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Interview mit Dr. Benjamin W. Bull, Vizepräsident des Alliance Defense Fund

Interview mit Dr. Benjamin W. Bull, Vizepräsident des Alliance Defense Fund

Seit vielen Jahren tritt der amerikanische „Alliance Defense Fund“ (ADF) für das Recht auf freie Religionsausübung von Christen ein, wie es inzwischen auch in der westlichen Welt immer größeren Einschränkungen unterliegt. Der ADF beläßt es dabei nicht bei bloßen Stellungnahmen und Appellen. Vielmehr unterstützt er Christen aktiv bei der Wahrnehmung ihrer Rechte – in Amerika und immer mehr auch weltweit. Dr. Benjamin W. Bull, mit dem wir das folgende Gespräch geführt haben, ist Vizepräsident des ADF und zugleich der Leiter von dessen internationaler Abteilung. Bull wurde 1975 an der University of South Carolina in Jura promoviert und hat sein Studium danach noch an so prominenten amerikanischen Universitäten wie Harvard und Stanford abgerundet. Bull hat inzwischen mehr als 300 Prozesse geführt, von denen mehrere das höchste amerikanische Gericht, den Supreme Court, beschäftigt haben. Tätig geworden ist er jedoch ebenso am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg wie auch bei der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Der ADF ist dabei auf der Suche insbesondere nach geeigneten europäischen Juristen, die bereit und in der Lage sind, sich für „Christenrechte“ zu engagieren.

Benjamin W. Bull [1]AUFBRUCH: Herr Dr. Bull, würden Sie unseren Lesern in Deutschland bitte kurz den „Alliance Defense Fund“ (ADF) vorstellen? Wie alt ist ihre Organisation, wer waren die Gründer, welche Kirchen stehen hinter ihm und was sind die wichtigsten Ziele?

Dr. Bull: Der ADF ist ein christlicher „Rechtsdienst“, dessen Ziel es ist, die Tür für die Verkündigung des Evangeliums offen zu halten. Der ADF wurde 1994 durch die aufopferungsvollen und großherzigen Bemühungen von 35 christlichen Leitern ins Leben gerufen, darunter einige allgemein sehr anerkannte Größen wie Dr. James Dobson von „Focus on the Family“, Dr. Bill Bright von „Campus für Christus“ und andere. Die Gründer waren überzeugt, daß es dringend geboten sei, sich in einer Christuszentrierten Initiative für die volle Wahrung der Freiheit der Gläubigen, das Evangelium zu hören und zu bezeugen, einzusetzen. Unsere Hauptziele sind entsprechend die Verteidigung der Religionsfreiheit, der Schutz der Heiligkeit des Lebens und die Verteidigung von Familie und Ehe, diese verstanden als die Vereinigung eines Mannes und einer Frau. Unser Motto ist Johannes 15,5: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun“.

Inzwischen beschäftigen wir 150 Vollzeitkräfte in acht Büros in den Staaten sowie einen Vollzeitjuristen im Ausland. Wir arbeiten mit insgesamt 1600 Anwälten in den USA und weltweit zusammen. Alle haben an unserer juristischen Fortbildung teilgenommen und sich verpflichtet, 450 Stunden ehrenamtlich für das Reich Gottes und die Religionsfreiheit zu arbeiten. Wir haben weiterhin ein Stipendium zur weltanschaulichen und naturrechtlichen Schulung für christliche Jura-Studenten geschaffen, das Blackstone Legal Fellowship. Jährlich geben wir mehr als 1,3 Millionen Dollar für Prozesse in Sachen Religionsfreiheit aus. In unserem Stab haben wir 40 Vollzeitjuristen, die sich größtenteils selbst an den Prozessen beteiligen. Weltweit arbeiten wir mit mehr als 300 Partnerorganisationen zusammen.

AUFBRUCH: Denken Sie, daß eine Organisation wie die Ihre heutzutage nötiger ist als in früheren Zeiten? Wenn ja: können Sie uns die aktuelle Lage in den USA kurz beschreiben?

