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Abkehr von biblischer Orientierung spaltet Kirche

Abkehr von biblischer Orientierung spaltet Kirche

Westfälische Pfarrer haben den Präses der Westfälischen Landeskirche, Alfred Buß, aufgefordert, zur biblischen Lehre zurückzukehren und nicht länger die Gleichstellung homosexueller Lebensweisen mit der Ehe zu propagieren. Ihre Distanzierung vom Landespräses haben die Pfarrer in einem Offenen Brief dokumentiert.

Buß: Gleichgeschlechtliche Liebe – der Weg vom Nein zum Ja

Ausgelöst wurden die Sorgen evangelischer Pfarrer durch Erklärungen von Buß auf einer Veranstaltung des Zentrums „Homosexuelle und Kirche“. Nach Auffassung von Buß ist Homosexualität aus christlicher Sicht zu akzeptieren. Er hatte die Akzeptanz homosexueller Lebensweisen mit der Akzeptanz von Linkshändern verglichen. Früher sei versucht worden, Linkshändigkeit zu verändern, heute werde sie akzeptiert. Buß weiter dazu: „Wir haben eine Wegstrecke zurückzulegen, und die Stationen sind: vom ‚Nein‘ über das ‚Nein, aber‘ zum ‚Ja, aber‘ bis zum ‚Ja‘.“ Wer die biblische Botschaft anders deute, sei „auf diesem Weg respektvoll und behutsam mitzunehmen.“ Am besten gelinge das, wenn Menschen in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft selbstverständlich in den Gemeinden leben und ihre Alltagserfahrungen mit anderen teilen würden, hatte Buß gemeint.

Die Ausführungen von Präses Buß fanden auch beim Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Jugend von Westfalen hohe Aufmerksamkeit. Das Amt berichtet darüber in seinem Internetportal unter der Überschrift „Gleichgeschlechtliche Liebe – der Weg vom Nein zum Ja“.

Pfarrer: Heilige Schrift muß Maßstab bleiben

Etwa 30 Pfarrer der Westfälischen Landeskirche aus den Kirchenkreisen Lüdenscheid, Münster, Soest und Witten haben darauf in einem Offenen Brief reagiert und ihre Bestürzung über die Außerungen des Landespräses ausgedrückt. In ihrem Brief, der in der Novemberausgabe des Gemeindebriefs der Kirchengemeinde Wehrdohl abgedruckt ist, weisen die Pfarrer den Präses auf den Widerspruch zwischen gelebter Homosexualität und der Schöpfungsordnung Gottes hin. Sie halten Buß die Verbreitung einer Lehre vor, die sich von der Heiligen Schrift als Maßstabe abkehre. Gerade jungen Menschen, die für ihre sexuelle Identitätsfindung Maßstäbe zur Orientierung brauchen würden, dürften die biblischen Maßstäbe nicht vorenthalten werden. Durch den Vergleich mit Linkshändigkeit verzerre und banalisiere er aber Homosexualität. Einer Gleichstellung homosexueller Lebensweisen mit der Ehe könnten sie keinesfalls zustimmen. Dieser Weg sei eine Abkehr von der biblischen Orientierung, den sie nicht mitgehen würden. Wenn der Präses diesen Weg weitergehe, würde er tiefe Spaltung in die Kirche hineintragen, so die Pfarrer über ihre Sorge.

Offener Brief

Der Brief der westfälischen Pfarrer im Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Präses Buß,

durch die Berichterstattung über das Forum „Homosexualität als Prüfstein für die Kirche“ und die in diesem Zusammenhang berichteten Äußerungen Ihrerseits sind wir sehr beunruhigt und bestürzt.

1. Wir teilen mit Ihnen die Ablehnung von Diskriminierung und Anfeindung gegenüber homosexuell empfindenden Menschen. Ihnen gilt wie allen Menschen die Liebe und Zuwendung Gottes und damit auch die Liebe und Zuwendung der Kirche.

2. Im Blick auf die gelebte Homosexualität sind wir allerdings deutlich anderer Meinung als Sie. Gelebte Homosexualität entspricht nicht der Schöpfungsordnung Gottes, wie sie in der Bibel beschrieben wird. Die Ehe von Mann und Frau ist die vom Schöpfer gewollte und im Aufeinander-Bezogen sein von Mann und Frau angelegte Form des Zusammenlebens, in der gelebte Sexualität und Weitergabe neuen Lebens ihren Platz haben (vgl. Gen 1,27+28; 2,24); praktizierte Homosexualität wird nicht nur im AT (z. B. Lev 18,22), sondern auch im NT eindeutig abgelehnt (Röm 1, 26+27). Da wir mit der Kirchenordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen die Heilige Schrift als alleinige und vollkommene Richtschnur des Glaubens, der Lehre und des Lebens ansehen, können wir einer Gleichstellung homosexueller Lebensformen mit der Ehe in keiner Weise zustimmen.

