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Das verführerische Versprechen der Verständlichkeit

Sonntag 12. Dezember 2004 von Pastor Dr. Stefan Felber


Pastor Dr. Stefan Felber

Das verführerische Versprechen der Verständlichkeit
Kritische Anfragen an moderne Bibelübersetzungen

1. Der Mensch rückt an die Stelle Gottes – der Wechsel des Subjekts in den neueren Bibelübersetzungen

1.1 Vorbemerkung

Die Textbeispiele an unseren Abenden sind, da wir deutsch sprechen, in erster Linie aus denjenigen deutschen Übersetzungen geschöpft, die nach dem Prinzip der dynamischen Äquivalenz arbeiten. Dieses sind vor allem die „Hfa“ und die „GN“: dies sind die meistbeworbenen und meistgenutzten modernen Übersetzungen im deutschen Sprachraum. Wenn wir in England und Amerika wären, würden wir englische Bibeln heranziehen, die nach der „dynamischen Äquivalenz“ abgefaßt sind. Damit soll von allem Anfang klar sein, daß hier niemand diffamiert werden soll. Wir wollen weder einen Verlag und noch einzelne Übersetzer, die hier mitgearbeitet haben, persönlich angreifen oder ihre gute Absicht in Frage stellen.

Es geht um eine gegensätzliche Sicht von der Aufgabe eines Übersetzers. Das Anliegen, daß das Wort Gottes unter die Leute kommt, wird jeder Christ teilen können. Der Streit geht aber um die Bewertung dessen, was herausgekommen ist. Wir sind der Überzeugung, daß viele neuere Übersetzungen nicht nur das Wort Gottes zum modernen Menschen bringen, sondern auch den modernen Menschen in die Bibel hineinbringen.

1.2. Eph 2,14; 1.Kor 1,30 u.a.: „Christus ist …“ – „Wir haben …“

Wir beginnen mit einem recht kurzen, überschaubaren Text aus dem Epheserbrief, und zwar aus dem wichtigen Kapitel, in dem Paulus beschreibt, daß Gott durch das Kreuz gnädig die Mauer abgerissen hat, die zwischen Juden und Heiden bestanden hat.

Wir kennen den zentralen Vers aus Luther84 in folgender Formulierung: „Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft. Durch das Opfer seines Leibes 15 hat er abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache …“

 Auch die anderen klassischen Übersetzungen lesen im ersten Teil immer:

Griechisches Original: autos gar estin he eirene hemon
[im Original in griechischer Schrift]

Vulgata: ipse est enim pax nostra …

King James Version 1611/1769: For he is our peace …

Luther 1912: Denn er ist unser Friede …

Elberfelder 1905 = 1993: Denn er ist unser Friede …

L.Segond 1910: Car il est notre paix …

Einheitsübersetzung 1980: Denn er ist unser Friede …

Schlachter 1951: Denn er ist unser Friede …

New International Version 1984: For he himself is our peace …

The New Jerusalem Bible 1985: For he is the peace between us, …

Spanish Reina Valera Update 1995: Él es nuestra paz …

„Gute Nachricht“ 1982: Er ist es, der uns allen den Frieden gebracht hat…

„Gute Nachricht“ 1997: Christus ist es, der uns allen den Frieden gebracht … hat.

„Hoffnung für alle“ 1983 = 2002: Durch Christus haben wir Frieden…

[Neue Genfer Übersetzung: Eph noch nicht verfügbar.]

In den meisten Übersetzungen liegt der Akzent darauf, daß Christus unser Friede ist. Das ist sehr schlicht übersetzt, fast Wort für Wort.

Von den klassischen Übersetzungen her hat der Bibelleser und Bibelhörer in meiner Sicht vor allem folgende Information:

– Unser Friede ist ganz und gar von Christus abhängig.

– Er lebt und vermittelt in seiner Person Friede – er ist aktiv, spendet den Frieden, die Gemeinde empfängt den Frieden.

