Predigt über Hebr 12,1-3: Aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens
Sonntag 2. Februar 2025 von Pfr. Ulrich Hauck

„Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, 2 und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. 3 Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.“ (Hebräer 12,1-3)
Was motiviert Dich am meisten? Was motiviert euch, etwas wirklich zu tun? Zum Beispiel eine Bergwanderung zu unternehmen oder eine Stadt zu besichtigen. Was kann euch da einen Anschub geben, dies wirklich zu machen? Nun, eine große Motivation ist es, wenn man erzählt bekommt, wie wunderschön etwas ist. Wenn also andere davon erzählen können und von ihrer Begeisterung weitergeben.
So eine Motivation tragen Sylvia und ich seit 28 Jahren im Herzen. Vor drei Jahren hatte ich Euch schon einmal von unserem Herzenswunsch erzählt, nach Israel zu reisen. Damals hatten wir gerade zwei Vorträge von Alexander Schick über Israel besucht. Er ist ein hervorragender Israelkenner, insbesondere der archäologischen Stätten, er ist bestens vernetzt mit den Forschern der Qumranrollen und er kennt auch die politisch-geschichtliche Entwicklung des Staates Israel wie kaum ein anderer. Zwei fesselnde Vorträge jeweils über zwei Stunden, danach hatten wir als ganze Familie beschlossen, eine Reise nach Israel zu buchen. Gesagt, getan, doch dann hatte uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, Corona vorbei und wir haben im Februar 2023 eine Reise mit Alexander Schick nach Israel gebucht. Dann kam am 7. Oktober der Terrorangriff des Hamas auf Israel. Und zum vierten Mal konnten wir eine bereits gebuchte Reise nach Israel nicht antreten. Aber wir bleiben dran! Wir behalten das Ziel im Auge!
Und beim Glauben ist das ebenso wichtig. Um als Christ am Glauben dran zu bleiben, ist es hilfreich und wichtig, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und sich von den Erfahrungen anderer immer wieder motivieren zu lassen.
1. Schau auf Leute, die Erfahrung haben!
Darum ist hier in unserem Bibelwort von der „Wolke der Zeugen“ die Rede. Also, das heisst, es gibt jede Menge von Leuten, die den Weg des Glaubens schon gegangen sind. Stellt euch vor, diese Zeugen umgeben uns jetzt auch hier, sie sind um uns in der unsichtbaren Welt Gottes. Orientiere dich an ihnen! Lest mal wieder bewusst zu Hause das Kapitel 11 durch. Also, das Kapitel, das unmittelbar unseren Versen vorangeht. Da werden genannt: Noah – Abraham – Jakob – Mose – Rahab usw. … Greif dir immer wieder einen von denen heraus und lies über ihr Leben und ihre Gottesbegegnungen, denk über ihre Einstellung nach und lass dich von ihnen motivieren: für deine eigenen Herausforderungen im Leben. Ich will euch nur ein Beispiel nennen: Rahab. Was wissen wir von ihr?
Nun, sie war zuvor eine Prostituierte. Der Glauben an Gott drehte aber ihr Leben total um. Da war die Sache mit dem roten Faden. Und am Ende heiratete sie und sie taucht sogar im Stammbaum von König David und Jesus auf. Was für eine positive Wandlung hat Rahab erfahren. Da wird einem doch klar, wie Gott uns Menschen verändern kann. Das ist doch echt motivierend. Niemand von uns muss mehr verzweifeln nach dem Motto: Ach, ich kann mich ja eh nicht mehr ändern. – Aber der HERR kann es! Der Himmel und Erde geschaffen hat, der auch dein Leben gebildet hat; der Tote zum Leben auferweckt hat, für den bist Du kein unlösbares Problem.
Und Rahab ist ja nur ein Beispiel. Es gibt in der Bibel jede Menge Beispiele von Veränderungen. Und da ist für dich und mich ganz sicher auch was dabei, was wir auf unsere persönliche Situation direkt übertragen können. Darum: Schaut auf Leute, die Erfahrung haben! In der Bibel oder auch auf die vielen Lebenszeugnisse von Christen durch die letzten 2.000 Jahre!