Dr. Bull: Die Kirche ist heute sehr grundsätzlichen und sich stets noch steigernden Angriffen ausgesetzt. Radikal-säkulare Organisationen haben während des letzten Jahrhunderts und auch im laufenden Jahrzehnt konsequent daran gearbeitet, den christlichen Glauben aus dem öffentlichen und Alltagsleben ganz verschwinden zu lassen. Indem sie eine Weltanschauung propagieren, die von einer radikalen Autonomie des Menschen und von der Leugnung Gottes ausgeht, versuchen diese finanziell bestens ausgestatteten Organisationen, die Kirche und alles, wofür sie steht, zu zerstören. Solche Organisationen, wie etwas ACLU [die linksliberale „Amerikanische Bürgerrechts-Union“] und ihre Verbündeten, verfolgen eine Langzeitstrategie, wenn sie Jahrzehnt um Jahrzehnt neue Erfolge erringen. Diese Erfolge haben auch damit zu tun, daß die Christen sich zu spät auf dem Rechtswege gegen die neuen Herausforderungen zur Wehr gesetzt haben. Der ADF wurde gegründet, um hier entgegenzuwirken – hätte es ihn schon vor 100 Jahren gegeben, sähe nach meiner Überzeugung heute vieles ganz anders aus. Denn heute wird das Christentum in Amerika in nahezu jeder Hinsicht attackiert. Zwar wirkt der erste Zusatzartikel unserer Verfassung, der die freie Religionsausübung, die freie Rede und das Vereinigungsrecht garantiert, noch immer als eine Art Schutzschild für den Glauben. Dennoch arbeiten linke Richter aktiv daran, diesen Schutz praktisch auszuhebeln. Wenn ich das sage, darf ich zugleich hinzufügen, daß wir selbst dankbar eine Erfolgsrate von 81% in den Fällen, die wir durchgefochten haben, nennen können, wobei wir seit unserer Gründung auch in 35 Fällen vor dem Obersten Gerichtshof der USA erfolgreich gewesen sind. Die größte Herausforderung für uns ist, daß die Gegenseite einen Vorsprung von 90 Jahren und einer halbe Milliarde Dollar hat.

AUFBRUCH: Was sind die wichtigsten konkreten Änderungen und Herausforderungen, denen sich Christen in Amerika heute ausgesetzt sehen?

Dr. Bull: Ich würde sagen, daß die größte Herausforderung für Christen in den letzten Jahren das Aufkommen und der Vormarsch der Homosexuellen-Agenda ist. Viele, die diese Dinge nicht aus der Nähe kennen, meinen, es ginge dabei hauptsächlich um die „Homo-Ehe“. Diese Sicht enthält eine gefährliche Verkürzung. Die Homosexuellen-Agenda umfaßt eine soziopolitisch-juridisch-ökonomische Gesamtprogrammatik, die in letzter Instanz nur dann erfolgreich sein kann, wenn es ihr gelingt, die Kirche, wie wir sie kennen, zu zerstören. So blaß und blutleer die Kirche in ihrer gegenwärtigen Verfassung auch sein mag, so repräsentiert sie doch den Sachgehalt objektiver Wahrheiten über Gott, die Gerechtigkeit, die Moral, den Unterschied von Gut und Böse wie auch die Tatsache, daß wir für unsere Übertretungen einmal zur Rechenschaft gezogen werden. Die Homosexuellen-Agenda vertritt demgegenüber eine existentialistische, radikal-autonome Weltanschauung, die alle absoluten Größen verwirft und objektive Moralbegriffe, ja überhaupt die Existenz von Gut und Böse bestreitet. Wenn dieses Weltbild mit dem christlichen zusammenstößt – und dies geschieht inzwischen immer häufiger –, dann zielen die Homo-Aktivisten mit Rechtsmitteln auf eine Beseitigung der Gewissensfreiheit, des Rechts auf freie Religionsausübung, des Versammlungsrechts und des Rechts auf freie Rede für Christen. Wir sind derzeit direkt mit mehreren Fällen befaßt, die diesen Punkt veranschaulichen. In New Mexiko vertreten wir einen privaten christlichen Photographen, der sich aus Glaubensgründen geweigert hatte, bei eine lesbischen „Heirat“ Aufnahmen zu machen. Der Staat und das lesbische Paar vertreten gegen ihn die Auffassung, daß es eine Art „Rechtsverpflichtung“ für den christlichen Photographen gegeben habe, an der lesbischen Zeremonie teilzunehmen, obwohl es hunderte nicht-christlicher Photographen gab, die einen Auftrag hätten übernehmen können, der den Grundüberzeugungen des christlichen Photographen vollständig widersprechen mußte. In New Jersey vertreten wir eine Kirchengemeinde, die die Durchführung einer homosexuellen „Verpartnerung“ in den eigenen Gebäuden verweigert hat. Die „homosexuellen Partner“ und der Staat (mit Einschluß der Finanzbehörde) haben die Gemeinde auf Schadensersatz verklagt und fordern eine rückwirkende Aufhebung der Steuerbefreiung für sie. Sollte diese Klage Erfolg haben, würde sie mit der vollständigen Auslöschung der betreffenden Kirchengemeinde enden. Wir waren außerdem befaßt mit der infamen Kriminalisierung des schwedischen Pastors Åke Green, der drei Jahre lang gerichtlich verfolgt wurde, weil er in einem Sonntagsgottesdienst in seiner eigenen Gemeinde direkt aus Römer 1, 26-29 zum Thema Homosexualität gepredigt hatte. Eine Strafbarkeit im Sinne von „Volksverhetzung“, die Pastor Green zur Last gelegt wurde, sah erst in letzter Instanz der schwedische oberste Gerichtshof als nicht gegeben an. Alle diese Beispiele zeigen, daß immer dann, wenn die christliche Religionsausübung mit der Homosexuellen-Agenda zusammenstößt, der christliche Glaube Platz machen soll. Die Vertreter dieser Agenda gehen davon aus, daß eine wahre „Gleichheit“ nicht erreicht werden kann, solange die überlieferte Praxis und Lehre der Kirche noch nicht verschwunden sind.

