«Ich glaub’s nicht!»
Dienstag 27. August 2024 von factum
Immer öfter geschehen Dinge, die man vor nicht allzu langer Zeit nicht für möglich gehalten hätte. Über Abgründe des Zeitgeistes und ihre Ursachen.
Ich glaub’s nicht, das darf doch nicht wahr sein!» Dieser Stossseufzer ist bei manchem die erste Reaktion auf die Ungeheuerlichkeit aktueller Nachrichten. Natürlich, das gab es auch schon früher, dass man ob einer aktuellen Nachricht perplex ist und das Gehörte erst mal am liebsten gar nicht glauben will – obwohl klar ist, dass es stimmt. Aber was sagt das über eine Zeit aus, in der einem dieses «Ich glaub’s nicht!» bald jede Woche, oder öfter, über die Lippen kommt? Zu den Zumutungen, die den Rahmen dessen sprengen, was man in einer entwickelten rechtsstaatlichen Zivilisation erwarten sollte, gehören auch die folgenden wenigen (von sehr viel mehr möglichen) Beispiele von Irrlichtern aus dem Gruselkabinett des Zeitgeistes.
«Der Gazastreifen war das grösste Freiluft-Gefängnis der Welt und ist jetzt der grösste Friedhof der Welt.» Josep Borrell, EU-Aussenbeauftragter
Fassungslos lässt diese Aussage den zurück, der noch übereinen halbwegs klaren Kompass verfügt und ein Mindestmass an Kenntnis über die Geschichte und das Geschehen hat. Ein Freiluft-Gefängnis? Niemand hätte die Hamas-Regierung gehindert, Gaza mit den Milliarden in ein prosperierendes Feriendomizil zu verwandeln.
Würde ein Neonazi Borrells Aussagen treffen, ein islamischer Terrorist, ein völlig Ahnungsloser: Es wäre schlimm genug. Aber der Top-Diplomat der Europäischen Union als Ignorant von allem, was wahr ist, als Leugner historischen Geschehens, als Hassredner? Das Nächste, was man kaum glauben mag, folgt auf dem Fusse:
Die Hetzrede von Borrell zog keine nennenswerte öffentliche Empörung oder politische Reaktionen nach sich.
Sollte man von verantwortlichen Politikern und Medien, denen Wahrhaftigkeit und demokratisch-rechtstaatliche Gesinnung am Herzen liegen, nicht erwarten, dass sie politische Konsequenzen fordern, die Absetzung Borrells, dass sie ihre Abscheu über solche Tiraden ausdrücken? Lügenhafte Mythen über Israel und Antizionismus haben den Marsch durch die Institutionen abgeschlossen. Da sie, jeden Tag sichtbarer, zu politischer Aktion werden, muss man diese Hoffnung fahren lassen.
Die Philosophin Judith Butler, die mit dem seltsamen Gedanken, der Mensch habe kein biologisches Geschlecht, vielmehr sei sein Körper nur «Träger von kulturellen Zeichen», jeder wissenschaftlichen Erkenntnis Hohn spottet, sagte zu den Ereignissen in Israel:
«Der Aufstand vom 7. Oktober war ein Akt des bewaffneten Widerstands. Es ist kein terroristischer Angriff, und es ist keine antisemitische Attacke.» Judith Butler, Ikone des Genderismus
Vier entsetzliche Hass-Lügen in zwei Sätzen, gewürdigt mit spontanem Applaus. Judith Butler ist nicht irgendwer. Sie ist die Nationalheilige und zugleich die Erfinderin der Genderideologie. Ihrer Fahne folgen fast alle westlichen Regierungen. Tausende Lehrstühle weltweit, Hunderte allein in Deutschland, lehren ihre kruden Theorien. Es gibt keinen Philosophen der Gegenwart, der mit seinen Ideen stärkeren Einfluss auf Medien, Bildungswesen und auf die praktische Politik hat. Butlers Thesen beeinflussen das Leben von Millionen Menschen. Ihre Thesen, die jeder Vernunft und dem gesunden Menschenverstand spotten, sind zum Glaubensbekenntnis der Medien, der politischen Eliten geworden. Sie handeln danach. Ihre Thesen werden buchstäblich Gesetz, in vielen Ländern.
Das Motto der Veranstaltung, auf der sie sprach, lautete: «Gegen Antisemitismus, seine Instrumentalisierung und für den revolutionären Frieden in Palästina». Kann man sich eine drastischere Illustrierung des Jesajawortes vorstellen, der von Menschen sprach, die «Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen» (Jes.5,20), als solche Verdrehungen, noch dazu auf einer Veranstaltung, die sich vorgeblich dem Antisemitismus widmet? Es blieb nicht beim Applaus vor Ort. Feuilletons, in denen als Israelkritik bemäntelter Antijudaismus wuchert wie Schimmel in feuchten Ecken, sekundierten Butler. Patrick Bahners, leitender Redakteur der FAZ und notorischer Israelfeind und Antizionist, bescheinigte Butlers Aussagen «politischen Realismus», sie bemühe sich eben «um Logik, Analyse und Realismus als Voraussetzungen eines moralischen und politischen Urteils». Solch die Wirklichkeit und die Wahrheit leugnenden Aussagen und moralische Abgründe sind in den Medien und der akademischen Welt zu Hause. Wird hier nicht mit der Wahrheit alles auf den Kopf gestellt? Ist das nicht barer Antisemitismus und Wirklichkeitsverleugnung im Mantel feuilletontauglicher Wortdrechslerei?
