Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Eine Jungfrau ist schwanger!

Sonntag 8. Dezember 2024 von Pfr. Matthias Köhler


Pfr. Matthias Köhler

Weihnachten rückt näher. Zum Christfest freuen wir uns über die Geburt Jesu Christi. Der Geburt Jesu geht die Schwangerschaft Marias voraus. Mit Weihnachten sind untrennbar die Aussagen des Glaubensbekenntnisses „…empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria…“ verbunden Doch was bedeuten diese Aussagen für uns?

Jesus – der ewige Gott

In einem früheren Artikel dieser Gemeindebriefserie haben wir über das Geheimnis nachgedacht, dass unser Gott der Dreieinige ist (Matthäus 28,19). Dabei wurde deutlich, dass Jesus Christus kein geringerer als Gott selbst ist.

Wir haben es in der Person Jesu Christi nicht nur mit einem halben Gott oder einem Gott irgendwie untergeordneten Wesen sondern mit dem vollkommenen Gott selbst zu tun (1. Johannes 5,20).

Jesus existiert nicht erst seit seiner Geburt, sondern er ist ewig. Er ist ohne Anfang und ohne Ende. Zusammen mit seinem Vater und dem Heiligen Geist war er schon immer da und hat die Welt erschaffen ((Johannes 1,1-3; 8,58; 17,5).

Eine wunderbare Schwangerschaft

An Weihnachten feiern wir, dass dieser ewige Gott Mensch geworden ist, sozusagen in Fleisch und Blut geschlüpft ist und sichtbar und berührbar in diese Welt gekommen ist (Johannes 1,14+18; 1. Johannes 1,1+2). Genau genommen hat dies schon 9 Monate vorher begonnen, als Maria schwanger geworden ist (Lukas 1,26-33).

Unmissverständlich berichtet die Bibel die Tatsache, dass diese Schwangerschaft der Maria durch ein Wunder gewirkt wurde. Denn Maria, die mit Josef rechtsverbindlich verlobt aber noch nicht verheiratet war, war noch Jungfrau und hatte noch mit keinem Mann geschlafen (Matthäus 1,18+23; Lukas 1,27+34).

Darum sind die ersten Menschen, die fassungslos vor diesem Ereignis stehen Maria und Josef selbst (Matthäus 1,19; Lukas 1,34). Schließlich wussten die Menschen auch damals, dass sowas eigentlich völlig unmöglich ist. „Wie soll das zugehen?“ fragt Maria voller Erstaunen den Engel Gabriel, der ihr dieses Ereignis ankündigt.

Wenn wir uns heute fragen, wie das möglich war, sind wir mit Maria und Josef in bester Gesellschaft.

Horizonterweiterung! 

Gott schickt Engel, die Maria und Josef weiterhelfen.

“Bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ (Lukas 1,37) ist die prägnante Antwort des Engels Gabriel auf die Zweifel der Maria und alle unsere Zweifel. Damit reißt Gabriel uns den Horizont auf. Wir können uns nur das vorstellen, was wir Menschen kennen und was wir Menschen können.

Gabriel stellt klar: „Denkt nicht nur von Euch und von Euren begrenzten Möglichkeiten und Fähigkeiten her. Denkt nicht so eng von Gott. Gott ist anders als Ihr Menschen. Darum kann er auch mehr als Ihr. Er kann auch die Naturgesetze, die er selbst geschaffen hat, durchbrechen, wann und wie er das will.“

Ja, Gabriel hat Recht! Wenn Gott wirklich Gott ist, dann ist es ja völlig logisch, dass wir ihn nicht zurückstutzen können auf das Maß unserer begrenzten Möglichkeiten und Vorstellungen.

Gott kann mehr als wir! Das trifft unseren Stolz. Das macht uns bescheiden und demütig. Und das ist zugleich auch ein ganz großer Trost. Denn weil er mehr kann, kann er uns auch da helfen und beistehen, wo wir am Ende unserer Kräfte und Fähigkeiten sind.

Das gilt gerade für unsere Rettung und Erlösung. Das Wunder der Jungfrauengeburt zeigt uns: Für unsere Rettung sind Aktionen nötig, die wir nicht selber machen können. Da muss der allmächtige Gott persönlich mit seiner ganzen Macht aktiv werden. Und er tut es auch!

Unsere Erlösung liegt nicht in unseren Möglichkeiten. Aber Gott macht es möglich. Mit Maria dürfen auch wir entdecken: “Bei Gott ist kein Ding unmöglich.“

Schöpferkraft – Schöpfertat

„Was Maria empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist.“ (Matthäus 1,20) erfährt Josef vom Engel. Nicht durch die Kraft eines Menschen sondern durch die Kraft des Heiligen Geistes empfängt Maria das neue Leben in ihrem Leib.

