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Die lettische Zeitung Svétdienas Ríts über den abgesagten Umzug „Riga Praid 2005“

Sonntag 31. Juli 2005 von Svetdienas Rits


Svetdienas Rits

Nach dem dargelegten Standpunkt der LPP, von Ministerpräsident Algars Kalvítis, der Leiter der Kirchen in Lettland und vieler sozial engagierter Bürger sowie des Stadtdirektors von Riga Eriks Skapars wurde der für Mittwoch, den 20. Juli geplante Umzug der sexuellen Minderheiten „Riga Praid 2005“ durch die Straßen der Altstadt von Riga abgesagt.

Als erste tat die Parlamentsfraktion der LPP ihren Standpunkt kund und gab bekannt, dass sie den Vorsitzenden des Stadtrates von Riga und den Stadtdirektor veranlassen würde, die bereits erteilte Genehmigung für dieses Vorhaben zu annullieren. Der Vorsitzende der Fraktion wies in seiner Stellungnahme darauf hin, dass die Verfassung der Republik Lettland in den § 100 und 103 „jedem die Freiheit des Wortes garantiert, was auch das Recht einschließt, Informationen frei zu erwerben, zu behalten und zu verbreiten und seine Ansichten auszusprechen“ und der Staat „vorher angemeldete friedliche Demonstrationen und Umzüge und die Freiheit der Bürger unter seinen Schutz stellt.“ Doch andererseits garantiert § 110 der Verfassung, „dass der Staat für die Ehe, Familie und die Rechte der Eltern und Kinder eintritt“. § 116 bestimmt, dass die im Gesetz angesprochenen Umzüge in Fällen, in denen das Recht der Person davon betroffen ist, eingeschränkt werden kann, um „das Recht anderer Personen, die demokratische Ordnung des Staates, die Sicherheit der Gesellschaft, Sitte und Wohlergehen zu beschützen.“

Die Abgeordneten der LPP sprachen auch ihr Unverständnis über die Veranstaltung einer Homosexuellen-Konferenz als eine eigene Aufgabe des Ministeriums für gesellschaftliche Integration in den Räumen des Sekretariates aus, und forderten, diese nicht zu genehmigen, besonders deshalb, weil das für die Konferenz geplante Thema das Verhältnis zwischen Homosexualität und Kirche sein sollte. „Ein solches Verhältnis gibt es gar nicht, wenn die Kirche homosexuelle und andere die Familie zerstörende Beziehungen kategorisch verurteilt“, sagt J. Smits, der auch Pastor der ELKL ist. Er möchte auch klären, ob die Popularisierung der Homosexualität der „Neuen Zeit“ dieser Partei entspricht, die vor der Wahl zur 8. Saeima im Dom ein feierliches Gelübde für eine konsequente Politik abgelegt hat.

Am Mittwoch traten die Leiter der vier größten Kirchen in Lettland mit einer Erklärung vor die Öffentlichkeit, in der sie betonten, dass „die aus Vater, Mutter und Kindern bestehende Familie die einzige gesellschaftsbildende Einheit ist, die sich in der Geschichte der Zivilisation als starker Faktor zur Erhaltung einer gesunden und lebensfähigen Nation erwiesen hat. Nicht nur das legendäre Sodom, sondern auch das Imperium Romanum ist durch den Zusammenbruch der Moral zugrunde gegangen. „Wir möchten einen ähnlichen Untergang unseres eigenen Volkes nicht erleben“, heißt es in der Erklärung.

Die Bischöfe rufen dazu auf, nicht mit dem homosexuellen Lebensstil zu prahlen, sondern zu Christus zu kommen, die Sünden zu bekennen und die Absolution zu empfangen. „In der Heiligen Schrift wird diese als Sünde bezeichnet, um deretwillen jemand das ewige Leben nicht ererben kann. Gottesdienste und Vorträge, die das Gegenteil zu beweisen suchen, sind Irreführung der eigenen Person und anderer.“ Die Bischöfe der vier größten Kirchen Lettlands rufen die Christen zur Fürbitte für diese irregeleiteten Menschen auf, dass Gott ihren Geist erleuchten und es nicht zulassen möchte, dass andere, besonders Jugendliche, irregeleitet würden.

