- Gemeindenetzwerk - https://www.gemeindenetzwerk.de -

Predigt über Eph 4,1-6: Die Einheit der Gemeinde – Anfechtung, Gabe und Aufgabe

„Ich und der Vater sind eins.“ (Joh 10,30) sagte Jesus und er betete im hohepriesterlichen Gebet: „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind, 23 ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.“ (Johannes 17,22-23) So wie Vater und Sohn eins sind, so sind auch wir durch den Glauben an Jesus eins mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist und dadurch auch eins mit den Geschwistern im Glauben. Im Brief an die Epheser wendet Paulus nun diesen Gedanken der von Gott gewirkten Einheit auf die ganz konkrete Gemeindesituation einer lokalen Ortsgemeinde an.

Wir lesen dazu im Epheserbrief 4,1-6: 1 So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, 2 in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe 3 und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: 4 ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; 6 ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.

1. Die angefochtene Einheit

1.1    Die Ermahnung an die Gemeinde

1 „So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid.“

Paulus ermahnt die Christen in Ephesus, ihrer Berufung würdig zu leben. Hier steht in der griechischen Sprache das Wort parakaleo. Es wird übersetzt mit: ermahnen, ermuntern, trösten.

Das parakaleo markiert innerhalb des Briefes auch einen Übergang. Von jetzt an liegt der Schwerpunkt nicht mehr auf den theologischen Grundlagen des Glaubens, sondern auf der praktischen Anwendung, die aus den Grundlagen folgen. In den Kapiteln 1-3 hat Paulus schwerpunktmäßig das theologische Fundament gelegt. In den Kapiteln 4-6 leitet er die Epheser nun an, das persönliche und gemeindliche Leben diesem Fundament entsprechend zu gestalten. Aus biblischer Theologie ergibt sich immer auch biblisch gelebte Praxis (Heiligung).

Warum ermahnt Paulus die Christen in Ephesus, der Berufung würdig zu leben und sich für die Einheit der Gemeinde einzusetzen? Er tut das, weil er genau weiß, dass diese Einheit immer auch eine angefochtene Einheit ist.

1.2    Sie kamen scharf aneinander

Zu Beginn der zweiten Missionsreise gab es eine Situation, die nicht ohne Grund in der Bibel aufgezeichnet wurde. Barnabas wollte Johannes Markus mit auf die Missionsreise nehmen, Paulus aber lehnte das ab, weil er meinte, dass man sich auf Johannes Markus – wenn es hart auf hart komme – nicht verlassen könne. Das führte zu einer Auseinandersetzung zwischen Barnabas und Paulus: „Und sie kamen scharf aneinander, sodass sie sich trennten. Barnabas nahm Markus mit sich und fuhr nach Zypern. 40 Paulus aber wählte Silas und zog fort, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen.“ (Apg 15,39-40)

1.3    Der Streit zwischen Euodia und Syntyche

In Philippi gab es Streitigkeiten zwischen Glaubensschwestern, beide waren bewährte Mitarbeiter: „Euodia ermahne ich und Syntyche ermahne ich, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn. Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte, steh ihnen bei; (Phil 4,2-3)

Beide Frauen folgten Jesus nach, setzten sich für die Arbeit im Reich Gottes ein, beider Namen stehen im Buch des Lebens und doch kam Uneinigkeit und Streit auf. Die Einheit der Kinder Gottes ist immer auch eine angefochtene Einheit.

1.4    Spaltungen in Korinth

Und dann natürlich die Gemeinde in Korinth. Dort ging es richtig zur Sache, so dass sich innerhalb der Gemeinde Gruppen und Fraktionen bildeten, die sich auf Paulus, Apollos oder Petrus beriefen. Paulus kann es nicht fassen: „Wie? Ist Christus etwa zerteilt? Ist den Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?“ (1. Kor 1,13). Und auch hier wieder muss er zur Einheit motivieren: „Ich ermahne euch aber, Brüder und Schwestern, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet; und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung.“ (1. Kor 1,10)

Und um das ganze noch komplizierter zu machen, gab es aus der Sicht des Paulus auch notwendige Spaltungen: „Wenn ihr in der Gemeinde zusammenkommt, sind Spaltungen unter euch; und zum Teil glaube ich’s. 19 Denn es müssen ja Spaltungen unter euch sein, auf dass die unter euch offenbar werden, die bewährt sind.“ (1. Kor 11,18-19).

