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Führen und Dienen in der Gemeinde

Dienstag 6. Mai 2008 von Robert Rahm


Robert Rahm

Führen und Dienen in der Gemeinde

Wir haben viel davon gesprochen, mit unseren Gaben Reich Gottes zu bauen. Wenn wir die Bibel lesen, so erkennen wir, daß es der Wille Gottes ist, daß dies durch die Gemeinde geschieht. So möchte ich zuerst einige Grundgedanken der Gemeinde nennen, so wie Gott sie vorgesehen hat.

Gemeinde in Gottes Sicht

Kirche, Gemeinde Jesu heißt Ecclesia, d.h. die Herausgerufenen, die sich als Gemeinde sammeln. So heißt es in Apg. 2,46: „Und sie waren täglich und stets beieinander einmütig im Tempel und brachen das Brot hin und her in den Häusern“. Der Geist Jesu führt alle Gläubigen, die in dieser gottlosen Welt leben zusammen. Die Bindung ist weit größer als in einem Verein, wo es um gleiche Interessen geht. Die Verbindung ist durch die Liebe, die durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist, zu einander gegeben. So ist es interessant, daß Gläubige anderer Völker und Sprachen sehr schnell zu einer gegenseitigen Liebe und Freude finden.

Jesus spricht in Offenb. 2 und 3 mit dem Sendschreiben sieben Gemeinden an, nicht einzelne Christen. Auch bei der Wiederkunft Jesu kommt Jesus als Bräutigam um seine Braut – die Gemeinde heimzuholen. So spricht die Bibel viel von Gemeinde Jesu, von der Kirche Jesu Christi und vom Leib Jesu. Dem Leib Jesu, der Gemeinde sind vom Heiligen Geist viele verschiedene Gabe gegeben, wie sie vor allem in der Gemeinde zum Ausdruck kommen sollen. Dazu heißt es, es sind mancherlei Gaben, aber es ist ein Geist. Und es sind mancherlei Ämter, aber es ist ein Herr, und es sind mancherlei Kräfte, aber es ist ein Gott, der da wirket alles in allen.

Wer Gaben vom Heiligen Geist bekommen hat, hat keinen Grund stolz zu sein, denn es ist ein Geschenk. Die Gaben sind auch nicht da, um sich zu befriedigen, sondern um die Gemeinde aufzubauen. So hat der eine die Gabe zum Lehren, der andere die Gabe des Glaubens oder Wunder zu tun, einer hat die Gabe der Prophetie oder Geister zu unterscheiden, einer der Zungenrede ein anderer der Auslegung, der Diakonie oder der Evangelisation.

Mir hat jemand, der eine Ausbildung als Master in einem Bibelkollege in Pasadena gemacht hat, gesagt, daß eine Gemeinde mindestens dreißig Glieder haben müsse, daß man von Gemeinde sprechen könne, vorher sei sie noch Embryo-Gemeinde. Es müssen eine gewisse Anzahl Christen sein, daß alle Gaben, die der Heilige Geist in die Gemeinde hineingibt, vorhanden sind. Mit diesen Gaben wird die Gemeinde denn auch nach außen wahrgenommen. Man erkennt den Leib Jesu am Ort. Deshalb bin ich nicht so Freund von kleinen Hauskirchen, die etwas abgetrennt von den Gemeinden leben und kaum nach außen wahrgenommen werden. So sagt Jesus in Matth. 5, 14 „Es kann eine Stadt, die auf dem Berge liegt, nicht verborgen sein“ und kommt zum Schluß: „daß sie eure guten Werke sehen und den Vater im Himmel preisen“.

So wurde auch bereits 1978 schweizweit die Forderung ausgerufen:„Der ganzen Schweiz – das ganze Evangelium – durch die ganze Gemeinde“. Die Gemeinde ist auch eine Baustelle. Es sind junge Gläubige, die noch lernen müssen und es sind fleischlich Gesinnte, die Ermahnung brauchen. Man wird schuldig aneinander und man muß einander vergeben. Das ist heilsam und gehört zur Heiligung.

Ich war vor 25 Jahren Präsident einer Baukommission unserer Chrischona-Kapelle. Da sagte unser Prediger zu Beginn der Planungs- und Bauzeit: In drei Jahren Planungs- und Bauzeit werden wir mehr Heiligung erleben als während zehn Jahren Verkündigung. Und es war so. Glieder der Gemeinde, die man bisher geschätzt hatte, hatte man plötzlich nicht mehr so lieb, wenn sie aufstanden und eine andere Meinung vertraten. So mußte man lernen Geduld miteinander zu haben, gemeinsam hören lernen, wie Gott uns führt und mancher hat nach einiger Zeit Buße getan, daß er vehement gegen die Schritte, welche die Gemeinde unternahm, gekämpft hatte.

