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Berlin: Pflichtschulfach Ethik verdrängt Religionsunterricht

Berlin: Pflichtschulfach Ethik verdrängt Religionsunterricht
Katholische und evangelische Kirche fordern
freie Wahlmöglichkeit

BERLIN, 7. September 2006 – Die Pressestelle des Erzbistums Berlin berichtet von einem dramatischen Einbruch bei der Teilnahme am katholischen und evangelischen Religionsunterricht an den Schulen der Bundeshauptstadt. Grund sei eindeutig die Einführung des staatlichen Ethikunterrichts.

Im Schuljahr 2006/2007 nehmen gemäß der gestern veröffentlichten gemeinsamen Presseerklärung der katholischen und der evangelischen Kirche in der deutschen Bundeshauptstadt 6.262 Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen am konfessionellen Religionsunterricht der Evangelischen Kirche und des Erzbistums Berlin teil; 5.044 Schüler besuchen in diesem Schuljahr den evangelischen Religionsunterricht, 1.218 den katholischen. Durch die Einführung des staatlichen Ethikunterrichts sei die Anzahl der Teilnehmer am Religionsunterricht im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel zurückgegangen, wird berichtet. Im Schuljahr 2005/2006 hatten 8.471 Schülerinnen und Schüler der siebten Jahrgangsstufe am Religionsunterricht teilgenommen. Die genannten Zahlen beruhen auf einer Auswertung von Rückmeldungen der Religions-Lehrkräfte.

8.471
– 6.262
2.209 = 26%

„Die neuen Teilnehmerzahlen zum Religionsunterricht belegen deutlich den Zusammenhang zwischen der Einführung eines staatlichen Monopolfaches für Wertevermittlung und der Zurückdrängung des Religionsunterrichts“, kritisieren Stefan Förner, Pressesprecher des Erzbistums Berlin, und Heike Kohn, stellvertretende Pressesprecherin der evangelischen Kirche, in ihrer gemeinsamen Erklärung. „Schülerinnen und Schüler haben nach dem in diesem Frühjahr eingeführten Berliner Schulgesetz keine Möglichkeit, statt des Ethikunterrichts den Religionsunterricht zu besuchen. In keinem anderen Bundesland werden junge Menschen gezwungen, an einem staatlichen Ethikunterricht teilzunehmen, ohne statt dessen einen Werte vermittelnden Unterricht der Kirchen oder anderer Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften wählen zu können.“ Bischof Wolfgang Huber und Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky sprächen den Schülerinnen und Schülern, die am konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen und damit eine Doppelbelastung ertragen, die das Abgeordnetenhaus von Berlin und der Berliner Senat hätten verhindern können, „ihren großen Respekt aus“. Abschließend fordern die katholische und die evangelische Kirche erneut „die Einrichtung eines Wahlpflichtbereichs, in dem die Schülerinnen und Schüler zwischen Ethik und Religion als gleichberechtigten Unterrichtsfächern wählen können“.