Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Wer ist ein Christ? Christ werden – Christ bleiben

Montag 4. Januar 2010 von Johann Hesse


Johann Hesse

Buchempfehlung: Thomas Zimmermanns, „Wer ist ein Christ? Christ werden – Christ bleiben“, 2. Auflage, Kolb Verlag, Mannheim 2009, 145 S., 9,80 €, ISBN 978-3-941422-08-7

In der Bergpredigt warnt Jesus seine Zuhörer: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel“ (Mt. 7,21). Jesus spricht von Menschen, die zwar seinen Namen anrufen und doch vom Himmel ausgeschlossen werden. Wer sind diese Menschen und woher kann man wissen, ob man zur einen oder anderen Gruppe gehört? Der Jurist und Schriftsteller Thomas Zimmermanns nimmt sich der dringlichen Aufgabe an, nach den biblischen Kriterien für die Unterscheidung zwischen echter Christusnachfolge und einem bloßen Namenschristentum zu fragen.

Ausführlich begründet Zimmermanns im ersten Teil des Buches, daß Christen von Gott auserwählte, gerechtfertigte und geheiligte Sünder sind. Der Autor geht hier auch auf die Frage der Willensfreiheit des Menschen ein und kommt zu dem Ergebnis, daß Gott den Menschen im Laufe seines Lebens ein- oder mehrmals in einen Zustand erweckt, in dem er sich mit freiem Willen für Gott entscheiden kann. Da Gottes Erwählung keine Vorherbestimmung zum Heil sei, kann der Christ auch wieder vom Glauben abfallen und sein Heil verwirken. Es fällt auf, daß sich Zimmermanns zwar mit calvinistischen Positionen auseinandergesetzt hat, an keiner Stelle aber mit den Argumenten Luthers. In Luthers Schrift „Vom unfreien Willen“ kann man nachlesen, „daß der freie Wille gänzlich ein göttlicher Name ist und keinem anderen zukommen kann als allein der göttlichen Majestät.“ Eine Auseinandersetzung mit dieser und anderen zentralen Aussagen Luthers wäre sehr wünschenswert gewesen.

Zimmermanns geht dann anhand der biblischen Zeugnisse der Frage nach, was das Wesen des Namenschristentums ist, wie es überhaupt entstehen kann und was die Kennzeichen eines bloßen Namenschristentums sind. Dabei ist es ausdrückliche Intention des Autors, daß der Leser sich anhand der biblisch erarbeiteten Kriterien in seinem eigenen Glaubensleben selber prüft, um einer möglichen Selbsttäuschung und falschen Sicherheit vorzubeugen.

Aus der biblisch begründeten Unterscheidung von wahren Christen und Namenschristen ergeben sich wichtige Schlußfolgerungen für die Gemeindepraxis. Zimmermanns kommt zu dem Ergebnis, daß Gott zwar wahre Christen und Namenschristen in der Gemeinde duldet (das „Corpus permixtum“, von dem das Augsburgische Bekenntnis in Art. 8 spricht), daß es aber auch zur Anwendung der biblisch gebotenen Gemeindezucht kommen muß, wenn etwa Irrlehre oder schwere Sünden vorliegen. In einer Zeit der ethischen Orientierungslosigkeit, in der das Wort „Gemeindezucht“ für viele Christen ein Fremdwort geworden ist, ein ebenso unbequemer wie wegweisender Befund.

Man muß mit dem Autor in Bezug auf die theologischen Ausführungen zur Erwählung, zur Willensfreiheit des Menschen und zur Verlierbarkeit des Heils nicht unbedingt übereinstimmen, seine biblischen Beobachtungen und Schlußfolgerungen zur Unterscheidung zwischen echtem und falschem Christentum sind jedoch ausgezeichnet und sollten von vielen Christen und Namenschristen in unserem Land mit der Bereitschaft zur kritischen Überprüfung des eigenen Bekenntnisses und Lebens gelesen werden.

Johann Hesse, Geschäftsführer des Gemeindehilfsbundes, Quelle: „Aufbruch – Mitglieder und Freundesbrief des EAD“, Ausgabe 03/09

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 4. Januar 2010 um 16:02 und abgelegt unter Buchempfehlungen, Rezensionen.