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Die Frage der Frauenordination aus der Sicht einer Frau

Antje-Marianne Kloht
Die Frage der Frauenordination aus Sicht einer Frau

Eine Ordination zum geistlichen Amt bedeutet Auftrag für autoritatives Lehren und Leiten einer Kirchengemeinde. Es besteht kein Zweifel, dass Frauen gleiche Fähigkeiten haben wie Männer – aber Christen befragen bei allen Entscheidungen in erster Linie Gottes Wort. Dieses ist leider beim Thema Frauenordination etwas durch Emotionen verdeckt, weil es über manche Jahrhunderte – leider auch in der christlichen Gemeinde – eine Unterdrückung der Frau gegeben hat. Doch ein solches falsches Verhalten ist ausschließlich auf die „Herzenshärte“ (Mk. 10,5) und den Unglauben der Männer zurückzuführen und keinesfalls auf die Bibel. Die Gegenreaktion in der Form des modernen Feminismus basiert ebenfalls nur auf Herzenshärte und Unglauben der Frauen.

Im Vergleich der drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam wird deutlich, dass die Bibel als Grundlage des Judentums und Christentums keinerlei Abwertung der Frau kennt. Der Koran dagegen erlaubt z.B. das Schlagen der Ehefrau – Sure 4 Vers 38/34.

Wo das Neue Testament von der Unterordnung der Frau spricht, wird zuvor die gegenseitige Unterordnung genannt (Eph. 5,21.22), und in 1.Kor. 11,3 wird die Unterordnung der Frau durch das Hauptsein des Mannes ausgedrückt. Der Mann hat nach dieser Stelle im 1. Korintherbrief seinerseits ein Haupt über sich: Jesus Christus. Und wenn wir lesen, dass Gott das Haupt des Christus ist, dann ist das letzte Missverstehen ausgeräumt, als ginge es um etwas anderes als um eine sachliche Ordnung (das zeigt auch der griechische Wortstamm tassein) Bei dem Begriff „Unterordnung unter ein Haupt“ an einen Machtmissbrauch Gottes über seinen Sohn Jesus Christus zu denken, wäre absurd, ebensowenig kommt ein Machtmissbrauch Jesu als Haupt über den Mann in den Blick – und genauso wenig ein Machtmissbrauch des Mannes über die Frau! Wo der sündige Mensch Fehler macht, können wir diese nicht der Bibel anlasten. (An dieser Stelle soll aber einmal darauf hingewiesen werden, dass Männer, die ihr Hauptsein mißbraucht haben, unendlich viel Leid über Frauen gebracht haben.)

Das Leben in dieser Welt funktioniert nur in einer Ordnung. So haben sich Menschen der Regierung unterzuordnen (Rö. 13,1-7), wobei bibelbegründete Ausnahmen von diesem Gebot auch Leidensbereitschaft beinhalten. Doch im Prinzip ist ein schlechter Staat immer noch besser als gar keiner – denn die Alternative wäre absolutes Chaos. Für Christen gilt: „Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott was Gottes ist“. Damit weiß der Bibelleser zwischen dem Reich dieser Welt und dem Reich Gottes zu unterscheiden.

Gottes Wort sagt hinsichtlich der Errettung: „Da ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus“ (Gal. 3,28). Aber hinsichtlich der Ordnung in der Gemeinde auf Erden gilt – neben vielen Bereichen, die der Frau offen stehen – ein einziges Verbot: Die Frau soll nicht in der Gemeindeversammlung (also über Männer und Frauen stehend) lehren.

Sicherlich kommt hier als Begründung ins Spiel, dass es beim ersten Menschenpaar die Frau war, die sich in ein Gespräch mit dem Teufel einließ. Bei allen Entschuldigungen, die sich dafür und für ihre daraus folgende Handlung finden lassen, auch angesichts des gleichen Ungehorsams eines schwächlichen Adam, ist die Tatsache nicht aus der Welt zu schaffen, dass Gott einst das Gleichgewicht wiederherstellte, indem er Adam erneut als Autorität für die Frau einsetzte (l.Mose 3,16). Diese Ordnung nun abzuschaffen ist dem Menschen nicht gestattet, weil es ohne Ordnung nicht geht, und weil gar eine Umkehrung in ihr Gegenteil (bis hin zur Unterdrückung des Mannes durch die Frau) nur zum Schaden der Menschen und Familien ist.

Es ist müßig, zur Abwehr von Frauenordination Beispiele anzuführen, wo Frauen Irrlehren in die Gemeinde gebracht haben, denn es gibt mindestens genau so viele Beispiele, wo Männer die Gemeinde verführten, oder wo Männer eine Isebel in den Sattel hoben oder bei ausdrücklicher Männerleitung eine „Mutter“ anbeten und sich gar als Mutterkirche bezeichnen! (vgl. Offb. 2,20). Manche Pfarrerin mag eine bessere Predigt halten als mancher Pfarrer, aber darum geht es nicht, sondern es geht um das Durchbrechen einer göttlichen Verordnung, es geht um einen ersten Schritt in den Ungehorsam. Jede Sünde hat die Tendenz, weitere Sünden nach sich zu ziehen (fortschreitend bis hin zur Verblendung).

Wer die Frauenordination bejaht, verneint damit gleichzeitig die Inspiration und die volle Gültigkeit der Bibel. Ist das Vertrauen in Gottes Wort erst an einer Stelle gelockert, wer soll dann glauben, dass die anderen Aussagen Gottes – z.B. die Erlösung und das ewige Leben – glaubwürdig sind? Oder sollen wir nur glauben, was uns Frauen gerade passt? Zum Beispiel: Wie Jesus sich ausdrücklich auch Frauen zuwendet; oder wie eine Frau durch die Salbung Jesu bewies, dass sie ihren HERRN besser kannte als alle männlichen Jünger, und dass es Frauen waren, die als erste die Auferstehung Jesu bemerkten. Frauen, die zu den männlichen Jüngern geschickt wurden, um ihnen die erste Osterpredigt zu halten: „Der HERR ist auferstanden!“ Aber wer wollte deshalb nun der Welt und der Gemeinde vorschreiben, welche Bibelstellen sie glauben darf und welche nicht?!