Was für eine große Schar an Glaubensvorbildern, an Männern und Frauen, die den guten Kampf des Glaubens durchgehalten haben. Darunter auch viele bekannte und auch unbekannte Glaubensmärtyrer. Heute Nachmittag betrachten wir ja Paul Schneider in besonderer Weise. Als Pfarrer war er fürsorgender Hirte seiner Gemeinde. Er verkündigte treu das Evangelium von Jesus Christus und wehrte sich gegen einen Gang zum Abendmahl ohne Buße, Sündererkenntnis und Bereitschaft sein Leben nach Gottes Wort zu gestalten. Er weigerte sich die Kirchenglocken für politische Zwecke zu missbrauchen und war kompromisslos, wenn die Nationalsozialisten die Wahrheit des Evangeliums und der HErrn Jesus Christus angegriffen haben.
Es folgten Haft, Folter und schwerste Misshandlungen im KZ Buchenwald. Das alles hinterließ seine Spuren. Aber am Ostersonntag zog sich Paul Schneider trotz größter Schmerzen an den Gitterstäben seiner Zelle hoch und rief tausenden Häftlingen auf dem Appellplatz zu: „Kameraden, hört mich. Hier spricht Pfarrer Paul Schneider. Hier wird gefoltert und gemordet. So spricht der Herr: ‚Ich bin die Auferstehung und das Leben!‘“ – Weiter kommt er nicht. Am 18. Juli 1939, wenige Tage vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, tötete ihn der Lagerarzt mit einer Ãœberdosis Strophanthin.
Wir haben eine große Wolke von Zeugen! Wen kennst Du, der Dich im Glauben begleitet, bestärkt und ermutigt hat? Vielleicht denkt jetzt jemand von euch, ich weiss ja selbst schon soviel, ich habe ja selbst schon so viele Erfahrungen im Glauben. Na, das ist ja wunderbar, dann gib die doch an andere weiter! – Denn Gott stellt auch uns mit hinein in die „Wolke der Zeugen“. Auch wir selbst sind ein Teil davon! Ich möchte euch motivieren, dass ihr das neu erkennt! Lasst uns doch gegenseitig von unseren Glaubenserfahrungen erzählen und uns einander im Glauben stärken!
Oder wenn Du ein gutes christliches Buch gelesen hast, dann motiviere andere dazu, es auch zu lesen. Gebt gute Bücher weiter und lasst die nicht in euren Regalen verstauben! Da sollen andere auch was davon haben!
Und noch was ist dabei wichtig, um uns gegenseitig zu motivieren. Habt Ihr im Fernsehen schon mal eine schwere Bergetappe bei der Tour de France gesehen. Die Fahrer in großer Hitze gehen an ihr Leistungsvermögen, äußerste Kraft und Ausdauer wird ihnen abverlangt. – Doch sie sind nicht allein unterwegs. Tausende begeisterte Zuschauer säumen die Straßen. Sie feuern sie an und ermutigen sie, nicht aufzugeben. Mit einer Wolke von Fans umgeben können sie Schwächephasen überwinden und werden motiviert, das Beste herauszuholen.
Paulus sagt es uns an verschiedenen Stellen: Motiviert einander mit Psalmen, mit Lobgesängen und geistlichen Liedern. Jeder Gottesdienst ist auch Glaubensmotivation. Auch Seelsorgegespräche, Telefonate, gegenseitiger Austausch von Glaubenserfahrungen, füreinander dasein und füreinander beten, all das motiviert.
Liebe Glaubensgeschwister, tut das, wozu ihr berufen seid, eben bei dieser „Wolke der Zeugen“ dabei zu sein! Also: Zum einen schaut auf Leute, die Glaubenserfahrung mit dem lebendigen Gott gemacht haben! Und zum anderen motiviert auch andere mit euren Erfahrungen und Beiträgen!
2. Befreie dich von Überflüssigem!
Weg mit den Motivationshemmern! Weg mit dem Ballast, der nicht notwendig ist! Und darum sagt der Hebräerbrief hier: Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert.
Achtung: Hier werden ja Christen angesprochen, die keine Anfänger im Glauben sind. Was kann man daraus schliessen? Nun, dass das mit dem Ablegen bei uns immer wieder zu geschehen hat! Wir müssen immer wieder Inventur machen und uns überlegen: Was muss ich ablegen? Das ist ein Dauerbrenner!
