Gemeindenetzwerk

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Es ist dreißig Jahre nach Zwölf

Sonntag 27. Dezember 2009 von Prof. Dr. Herwig Birg


Prof. Dr. Herwig Birg

Prof. Dr. Herwig Birg
Es ist dreißig Jahre nach zwölf: Die Verdrängung wird teuer

Die politische Quarantäne der Demographie endete mit Anbruch des neuen Jahrhunderts. Um 2001 explodierte plötzlich das öffentliche Interesse an demographischen Fragen. Aber es ist dreißig Jahre nach zwölf, heute kann selbst ein Anstieg der Geburtenrate auf die ideale Zahl von zwei Kindern je Frau die Alterung für Jahrzehnte nicht mehr abwenden. Dass es ein demographisches Momentum mit irreversiblen Folgen gibt, ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis der Demographie. Wenn ein demographischer Prozess ein Vierteljahrhundert in die falsche Richtung läuft, dauert es ein Dreivierteljahrhundert, um ihn zu stoppen. Die langen Bremswege in der Demographie sind bekannt, seit die Demographie im achtzehnten Jahrhundert als Wissenschaft begründet wurde. Was Deutschland erwartet, haben Wissenschaftler in unzähligen Artikeln, Büchern und Kongressen seit Jahrzehnten einer desinteressierten Öffentlichkeit mitzuteilen versucht. Die vielzitierte Bringschuld der Wissenschaft wurde von der Politik nicht angenommen, auch die Medien brachten das vorhandene Wissen nicht unter die Leute. Deutschland hat von seinem Recht auf Nichtwissen in extensiver Weise Gebrauch gemacht und wird dafür teuer bezahlen.

Quelle: Der lange Bremsweg. Grundkurs Demographie: Zehnte Lektion, aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. März 2005, S. 37.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 27. Dezember 2009 um 15:57 und abgelegt unter Demographie.