Erwähnen muß ich außerdem die Gefahr einer radikalen Anwendung von „Antidiskriminierungs-Bestimmungen“ auf christliche Organisationen, Dienste und auch die Kirche selbst. Vertreter der Linken behaupten, daß es dabei nur darum gehe, Diskriminierungen auf Grund der Religionszugehörigkeit auszuschließen, und kein gerecht denkender Mensch wird dagegen etwas haben. Das Problem ist jedoch, daß die Gegner Christi aus den entsprechenden Gesetzen einen Knüppel gerade gegen christliche Dienste machen. Denn werden die Bestimmungen auf christliche Organisationen angewandt, ist das Ergebnis katastrophal: so sind schon viele christliche Organisationen an Universitäten und andernorts ausgeschaltet worden, weil sie verlangt haben, daß ihre Leiter bekennende Christen seien – was als Verstoß gegen das „Antidiskriminierungsgesetz“ gewertet wurde.

AUFBRUCH: Wie sieht es derzeit in der Abtreibungsdebatte in den Staaten aus? Und was sind die wichtigsten Änderungen, die durch die Wahl Obamas in dieser Frage bislang eingetreten sind?

Dr. Bull: Die Abtreibungsfrage hat bei uns auch etwas mit der Langlebigkeit bestimmter Richter am Obersten Gerichtshof zu tun. Derzeit sind vier von neun Richtern bereit, das sogenannte verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung zu „kippen“. Als kürzlich ein Abtreibungsbefürworter ausschied, hat Präsident Obama ihn durch eine Nachfolgerin ersetzt, die ebenfalls zum „liberalen“ Lager zählt. Überhaupt hat sich Obama, der im Wahlkampf große Summen von der Abtreibungslobby erhalten hat, sofort als ein starker Befürworter der Abtreibung gezeigt. Als Senator in Illinois hatte er früher bereits gegen ein Gesetz votiert, in dem es darum ging, gesunde Babies, die einen gescheiterten Abtreibungsversuch überlebt hatten, vor einer nachträglichen Tötung zu schützen. Eine Reihe von Kliniken in Illinois war nämlich zu der Praxis übergegangen, in solchen Fällen vollständig gesunde Babies außerhalb des Mutterleibes ohne Rechtsgrundlage einfach zu töten. Weiterhin hat Obama kurz nach Amtsantritt eine Bestimmung Präsident Bushs aufgehoben, die eine staatliche Förderung von internationalen Projekten, die Abtreibung unterstützen, untersagt hatte. Schließlich hat er die staatliche Finanzierung der verbrauchenden Embryonenforschung freigegeben. Obama ist ein lupenreiner „Pro choice“-Mann und kein Vertreter des Lebensrechts („Pro Life“).

AUFBRUCH: Soweit wir wissen, hat es im Zusammenhang mit der Volksabstimmung für oder gegen eine verfassungsmäßige Verankerung der Homo-Ehe in Kalifornien sogar physische Gewalt gegen Christen gegeben. Können Sie uns dazu Einzelheiten nennen? Wie hat der ADF reagiert?