Der Apostel Paulus schreibt eindeutig: „Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre“ (1.Tim. 2, 12). Man möchte an dieser Aussage herumflicken, indem man sagt, dass dies ja nur eine Meinung des Paulus sei und nicht ein Wort des HERRN. Aber alle überlieferten Worte des Apostels Paulus wurden in der Person des Paulus von Gott als gültig durch Zeichen und Wunder bestätigt (2. Kor. 12,12). Wollten wir einem der Apostel absprechen, dass sie von Gott inspiriert und autorisiert waren, hätten wir eine Art Christentum ohne Schriftzeugnis, wie es leider weithin schon der Brauch ist: ein Scheinchristentum, von dem nicht nur Christen, sondern sogar manche Heiden abgestoßen sind.

Eine andere Aussage des Paulus steht im Zusammenhang mit der Unruhe in der Gemeinde, und muss sich nicht auf ein Lehren der Frau beziehen. „Die Frau schweige in der Gemeinde“ (1.Kor. 14,34). Damals saßen alle Frauen in der Synagoge auf der Empore, und es liegt nahe, dass sie den Gottesdienst durch Privatgespräche störten. Paulus kann hier kein absolutes Schweigen gemeint haben, denn im gleichen Brief behandelt er ganz selbstverständlich das öffentliche Beten und prophetische Reden der Frau in der Gemeindeversammlung. Göttliche Prophetie gibt es zwar heute nicht mehr, weder von Frauen noch von Männern (Offb. 22,18), aber diese Aussage des Paulus erhellt, dass die Frau sehr wohl auch in der Gemeinde laut etwas zu sagen hatte. Sein tadelndes „sie schweige“ kann sich also nicht auf alles Reden der Frau beziehen, und kann nicht Begründung sein, ihr den Mund zu verbieten! Doch autoritativ lehren vor Männern und Frauen in der Gemeindeversammlung, das soll sie nicht.

Wohlgemerkt: Die Frau hat (neben ihren speziellen Gaben: Einfühlsamkeit, Mütterlichkeit) in der Gemeinde auch lehrmäßig ein weites Feld: Sie lehrt andere Frauen (Tit. 2,3-5, Gutes lehrend-didaskalous), sie belehrt gemeinsam mit ihrem Mann sogar einen Lehrer des Evan-geliums (Apg. 18,26). Frauen sind dem Apostel Paulus Hilfe, Mitkämpferin am Evangelium, er empfiehlt Phöbe sogar als prostates / als Vorsteherin. (Auch hier ist genau zu unterscheiden zwischen organisatorischer Tätigkeit und gemeindeleitendem Lehren!)

Wenn Paulus gern als frauenfeindlich hingestellt wird, so möchte man nur die oberflächliche Schriftkenntnis der Massen ausnutzen. Erstens meint Paulus es lediglich praktisch (1.Kor. 7), wenn er in schwerer Verfolgungszeit (V.26) ein Unverheiratetsein vorzieht, weil dann die Sorge um die Familie entfällt – was übrigens ebenso für die ledige Frau gilt (vgl. 1.Kor. 7,34.40)! Und zweitens wertet Paulus die Frau niemals ab, auch nicht die Ehe, sondern er schreibt ausgesprochen achtungsvoll und hilfreich von ihr (Rö. 2,22; Eph. 5,25.28). Ja, Paulus deutet die Ehe sogar auf das Verhältnis zwischen Christus und der Gemeinde (Eph. 5,32), was ebenfalls nicht einfach seine Privatansicht ist, sondern was er als beglaubigter Apostel schreibt. Hinzu kommt: „Alle Schrift ist von Gottes Geist eingegeben …“ (2.Tim. 3,16).

Es ist also falsch, die Bibel mit beleidigten, feministischen Augen zu lesen, genauso wie es auch falsch ist, ein Recht des Mannes zur Unterdrückung der Frau herauszulesen! Paulus schätzt und lobt seine Mitarbeiterinnen, nennt sie oft in seinen Briefen, lässt sie grüßen. Er tadelt Frauen, wo es nötig ist (Phil 4,2). Er tadelt Männer, wo es nötig ist (2.Tim 4,9-16).

Jesus Christus hatte ein unverkrampftes Verhältnis zu Frauen. Er redete mit einer Samariterin (Joh. 4,7), er heilte die Tochter einer Heidin und lobte den Glauben dieser Mutter (Mt. 15,28). Zu seinen Nachfolgern als autoritative Lehrer hat er aber nur Männer gewählt, auch wählte Gott durch seinen Heiligen Geist nur männliche Lehrer für die inspirierte Niederschrift der Bibel. Ebenso: In Lehr-Ämter und als Älteste/ Bischöfe wurden nur Männer eingesetzt.

Frauen sind in der Gemeindezeit als Mitarbeiter und Diakone, als Vorsteher in besagter Be-grenzung tätig und werden im christlichen Raum sehr geachtet, zum Beispiel: „Ich empfehle euch aber unsere Schwester Phöbe, die eine Dienerin der Gemeinde in Kenchrea ist, …denn auch sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst. Grüßt Priscilla und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus“ (Rö. 16, 1-15). Euodia und Syntyche, „die mit mir gekämpft haben für das Evangelium“ (Phil. 4,3).

Antje-M. Kloht, Hannover
März 2010