– In ihm, das heißt durch sein leibhaftiges Opfer am Kreuz, werden Juden und Heiden miteinander versöhnt, die Feindschaft wird getötet, in ihm wird Frieden verkündigt (bis V. 17).

In der „Guten Nachricht“ und der „Hoffnung für alle“ tritt ein neuer Ton auf: Die bleibende Abhängigkeit des Friedens von Christus ist beseitigt. Nicht mehr Christus ist das Subjekt des Friedens – jetzt sind es die Gläubigen. Aus einem ständigen Empfangen ist die Tendenz zu einem Haben geworden.

Es ist eines, wenn wir einander trösten und versichern mit dem Hinweis: In Christus haben wir Frieden. Es ist aber ein anderes, wenn wir der Tendenz der Schrift selbst folgen und bekennen: Er ist unser Friede, in der Gemeinde. Damit lernen wir, von uns wegzusehen auf ihn; während die „Gute Nachricht“ und die „Hoffnung für alle“ auf uns selbst schauen lassen.

Kol 2,9 ist bekannt als „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“ (1). Die „Hfa“ (1983 = 2002) liest: „Nur in Christus ist Gott wirklich zu finden, denn in ihm lebt er ganz und gar.“(2)

Das „Wohnen“ wird ein „Finden“! Paulus aber warnte im Kontext davor, zu viel bzw. anderes zu finden als das „Geheimnis Gottes, das Christus ist“ (V. 2): „Ich sage das, damit euch niemand betrüge mit verführerischen Reden“ (V. 4; vgl. V. 8). Sogar „unser eigenes Leben ist verborgen mit Christus in Gott“ – in der „Hfa“ (1983 und 2002) wird diese Hauptaussage von Kol 3,3 zur Nebenaussage: „auch wenn das jetzt noch verborgen ist“.

Die „Hfa“ (1983 = 2002) verfolgt also wie die „GN“ 1982 das Anliegen, Schriftaussagen auf den Leser zu beziehen; deswegen fügt sie ein „zu finden“ ein. Das gleiche gilt für Kol 2,3, wo wir die Formulierung „in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen sind“ gewohnt sind. Die „Hfa“ las seit 1983: „In ihm ist alles, was es an Weisheit und Erkenntnis Gottes geben kann.“ Damit streicht sie das Verborgensein! Zum anderen grenzt sie die auf alle Erkenntnis bezogene Aussage des Paulus durch „Gottes“ ein. Diese Veränderung war in der Tat inakzeptabel und wurde 2002 glücklicherweise zurückgenommen.

In 1.Kor 1,30 wird die einmalige Aussage, daß Christus „uns“ von Gott zur Weisheit, Gerechtigkeit und Erlösung gemacht ist, verdreifacht („Hfa“ 1983 = 2002; ähnlich „GN“ 1982): „Auch ihr verdankt alles, was ihr seid, der Gemeinschaft mit Jesus Christus. Er ist Gottes Weisheit für uns. Durch ihn haben wir Anerkennung vor Gott gefunden, durch ihn können wir ein Leben führen, wie es Gott gefällt, und durch ihn sind wir auch befreit von unserer Schuld und Sünde.“ (3) Zur Erinnerung Luther84: „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung.“ Offenbar wollten die Übersetzer der „Hfa“ die Effektivität der Rechtfertigung betonen: In Röm 6,22 wird „heilig werden“ (echete ton karpon hymon eis hagiasmon [im Original in griechischer Schrift], Elb.: „habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit“) wiedergegeben als „tun, was Gott gefällt“ (1983 = 2002).