Dr. Bull: In der Frage der „Homo-Ehe“ in Kalifornien hat der ADF das „Prop 8-Komitee“ vertreten, also jene Organisation, die sich erfolgreich für eine Festschreibung des klassischen Verständnisses der Ehe in der Verfassung eingesetzt und darüber auch eine Volksabstimmung initiiert hat. In der Zeit vor und unmittelbar nach der Entscheidung gab es viele Belästigungen, Vandalismus, Attacken und Übergriffe aller nur vorstellbaren Art gegen die Vertreter der traditionellen Eheauffassung. Zahlreiche Gottesdienste wurden von homosexuellen Aktivisten gestürmt und unterbrochen, Autos zerstört, Fenster eingeschlagen, Kirchgebäude und Autos mit unvorstellbar primitiven Sprüchen beschmiert und ähnliches mehr. Hunderte erhielten wiederholte Belästigungsanrufe, und mehrere Personen haben sogar ihren Arbeitsplatz verloren, weil sie das Volksbegehren finanziell unterstützt haben. Da das kalifornische Gesetz die Namen und Identitäten der Unterstützer nämlich öffentlich machte, war jedem, der es wissen wollte, bekannt, wer sich für die Ehe einsetzte. Dies führte zu Tausenden von Angriffen und Einschüchterungsversuchen gegen Christen. Der ADF hat jedoch verschiedene Maßnahmen gegen die Urheber ergriffen. Als erstes haben wir auf Bundesebene einen Prozeß gegen Personen und Organisationen angestrengt, die mit den Gottesdienststörern und Zerstörern von Kirchgebäuden zusammenarbeiteten; dieses Verfahren ist noch anhängig. Zweitens haben wir, gleichfalls auf Bundesebene, eine Verfassungsklage gegen das kalifornische Gesetz erhoben, das die Publikation der Namen der Unterstützer des Volksbegehrens forderte; auch dieses Verfahren ist noch in der Schwebe. Schließlich haben wir mit lokalen Strafverfolgungsbehörden zusammengearbeitet, um eine Strafverfolgung der Gesetzesübertreter vor Ort einzuleiten. Es gibt einen ausgezeichneten Artikel von Thomas Mesner, der die erstaunliche Breite und den Charakter der Straftaten gegen Unterstützer der Ehe aufzeigt; er findet sich unter folgender Internet-Adresse: http://www.heritage.org/Research/Family/upload/bg_2328-3.pdf.

AUFBRUCH: Von außen betrachtet, könnte man der Meinung sein, daß die Dinge in der Zukunft nur noch schlimmer werden würden. Was sind Ihre eigenen Erwartungen und Prognosen? Sehen Sie auch hoffnungsvoll stimmende Anzeichen?

Dr. Bull: Es ist wahr, daß es viele Anzeichen dafür gibt, daß die Angriffe auf den christlichen Glauben und seine Überzeugungen in Zukunft nur noch übler werden werden. Das sehen wir nicht nur in Amerika, sondern genauso in Europa. Allerdings ermutigt uns durchaus die Tatsache, daß immer dann, wenn wir vor Gericht oder auch an anderem Ort erscheinen, wir regelmäßig guten Erfolg haben. Ich habe vorhin den Fall des schwedischen Pastors Green erwähnt. Die schwedische Regierung hat hohe Summen dafür eingesetzt, um an ihm ein Exempel zu statuieren und so andere Pastoren davon abzuhalten, sich zu Fragen der Sexualmoral zu äußern. Ein anderer ADF-Jurist und ich selbst haben dann einen Schriftsatz eingereicht, in dem wir dafür argumentierten, daß die Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte eine Verurteilung ausschlösse und einen Freispruch erforderlich scheinen ließe. Wir haben uns mit dem Anwalt von Pastor Green einen ganzen Tag lang zusammengesetzt und sind auch mit ihm vor dem Gerichtshof erschienen. Die Entscheidung des obersten schwedischen Gerichtes hat dann unsere Auffassung zur Gänze übernommen und sie dem Freispruch zugrunde gelegt. Die Lektion aus diesem Vorgang ist, daß dann, wenn man Anwälte hat, die das Gesetz kennen und über adäquate Mittel verfügen, wir vor Gericht immer eher gewinnen werden als verlieren.

