- Gemeindenetzwerk - https://www.gemeindenetzwerk.de -

Aldous Huxley und sein Einfluß

Aldous Huxley und sein Einfluß auf „evangelikale“ Spiritualität

Aldous Huxley (1894 – 1963), Enkelsohn von Thomas Huxley, der als Darwins „Bulldogge“ bezeichnet wurde, ist Autor des Klassikers „Tapfere (schöne) neue Welt“. Ähnlich wie George Orwells „1984“ schildert es eine Zukunft, in welcher der Mensch das Maß aller Dinge geworden, zur totalen Autonomie ausgereift ist und Gott restlos abgedankt hat. Aldous Huxley gilt auch als Vater der Droge, besonders für die studentische Welt, durch sein Essay „The Doors of Perception“ (Die Pforten der Wahrnehmung). Er beschreibt in diesem 1954 erschienenen Werk die Auswirkungen von halluzinogenen Drogen wie LSD und Meskalin auf das menschliche Bewusstsein und öffnete sich intensiv für die Mystik. Was hat Aldous Huxley nun mit christlicher Frömmigkeit oder gar Spiritualität zu tun? Auf den ersten Blick scheinbar gar nichts.

Doch wenden wir uns einem der beliebtesten katholischen Geistlichen zu, nämlich Henri Nouwen. Er war römisch-katholischer Priester und einer der einflussreichsten christlich-spirituellen Autoren des 20. Jahrhunderts. Der Holländer starb 1996 an einem Herzinfarkt. Dennoch wird sein literarisches Werk – über 40 Bücher – immer wieder verwertet, so auch im Sonderheft zum „Jahr der Stille 2010“ der Zeitschrift Aufatmen. Diese Sondernummer erlebte eine sensationelle Auflage von über 250.000 Exemplaren. Darin wird festgestellt, Henri Nouwen war einer der einflussreichsten Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts (ibid. S. 35).

Im Gründungsjahr von „Aufatmen“, 1996, konnte man in diesem Magazin lesen, wie neben Peter Wagner, John Wimber, Richard Foster, Ronald Sider und etlichen anderen, die das evangelikal-ökumenische Spektrum repräsentieren sollen, auch Henri J. M. Nouwen genannt ist. Von ihm und diesen anderen Persönlichkeiten wird ausdrücklich gesagt:  „ – alle Namen also, die mit Fug und Recht auch in dieser Zeitschrift einen Platz haben könnten und unsere Ziele teilen“ (Aufatmen, Heft 3/1996, S. 31).

Jahre später wird ganz offen erwähnt: „Ausdruck der neuen Betonung der persönlichen Gottesbeziehung war 1996 auch die Gründung der Zeitschrift Aufatmen, die sich dieser Thematik besonders verpflichtet weiß. Spiritualität, ein lebendiger geistlicher Lebensstil, ist heute zu einem mehrheitsfähigen Thema geworden, das auch in der weiteren Gesellschaft Widerhall findet und sich nicht nur aus eindeutig christlichen Quellen speist …“ (Aufatmen, Heft 4/2005, S. 15).

Gerade darauf möchte diese kurze Darlegung hier aufmerksam machen.

Henri Nouwen erklärt nun in seinem Buch Here and Now: The God who dwells in our inner sanctuary is the same as the one who dwells in the inner sanctuary of each human being. „Der Gott, der in unserem inneren Heiligtum wohnt, ist derselbe, der im inneren Heiligtum eines jeden Menschen wohnt.“ (Henri Nouwen, Here and Now – Living in the Spirit, Crossroad Publishing Co., S.22).

Nouwen: Today I personally believe that while Jesus came to open the door to God’s house, all human beings can walk through that door, whether they know about Jesus or not. Today I see it as my call to help every person claim his or her own way to God „Heute glaube ich, obwohl Jesus kam, um die Tür zu Gottes Haus zu öffnen, dass alle Menschen durch diese Tür gehen können, ob sie Jesus kennen oder nicht. Heute sehe ich es als meine Berufung, jeder Person zu helfen, ihren eigenen Weg zu Gott in Anspruch zu nehmen.“ (Henri Nouwen, Sabbatical Journey, 1998, S.51).

Henri Nouwen wurde entscheidend von Thomas Merton geprägt, den man eigentlich als seinen Mentor bezeichnen kann. In seinem Buch Thomas Merton: Contemplative Critic „Thomas Merton: Kenner der Kontemplation“ spricht Nouwen über die „neue Sicht“, zu der ihm Merton verholfen hat und bekennt, dass Merton und sein Werk „einen derartigen Einfluss“ auf sein Leben hatten, dass er die Person war, die ihn am meisten inspirierte. (Henri J.M. Nouwen, Thomas Merton: Contemplative Critic, San Francisco, CA: Harper & Row Publishers, 1991, Triumph Books Edition, S.20).

Der Trappistenmönch Merton (1913 –1968) wiederum war stark beeinflusst von besagtem Aldous Huxley. Dieser war einer seiner Lieblingsautoren und durch dessen Buch, Ends and Means, kam Merton zum ersten Mal „in Kontakt mit dem Mystizismus“ (Ebd., S. 3). Merton schreibt: „Er [Huxley] war sehr belesen und hatte eine tiefe und scharfsinnige Einsicht in alle Arten christlicher und orientalischer Literatur über Mystik, und er kam zu der erstaunlichen Einsicht, dass all dies weit davon entfernt war, lediglich Träumerei oder Magie oder Scharlatanerie zu sein, sondern es war sehr real und sehr aufschlussreich“ (Ebd., S.20).

Der Mann, der Aldous Huxley mit der Droge in Verbindung brachte, war Aleister Crowley, der als der größte Satansmagier des 20. Jahrhunderts gilt. Huxley wurde 1929 von ihm in den „Isis-Urania Temple of Hermetic Students of the Golden Dawn“ eingeführt. („Kommt das Zeitalter des Wassermanns?“, August 1980, Krieg dem Rauschgift, S. 43).

Kurz vor seinem Tod ließ sich Aldous Huxley von seiner zweiten Ehefrau Laura 100 Mikrogramm LSD verabreichen. Er wollte auf einem Trip sterben. Seine Frau las ihm dabei aus dem Tibetanischen Totenbuch vor.

Es ist dies hier eine einfache Zusammenfassung, doch sie sollte zumindest zum Nachdenken anregen. Es drängt sich nämlich der Verdacht auf, dass einerseits der Verführer als brüllender Löwe umhergeht und über die Droge und LSD in die okkulte und rebellische Welt hineinführt, im frommen Lager aber als Engel des Lichts auftritt und durch immer aktuellere „Stilleprogramme“ in die mystisch-ökumenische Frömmigkeit hineinführt.