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Die Chance zum Frieden und zur Versöhnung

Die Chance zum Frieden und zur Versöhnung

Der Riss traf Land und Leute, von Dauer unbekannt. Wir beteten für Deutschland, geteiltes Vaterland.“ So lautet der Anfang eines Liedes, das Jörg Swoboda, Liedermacher und früher Jugendpfarrer in der DDR, aus Anlass des zwanzigsten Jahrestags des Mauerfalls gedichtet hat. Unser Volk denkt in diesen Wochen besonders an die friedliche „Revolution“, die uns vor zwanzig Jahren die Wiedervereinigung unseres Landes gebracht hat. Im Nachhinein kann man immer nur neu darüber staunen, wie das möglich war.

Die Politiker der DDR feierten damals groß das vierzigjährige Bestehen ihres Staates. Wenige Tage später war ihre Staatsmacht erloschen. Nur ein Beispiel des Unrechtsstaates: Der Journalist Ulrich Schacht ist im Gefängnis in Bautzen geboren, weil seine Mutter wegen einer Lappalie in Haft war. Schacht wurde später selbst inhaftiert, weil er bei einem Verhör den Mut hatte zu sagen: „Ihr müsst weg!“ Dafür bekam er sieben Jahre Gefängnis. 1976 wurde er von der Bundesrepublik freigekauft.

Zwischen 1949 und 1989 wurden in der DDR rund 280 000 Menschen verhaftet, wie Experten ermittelten. Durch große Demonstrationen mutiger DDR-Bürger entstand eine Bewegung, die die Machthaber zur Aufgabe zwang. Aus dem Ruf „Wir sind das Volk“ wurde der Ruf „Wir sind ein Volk!“ Gorbatschow, der Ministerpräsident der UdSSR, hat großen Anteil an der Wiedervereinigung. Er ließ die angeforderten Panzer nicht zum Einsatz kommen.

40 Jahre Spannungen zwischen Ost- und Westdeutschland. 40 Jahre kalter Krieg. 40 Jahre Ungewissheit, wie das ausgehen wird. 40 unselige Jahre mit vielen Toten, Trennungen, Herzeleid, Unfreiheit und Tränen.

Was in der deutschen Geschichte durch die Trennung traurige Realität war und heute in manchen anderen Staaten noch vielfach ist, das gibt es auch im Kleinen. Wie viel Meinungsverschiedenheiten und Streit trennen Menschen voneinander! Manche Nachbarn, Kollegen, ja nächste Angehörige sind oft weit voneinander entfernt und leben unversöhnlich ihre Tage. Nicht wenige Politiker, ja selbst Parteigenossen sind sich spinne Feind. Mauern der Unversöhnlichkeit sind wie undurchlässige Trennwände. Immer wird die Schuld beim Anderen gesucht.

Aber das blockiert, zementiert und führt nicht zu einer Versöhnung. Nur wenn „Mauern“ überwunden, niedergerissen, gesprengt werden, haben wir eine Chance zum Frieden, zur Versöhnung, zur entlastenden und befreienden Vergebung und zum Neuanfang.

Jeder „kalte Krieg“ zwischen Menschen kann beendet werden. Jede Unversöhnlichkeit, ja auch die tiefste Feindschaft kann ausgemerzt werden. Jede Schuld, die trennt, kann überwunden und vergeben werden. Es bedarf nur des großen Wunsches, des tiefen Sehnens und des entscheidenden Willens nach Aussöhnung und Frieden.

Wie heißt es doch in dem bewegenden Lied von Manfred Siebald: „Friede, Friede, Friede sei mit dir!“ Wie würde manches harte Herz weich werden, wie würde manche Hand entgegengestreckt, wenn Menschen mit diesen Worten und mit diesem ehrlichen Wunsch aufeinander zugehen würden!

Aber nicht nur der Friede zwischen Menschen ist hilfreich und befreiend. Vor allem auch der Friede zwischen Menschen und Gott ist entscheidend. Der lebendige Gott hat in Jesus Christus schon lange seine liebende Hand nach uns ausgestreckt. Diese versöhnende Hand, die sich aus lauter Liebe für uns ans Kreuz schlagen ließ. Diese Hand, die es nur gut mit uns meint, die harte Herzen erweichen und versöhnen will und kann.

Wie sagte doch unser erster Bundespräsident, Theodor Heuss: „Europa ist auf drei Hügeln gebaut: Auf der Akropolis in Athen, auf den Hügeln von Rom und auf dem Hügel Golgatha in Jerusalem.“ Manche Menschen führen einen „kalten Krieg“ gegen Gott, obwohl er ihnen, durch Jesus Christus, schon lange entgegengekommen ist und ihnen den Weg des Frieden gebahnt und gebaut hat. Wer „diesen Krieg“ nicht beendet, wird den Kampf gegen Gott in jedem Fall verlieren. Kein sterblicher Mensch kann je gegen Gott gewinnen. Deshalb gibt es nur einen Weg, nur eine Möglichkeit, nur eine Chance: Die Versöhnung! Die Aussöhnung mit Gott und mit Menschen! Jesus hat diesen Weg schon lange beschritten und wartet in geduldiger Liebe auf uns.

Friedemann Hägele
Sulzbach-Laufen