Wäre es nach ihrem Gynäkologen gegangen, dann hätte Emilia Wojtyla ihren ungeborenen Sohn, den späteren Papst Johannes Paul II., abgetrieben. Doch die tiefgläubige Frau und ihr Mann Karol weigerten sich, und fanden im jüdischen Arzt Dr. Samuel Taub einen Mediziner, der das Lebensrecht des ungeborenen Kindes achtete.
Als Emilia mit ihrem Sohn Karol Emilia Wojtyla im Herbst 1919 erfuhr, dass sie wieder ein Kind erwartete, war die Freude groß. Sie war bereits 35 Jahre alt, das Ehepaar hatte einen 13-jährigen Sohn, Edmund; das zweitgeborene Kind, eine kleine Tochter war kurz nach der Geburt 1916 gestorben, und Emilia befürchtete, keine weiteren Kinder mehr bekommen zu können.
„Treiben Sie ab!“
Doch als sie im zweiten Schwangerschaftsmonat ihren Arzt Dr. Jan Moskala, einen bekannten Gynäkologen in Wadowice aufsuchte, riet dieser dringend zur Abtreibung: Er sah keine Chance, dass Emilia das Kind austragen und gesund zur Welt bringen könnte, zudem bestand für die Schwangere selbst höchste Lebensgefahr. Milena Kindziuk, Autorin einer Biografie über das Ehepaar Karol und Emilia Wojtyla, hat im Gespräch mit ACI Stampa von den dramatischen Umständen rund um die Schwangerschaft und Geburt des kleinen Karol berichtet: Emilia ,,war sich der Gefahr für ihr Leben und das ihres Kindes voll bewusst, zumal die Diagnose aus dem Mund des damals bekanntesten Geburtshelfers in Wadowice kam. Damals musste sie zwischen ihrem eigenen Leben und dem des Kindes, das sie in sich trug, wählen, aber aufgrund ihres tiefen Glaubens kam es für Emilia nicht infrage, sich für die Abtreibung zu entscheiden.“
Der jüdische Arzt
Das Ehepaar traf die mutige Entscheidung, dass ihr ungeborenes Kind auf jeden Fall geboren werden sollte. Sie machten sich auf die Suche nach einem anderen Arzt und fanden ihn in Dr. Samuel Taub, einem jüdischen Arzt aus Krakau, der sich in Wadowice niedergelassen hatte und hoch angesehen und für seine wohltätige Arbeit bekannt und beliebt war.
In der Hoffnung, das Leben seiner Frau und des gemeinsamen Kindes retten zu können, wandte sich Karol an ihn. Dr. Taub bestätigte zwar das Risiko von Komplikationen, schlug jedoch keine Tötung des ungeborenen Kindes vor, sondern erklärte sich bereit, die schwierige Schwangerschaft Emilias zu überwachen und betreuen.
Ein gesundes Kind
Die Schwangerschaft verlief schwierig, Emilia musste die meiste Zeit im Liegen verbringen und war sehr schwach. Schließlich kam der Tag der Geburt, die nach der damaligen Tradition zu Hause in Anwesenheit einer Hebamme stattfand. Es war der 18. Mai 1920, ein für diese Jahreszeit ungewöhnlich heißer Tag. Das Kind, der kleine Karol, der später Papst werden sollte, kam gesund zur Welt, er war ein großes und kräftiges Kind. Aber auch die Mutter überlebte wie durch ein Wunder, und lebte noch neun Jahre, bis sie an einer Nierenentzündung starb.
Über Dr. Taub erzählt Milena Kindziuk: „Dr. Taub rettete nicht nur Emilia Wojtyla und ihren Sohn, sondern auch viele andere Kinder und Bürger von Wadowice. Er war berühmt, weil er die Menschen bis an sein Lebensende mit großer Hingabe behandelte und sie bei Bedarf oft kostenlos besuchte. Er starb im Jahr 1933.“
Johannes Paul II. war während seines gesamten Pontifikats ein entschiedener und mutiger Verfechter des Schutzes der ungeborenen Kinder von der Empfängnis an.
Italienische Quelle: www.acistampa.com/story/14212/karol-wojtyla-un-bambi-no.che-non-doveva-nascere-14212 [1]
Deutsche Übersetzung: Tiqua Dez. 2024, S. 6.