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Abtreibungspille Mifegyne rückgängig machen: Warum?

Dem Phänomen, warum die Schwangeren den Giftcocktail Mifegyne zur Abtreibung einnehmen – und dann schon bald darauf genau darüber verzweifelt weinen und uns anrufen (nachdem sie im Internet nach Hilfe suchten), sind wir noch nicht endgültig auf die Spur gekommen.

Wir führen es darauf zurück, dass es vielfach Frauen sind, die nicht gelernt haben, Druck auszuhalten und dass der Druck VOR der Einnahme derart groß ist, dass sie nachgeben, nicht mehr weiter nachdenken wollen, und es schnell hinter sich bringen wollen, damit endlich „alles wieder gut wird“.

Wir freuen uns immer sehr über diese Umkehr, die ja auch von Kraft und Mut der Schwangeren zeugt, und machen ihr keinerlei Vorwürfe. Über gar nichts, denn dafür ist es ohnehin zu spät – außerdem zählt jetzt jede Minute. Wir nehmen alle wichtigen Daten auf, helfen sofort und erleben z.B. dies:

 

Mariane*

Sie ist in der 8. Schwangerschaftswoche, lebt nicht mit dem Kindesvater zusammen, weil die Beziehung problematisch ist, und wollte „eigentlich“ beim Gynäkologen nur ein Vorgespräch, um sich über die Abtreibungspille zu informieren. Dabei weinte sie, was der Gynäkologe damit abkürzte, dass er ihr die Mifegyne und ein Wasserglas über den Tisch schob und ihr erklärte, dass sie die nun in seinem Beisein schlucken müsse. Das tat sie unter Tränen. Auf dem Heimweg weinte sie weiter.

Gleich als sie nach Hause kam, googelte sie und rief sofort erneut bei ihrem Arzt an, der ihr aber erklärte, dass man die Abtreibung nicht rückgängig machen könne.

Also rief sie bei uns an, schluchzte ins Telefon und war ganz verzweifelt. Wir setzten die Rettungskette in Gang – und hatten Erfolg.

 

Daniela

Sie ist in der 7. Schwangerschaftswoche, lebt mit dem Kindesvater zusammen und die beiden beschlossen, mit niemandem sonst über ihren Abtreibungswunsch zu reden, es heimlich durchzuziehen. Jetzt aber, nach der Einnahme, bekam Daniela jedoch erhebliche Zweifel über ihr Handeln und wollte „reden“.

Gleichzeitig verhielt sie sich aber ganz anders als alle Schwangeren bisher: So galt zum Beispiel ihr Interesse  mehr unserer Organisation als ihrem Kind … Unsere Mitarbeiterin ließ sich davon nicht beirren, sondern leitete alles wie gewohnt in die Wege, da es ja tatsächlich um das Leben eines Kindes gehen könnte. Daniela holte das Medikament jedoch nicht bei der Apotheke ab und war nicht mehr für uns erreichbar.

Da ihr ganzes Verhalten so erheblich abwich, gehen wir von der Vermutung aus, dass sie aus irgendeinem feministischen Lager kommt und ausspionieren wollte, was wir „Bösen“ da tun.

Es könnte aber auch sein, dass sie bei ihrem Gynäkologen anrief und von dem Telefonat berichtete – und dass dieser ihr Angst machte, dass Abtreibung nicht rückgängig gemacht werden könne. Das scheint eine ärztliche Standard-Aussage zu sein, obwohl das rettende Gelbkörperhormon seit vielen Jahrzehnten bei drohenden Frühgeburten erfolgreich eingesetzt wird.

 

Luisa

Sie ist in der 6. Schwangerschaftswoche, hat bereits ein 3-jähriges Kind und ist alleinerziehend. Sie schluchzte am Telefon derart, dass sie kaum zu verstehen war, bat mehrmals um Hilfe, weil sie die Abtreibungspille geschluckt hat und niemanden habe, der ihr hilft.

Weil es nicht anders ging, brachte ihr unsere Gynäkologin das rettende Medikament sogar selbst vorbei, damit sie die Behandlung rechtzeitig beginnen konnte. Das Kind durfte weiterleben.

Kosten zusammen: ca. 1.050 € für Medikamente, Taxikosten, Hilfspersonal zum Kinderhüten …

* Sämtliche Namen durch die Redaktion geändert

 


 

Quelle: Tiqua Dezember 2023, S. 5–6.

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Tiqua, Neckargemünd (info@tiqua.org [1], Tel. 06223 990245).