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Der Heilige Gral und das Abendmahl

Sonntag 20. August 2006 von Alexander Schick


Alexander Schick

Der Heilige Gral und das Abendmahl

Kaum ein Künstler hat unsere abendländische Vorstellung vom letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern so nachhaltig geprägt wie Leonardo da Vinci. Doch entspricht sein Gemälde vom letzten Abendmahl den damaligen historischen Begebenheiten? Wie gut kannte der Künstler das antike Judentum und die Bibel? Was wissen wir mit Bestimmtheit über das berühmteste aller Festmähler?

Im Mittelpunkt des Da-Vinci-Werks sitzt Jesus Christus – dargestellt und bekleidet wie ein Mensch in der Renaissance und nicht wie ein Jude aus dem 1. Jahrhundert. Sein Aussehen und seine Kleidung sind völlig untypisch für das antike Judentum. Bis heute stellt man sich in der Kunst Jesus Christus oft als Europäer vor. Als ein jüdischer Freund vor einiger Zeit in einem evangelischen Gemeindesaal einen Vortrag hielt und hinter sich ein Bildnis eines blondgelockten Jesus sah, meinte er: «Schauen Sie, was Sie aus dem Juden Jesus gemacht haben. Einen blonden Germanen!» Damit hatte er Recht: Mit dem Christus der Bibel, mit dem Jesus des antiken Judentums, haben solche Darstellungen nichts gemein; sie entsprangen der Fantasie des jeweiligen Malers. So auch der Christus beim «Letzten Abendmahl» von Da Vinci.

Eine historisch verläßliche Aussage über das, was sich beim Abendmahl 33 n. Chr. ereignete, kann das berühmte Gemälde jedenfalls nicht geben. Ganz im Gegenteil! Das Bild ist voller historischer Fehler. Nicht zuletzt durch den Roman «Sakrileg » kursiert das Gerücht, daß zur Rechten von Jesus Christus Maria Magdalena und nicht der Jünger Johannes dargestellt sei. Das Leonardo-Gemälde liefere den Beweis, daß Jesus mit Maria verheiratet gewesen sei. Was von Dan Browns Gemäldeinterpretation zu halten ist, hat der Da-Vinci-Kenner Prof. Frank Zöllner in einem Interview deutlich gemacht: «Völliger Unsinn!» (FACTUM 4/2005). Die Identifikation der Person auf Leonardos Bild mit Maria ist unhaltbar.

Im Film «Sakrileg – The Da Vinci Code» wird dem Zuschauer Browns Gemäldeinterpretation trotzdem mit modernster Technik auf einem High-Tech-Videoschirm vor Augen geführt. Die Person neben Jesus wird als Zeichnung hervorgehoben und dazu wird erklärt: «Meine Liebe, das ist Maria Magdalena.» Viele sind jedoch von Dan Browns Interpretation in «Sakrileg» so fasziniert, daß Bücher mit Abbildungen des «Letzten Abendmahls» zur Zeit reißenden Absatz finden. Allerdings fragt sich kaum jemand, wo denn der zwölfte Jünger ist, wenn die Person neben Jesus tatsächlich Maria wäre … das Abendmahl mit nur elf Jüngern? Das wäre zur Zeit Leonardos ein echtes Sakrileg – ein Religionsfrevel – gewesen!

Nur wenige Dan Brown-Fans machen sich klar, daß ein am Ende des 15. Jahrhunderts entstandenes Gemälde nichts Authentisches über das historische Abendmahl, das 1450 Jahre früher stattfand, aussagen kann. Das berühmte Bild zeigt lediglich, wie sich der Maler das Abendmahl vorstellte.

Um zu verstehen, was sich beim letzten Abendmahl genau ereignet hat, wie es gefeiert wurde, warum es das bedeutendste Ritual in der Christenheit wurde und ob es einen Heiligen Gral gab, bzw. was der Gral überhaupt ist (ein Kelch?), müssen wir etwas tun, was Leonardo da Vinci nicht machte. Wir müssen uns auf Spurensuche in das Jerusalem des 1. Jahrhunderts begeben, in die Zeit, in der Jesus lebte und wirkte.

Die moderne Archäologie in Israel hat aus der Zeit Jesu sensationelle Funde ans Tageslicht gebracht, so daß man heute sogar die Frage beantworten kann, wie das Trinkgefäß beim Abendmahl aussah, das später als Gral zu einer der größten Reliquie im Mittelalter werden sollte.

Lesen Sie den ausführlichen, reich illustrierten Artikel in der Printausgabe von FACTUM 6/2006.

Der Autor Alexander Schick leitet eine Bibelausstellung.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 20. August 2006 um 18:16 und abgelegt unter Rezensionen.