroristischen Ideologien vor allem Drogen und einen Lebensstil, der sich gegen Ehe und Familie richtet. Wie in den ersten christlichen Jahrhunderten seien verfolgte Gläubigen dazu bereit, “mit dem Blut der Märtyrer und dem Leiden der Kirche” die Anbetung falscher Götter zu bekämpfen, erklärte der Papst vor den fast 200 Patriarchen und Bischöfen aus dem Nahen Osten.

Das vatikanische Synodenpapier, das die Krisensitzung in Rom vorbereitet, schildert ausführlich die Unterdrückung christlicher Gemeinden durch den „politischen Islam“ und durch zunehmende „extreme Strömungen“ in diesen Staaten – sei es im einstmals christlichen Libanon (hier herrscht vor allem der Terror der israelfeindlichen Hisballah), im Iran, Irak oder Iran, von Saudi-Arabien ganz zu schweigen: dort gibt es kein einziges christliches Gotteshaus.

In der öffentlichen Debatte um den Konflikt zwischen Israel und Palästinensern werden die christlichen Araber oft vergessen. In den letzten Jahrzehnten wuchs der Druck auf diese „Palästinenser“, freilich nicht durch die Israelis, sondern durch das Vordringen des Islam und seiner militanten Organisationen wie Hamas, Hisballah oder Dschihad.

Diese Zwickmühle „zwischen allen Stühlen“ hat mitunter zur Folge, daß sich christliche „Palästinenser“ weniger aus Überzeugung, sondern wohl oft eher aus blanker Angst ablehnend zu Israel äußern und pro-arabische Lippenbekenntnisse abgeben, weil sie andernfalls Vergeltungsschläge extremer Moslems fürchten.

Seit Einführung der “Palästinensischen Autonomiebehörde“ verringerte sich der christliche Bevölkerungs­anteil in diesen Gebieten immer weiter. Nur 3% der dort lebenden Araber sind Christen (meist orthodox oder katholisch). Manche von ihnen sind mit Juden verheiratet. In Nazareth gibt es besonders viele arabische Christen (20.000), wobei sie ein Drittel der Bevölkerung ausmachen.

Die schrittweise Durchsetzung der palästinensischen Selbstverwaltung (als Folge des Oslo-Abkommens) führte zu einer verstärkten Unterdrückung der christlichen Minderheit, weshalb viele auswandern. Bis Anfang der 80er Jahre war z.B. Bethlehem mehrheitlich von Christen bewohnt; heute leben dort über 80% Moslems.

Die Situation der arabischen Christen hat sich auch strafrechtlich verschlechtert. Die „Palästinensische Autonomiebehörde“ (PA) führte mit Zustimmung von PLO-Chef Arafat ein Gesetz ein, das den Landverkauf an Israelis als “Hochverrat” einstuft und mit der Todesstrafe ahndet. Im Mai 1997 bedrohte der damalige palästinensische Justizminister Freih Abu Medayin alle Araber mit der Todesstrafe, wenn sie Grundstücke an Israelis verkaufen. Zahlreiche Araber wurden seitdem hingerichtet – überdurchschnittlich viele von ihnen waren Christen.

Nach Protesten der US-Regierung erklärte Arafat seinerzeit, bei den Tätern handle es sich um “unbekannte Personen”. Ein Jahr später wurde aus der “Selbstjustiz” ein Gesetz, das sowohl den Käufer wie den Verkäufer mit der Todesstrafe belegt, wenn “arabisches Stammland” an Juden veräußert wird. Die PA berief sich zu ihrer Rechtfertigung auf ein altes jordanisches Gesetz, das man lediglich neu aufgegriffen habe. Es dient jedenfalls der Einschüchterung nicht allein der Christen, sondern letztlich aller arabischer “Untertanen”.

Vor allem unter christlichen Palästinensern greift also nicht selten die blanke Angst um sich, denn selbst Neutralität gilt im Herrschaftsbereich von Hamas und Co. als Zusammenarbeit mit Israel und damit als strafbare „Kollaboration“.

Anfang Januar 2001 exekutierte die PA zwei ihrer eigenen Leute (Allan Bani Odeh und Majdi Machawi), weil sie angeblich mit Israelis zusammengearbeitet hätten. Die Hinrichtung der Verurteilten wurde von hunderten Zuschauern verfolgt, die während der Exekution frenetisch riefen: “Allah u-Akbar!“ (Allah ist größer.) – Zwei weitere unbotmäßige Palästinenser wurden zum Tode verurteilt: Ali al-Hatib und Husa Din Musa aus Bethlehem. – Hana Alame und Waji Awadallah müssen lebenslängliche Gefängnisstrafen verbüßen. Diese Urteile wurden vom damaligen PLO-Chef Arafat persönlich unterzeichnet.

Solche Exekutiv-Kommandos sorgen für Angst und Schrecken unter Andersdenkenden. Der palästinensische Ex-Justizminister Medayin schätzt die Zahl der verhaßten „Kolloborateure“ auf ca. 20.000 Menschen. Er forderte sie auf, sich „freiwillig“ zu stellen und sich einem „fairen Prozeß“ zu unterziehen – glatter Zynismus, denkt man an die willkürlichen Strafgesetze und Exekutionen.

Dazu kommt, daß die PA systematisch Kinder dazu „erzieht“, den „Tod für Allah“ zu sterben. Im palästinensischen Fernsehen werden Eltern dazu aufgefordert, ihre Kinder als Shahids (Märtyrer) zu opfern – per Selbstmordattentat!

Felizitas KĂĽble, Leiterin des KOMM-MIT-Jugendverlags und des Christoferuswerks in MĂĽnster

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 14. Oktober 2010 um 10:09 und abgelegt unter Christentum weltweit.