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Streit um kirchliche Homo-Segnung in Dillenburg

Streit um kirchliche Homo-Segnung in Dillenburg

In Dillenburg, einer mittelhessischen Stadt mit ca. 25.000 Einwohnern, gehen die Wogen hoch: Die Auseinandersetzungen in evangelischen Gemeinden kreisen um die Frage, ob homosexuellen „Paaren“ eine kirchliche „Segnung“ im Sinne einer Quasi-Trauung gespendet werden darf oder nicht.

Anlaß für die erbitterte Kontroverse, die auch in den Leserbriefspalten der Regionalpresse ausgetragen wird, ist die für den 3. September 2010 vorgesehene Homo-Segnung von Klaus-Achim Wendel (CDU), dem Stadtverordneten-Vorsteher und dessen Lebensgefährten in der evangelischen Stadtkirche durch Pfarrerin Ulrike Schmidt. Standesamtlich sind die beiden Herren bereits „verpartnert“.

Der Wunsch zur kirchlichen Segnung ging folglich von Dillenburgs Parlaments-Chef und damit vom höchsten Repräsentanten der Stadt aus. Der als konservativ bekannte CDU-Kreisvorsitzende Hans-Jürgen Irmer dürfte darüber kaum entzückt sein, äußert er sich doch in dem von ihm herausgebrachten „Wetzlar-Kurier“ seit Jahrzehnten kritisch über Homosexualität.

Wie die evang. Nachrichtenagentur „Idea“ am 8. August 2010 berichtet, kommt aktuelle Kritik vor allem aus „pietistischen Kreisen“ in Hessen, denn für Evangelikale ist eine solche Segenshandlung „unvereinbar mit biblischen Aussagen“. Nicht wenige glaubenskonservative Protestanten aus der Kirchengemeinde von Pastorin Schmidt ließen sich offenbar „umgemeinden“, also in eine andere Gemeinde einschreiben.

Allerdings haben sich die evang. Kirchenleitungen auch bei diesem Thema längst dem Weltgeist angepaßt und daher in etlichen Synoden das Segnen „gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften“ abgesegnet, auch in Hessen-Nassau. Folglich kann sich Pfarrerin Schmidt bei ihrer geplanten Segnung in der Dillenburger Stadtkirche auf Beschlüsse kirchenleitender Gremien berufen.

Zudem sprang ihr Pfr. Karl Gottwald, Chef des dortigen Kirchenvorstands, sogleich hilfreich zur Seite: Im jüngsten Gemeindebrief erklärte er, aufgrund „neuester medizinischer Erkenntnisse“ könne man Homosexualität durchaus als „Schöpfungsvariante“ ansehen, immerhin komme sie auch im Tierreich vor: „Im Vogelpark Uckersdorf haben wir schwule Flamingos“, ließ er seine Gemeindemitglieder wissen.

Derlei Weisheiten wurden sogar von der weltlichen „Wetzlarer Neuen Zeitung“ als „peinlich“ bezeichnet. Auch der ehem. evang. Dekan von Dillenburg, Dietrich Eizenhöfer, hält den Hinweis auf die Tierwelt für unangebracht: „Oder können reißende Raubtiere begründen, daß Menschen – als Schöpfungsvariante – ein Recht hätten, sich wie Raubtiere aufzuführen?“

Es sei, so der Theologe in seinem Leserbrief, „von Gottes Wort und Willen her nicht zu begründen“, daß die hessen-nassauische Synode eine Segnung homosexueller „Partnerschaften“ erlaubt habe: „Die Kirche kann im Auftrag Gottes nur das segnen, was Gott wohlgefällig ist.“

Auch in den Leserbriefspalten der „Neuen Wetzlarer Zeitung“ wurde kontrovers diskutiert. In der online-Ausgabe vom 20.8.20 findet sich z.B. folgende Zuschrift: „Aus diesem Grunde bin ich nach einer “Unterhaltung” mit unserem Pfarrer aus dem Verein ausgetreten. Eine Kirche, die sich nach dem 68er-Zeitgeist ausrichtet, kann ich nur als Verein bezeichnen. Die Gutmenschen sollten mal ihre Bibel lesen, falls sie überhaupt eine besitzen.“

Auch seitens pietistischer „Gemeinschaftsverbände“ kam Kritik auf. So erklärte Karlheinz Grebe, Vorsitzender des Evang. Gemeinschaftsverbandes Herborn, das gegenwärtige „Lehr- und Leitungs-Chaos“ bedeute eine weitere Zerstörung der Kirche. Die Heilige Schrift bezeuge, daß Gott eine homosexuelle Praxis nicht dulde. Freilich werde nicht der Sünder als Person verurteilt, sondern sein sündiges Verhalten.

Felizitas Küble, Leiterin des KOMM-MIT-Jugendverlags in Münster (Quelle: European Info Press (www.eip-news.com [1]), 09.08.2010)