 1.3. Joh 6,29 (und Kontext): Werk Gottes –
vom Menschen verlangtes Werk

 1.3.1 Text

Luther1984, Joh 6,27-30:

27Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist, sondern die bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters. 28Da fragten sie ihn: Was sollen wir tun, daß wir Gottes Werke wirken? 29Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat. 30Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du?

apekrithe [ho] Iesous kai eipen autois, touto estin to ergon tou theou, hina pisteuete eis hon apesteilen ekeinos. [im Original in griechischer Schrift]

Vulgata: respondit Iesus et dixit eis hoc est opus Dei ut credatis in eum quem misit ille.

Luther 1545/1912: Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

King James Version 1611/1769: Jesus answered and said unto them, This is the work of God, that ye believe on him whom he hath sent.

Elberfelder 1905 = 1993: Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Dies ist das Werk Gottes, daß ihr an den glaub[e]t, den er gesandt hat.

L.Segond 1910: Jésus leur répondit: L’oeuvre de Dieu, c ‚est que vous croyiez en celui qu ‚il a envoyé.

Revised Standard Version 1952: Jesus answered them, “This is the work of God, that you believe in him whom he has sent.”

Einheitsübersetzung 1980: Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

New International Version 1984: Jesus answered, „The work of God is this: to believe in the one he has sent.”

New King James Version 1982 = New Revised Standard Version 1989: Jesus answered them, „This is the work of God, that you believe in him whom he has sent.”

Luther1984: Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

San Paolo Edizione 1995 (italienisch): Rispose loro Gesù: «Questa è l‘ opera di Dio: che crediate in colui che egli ha mandato».

Reina Valera Update 1995 (spanisch): Respondió Jesús y les dijo: — Esta es la obra de Dios, que creáis en aquel que él ha enviado.

Bible du Semeur: L’Oeuvre de Dieu, leur répondit Jésus, c’est que vous croyiez en celui qu’il a envoyé.

French Bible Jerusalem: Jésus leur répondit: «L’oeuvre de Dieu, c’est que vous croyiez en celui qu’il a envoyé.»

„Gute Nachricht“ (1982 = 1997): Gott verlangt nur eins von euch: Ihr sollt dem vertrauen, den er gesandt hat.

Die „Hoffnung für alle“ (1983 = 2002): Nur eins erwartet Gott von euch: Ihr sollt an den glauben, den er gesandt hat.

The New Jerusalem Bible 1985: Jesus gave them this answer, ‘This is carrying out God’s work: you must believe in the one he has sent.’

New Living Translation 1996: Jesus told them, „This is what God wants you to do: Believe in the one he has sent.“

French Bible en francais courant 1997 : Jésus leur répondit: «L’oeuvre que Dieu attend de vous, c’est que vous croyiez en celui qu’il a envoyé.»

Hans Bruns 1963: Jesus antwortete: „Das ist das Werk Gottes, daß ihr dem vertraut, den er gesandt hat.“

Neue Genfer Übersetzung 2000: „Gottes Wille wird dadurch erfüllt, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“

1.3.2 Interpretation

Die Übersetzungen über dem Strich haben sich alle mit der schlichten Wiedergabe des Genitivs begnügt. Die Übersetzungen unter dem Strich – gleichermaßen englische, französische und deutsche! – sind dazu übergegangen, die Antwort Jesu in das Raster einzufügen, das die Fragesteller durch ihre Frage vorgegeben haben. Damit aber wird nur noch ein Teil der Antwort Jesu wiedergegeben:

Daß der Glaube der Weg zu Gott ist und nicht die Werke, haben diese Übersetzungen nach wie vor transportiert (bemerkenswert auch der Wechsel vom Plural der Werke zum Singular des einen Werkes).

Aber Jesus hat noch mehr gesagt: Nämlich daß der Glaube selbst nicht vom Menschen zu leisten ist. In den modernen Übersetzungen ist zwar auch noch der Glaube der Weg zu Gott, aber es ist nun nicht mehr ein Werk und Geschenk Gottes, daß ein Mensch den Glauben habe, sondern ein Werk des Menschen. Damit verschwindet gerade das Spezifische und Ungeheuerliche aus diesem Text, daß Christus hier zum Glauben aufruft und zugleich betont, daß nur Gott den Glauben wirken kann.