Die Bibel zeigt an verschiedenen Stellen, daß die Einheit in einer Gemeinde wichtig ist. Man wird wie in einer Familie, hineingeboren und kann sich die Geschwister nicht auslesen. Aber die Liebe Jesu verbindet. Pfr. McKee hat es einmal so beschrieben: Wenn wir mit Natursteinen eine Mauer bauen, so kommen Zacken auf Zacken. Damit sie sich nicht reiben und zusammenhalten, werden sie mit einer Schicht Mörtel verbunden. So sollen wir mit all unseren Zacken, in einer Gemeinde mit dem Mörtel der Liebe verbunden sein. Es soll ein Geist der Versöhnung herrschen und nicht eine lieblose Abgrenzung und Rechthaberei.

Die Gemeinde ist auch keine Demokratie. Sie ist eine Theokratie. Gott ist derjenige, der die Gemeinde leitet und die nötigen Gaben und den Durchblick schenkt. Wir hatten bei unserer Kapellenplanung eine Variante Umbau der alten Kapelle mit Anbau und eine Variante Neubau. Ziemlich genau die Hälfte der Gemeindeglieder, der Baukommission und des Ältestenrates waren für einen Umbau und die andere Hälfte für einen Neubau.

Unser Prediger hat uns gebeten, nicht zu kämpfen und einander zu überzeugen, sondern ernstlich zu beten, daß Gott ganz klar den Weg weist. Denn der Heilige Geist zeigt nicht dem Einen den Umbau und dam andern den Neubau. So machte ich den Vorschlag, mit Baukommission und Ältestenrat eine Besichtigungsfahrt zu machen um umgebaute und neugebaute Kapellen anzusehen. Nach dieser Fahrt war die Meinung schon fast bei allen klarer, daß wir mit einem Neubau auf alle Zeiten etwas Gefreutes bekommen und in den ersten zwanzig Jahren wenig Reparaturen haben werden.

Dann hat uns der Architekt gebeten, Bodenproben neben der alten Kapelle zu machen, um abzuklären, wie der Untergrund ist im Falle eines Anbaus. Da sah es katastrophal aus. Nach einem Meter kam Schleimsand zum Vorschein, so daß der Architekt raten mußte, die Finger davon zu lassen, weil dies sehr aufwendig und schwierig sein wird.

Dann sagt ein kinderloses Ehepaar, das 500 m weiter unten ein Grundstück mit 60 a in der Bauzone besitzt. Ihr könnt mein Land kostenlos haben. Da war mit einem Schlag allen klar: Jetzt hat Gott gesprochen und uns so klar den Weg gezeigt, daß alle, ohne zu kämpfen und andere zu überzeugen, erkannten was der richtige Weg ist. Von da an stand auch die Gemeinde zusammen und hat Hand angelegt und mit Freuden gespendet, so daß die Baukosten von damals Fr. 3,6 Mio. (ohne Landwert) mit einer Hypothek von 1 Mio. Franken bezahlt werden konnten und seit 2003 ist die Hypothek abbezahlt. Dazu kommt, daß während der Planungs- und Bauzeit gleichviel Geld für die Mission zusammengekommen ist wie in den früheren Jahren. Das ist Gemeinde!

Wie kann unser Engagement in der Gemeinde aussehen?

Jesus spricht in einem Gleichnis davon, daß jedem unterschiedlich viele Pfunde gegeben sind, dem einen eins, den andern fünf und dem dritten zehn. Gott sieht die Treue an. Wir wissen, daß derjenige mit einem Pfund versagt hat. Der mit fünf hat weitere fünf dazu gewonnen und der mit zehn, weitere zehn. Jesus sagt an einer anderen Stelle: Wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel gefordert werden.

Uns Geschäftsleuten sind in der Regel besondere Pfunde anvertraut: Organisationstalent; Entscheidungsfreudigkeit und Risikobereitschaft (Im Glauben handeln); Verwalterschaft; Intelligenz; Beziehungen; Materielle Mittel (Naturalien und Geld)

Es ist wichtig, daß wir diese Pfunde mit Freuden einsetzen. Wenn wir das machen, werden wir das Leben finden! Wir finden es nicht mit unserem Besitz, den wir anhäufen, nicht mit dem Einfluß, den wir gewonnen haben. Wenn wir geben und den Segen Gottes erfahren, dann haben wir das Leben!