3. Die biblischen Maßstäbe dürfen den Menschen, die für ihre sexuelle Identitätsfindung Maßstäbe zur Orientierung brauchen, insbesondere jungen Menschen, nicht vorenthalten werden. Wo aber Homosexualität wie Linkshänder sein (in unseren Augen ein verzerrender und banalisierender Vergleich) als naturgegeben propagiert und Therapien diskreditiert werden, verweigert man Menschen, die unter ihrem homosexuellen Empfinden leiden, die Hilfe zur Veränderung. Wir wissen um persönliche Berichte von Menschen, die durch seelsorgliche und psychologische Hilfe zu einer neuen Orientierung gefunden haben.

Nein, Herr Präses, den Weg, den Sie in dieser Frage für unsere Kirche einfordern, können und wollen wir nicht mitgehen; er ist aus unserer Sicht ein Weg der Abkehr von der biblischen Orientierung. Wir bitten Sie eindringlich, diesen Weg nicht weiter zu beschreiten. Wir sind in Sorge, dass andernfalls tiefe Spaltungen in unsere Kirche hineingetragen würden.

 

Mit geschwisterlichen Grüßen

P.S.: Sie plädieren für einen „behutsamen Diskussionsprozess“. Wir fragen uns, ob ein wirklicher Diskussionsprozess von Ihnen überhaupt erwünscht ist, da Weg und Ziel für Sie schon feststehen.

Verein Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche will neue Ethik der Sexualität

Gegen die Forderung der Pfarrer, zur biblischen Orientierung zurückzukehren, protestiert Reinhold Weicker von der „Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche e. V. (HuK)“. Es handle sich um eine lautstarke Minderheitenmeinung aus konservativen Regionen, so Weicker laut Westdeutscher Allgemeiner Zeitung. Für Weicker sind die Verlautbarungen des Präses über die gleichgeschlechtliche Liebe ein Weg zum Evangelium. Die HuK ist ein eingetragener Verein, der in Kirchengemeinden, kirchlichen Verbänden und Gremien eine Ethik der Sexualität durchsetzen will, in der „lesbische und schwule Beziehungen gleichwertig gelebt werden können“. Der Verein unterhält Regionalgruppen, die bundesweit tätig sind.

Der Vorstand des Vereins HuK hatte sich im Mai 2009 auch vom Internationalen Kongreß für Psychotherapie und Seelsorge distanziert. In einer Pressemitteilung erklärte er: „Die Veranstalter des APS-Kongresses haben die Chance vertan, klar Position zu beziehen und ein Zeichen für die volle Akzeptanz von Lesben und Schwulen zu setzen. Sie müssen damit leben, dass ihr Verständnis von Wissenschaftlichkeit hinterfragt wird – zumal sie selbst ihren Kongress in öffentlichen Gebäuden abhalten. Ebenso ablehnend steht die HuK der Arbeit des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft (DIJG) gegenüber. Das DIJG sei kein Fachinstitut, sondern eine selbstständige Einrichtung, die sich einen klingenden Namen gegeben habe. In den letzten Jahren sei das DIJG ein Zentrum der Argumentation gegen die rechtliche oder auch kirchliche Gleichberechtigung von Homosexuellen geworden, heißt es in einer Stellungnahme des Pressesprechers Weicker.

Die HuK ein Trojanisches Pferd

In der idea-Dokumentation 2/2003 wurde in einem Essay „Der gewollte Kulturbruch“ von Rolf-Alexander Thieke die HuK als Trojanisches Pferd beschrieben. Aus dieser kritischen Analyse kann entnommen werden: Der eingetragene Verein „Homosexuelle und Kirche“ (HuK) wird 1978 gegründet. Beim Nürnberger Kirchentag 1979 tritt er erstmals vor großem Publikum auf. Von Anfang an bezeichnet sich der Verein als „ökumenische Arbeitsgruppe“, um bei allen Konfessionen tätig werden zu können, insbesondere in den Studentengemeinden und bei den Kirchenleitungen. Die AG HuK wird zur Speerspitze der Schwulenbewegung im Bereich der Kirchen. Heute ist die AG HuK gemeinsam mit dem weiblichen Pendant, der AG LuK/„Lesben und Kirche“, im LSVD organisiert. Als Lobby-Gruppen und „Trojanische Pferde“ wirken sie im Dienst der Schwulenbewegung in die Kirchen hinein. Sie nehmen für sich in Anspruch, in Fragen von Homosexualität / des „Schwulseins“ bzw. von lesbischer Lebensweise besonders „zuständige“ und „fachkompetente“ Ansprechpartner für die Kirchen zu sein. Ein Blick in die Internet-Anschriften zeigt ein breites Partnerschaftsnetzwerk und eine rege publizistische Tätigkeit. … Für den Binnenbereich der Kirche stellt sie sich als Beratungs- und Gesprächs- bzw. Selbsthilfe-Gruppe dar, in ihrem eigenen politischen Selbstverständnis aber und gegenüber der gesellschaftlichen und kirchlichen Öffentlichkeit ist sie ganz auf die Vertretung der völlig unbiblischen ideologischen Optionen der Schwulen- und Lesbenbewegung ausgerichtet. Sie vertritt im Menschen- und Gesellschaftsbild Sachpositionen einer pseudo-biblischen Sekte.

Kurt J. Heinz, Medrum, 07.11.2009