Eine Butler’sche Verklärung der geradezu monströsen Verbrechender islamischen Terroristen vom 7. Oktober und die mediale Schützenhilfe, die ihre Huldigung eines Pogroms als «politischen Realismus» bewertet, kann nur in einem geistigen gesellschaftlichen Klima gedeihen – wie auch die Aussage Borrells –, welches sich nicht nur von Gott entfernt hat, sondern sich offensiv gegen Gott stellt. Solche Aussagen lassen sich nur geistlich erklären. Die Leugnung von Gottes Realität hat Folgen. Paulus schildert, dass sich Menschen «in sinnlosen Gedankengängen verlieren und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde es finster» (vgl. Röm. 1,21). Sie halten sich noch für klug, während sie längst zu Narren geworden sind (V. 22). Sie sind einer Verblendung anheim gefallen, sie haben «Augen, mit denen sie nicht sehen, und Ohren, mit denen sie nicht hören» (Röm. 11,8). Der Geist der Verblendung bringt sie dazu, «der Lüge Glauben zu schenken» (vgl.2. Thess. 2,11). Johannes sagt (8,44), wer solche Redner beherrscht: «der Vater der Lüge».
Die Lüge zur Wahrheit zu machen, bringt Unglück und Leid. Das ist eine zwangsläufige Folge davon. Jesaja benennt die Folgen solch abgründiger Verkehrungen der Wahrheit mit einem Wehe-Ruf. Sein Wort trifft prophetisch in diese Zeit: «Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süss und aus süss sauer machen!» (Jes. 5,20). Die bewusste Verweigerung, Gottes gute Wege zu erkennen und ein Leben und eine Politik zu führen, die frontal gegen ihn stehen, führt zur Unfähigkeit, die Realität überhaupt noch erkennen zu können, führt Paulus im ersten Römerbrief aus.
Das gilt für das Individuum. Das gilt für eine ganze Gesellschaft, für Nationen. Dieses Phänomen der Verunmöglichung von Erkenntnis gleicht einer Art geistiger Umnachtung. Die Bibel spricht von «Verblendung», von einem «Geist des Irrwahns». Der Pharao, der sich Gottes Willen widersetzte, war damit geschlagen. Menschen, die einer gottfeindlichen Ideologiefolgen, sind damit geschlagen. Sie verfallen der Propaganda, der Gehirnwäsche, für die sie sich selbst geöffnet haben.
Eine ganze Weile lang kann ein Mensch, kann eine Gesellschaft mit der Verkennung der Wirklichkeit leben. Aber wenn die Folgen der Realitätsverleugnung eintreten(und das kann nicht ausbleiben), wird das Zerstörerische des Lebens und Handelns ausserhalb der Wahrheit offenbar. Die Philosophin Ayn Rand hat einmal darauf hingewiesen. Menschen zerrütten, Gesellschaften zerfallen, versinken in Gewalt, Chaos, Katastrophe, Krieg. Wir sind gegenwärtig Zeuge davon. Die Vereinigten Staaten von Amerika, Deutschland und weitere Länder haben sich damit an die Klippe zum Abgrund gestellt. Ist das zu hart gesprochen? Nein, es genügt, die Augen zu öffnen; es hilft, die Heilige Schrift zu lesen, gerade auch die prophetischen Worte. Die Bibel spricht von den Hochmütigen, die sich in ihrer ganzen geistigen Verblendung immer noch sicher wähnen und für weise halten: «Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und halten sich selbst für klug!» Sie «ziehen das Unrecht herbei mit Stricken der Lüge und die Sünde mit Wagenseilen» (Jes. 5,18.21). Menschen und Gesellschaften, die sich gegen Gottes guten Willen stellen, ziehen das Unglückselbst herbei, an dem sie zugrunde gehen.
Das «Dennoch!» der Bibel gegen diese Irrwege ist Gottesausdrücklicher Wunsch und Wille, «dass alle Menschen zur Wahrheit kommen und gerettet werden» (vgl. 1. Tim. 2,4). Nahe ist er denen, die erkennen, dass sie auf falschem Wege sind und «die ihn in Wahrheit anrufen» (vgl. Ps. 145,18). Wer sich auf diesen Weg begibt, wird befähigt, entsprechend der Wahrheit zu handeln und «er soll gewiss leben» (vgl. Hes.18,9). Er wird «Vielfältiges empfangen in dieser Zeit und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben» (Luk. 18,30). Dieses Leben in der Wahrheit ist ein ewiges Leben.
Tod und Lüge, die auf der Erde so unbarmherzig herrschen, haben keine Macht mehr über einen solchen Menschen. Wer Jesus von Nazareth als dem Sohn Gottes vertraut, wird ewiges Leben haben «und niemand wird sie aus meiner Hand rauben» (vgl. Joh. 10,28). Gott hat sich dem Menschen offenbart. Er kann, und er soll von ihm wissen. Er soll erfahren, dass« Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn» (vgl. 1. Joh. 5,11).
Thomas Lachenmaier, factum-magazin, 3/2024, Mai – Juni
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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 27. August 2024 um 13:56 und abgelegt unter Gesellschaft / Politik, Israel, Sprache.