Ich habe es erfahren, daß ich nach 50 Jahre geben, mehr habe als ich benötige. Meine Frau hatte das Vorrecht, daß sie nie ein Budget machen mußte. Sie ist aber von Hause aus eine Sparsame, aber keine Geizige. Und den Kindern hat offensichtlich ein solches Leben imponiert und alle machen das Gleiche. Was ist das für ein Segen, wenn man denkt, wie viele – auch Gläubige – große Sorgen haben mit ihren Kindern. Wobei ich betonen möchte, daß es in erster Linie ein Geschenk Gottes ist und nicht unser Verdienst. Aber Gott beschenkt uns eben gerne, wenn wir versuchen seinen Willen zu tun!

Nun ist die Frage: Wie bringen wir uns in die Gemeinde ein?

Als ich mit 28 Jahren zum Ältesten berufen wurde, war mir klar, daß mir dies auch eine Hilfe sein wird, im Geschäft nach christlichen Maßstäben zu handeln. Man kann nicht vor die Gemeinde stehen und privat anders handeln. Ein Engagement in einem geistlichen Amt kann zu einer großen Bewahrung werden.

Ich meine, daß es wichtig ist, daß wir mit unseren besonderen Gaben demütig bleiben und dem Prediger, den übrigen Ältesten und den Gemeindegliedern dienen, mit den Gaben, die uns gegeben sind. Wir sollen aber auch bereit sein, unqualifizierte Arbeit zu leisen. Wenn der Prediger eher schwach ist, tragen wir ihn und unterstützen ihn. Wir sollen Achtung von dem Gemeindeleiter haben, ist er doch ein von Gott gesalbter und eingesetzter Diener.

Wenn wir wollen, daß unsere Kinder auch gerne in die Gemeinde gehen und aktiv werden, sollen wir auch zu Hause am Tisch positiv über die Gemeinde und über die Leitung sprechen.

Wenn es in der Gemeinde Krisen gibt, sollen wir dabei bleiben und durchtragen. Ich glaube bestimmt, daß das mit ein Grund ist, daß ich Gottes Segen in dem Maße erleben durfte. Ich war während gut 20 Jahren Mitglied im Komitee von St. Chrischona. Ich hatte oft Mühe, wenn m.E. zu harte Abgrenzungen gegen Pfingst- und Charismatikerkreise gemacht wurden und habe auch oft ein Wort eingelegt, einander im Leib Jesu trotz einem anderem Frömmigkeitsstil zu achten und ich war oft mit dieser Botschaft allein. Aber ich hatte doch eine Liebe zu unserem Werk, in welchem ich zum Glauben gefunden habe und das während Jahrzehnten ein Segen war.

Ich beobachte Gemeindeglieder, die nach einem kleinen Wind die Gemeinde verlassen und wechseln. Das segnet Gott nicht. Die Kinder dieser Familien sind meist sehr verwirrt, daß die Gemeinde, wo sie zum Glauben gefunden haben, plötzlich nicht mehr gut sein soll. Ich weiß von einem meiner Großkinder, daß es in der Folge eine große Krise mit Magersucht hatte.

Eine große Gefahr sehe ich, wenn gläubige Geschäftsleute sich ein Ferienhaus leisten können und mit der Familie Wochenende für Wochenende ins Ferienhaus ziehen und keinen festen Bezug mehr zur Gemeinde haben. Die Kinder finden keine Bindung zur Gemeinde und gehen, wenn sie konfirmiert sind, nirgends mehr hin. Das hat mich immer davon abgehalten, ein Ferienhaus zu kaufen. Ich gehe lieber immer wieder an einen andern Ort, wo ich dann auch keine Unterhaltssorgen habe. Aber die Wochenenden verbringe ich zu Hause, wenn ich nicht einen Dienst habe. Natürlich ist es nicht unmöglich, ein Ferienhaus zu besitzen, wenn man die Ferien auf die Familienangehörigen und Verwandten und Bekannten aufteilt.

Ich erlebe es, daß ich im ganzen Kanton und darüber hinaus bekannt bin, daß ich in eine Freikirche gehe und mir der Glaube an Gott und Jesus Christus wertvoll ist. Ich genieße viel Achtung, weil es viele Menschen schätzen, wenn jemand ein Profil hat. So erlebe ich, besonders in Geschäftsleutekreise, viel Offenheit, wenn es darum geht, z.B. an ein IVCG-Vortragstreffen einzuladen.