Aber spricht nicht der Kontext dafür, daß Jesus auf die Frage „was sollen wir tun?“ auch eine Antwort gibt nach dem Muster „xy sollt ihr tun!“ Tatsächlich: Es gibt viele Kommentare zum Johannesevangelium, die die Antwort Jesu so auffassen. Man muß es aber nicht auffassen.

Werner de Boor (Wuppertaler Studienbibel, 1968/83, 197) schreibt:

„Das ‚Werk’, das Gott an uns sehen will, ist der ‚Glaube’. Aber dieser Glaube seinerseits ist ‚Gottes Werk’, nicht das unsere. Nur, weil Glaube etwas anderes ist als menschliche Leistung, die wir nach unserm Willen hervorbringen, und aus Gottes Wirken an uns hervorgeht, hat er die rettende Kraft und eint uns mit Gott. In dem Satz Jesu ist also der Ausdruck ‚Gottes Werk’ wesenhaft doppeldeutig.“

Wenn wir uns den weiteren Kontext ansehen, das Johannesevangelium insgesamt, wird deutlich, daß diese wesenhafte Doppeldeutigkeit untrennbar zur Botschaft Jesu dazugehört. Jesus hat gemäß dem Johannesevangelium in der Tat die Menschen zum Glauben und zu guten Werken aufgerufen (Joh 5,24-29; 11,25f.). Das entspricht dem ersten der zehn Gebote: Gott über alles zu fürchten und zu lieben – das heißt, an ihn glauben und ihm vertrauen. Das ist, was Gott im Gesetz von uns verlangt, woran wir aber alle scheitern, wenn es uns nicht von oben geschenkt wird. Jesus hat deutlich gemacht, daß es dem natürlichen Menschen unmöglich ist, zu glauben:

– Joh 5,37: „Sein Wort habt ihr nicht in euch bleibend.“

– Joh 5,44: „Wie könnt ihr glauben, die ihr die Ehre von einander nehmt?“

– Joh 6,44: „Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.“

– Joh 8,47 setzt es voraus: „Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid.“ Nur, wer also von Gott gezogen ist, wird hören, glauben und bleiben können: Diese drei sind im JohEv eng verknüpft (vgl. 8,31f.).

– Joh 12,37-40: „37 Und obwohl er solche Zeichen vor ihren Augen tat, glaubten sie doch nicht an ihn, 38 damit erfüllt werde der Spruch des Propheten Jesaja, den er sagte: »Herr, wer glaubt unserm Predigen? Und wem ist der Arm des Herrn offenbart?« 39 Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja hat wiederum gesagt: 40 »Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen helfe.«

Diese Worte würden uns Menschen in ein absolutes Scheitern führen, wäre da nicht Gottes Barmherzigkeit in Christus, der es über alles menschliche Vermögen (und Verstehen!) hinaus geschehen läßt, daß Menschen zum Glauben kommen. Wer um den Heiligen Geist bittet, dem wird er gegeben werden (Lk 11,13; vgl. Mk 9,24: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“). Wenn jemand glaubt, dann ist das Gottes Werk:

– Mt 16,16-17: „Simon Petrus sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.“

Es gibt keine Parallele dafür, bei to ergon/ ta erga (tou) theou [im Original in griechischer Schrift] das Subjekt beim Menschen zu sehen. Die einzigen Parallelen im NT sind Joh 9,3 und Röm 14,20. In Joh 9,3 geht es um die Offenbarung der Werke Gottes; das Subjekt kann nur Gott sein. In Röm 14,20 geht es darum, daß wir nicht durch unsere Speise das Werk Gottes zerstören sollen. Auch hier ist undenkbar, den Menschen als Subjekt einzusetzen. (Das gilt auch für die מַעֲשֵׂה הָאֱלֹהִים in Pred 7,13; 8,17; 11,5; etwas anderes in 1.Kor 15,58, wo man en to ergo tou kuriou [im Original in griechischer Schrift] zunehmen soll, wissend, daß ho kopos hymon [im Original in griechischer Schrift]  nicht vergeblich ist in dem Herrn – doch die Parallele muß keine Identifizierung besagen).

