Männer wollen Klartext
Montag 18. November 2024 von Ruth Heil
Ein Paar war zur Beratung gekommen. Unterwegs wollte sie einen Kaffee trinken. Als sie ein Restaurant sah, fragte sie ihren Mann, ob er einen Kaffee trinken wollte. Er verneinte und fuhr an dem Gasthaus vorbei. Dies ist eine typische Situation: Die Frau fragt ihn, ob er etwas will, doch eigentlich will sie etwas. In dem Gefühl, mit ihm eins zu sein, meint sie, er habe dasselbe Bedürfnis. Reagiert er anders, ist sie enttäuscht oder erschüttert, und denkt, dass er sie nicht versteht. Männer wollen Klartext. Sie können solche Verschlüsselungen nicht auflösen.
Jemand meinte: Männer sind einfach, was das Gespräch angeht. Sie antworten auf das, was gefragt wird. Die Frage an uns Frauen ist, ob wir auf manche Fragen wirklich die Meinung des Partners hören wollen. Sehnen wir uns nicht danach, dass er auf manches anders antwortet, als wir es selbst empfinden oder auch befürchten? Ich denke an die Situation, wenn Spannung in der Luft liegt. Wir möchten darüber reden, aber sind zu verletzt, um es auszudrücken. Vielleicht fragt der Mann sogar: „Was ist los?“ Und wir antworten: „Nichts!“ Für ihn ist dann alles in Ordnung. Wir aber sind noch mehr betroffen, weil er unseren Schmerz nicht bemerkt hat. Oder wir fragen ihn: „Möchtest du reden?“ In Wirklichkeit haben wir das Bedürfnis zu sprechen. Wir wollen z.B. wissen, ob er eine bestimmte Frau hübsch findet. Eigentlich würden wir gerne hören, dass er uns schöner findet und ihn die andere Frau nicht interessiert. Wir fragen, ob er meint, wir hätten zugenommen, und erwarten, dass er unsere Bedenken zerstreut.
Warum fragen wir, wenn wir seine Meinung gar nicht wissen wollen? Fragen wir uns selbst, ob wir eine ehrliche Antwort verkraften. Und stellen wir uns innerlich darauf ein, dass er möglicherweise nicht das Erhoffte antwortet. Vielleicht sollten wir manche Fragen prüfen, bevor wir sie stellen. Und wir könnten überlegen, ob eine Umformulierung zu einer befriedigenderen Antwort führen würde. Zum Beispiel, statt zu fragen „Hast du mich lieb?“ (was für den Mann oft eine Infragestellung ist), könnten wir ihm sagen „Ich hab‘ dich lieb!“ Und statt zu fragen, ob er einen Kaffee möchte, ihm sagen, dass wir Lust auf einen Kaffee haben. Statt auf seine Frage: „Stimmt irgendetwas nicht?“, mit „Nein“ zu antworten, ihm ehrlich sagen, was ich fühle. Statt ihm vorzuwerfen: „Du umarmst mich nie“ – meine Arme um ihn legen und seufzen: „Ich fühl´ mich so gut in deiner Nähe.“ Statt Tränen am vergessenen Hochzeitstag zu vergießen, bereiten Sie schon abends ein Herz vor, das sie an die Schlafzimmertür kleben: Ich freue mich auf morgen!!
Geben Sie Ihre Vorwurfshaltung auf und fangen Sie an, Klartext zu reden! Bei einem Eheseminar bat mich ein Mann um meine Meinung: „Meine Frau fragt mich häufig, ‚Hast du mich lieb?‘ Es ist manchmal besonders schwierig mit Ja zu antworten, wenn wir gerade gestritten haben. In solchen Momenten empfinde ich es als eigenartig, Ja zu sagen, denn ich empfinde keine Zuneigung. Sie ist dann richtig verzweifelt. Muss ich aber von Liebe sprechen, nur damit es ihr wieder besser geht? Ich würde mich wie ein Lügner fühlen!“ Ich dachte an das Wort von Walter Trobisch: „Liebe heißt: dem anderen schenken, was er braucht.“ Dem jungen Mann war dieser Rat nicht genug. Da fiel mir der Bibelvers aus Römer 5,5 ein: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen durch den Heiligen Geist in unsere Herzen.“ Diesen Vers gab ich ihm weiter. „Beten Sie in diesen Momenten: ‘Gott, gieße jetzt deine Liebe in mein Herz. Du hast die Fülle.´ Und geben Sie Ihrer Frau von dieser göttlichen Liebe weiter.“ „Damit kann ich leben“, meinte er. „Das geht, ohne zu lügen.“
Merke: Wer Klartext spricht, statt Fragen zu stellen, die falsch interpretiert werden können, erspart sich manche Enttäuschung und viele Verletzungen!
Zum Nachdenken: Wir wollen nicht verletzt werden – unser Partner auch nicht. Gutgemeint von uns ist nicht immer gutgemacht. Wir brauchen Gottes Weisheit für unser Reden, unser Hören und unser Antworten!
Quelle: family life mission 3/2024
Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 18. November 2024 um 18:21 und abgelegt unter Ehe u. Familie, Seelsorge / Lebenshilfe.