Gerade in wichtigen Fragen des Glaubens und der Lehre dürfen wir die Auseinandersetzung nicht scheuen, muss in einer guten Weise um die Wahrheit gerungen werden, muss es – wenn es gar nicht anders geht – sogar zur Spaltung kommen (vgl. Offb 2,2).

1.5    Spaltungen in der Corona-Zeit

Vor einigen Wochen hat ein evangelischer Pfarrer aus Gehrden bei Hannover einen sehr mutigen Artikel im Deutschen Pfarrerblatt veröffentlicht: „Gedanken zur Aufarbeitung der Erfahrungen aus der Corona-Zeit »Nie wieder ein ‚Neues Normal‘!“ [1] Es wurde mir beim Lesen dieses Beitrages noch einmal bewusst, welch spaltende Kraft dieses Thema hatte. Es wurden Keile hineingetrieben in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens und in die engsten Beziehungen: Ehepartner, Familien, Gemeinden wurden entzweit, gegeneinander aufgebracht, gerieten in Streit, spalteten und trennten sich. Leben diese spaltenden Kräfte unter uns noch fort? Haben wir aufgearbeitet? Müssen wir noch aufarbeiten?

1.6    Die Gefahr politischer Spaltung

Heute ist Wahlsonntag. Wählst du schwarz, blau, gelb, rot, grün? Ich werde euch keine Wahlempfehlung geben. Aber könnt ihr euch vorstellen, was hier in der Gemeinde los wäre, wenn wir uns nachher beim Kaffeetrinken über unsere politischen Ansichten austauschen würden?!

1.7    Das Konfliktpotential einer Gemeinde

In diesem ersten Abschnitt der Predigt, wollen wir uns ganz konkret überlegen, wo das Konfliktpotential in unserer Gemeinde liegt. Welche gesellschaftlichen und politischen Fragen bergen Konfliktpotential? Welche theologischen Fragen haben das Potential, unsere Einheit zu zerstören? Wo gibt es persönliche Streitigkeiten, Verletzungen und Konflikte, Sympathien und Antipathien? Wo hege ich in meinem Herzen abfällige Gedanken gegenüber Glaubensgeschwistern? Gibt es Brüder und Schwestern, denen du ganz bewusst ausweichst, die du nicht anschaust oder grüßt? Wo sind in deinem oder meinem Herzen noch bittere Wurzeln gegen Geschwister?

In diesem ersten Punkt haben wir uns bewusst gemacht: Ja, die Einheit der Gemeinde ist unter Beschuss. Die Einheit der Gemeinde, auch die unserer ganz konkreten Ortsgemeinde, ist eine angefochtene, eine gefährdete Einheit. Wir haben auch gesehen: Das ist schon von Anfang an so! Bereits unter den Aposteln und den Gemeinden der ersten Christenheit gab es Streit, Spaltung, Uneinigkeit und die Herausforderung, die angefochtene Einheit zu bewahren.

2. Die geschenkte Einheit

Das ewige siebenfache Fundament unserer Einheit

Bei all diesen möglichen Angriffen auf die Einheit der Gemeinde stellt sich ja die Frage: Wie stabil ist das alles? Fliegt uns der Laden nicht in jedem Moment um die Ohren? Sind wir als Gemeinde nicht auf sehr, sehr dünnem Eis unterwegs? Ist unsere Einheit nur ein Lack und wenn man daran kratzt, dann kommt zu Tage, dass wir eigentlich ein völlig zerstrittener Haufen sind, der in keiner Weise zusammenpasst? Paulus wendet unseren Blick nun mit den Versen 4-6 auf das ewige Fundament der Gemeinde.

„Seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: 4 ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; 6 ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“ (Eph 4,3-6).

Gemeindehaus auf Säulen

Als ich in Württemberg als Prediger tätig war, baute eine der Gemeinden, für die ich zuständig war, ein neues Gemeindehaus. Es stellte sich heraus, dass der Baugrund nicht tragfähig war, um ein normales Fundament zu legen. So mussten viele tiefe Bohrlöcher gebohrt werden. Diese wurden dann mit Beton gefüllt, so dass ein tief in den Untergrund reichendes Säulenfundament geschaffen wurde. Diese Säulen waren natürlich nicht sichtbar, aber sie bildeten die stabile Grundlage für das Gemeindehaus.