Unser Bibelabschnitt nennt uns hier die Sünde, die uns umstrickt, die sollen wir als erstes ablegen! „Umstrickt!“ – wie ist das beim Stricken? Beim Stricken sind ja erst nur ganz kleine, schwache Fäden da. Mit der blossen Hand kann man sie zerreissen. Wenn aber viele Fäden verstrickt werden, dann werden die fester. Ein Pullover oder ein Schal ist fast nicht zu durchreissen.
Darum lasst uns die Sünde gleich ablegen, wenn sie uns umstricken will! Wenn ihr bei euch merkt: Da ist was nicht ganz in Ordnung, bereinigt das sofort: Also, wenn ihr beispielsweise eine Begierde in Euch aufsteigt, eine Versuchung zum Bösen, wenn ihr einen bösen Gedanken habt, wenn ihr jemanden beneidet oder wenn sonst etwas Negatives in eurem Herzen sich einnisten möchte: Weg mit dem, was euch umstrickt und demotiviert! Beichte und Buße schenken uns neue Motivation und Freude! Wartet nicht bis die Sünde stark wird und euch beherrscht.
Wie hat Martin Luther die große Reformation in Gang gebracht? Mit seiner ersten der 95 Thesen. Und wie lautet die? „Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht „Tut Buße“ u.s.w. (Matth. 4,17), hat er gewollt, dass das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.“
Und wenn Sünde bereinigt ist, dann ist sie weg. Vergeben ist vergeben! Ich erlebe es auch heute bei so manch gläubigen Christen so, dass sie sich mit schon vergebenen Sachen weiter abquälen. Höre: Wenn Gott dir aber vergeben hat, dann brauchst du dich nicht weiter abzuquälen. Denn Vergeben ist eben vergeben, Schluss, aus! Das ist doch das Einzigartige an unserem Gott, sein Wort gilt! Und er spricht zu Dir: „Sündige hinfort nicht mehr!“
Also, Ihr Lieben: Lasst uns ablegen alles, was uns beschwert! – Ein kleiner, aber nicht unbedeutender Punkt dazu: Wie sinnvoll sind eigentlich deine Hobbies? Nichts gegen Hobbies! Aber die Frage ist: Entspannen sie uns tatsächlich und bereiten sie uns Freude – oder rauben sie uns nur Kraft, Zeit und Nerven?
Ich verzichte jetzt darauf, alles Mögliche und Unmöglich konkret aufzuzählen. Geh Dein Leben durch, deinen Alltag. Und lege alles ab, was Dir Kraft, Zeit und Nerven raubt. Lass dich auch bei solchen Gewohnheitsdingen vom HERRN befreien!
3. Stell dich bewusst und mit Geduld deinen Herausforderungen!
Lasst uns laufen mit Geduld, heisst es da in unserem Bibelwort. Und ich frage euch: Bringt uns nicht gerade die geduldige Auseinandersetzung mit den uns auferlegten Problemen echt weiter?
Ich hatte in einer anderen Predigt schon mal folgende Fabel erzählt: Als ein böser Mann eines Tages in einer Oase einen schönen, jungen Palmbaum im besten Wuchs fand, nahm er einen schweren Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Er dachte: „Gebückt und klein wirst du Palme jetzt dein Leben fristen.“ Und dann ging der Mann weiter. – Aber die Palme gab nicht auf, sie versuchte, die Last abzuwerfen. Sie schüttelte und bog sich. Dann krallte sie sich tiefer in den Boden, bis ihre Wurzeln verborgene Wasseradern erreichten. Diese Kraft aus der Tiefe und die Sonnenglut aus der Höhe machten sie endlich zu einer königlichen Palme, die auch den Stein hochstemmen konnte. Nach Jahren kam der Mann wieder. Da senkte die kräftigste Palme ihre Krone, zeigte den Stein und sagte: „Ich muss dir danken. Deine Last hat mich so stark gemacht!“
Ob es nun eine Krankheit ist, ein Problem an uns selbst, ein Problem im Beruf oder Zuhause, das kann uns stark machen und voranbringen, wenn wir uns unseren Herausforderungen mit Geduld und in Treue zu Gott stellen. Wenn wir das als Bewährungsprobe unseres Glaubens sehen.