 Und Gabriel erklärt der Maria etwas genauer: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ (Lukas 1,35). Diese Formulierung erinnert an den Bericht von Erschaffung der Erde am Anfang der Bibel: „Der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“ (1. Mose 1,2).

Der Geist Gottes bringt also die Schöpfungskraft Gottes. Mit dieser Kraft hat er die Welt aus dem Nichts gemacht. Mit dieser Schöpfungskraft Gottes kommt der Heilige Geist auch zu Maria und bewirkt, dass Maria neues Leben empfängt; dass aus einer unbefruchteten eine befruchtete Eizelle in ihrem Leib wird.

Da geschieht kein Geschlechtsakt sondern eine Schöpfungstat.

Gott wird Mensch

So ist Jesus, der in der himmlischen Ewigkeit beim Vater war, aus seiner unsichtbaren Welt in unsere sichtbare Welt hinübergekommen. Er brachte seine göttliche Persönlichkeit mit und nahm im Leib der Maria vom Leib der Maria Fleisch und Blut an (Johannes 1,14).

So wurde er Mensch und blieb dabei doch gleichzeitig Gott. Wie es einmal in der Bibel über Jesus heißt: „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ (Kolosser 2,9).

Wäre Josef der Vater von Jesus, dann wäre Jesus nur das Kind menschlicher Eltern und somit nur Mensch; vielleicht ein besonders geistbegabter und geistgeleiteter Mensch; aber eben nur ein Mensch. Doch nun ist Jesus 100% Gott und 100% Mensch in einer Person. Er ist „wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren“ (Martin Luther im Kleinen Katechismus).

Aber warum ist es denn so wichtig, dass Jesus ganz Gott und ganz Mensch in einer Person ist?

Jesus – Gott zeigt sich

Gott ist eigentlich seiner Natur nach Geist – also für uns unsichtbar und unfassbar.

Weil in Jesus Gott als Mensch kam, wurde in ihm Gott sichtbar und fassbar. Weil Jesus selbst Gott ist, wird in seinen Worten und seinem Wirken auf Erden Gott selbst offenbar. Jesus ist Gott zum Anfassen. Wer wissen will, wer und wie der wahre Gott ist, halte sich an Jesus

Jesus – Gott kommt uns ganz nah

Weil die Menschen Gott weglaufen und sich von ihm losreißen, macht sich Gott auf den Weg. Jesus kommt in die Welt und geht uns sozusagen nach. So kommt er uns nahe, sucht mit uns Gemeinschaft und begibt sich sogar in die tiefsten Tiefen.

Nicht von sicherer Warte aus betrachtet unser Gott das Elend und die Not der Welt. Indem er selbst Mensch wird, wird er einer von uns. Er macht sich der Not und des Leides der Menschen selbst teilhaftig.

Als Mensch wie wir erlebt er Schmerz und Einsamkeit, Traurigkeit und Tränen, Hunger und Durst, Anfechtung und Versuchung, Ablehnung und den bitteren Tod am Kreuz.

Darum kann der uns in unserem Leiden verstehen und uns nahe sein (Hebräer 2,17 + 4,15).

Jesus – Gottes rettet

Nur als der menschgewordene Gott konnte Jesus uns erlösen. Denn nur weil er Mensch wurde, konnte er am Kreuz als unser Stellvertreter den Platz von uns Menschen einnehmen und unsere Strafe auf sich nehmen. Doch nur weil er dabei auch ganz Gott war, war er ohne Sünde und allmächtig, so dass er mit seinem Leiden und Sterben für unsere Schuld Bezahlung und Wiedergutmachung bewirken konnte (1. Johannes 1,7).

Ebenso hat er auch bei seiner Auferstehung als unser Stellvertreter gewirkt. Weil er Gott ist, konnte der Tod ihn nicht halten. Weil er Mensch ist, dürfen wir wissen, dass er als unser Stellvertreter auferstanden ist und damit auch unseren Tod besiegt hat.

Ebenso bei der Himmelfahrt: Weil er Gott ist, hatte er Macht in die unsichtbare Herrlichkeit einzugehen. Weil er Mensch ist, dürfen wir wissen: Bei seiner Himmelfahrt hat Jesus als unser Stellvertreter gehandelt und uns damit einen Platz in der Herrlichkeit reserviert (Epheser 2,6).

Doch das alles beginnt mit diesem machtvollen Wunder der rettenden Liebe Gottes:

„…empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria…“

Pfr. Matthias Köhler, Kirchengemeinde Nümbrecht

Quelle: Gemeindebrief, November-Dezember 2019

 

Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 8. Dezember 2024 um 6:00 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Theologie.