Ergebnis:

Die modernen Übersetzungen haben aus dem Text die wichtige Aussage herausgenommen, daß Gott selbst den Glauben wirkt. Die Antwort der jüdischen Hörer in V. 30 selbst, die nach einem wunderhaften Zeichen fragen, spricht dafür, daß sie gerade dies mitgehört haben, daß Gott Glauben hervorruft. Sie konnten es sich nicht anders vorstellen, als daß durch ein gottgewirktes Wunder ein gottgewirkter Glaube entsteht. Sie fragen dann nicht mehr nach dem Werk, das sie tun sollen, sondern nach dem, das Gott bzw. Christus tun würde.

Hier zeigt sich exemplarisch, daß Übersetzungen, die nach dem Prinzip der sog. dynamischen Äquivalenz erarbeitet wurden, eine höchst problematische Tendenz in Glaube und Frömmigkeit der Kirche hineinbringen: Weil der moderne Mensch – wie der Jude der damaligen Zeit! – unter Religion und Glaube etwas versteht, was vom Menschen ausgeht, haben diese Übersetzungen eine Tendenz, dem modernen Menschen nicht nur sprachlich entgegenzukommen, sondern auch mit dem Inhalt: Der Glaube wird zu dem, was Gott von uns fordert, statt daß er als gnädiges Geschenk empfangen wird.

Mit den Beispielen ist auch gezeigt, daß das Versprechen, zugleich verständlich und textgenau zu sein, verführerisch ist, denn das Versprechen der Zuverlässigkeit wird gebrochen. Verständlichkeit beinhaltet nach der dynamischen Äquivalenz nicht nur eine sprachtechnische Annäherung an den modernen Menschen, sondern – gewollt oder ungewollt – auch eine inhaltliche Annäherung.

1.4. Hebr 13,21

Luther84

20Der Gott des Friedens …, 21mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus, welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

„Hfa“ (1983, 2002 unverändert)

20/21 Ich wünsche euch nun von Herzen, dass Gott selbst euch hilft, das Gute zu tun und seinen Willen zu erfüllen. Er ist es ja, der uns seinen Frieden schenkt. Er hat unseren Herrn Jesus Christus von den Toten auferweckt. Ihn, durch dessen Blut der neue und ewig gültige Bund geschlossen wurde, ihn hat er zum wahren Hirten seiner Herde gemacht. Jesus Christus wird euch die Kraft geben, das zu tun, was Gott gefällt. Ihn wollen wir bis in alle Ewigkeit loben und ehren. Amen.“

„GN“ 1982

Gott helfe euch auch, all das Gute zu tun, das er haben will; denn er selbst wird in uns schaffen, was ihm gefällt. Das tut er durch Jesus Christus. Darum gehört ihm die Ehre für alle Zeiten.

„GN“ 1997

Er mache euch fähig, all das Gute zu tun, das er haben will; er schaffe in uns durch Jesus Christus, was ihm gefällt.

NGÜ2000

… dieser Gott möge euch die Kraft geben, all das Gute zu tun, das nach seinem Willen durch euch geschehen soll. Durch Jesus Christus möge er in unserem Leben das bewirken, woran er Freude hat. Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig. Amen.

Anmerkungen

1 Luther84, Elb., Schlachter.

2 Die Revision von 2002 ändert das „ganz und gar“ in das klarere: „in seiner ganzen Fülle“.

3 Die letzten beiden Worte („und Sünde“) wurden 2002 gestrichen. Warum wurden sie 1983 eingesetzt?

2.Juni 2003

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 12. Dezember 2004 um 10:58 und abgelegt unter Theologie.