Buchbesprechung:
Eberhard Troeger, Die Herausforderung des Islam –
Ausgewählte Aufsätze (2007)
Wer Einblick hat in die Vielfalt von Publikationen und Zeitungsartikeln, die seit Jahren zum Thema „Islam“ erschienen sind – angefangen von Taschenbüchern unterschiedlicher Qualität bis zu monumentalen, wissenschaftlich ausgewiesenen Bänden, mag im ersten Augenblick bei dieser Neuerscheinung fragen: Ist da noch Neues zu erwarten? In diesem Falle aber klärt sich die Antwort schnell: Diese – sehr bedachte – Auswahl von Aufsätzen bietet in dichter Folge, in komprimierter Form und in brillanter Lesbarkeit eine nützliche, griffige Hilfestellung, wenn es drum geht, in diversen Sachfragen ein kundiges, knappes und umsichtiges Urteil zu finden.
Schon ein Blick auf die Auswahl-Bibliographie von E. Troeger und in die Autorenliste der Festschrift, die ihm anno 2007 gewidmet wurde, zeigt, dass hier ein auch von vielen Kennern geschätzter Autor zu Wort kommt, der auf langjährige eigene Erfahrung in der islamischen Lebenswelt zurückblickt. Wir haben es nicht mit einem „Elfenbein-Turm“-Theologen zu tun, sondern mit einem alltagserfahrenen Islam-Forscher und einem Zeugen des Evangeliums, der Christen wie Moslems gleichermaßen als Gesprächspartner vor Augen hat und uns Heutige, bei diesem Thema noch oft sehr Unkundige, in die differenzierte Sachlage einführen will.
In insgesamt 19 Einzeluntersuchungen – überwiegend aus den letzten zehn Jahren, im Umfang von jeweils nur vier bis 16 Seiten – geht der Autor präzise auf dreierlei Themen-Bereiche ein: I. Theologische Untersuchungen zu Bibel und Koran, II. Studien zum Islam und III. Das Christentum und der Islam. – In der Einleitung wird betont, dass es sich bei dieser Aufsatzsammlung nicht um eine wissenschaftliche Publikation handle. Wer indessen die Aufsätze genau liest (und dabei auch die zahlreichen Anmerkungen), der durchschaut rasch das allzu bescheidene Understatement des Autors.
Je nach Interessenlage oder Verantwortung kann sich der Leser informieren zu Themen wie: „Leben unter der Treue Gottes oder unter der Drohung Allahs – Beobachtungen zur Noah-Geschichte in Bibel und Koran“ oder: „Die Barmherzigkeit Gottes im AT und NT und im Koran“ oder: „Wort Allahs oder Wort Muhammeds? Zur Geschichtlichkeit des Korantextes“ und „Der Griff des Islam nach Europa“ etc. Zu den packendsten Beiträgen gehören gewiss die Aufsätze: „Der Islam als theologisch-geistliche und gesellschaftliche Herausforderung an die Christenheit“ und: „Evangeliumsverkündigung unter Muslimen – Warum?“.
Auffallend ist der Unterschied zu manchen Autoren unserer Tage – einerlei ob Theologen oder Religionswissenschaftlern (oft nur Religionssoziologen!), die sich mit dem Islam-Thema zwar Meriten erwerben wollen, in Wahrheit aber eher geleitet sind von realitätsfernen „religiösen“ Abstraktionen, Illusionen und eigenen Projektionen oder aber nur von politischen Ängsten.
Fazit: Es ist ein Aufsatzband, der für wache Zeitgenossen eine kompetente, gegenwartsnahe Urteilsbildung eröffnet, die sich in die o.g. Themenbereiche einführen lassen wollen. Dies gilt fraglos für Theologen und Religionspädagogen, die ihre Verantwortung ernst nehmen wollen, aber auch für politische Verantwortungsträger aller Art. Sie alle kommen auf ihre Kosten und erleben, wie der Autor bei Wahrung seines nüchternen, unbestechlichen Urteils in Sachfragen auch muslimischen Gesprächspartnern menschlich und persönlich stets zugewandt bleibt. Insgesamt also: ein sehr zu empfehlender Titel und ein Beitrag zur generellen politischen Erwachsenenbildung, der in allen öffentlichen Bildungseinrichtungen griffbereit sein sollte.
Verlag für Theologie und Religionswissenschaft, 2007, 175 S., 17,95 €, www.vtr-online.de [1]