Lassen Sie mich aber noch folgendes hinzufügen! Ich erinnere mich, wie wir damals, als ich noch ein Kind war, die Bedrohung durch die scheinbar so mächtige, ja unbesiegbare Sowjetunion empfanden, die auf eine Welteroberung zuzugehen schien. Plötzlich aber fiel die Berliner Mauer, und die Sowjetunion brach unter der Last der Lügen zusammen, von denen sie gelebt hatte. Der größte Teil der radikal-säkularen, antichristlichen Weltanschauung ist auf einen vergleichbaren Bestand von Lügen gegründet: die Lüge, daß Ungeborene keine Menschen seien; die Lüge, daß das göttliche Sakrament der Ehe auf groteske Weise nach der politischen Agenda von irgend jemand zurechtgebogen werden könne; die Lüge, daß es keine objektive Wahrheit und keine letzte Gerechtigkeit gäbe; die Lüge schließlich, daß Jesus Christus nicht der Erlöser der Menschheit sei. Ich glaube, daß wir weit näher daran sind, die Kräfte, die sich Christus widersetzen, zurückzuschlagen, als wir es selbst oft wahrhaben. Wir machen einen Fehler, wenn wir die Welt nur mit den Augen des gefallenen Menschen betrachten. Der Herr kann weit über das hinaus, was wir wahrnehmen oder uns vorstellen, handeln, und wir wissen das. Er hat jedem von uns besondere und einzigartige Gaben gegeben, und wir sind einfach aufgefordert, sie zu Seiner Ehre und für Seine Zwecke einzusetzen. Und ich denke, daß es Ihm gefällt, wenn wir unsere Gaben einsetzen, um für die Freiheit für Christen, für die Ungeborenen und die Schwächsten unter uns zu kämpfen.

AUFBRUCH: Zum Abschluß noch eine Frage auch in eigener Sache! Was wären Ihre Vorschläge und Wünsche für eine intensivere Zusammenarbeit der Christen von beiden Seiten des Atlantiks?

Dr. Bull: Ich denke, es ist unsere Verpflichtung als Brüder und Schwestern in Christus für Gottes Sache gemeinsam zu wirken. Europäer und Amerikaner sind mit allem, was geschieht, heute so unlösbar miteinander verbunden, daß wir die Dinge nicht länger nur jeder für sich betrachten können. So kommen viele Angriffe auf den Glauben von Europa zu uns nach Amerika, aber ebenso viele beginnen in Amerika und wandern dann nach Europa. Es ist eine Schande für uns, daß die unbeschränkte Freigabe der Abtreibung aus den USA stammt und von hier nach Europa gelangte. Umgekehrt stammt die „Homo-Ehe“ aus Europa und gelangte erst von dort nach Amerika. Der Punkt ist, daß nichts isoliert geschieht. Um in unserem Kampf für die Religionsfreiheit erfolgreich zu sein, müssen wir unsere Aktivitäten sinnvoll aufeinander abstimmen. Wir als ADF würden gerne eine offene Zusammenarbeit sehen, wo immer es um die Sache Christi und deren Bedrohung geht. Europäische und amerikanische christliche Juristen und Intellektuelle sollten ernsthaft daran gehen, Allianzen und gemeinsame Strategien zu entwickeln. Das schließt einen dynamischen Austausch auf allen Ebenen ein – der Ebene der Information, der Strategien, der Finanzen. Und all dies muß mit vollkommener Demut getan werden. Der ADF arbeitet inzwischen, wie gesagt, weltweit, besonders auch in Europa, weil der Leib Christi dort direkt angegriffen ist. Dennoch sollten nach meiner Meinung es nicht in erster Linie amerikanische Anwälte sein, die europäische Christen verteidigen; wir brauchen vielmehr eine Generation von herausragenden christlichen Juristen und Leitern in Europa, die sich für die Christenrechte erheben, darunter das Recht, unseren Glauben mit andern zu teilen, unsere Überzeugungen auch zu lehren sowie frei und ohne Einschüchterung durch feindliche Organisationen oder auch den Staat Gottesdienst zu feiern. Wir glauben, daß der ADF eine Katalysatorfunktion haben kann, um weitere Christen in Europa für den Kampf bereit zu machen. Aber es sind die Europäer, die man hören muß. Wir verstehen uns selbst als ein Partner, der mit ihm verbundenen Partnern in Europa zusammenarbeitet. Zeit zu verlieren haben wir dabei keine.

AUFBRUCH: Herzlichen Dank für das Gespräch!

„Aufbruch“, Mitglieder- und Freundesbrief des EAD (Evangelischer Aufbruch in Deutschland), Dezember 2009