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Konflikt zwischen Russischer Kirche und EKD

Konflikt zwischen Russischer Kirche und EKD

Im Streit zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bleiben die Fronten verhärtet. In einem Interview mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ bekräftigte Erzbischof Ilarion (Alfejev), der Leiter des Kirchlichen Außenamtes, dass seine Kirche die neue EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Margot Käßmann, als Gesprächspartnerin ablehnt.

„Der Patriarch kann sich mit keiner Bischöfin treffen.“ Dies sei keine Frage des Geschlechts, sondern des Blicks auf die christliche Tradition. „Frauen können nicht in der Nachfolge der Jünger Jesu, der Apostel, stehen, wie das bei orthodoxen und katholischen Bischöfen der Fall ist.“

Ähnlich argumentiert Erzbischof Ilarion auch in seinem Antwortschreiben auf den Brief der EKD-Ratsvorsitzenden und des EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte an Patriarch Kirill vom 13. November. Zwar betont er in dem Schreiben sein Interesse an einer Fortsetzung des Dialogs zwischen Russischer Orthodoxer Kirche und der EKD, aber als seinen eigentlichen Ansprechpartner betrachtet er laut Spiegel-Interview Auslandsbischof Martin Schindehütte. Undiplomatisch war auch die Zustellung des Antwortschreibens: Das Patriarchat veröffentlichte seine Antwort bereits am 10. Dezember auf der Internetseite des kirchlichen Außenamtes, bevor es tags darauf per Post bei der EKD in Hannover eintraf.

Das Spiegel-Interview von Erzbischof Ilarion kommentierte die EKD-Synodenpräses, Katrin Göring-Eckardt mit den Worten: „An der Ratsvorsitzenden Käßmann vorbei wird es keinen offiziellen Dialog mit der Russischen Orthodoxen Kirche geben.“ – Es fehlt aber auch nicht an vermittelnden Stimmen im Streit zwischen der EKD und der Russischen Orthodoxen Kirche: So fand Anfang Dezember eine wissenschaftliche Tagung von evangelischen und russisch-orthodoxen Theologen zum 50jährigen Dialog beider Kirchen statt. Erzbischof Longin (Talypin), der Ständige Vertreter der Russischen Orthodoxen Kirche in Deutschland, sagte zudem, dass Erzbischof Ilarion am Ökumenischen Kirchentag 2010 in München teilnehmen wolle; ein Treffen mit Bischöfin Käßmann sei dabei nicht ausgeschlossen.

Im Gegensatz zu seiner Kritik an der EKD fand Erzbischof Ilarion beim Spiegel-Interview nur anerkennende Worte für die katholische Kirche: Papst Benedikt XVI. trete für „traditionelle christliche Werte“ ein und verstehe die Probleme zwischen beiden Kirchen sehr gut. Die Russische Kirche wolle einen Durchbruch in den Beziehungen zur katholischen Kirche: „Wir sind Bündnispartner und stehen vor den gleichen Herausforderungen: einem aggressiven Säkularismus.“

Benutzte Quellen: Der Spiegel, Nr. 51, 14. Dezember; KNA, 14. Dezember; epd-Wochenspiegel, 17. Dezember 2009 Glaube in der 2. Welt, 4.1.2010 (S.K.)