Dietrich Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Gott legt dir nie mehr Lasten auf, als du tragen kannst.“ Lasst uns immer daran denken, wenn wir meinen, es nicht mehr zu schaffen. Man sollte dieses Wort sich ausschneiden und dorthin hängen, wo man oft hinschaut, am Arbeitsplatz, am Badezimmerspiegel oder an den Kühlschrank, wo auch immer. Und anders als der böse Mann in der Palmenfabel meint es Gott immer gut mit uns. Wenn Gott uns was im besten Sinne „zu-mutet“, dann tut er das, um uns wirklich voranzubringen. Er hat einen Plan für unser Leben. Und das ist gut so! Wir dürfen uns an den Plänen Gottes freuen, selbst wenn es äußerlich betrachtet, keinen Grund zur Freude gibt.
So wie auch Paul Schneider. Obwohl er am Ende im KZ Buchenwald nur noch ein Wrack ist, schreibt er in einem seiner Briefe an seine Frau kurz vor seinem Tod voller Gottvertrauens: „Lieber alle Kreaturen preisgeben, denn im Geringsten wider Gottes Willen tun: Wer Gott fürchtet, der hat eine sichere Zuflucht, und seine Kinder werden auch beschirmt.“
4. Lasst uns aufsehen zu Jesus!
Im heutigen Bibelwort ist immer von „uns“ die Rede! Da heisst es: lasst uns ablegen, was uns beschwert; die Sünde, die uns ständig umstrickt; lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist. Dass motiviert uns, wir sind Gemeinde Jesu Christi, wir sind keine Einzelkämpfer, sondern wir können und sollen uns gegenseitig helfen! Allein schaffst du das mit den Christsein nicht! Die ganze Woche können wir einander unterstützen und zusammenstehen. Wir können uns in unserem Glaubensleben gegenseitig motivieren. Wir können füreinander beten! Es reicht nicht nur am Sonntag für eine Stunde unser Christsein zu pflegen. Der Glaube an Jesus Christus fordert unser ganzes Leben und unsere ganze Hingabe! Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen! Du brauchst Gemeinde und die Gemeinde Jesu braucht Dich!
Deshalb heißt es in unserem Bibelwort: Lasst UNS aufsehen zu Jesus! Das ist das Zentrum aller Motivation! Ja, blicke auf den HERRN! Lasst uns immer wieder auf den Herrn mit seinen Möglichkeiten sehen! Mit ihm konkret rechnen! Jesus wird hier der Anfänger und der Vollender des Glaubens genannt. Das ist ein echter Trost, dass Gott nichts Halbfertiges macht. Auch in deinem Leben nicht. Weil Jesus schon sein Ziel erreicht hat, zur Rechten des Thrones Gottes bei seinem Vater sitzt, kann und wird er so viel für dich tun. Das darfst du wissen! Denn du gehörst doch zu ihm. Das darf dir immer wieder neue Motivation sein.
Schauen wir gerade jetzt in der Passionszeit auf Jesus Christus: Jesus hätte doch bei seinem Vater im Himmel bleiben können. Da hätte er es so gut gehabt. Und auch am Kreuz, da hätte er noch herabsteigen können. Aber Jesus kam in die Welt, um den größten Kampf der Weltgeschichte zu führen. Er hat die Sünde der ganzen Welt getragen. Er hat den Widerspruch und Spott der Leute ebenso ertragen, wie die falschen Anklagen.
Er kam in diese Welt, auch für dich. Um deine Sünde und deinen Tod zu tragen. Jesus hat sich nicht geschont, sich für dich zu opfern am Kreuz. Er hat so viel auf sich genommen, sein Leben hingegeben. Für dich!
Da ER soviel für dich getan hat, deshalb lass dich nicht wegziehen von IHM! Komme, was will, lass den Mut nicht sinken und kämpfe mit ihm den guten Kampf des Glaubens! Schau auf ihn!
Lasst uns immer wieder neu mit seinen Möglichkeiten rechnen!
„Lasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete … Gedenkt an den, der soviel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.“
Pfr. Ulrich Hauck, Predigt am Sonntag Reminiszere, Niederhorbach, 25.02.2024
Auf dem Youtube-Kanal der Christlichen Vereinigung Südpfalz finden Sie weitere Predigten und Vorträge: https://www.youtube.com/@christlichevereinigungsudp9880
Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 2. Februar 2025 um 6:01 und abgelegt unter Predigten / Andachten, Seelsorge / Lebenshilfe.