Paulus zeigt uns hier, dass die Gemeinde in Ephesus und ihre Einheit auf einem siebenfachen Fundament ruhen. Sieben ewige Säulen bilden ein unzerstörbares Fundament. Gott schenkt seiner Gemeinde eine „Einigkeit im Geist“, die auf sieben ewigen Säulen ruht. Die sieben Säulen sind:

4 „ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“

Die Siebenzahl des Fundaments

Siebenmal heißt es hier sehr betont: ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller. Die Siebenzahl ist nicht zufällig, sondern sie steht für Gottes vollkommene Schöpfung. „Und Gott sah an, alles war er gemacht hatte und siehe es war sehr gut.“ (1. Mose 1,31) Das galt für die Erschaffung der Welt in sieben Tagen und das gilt auch für das Werk der vollkommenen Einheit der Gemeinde.

Der trinitarische Aufbau des Fundaments

Zur Siebenzahl kommt noch ein trinitarischer Aufbau:

2.1    Ein Leib

Die weltweite Gemeinde Jesu ist ein einziger Leib, ein Körper und Jesus Christus ist das Haupt. Darum heißt es auch am Ende unseres Abschnittes: „Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus, von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und sich selbst aufbaut in der Liebe.“ (Eph 4,15-16).

Jede Ortsgemeinde, ob damals in Ephesus oder heute hier in Verden, ist mit allen anderen lebendigen Ortsgemeinden eine Manifestation dieses unsichtbaren und weltweiten und zeitübergreifenden Leibes Christi. Es gibt nur einen Leib Christi. Jeder von uns ist ein Glied dieses Körpers. Das ist das Geschenk einer vom Geist Gottes gewirkten Einheit! Das ist die geistliche Realität, die uns zusammenbindet. Wir hängen alle aneinander und jeder von uns braucht den anderen, damit wir uns gegenseitig aufbauen in der Liebe!

2.2    Ein Geist

Wie haben wir den heiligen Geist empfangen? Paulus beantwortet diese Frage im ersten Kapitel:

„In ihm (Christus) seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist.“ (Eph 1,13-14)

Du hast das Evangelium von Jesus Christus gehört? Du hast gehört, dass er auch für deine Sünden gekreuzigt wurde? Du hast gehört und glaubst, dass er von den Toten auferstanden ist? Du hast ihm deine Sünden bekannt? Du hörst diese Botschaft und glaubst sie auch? Wenn das so ist, dann bist Du versiegelt worden mit dem Heiligen Geist. Dieser Geist fügt uns zusammen zu einem Leib und zu einer Einigkeit oder Einheit im Geist. Schau dich um! Wir sind alle so unglaublich verschieden, kommen aus verschiedenen Familien, haben so grundverschiedene Biographien, Lebenserfahrungen, kommen aus verschiedenen Ländern, aber es ist der eine und derselbe Geist, der uns erfüllt!

2.3    Eine Hoffnung

„Wir sind berufen zu einer Hoffnung eurer Berufung“

Früher hatten auch wir „keine Hoffnung und wir waren ohne Gott in der Welt“ (2,12). Für viele Menschen ist das bis heute die bittere Realität. Sie kennen nur dieses eine Leben und haben keine gewisse Hoffnung über den Tod hinaus. Wir aber warten gemeinsam „auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes (Titus 2,13), ein ewiges Erbe (Eph 1,14), das ewige Leben (Ti 3,7) in Gottes Gegenwart. Wir sind wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1. Petr 1,3).

Wie stark ist dieses einigende Band! Wir richten unseren Blick nicht auf das, was uns in dieser vergänglichen Welt trennt, sondern auf das, was uns in Ewigkeit verbindet. Es fällt dir schwer, mit bestimmten Geschwistern an einem Tisch zu sitzen oder ihnen zu begegnen, ihnen in die Augen zu blicken und sie freundlich zu grüßen? Na, dann übe das ein, denn du wirst die Ewigkeit mit ihnen verbringen.

2.4    Ein Herr

Wir bekennen uns gemeinsam zu dem einen Herrn. Hier steht im griechischen das Wort kyrios. Wenn die Juden den Gottesnamen Jahwe ins Griechische übersetzten, wählten sie diesen Titel. Jahwe ist kyrios. Das Bekenntnis zum kyrios Jesus war also auch das Bekenntnis zu Jahwe, dem Gott Israels. Zur Zeit des Römischen Reiches war der Kaiser in Rom der kyrios der Welt, doch die Christen bekannten sich zu einem höheren Herrn: „Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten, der Herr über die Könige auf Erden“ (Offb 1,5). Ja, wir können uns auch als Christen trefflich streiten und debattieren über Donald Trump und J.D. Vance, über Söder, Scholz, Merz, Weidel und Habeck, aber dieser Streit wird immer dadurch relativiert, dass wir durch den geeint sind, der Herr ist über alle Könige auf Erden. Während die Mächtigen dieser Welt vergängliche Sünder sind, ist unser Herr der Todesüberwinder, der Herr über alle Herren, der König über alle Könige, Gott der Allmächtige. „ER hat seinen Thron im Himmel errichtet, sein Reich herrscht über alles“ (Ps 103). Das eint uns! Das schafft eine herrliche und ewige und unverbrüchliche Einheit!

