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Unser Gott ist heilig – und nicht androgyn

Montag 17. März 2008 von Maria Nestele


Maria Nestele

Unser Gott ist heilig – und nicht androgyn
Warum wir als evangelische Pfarrfrauen die „Bibel in gerechter Sprache“ ablehnen

Hiermit wehren wir uns gegen die schleichende Vereinnahmung durch die „Bibel in gerechter Sprache“, wie sie uns beispielsweise in der Liturgie des Weltgebetstages, aber auch in anderen Bereichen der Frauenarbeit begegnet.

Wir sind empört darüber, dass, obwohl sowohl die VELKD , der Rat der EKD, als auch namhafte Bischöfe und Theologen den Gebrauch dieser sogenannten Übersetzung für gottesdienstliche Zwecke ausdrücklich abgelehnt haben, die „Bibel in gerechter Sprache“ über den Weltgebetstag hintenherum in die Gemeinden hineingetragen wird. So werden allein im diesjährigen Liturgieheft für den Weltgebetstag 2008 sechs „Bibelstellen“ daraus angeführt.

Wenn auch die betreffenden Stellen in diesem Jahr noch vergleichsweise harmlos sind, so läßt doch die Verwendung der „Bibel in gerechter Sprache“ neben seriösen Übersetzungen der Hl. Schrift wie der Luther- oder Einheitsübersetzung befürchten, dass uns Frauen ganz allmählich ein nur scheinbar „geschlechtergerechtes“, in Wahrheit aber zutiefst gnostisch-häretisches androgynes Gottesbild aufgeprägt werden soll.

Wir lehnen die „Bibel in gerechter Sprache“ ab, weil sie zwar im Gewand einer Übersetzung daherkommt, aber eine in weiten Teilen großzügig umgeschriebene, veränderte, ergänzte und dem heutigen Gerechtigkeitsempfinden passend gemachte

Alternativ-Bibel ist, die den Urtext historisch verfälscht und zentrale christliche Positionen aufgibt. Sie fällt damit unter das Verbot von 5. Mose 4,2, Offb 22,18 und Mt 5,18.

Ihrer eigenen Hermeneutik nach ist der Urtext nur noch ein bloßer Ausgangstext, nicht mehr der für Christen und Christinnen zeitlos gültige und alle Konfessionen verbindende Grundtext. Dazu paßt, daß der christliche Kanon als noch offen angesehen wird (in der Einleitung bedauern die Hg. etwa, es sei in dieser Bibelausgabe nicht möglich, außerkanonische Schriften wie … das Thomasevangelium aufzunehmen“ BigS, Einl. 13).

Sie verabschiedet sich von der Trinitätslehre. Statt von „Vater, Sohn und Hl. Geist“ ist fast durchgehend quaternitarisch von „Gott, Vater und Mutter, dem Kind und der Hl. Geistkraft“ die Rede. Biblische Bezeichnungen für den Personcharakter des Hl. Geistes wie Paraklet oder Tröster werden bewußt unterschlagen, übrig bleibt nur noch die „Geistkraft“. Auch den Taufbefehl gibt es nicht mehr, Mt 28 spricht lediglich von einem „Eintauchen“ in die oben beschriebene selbstgestrickte Viereinigkeit.

Sie verabschiedet sich von der Christologie. Die präexistente Beziehung Jesu zu seinem Vater wird beseitigt und aufgehoben in eine bloße Kindschaft Jesu im Kreis der anderen Gotteskinder. Der Johannesprolog wird nicht mehr auf Jesus, sondern auf die Weisheit gedeutet, sein Hoheitstitel „Herr“ ausgemerzt, aus dem Menschensohn wird nur noch ein besonderer, erwählter Mensch.

Sie verabschiedet sich von der Rechtfertigungslehre. Der rettende Glaube an den stellvertretenden Sühnetod Christi wird zum allgemeinen Gottvertrauen verflacht.

„Gottlose“ gibt es nicht mehr, die „Frommen“ sind „Menschen, die aufrecht gehen“. Die alten klaren Gebote wie etwa das sechste „Du sollst nicht ehebrechen“ werden abgeschwächt und verdünnt in ein modernes „verletze keine Lebenspartnerschaft!“.

Den tiefsten Eingriff stellt jedoch das androgyne Gottesbild dar, wonach von Gott abwechselnd in männlicher und in weiblicher Form gesprochen wird (der Ewige/die Ewige) – im Unterschied zu jedem Menschen, der immer das eine oder das andere ist.

Konsequent wird die Bezeichnung „Vater“ oder „Herr“ für Gott umgangen oder unterdrückt. Von den wenigen Bibelstellen im Urtext aus, die auch in weiblicher Metaphorik von Gott sprechen (Jes 66,13; Jes 49,15 oder Ps 123,2) wird in der „Bibel in gerechter Sprache“ die überwältigende Fülle der Bibelstellen ausgehebelt, die Gott mit einem Vater gleichsetzen, also nicht nur vergleichen!

Ihrem Anspruch, dem jüdisch-christl. Dialog zu dienen, wird die „Bibel in gerechter Sprache“ am allerwenigsten gerecht. Gerade für jüdische Ohren zutiefst bedeutungsgeladene Begriffe wie etwa der „Menschensohn“ sind überall getilgt worden, und die steilen Antithesen der Bergpredigt „Ich aber sage euch“ fallen anbiedernd einem lahmen „Ich lege euch das heute so aus“ zum Opfer. Wer aber selbst nicht zu seinem eigenen Standpunkt steht, ist auch zu keinem Dialog mit anderen fähig. Im Grunde wird damit dem Gegenüber nicht mehr zugetraut die Andersartigkeit der verschiedenen Glaubensüberzeugungen zu ertragen.

Die „Bibel in gerechter Sprache“ verabschiedet sich von allem, was uns heilig ist. Wir werden sie daher nicht nur nicht verwenden, sondern auch ihrem Gebrauch entgegentreten, wo wir nur können.

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 17. März 2008 um 14:11 und abgelegt unter Theologie.