Wenn ich vom Engagement in der Gemeinde gesprochen habe, so möchte ich auch erwähnen, daß es oft auch Berufungen gibt, ein Amt außerhalb der Gemeinde zu übernehmen. Bei mir war es nebst dem Chrischona-Komitee auch das Präsidium eines christlichen Altersheims. Die Leitung ist seit 25 Jahren so gut, daß mir das nicht sehr viel Arbeit gibt. Oder vom Camp Rock, dem Jugendcamp in Sitterdorf bei Bischofszell, wo meine Tochter und mein Schwiegersohn die Leitung haben. Und ein zunehmender Einsatz habe ich in der IVCG, früher als Präsident der Gruppe Schaffhausen und heute als Gebietsverantwortlicher und Referent. Da muß man sich vom Geist Gottes den Weg zeigen lassen. Ich wurde mit 28 Jahren bereits als Ältester berufen und habe die Aufgabe während zwanzig Jahren gemacht. Ich habe den Rücktritt gegeben, weil die neuen Aufgaben mich so stark in Anspruch nahmen, daß ich zuwenig Zeit fand, die Arbeit gut zu machen. Dann habe ich wieder neuen Kräften eine Chance gegeben und Gott hat mich in neue Aufgaben geführt. Wenn man diese recht machen will, so müssen diese Aufgaben dann auch Priorität haben.

Priorität ist ein wichtiges Stichwort: Es werden wohl die wenigsten von Euch so viel Zeit für Aufgaben außerhalb des Berufes und der Familie einsetzen können, wie das bei mir gewachsen ist. Dann ist es sehr wichtig, daß wir von Gott her eine Berufung erkennen und dieser dann Priorität geben. Bei der IVCG war es dem Gründer, Dr. Guggenbühl, ein sehr ernsthaftes Anliegen, daß alle, die im Vorstand einer Gruppe mitarbeiten, für diese Arbeit absolute Priorität haben, damit wir das Ziel erreichen und weil es keine anderen Leute gibt, welche diese Zielgruppe erreichen, als wir Geschäftsleute, die unsere Beziehungen haben.

Dann gibt es aber auch Berufungen, in ein öffentliches Amt. Wir sollten uns als Christen allgemein um das Geschick unseres Landes kümmern und wir können nicht richtig dafür beten, wenn wir nicht informiert sind, durch die Zeitung oder durch öffentliche Vorträge, die wir auch besuchen. Da sprechen dann oft auch Regierungsleute oder Parlamentarier vor den Abstimmungen. Da lernt man diese auch kennen und ist mit dem einen oder andern per Du. Da gibt es Leute, denen das öffentliche Wohl ganz speziell aufs Herz gelegt wird und sie eine Berufung haben als Gemeinderat, Großrat oder Regierungsrat oder als eidgenössischer Parlamentarier. Auch hier sind Christen gefragt. Es soll jedoch eine klare Berufung sein.

Gläubige Politiker sind dann recht ausgestellt und oft angegriffen. Es ist gut, wenn sie um einen großen Kreis von Betern wissen. Dann kann es auch im beruflichen Umfeld Berufungen geben, einen Verband zu leiten. Ich habe während Fünf Jahren – bis zu meiner Pensionierung – den Branchenverband Schaffhauser Wein geleitet. Da war man oft exponiert und wurde von Journalisten interviewt. Wichtig ist, daß wir dann in der Art, wie wir auch unser eigenes Geschäft führen, korrekt sind, sonst werden wir unglaubwürdig, als Präsident und besonders als Christ. Ich habe mich gefreut, als wir als Keltererbetriebe im Blick auf die Traubenpreise eine Vereinbarung unterschrieben, die dann plötzlich von den meisten unterlaufen wurde, da sagte ein Konkurrent, der sonst nicht immer das Heu auf derselben Bühne hatte wie ich: „Dir, Robert glaube ich es als einzigem, daß Du das strikte eingehalten hast.“

Ich wünsche jedem, daß er sich im Fragen nach der richtigen Aufgabe, seinen von Gott zugewiesenen Weg finden wird. Eines möchte ich zum Schluß unterstreichen. Ein Leben des Dienens ist ein erfülltes und gesegnetes Leben!

8215 Hallau, Schweiz

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 6. Mai 2008 um 15:30 und abgelegt unter Gemeinde, Theologie.