2.5    Ein Glaube

Die fünfte Säule des Fundaments der Gemeinde ist der rettende Glaube. Es ist der Glaube, der sich im Leben und Sterben auf Jesus Christus verlässt: „Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet“ (Röm 10,9).

Dieser Glaube kennt keine politischen Farben. Er ist weder schwarz, blau, gelb, rot, grün, Darum kann es in der Gemeinde Jesu auch keine politischen Brandmauern geben. Und doch hat dieser eine Glaube eine Brandmauer: „Nicht über das hinaus, was geschrieben steht“ (1. Kor 4,6). Das Wort Gottes ist unsere Brandmauer, die unsere Einheit bestimmt und die auch die Grenze zur Welt, zu anderen Weltanschauungen, Lehren, Religionen und Ideologien markiert. Diese Brandmauer müssen wir verteidigen: „Nicht über das hinaus, was geschrieben steht“. Darum ist es so wichtig, dass wir immer wieder die Bibel erforschen, sie lesen und kennen und über der aufgeschlagenen Bibel eins werden im Glauben.

2.6    Eine Taufe

Die Taufe drückt den Herrschaftswechsel auf. Als Christen sind wir alle getauft auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes (Mt 28,19). „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ (Mk 16,16). Ja, die Tauffrage ist eine Frage, über die man sich auch trefflich streiten und unterschiedlicher Meinung sein kann. Und doch: Das Einende wiegt viel schwerer als das Trennende. Miteinander blicken wir auf das Geschenk der Taufe und erinnern uns daran, dass wir mit Christus gestorben und mit ihm auferstanden und durch ihn ein neues und ewiges Leben haben.

2.7  Ein Gott und Vater

„Ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“

Das ist der krönende Abschluss des siebenfachen Fundaments der Einheit. Es schließt sich an das jüdische Glaubensbekenntnis an, das Schma Jisrael: „Höre Israel, der Herr ist unser Gott, der Herr ist einer“ (5. Mose 6,5). Es ist der eine Gott, der eins ist mit dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Ein Gott in Drei-EINIGKEIT.

Vater, Sohn und Heiliger Geist. Einheit in Verschiedenheit. Das ist auch das Modell für die Gemeinde. Gott über allen, und durch alle und in allen – das ist das Fundament unserer Einheit – eine Einheit in aller Verschiedenheit. Eine Einheit viel stärker als alle unsere Verschiedenheit.

2.8    Das Geschenk der Einheit

4 „ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; 5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; Ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“

Bei aller Verschiedenheit richten wir unseren Blick im Glauben auf diese Einheit. Das ist das Fundament unserer Beziehungen: „Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen!“ So bekennen wir es im Apostolischen Glaubensbekenntnis. Ich glaube an die Einigkeit im Geist und an ein unsichtbares Band des Friedens, das mich mit allen anderen Geschwistern verbindet.

Ein siebenfaches EINS! Eine siebenfache Einheit! Eine von Gott geschenkte „Einigkeit des Geistes“. Wir können und brauchen diese Einheit nicht machen, sie ist schon da. Sie ist ein Geschenk Gottes, eine Gabe aus Gnade.

Gott hat unsere Beziehungen als Geschwister, auch das unserer Ehen und Familien, auf dieses tragfähige siebenfache Fundament gestellt:

Wir sind als ewige Einheit „erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn“ (Eph 2,20-21).

Wir wollen uns heute an dieser Einheit freuen und Gott dafür danken, dass er uns diese Einheit und Einigkeit in Jesus Christus geschenkt hat. Lob und Dank für die Einheit der Gemeinde!

3. Die zu bewahrende Einheit

„So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, 2 in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe 3 und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.“

3.1    Nicht machen, aber bewahren

Wir können und brauchen die Einheit nicht schaffen. Sie ist schon da! Sie ist ein Geschenk Gottes an uns. Unser Auftrag ist nun, diese Einheit zu bewahren: „und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.“ (Vers 3)

Dies ist eine eindringliche Aufforderung: Seid darauf bedacht! Setzt euch dafür ein, kämpft dafür, nehmt das als ein wichtiges Anliegen mit in alle eure Beziehungen in der Gemeinde: Seid darauf bedacht, dass ihr in allen Begegnungen und Beziehungen euch für diese Einheit einsetzt: Ob nachher beim Kaffeetrinken, ob in der gemeinsamen Mitarbeit, im Hauskreis.

3.2    Wie gehen wir miteinander um?

„in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe.“ (Vers 2)

Demut und Sanftmut: Jesus war von Herzen sanftmütig und demütig (Mt 11,29). Von Jesus lernen wir, wie wir miteinander umgehen sollten. Im Philipperbrief schreibt Paulus: „So macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einträchtig seid. Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst.“ (Phil 2,2-3).

Wie denken wir übereinander? Wie reden wir übereinander? Wie reden wir miteinander? Wie gehen wir miteinander um? Demut und Sanftmut soll uns bestimmen im Umgang mit unseren Geschwistern! Was ist Demut: „Einer achte den andern höher als sich selbst!“ Können wir das? Schaffst Du das? Nein, das können wir nur bei Jesus lernen! Bitten wir ihn um Veränderung, dass er uns von Herzen demütig, sanftmütig und geduldig macht!

3.3    Wie sieht das praktisch aus?

„Seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens“ (Vers 3).

Eine kleine Anmerkung am Ende des Kolosserbriefes deutet an, dass Paulus das selbst gelebt hat. Dort lesen wir: „Es grüßt euch Aristarch, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas – seinetwegen habt ihr schon Weisungen empfangen“ (Kol 4,10). Es ist sehr wahrscheinlich, dass Paulus genau den Johannes Markus in seiner unmittelbaren Umgebung hatte, den er zu Beginn der zweiten Missionsreise nicht mitnehmen wollte. Die beiden waren wieder aufeinander zu gegangen und wahren darauf bedacht, die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens zu stärken.

3.4    Ich bekomme solch einen Hals!

Vor einigen Jahren sprach mich ein Glaubensbruder dort bei den Postfächern an. „Johann Hesse, wenn ich Sie sehe, bekomme ich solch einen Hals“. Ich war völlig perplex. Zusammen mit einem weiteren Bruder gingen wir in den Gebetsraum, wir haben uns ausgesprochen, wir haben uns gegenseitig um Vergebung gebeten, wir haben das Blut Jesu in Anspruch genommen. Wir haben uns versöhnt und uns gegenseitig in den Arm genommen. Er hat mir danach das Du angeboten.

„Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.“ (1. Joh 1,7)

Gibt es jemanden hier im Raum, bei dem du „solch einen Hals bekommst“? Dann geh auf ihn zu, dann redet miteinander, nehmt euch einen Vermittler, kommt gemeinsam zu dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn, versöhnt euch in der Kraft des Blutes Jesu, vergebt einander in der Kraft des Blutes Christi und nehmt einander in Liebe wieder neu an.

3.5    Ertragt einander in Liebe

„Ertragt einer den andern in Liebe“ (Vers 2)

Wir sollen die Einheit bewahren! Wie geschieht das? In dem wir einander ertragen in Liebe. Einer trägt den andern und einer erträgt auch den andern. Bei aller Verschiedenheit wollen wir uns gegenseitig annehmen und lieben.

Haben wir diese Liebe? Nein, die haben wir nicht! Wir stoßen immer wieder an unsere Grenzen. Unsere Gefühle werden uns immer wieder sagen, dass wir das nicht haben und können, aber darum ist es so wichtig, dass wir füreinander beten, dass wir diese Liebe von Jesus Christus füreinander empfangen:

Lasst uns darum füreinander beten, dass wir täglich in dieser Liebe miteinander verbunden sein können. Das Gebet des Paulus für die Christen in Ephesus kann uns dabei als Vorbild dienen:

„Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, 15 von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat, 16 dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, 17 dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Und ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet, 18 damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, 19 auch die Liebe Christi erkennen könnt, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet, bis ihr die ganze Fülle Gottes erlangt habt.“ (Eph 3,14-19)

Amen

Johann Hesse, Verden/Aller, Predigt vom 23.2.2025

Die Predigt kann hier nachgehört werden [2].