Die Bischöfe riefen auch die Gemeindeleitung der anglikanischen Erlösergemeinde auf, sich dessen bewusst zu sein, dass Gottesdienste mit einer solchen Haltung im Widerspruch zur offiziellen Haltung der Anglikanischen Kirche stehen, die homosexuelle Beziehungen als unvereinbar mit der Schrift verurteilt und empfiehlt, gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht zu segnen oder zu legitimieren.

Auch Ministerpräsident Kalvitis ist der Ansicht, dass die Vertreter der Stadt Riga, die unbedacht die Parade der Homosexuellen in der Rigaer Altstadt genehmigt hatten, einen schweren Fehler gemacht hätten. „Als Regierungschef kann ich es nicht akzeptieren, dass in unserer Hauptstadt, im Herzen der Stadt Riga neben dem Dom eine solche Parade sexueller Minderheiten stattfindet. Wir sind ein auf christlichen Werten erbauter Staat. Wir können nicht für Dinge werben, welche die überwältigende Mehrheit der Gesellschaft nicht akzeptieren kann“, sagte Kalvitis.

„Unser Gewissen wird dadurch nicht beunruhigt.“ Mit dieser Erkenntnis trat der bekannte Liedermacher Kaspars Dimiters an die Öffentlichkeit, nachdem die Vertreter des Rates der Stadt Riga die zuerst erteilte Genehmigung rückgängig gemacht hatten und die Betroffenen damit drohten, dass sie sich bei dem Europäischen Parlament darüber beschweren würden, dass in Lettland die sexuellen Minderheiten diskriminiert würden. Er ruft die Leute aus allen Kirchen auf, sich am 23. Juli um 16 Uhr auf dem Domplatz „auf den kleinen Barrikaden“ zu einer ökumenischen Andacht zu versammeln.

„Jeder hat es in seinem Leben ständig mit Versuchungen zu tun, die das Gewissen beschweren und die Seele verletzen. Einige unter uns haben es mit der Versuchung zu tun, die man homosexuelle Orientierung zu nennen pflegt. Christus ruft sie und uns zu sich und sagt: Tut Buße und glaubt an das Evangelium. Diese frohe Botschaft verkündigt es der ganzen Welt, dass Christus Vergebung und Heilung jedem schenkt, der seine Sünden bekennt und im Glauben zu Ihm kommt.“ Dazu rufen die Bischöfe Lettlands auf.

Gemeinsame Erklärung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands, der Römisch-Katholischen Kirche Lettlands, der Orthodoxen Kirche Lettlands und der Gemeinschaft der Baptistengemeinden Lettlands zum homosexuellen Lebensstil vom 19.7.2005

Christus spricht: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Der Prophet Jesaja vergleicht die Situation des Menschen mit dem wilden Meer, das sich nicht beruhigen kann und das jederzeit von Bodensatz und Schlamm aufgewühlt wird. Jeder Mensch trifft in seinem Leben auf Versuchungen, die das Gewissen beschweren und die Seele verletzen. Einige unter uns begegnen der Versuchung, die man homosexuelle Orientierung zu nennen pflegt. Christus ruft sie und uns zu sich, indem er sagt: „Bekehret euch von eurer Sünde und glaubt an das Evangelium. Diese frohe Botschaft verkündigt es der ganzen Welt, dass Christus jedem Vergebung und Heilung schenkt, der seine Sünden bekennt und im Glauben zu Ihm kommt.“

Am 23. Juli soll im Gotteshaus der Anglikanischen Erlösergemeinde ein Gottesdienst anlässlich der Parade der Homosexuellen und Lesben „Rigas Praids 2005“ stattfinden. Wie es aus dem Programm und dem Namen der Veranstaltung (Praids bedeutet Stolz) hervorgeht, möchten dessen Teilnehmer nicht in das Gotteshaus kommen, um sich vor Christus von ihren Sünden zu bekehren und die Vergebung zugesprochen zu bekommen, sondern sich vor Ihn hinzustellen, um sich ihres homosexuellen Lebensstiles zu rühmen. Doch in der Heiligen Schrift wird dieser als Sünde bezeichnet, um dessentwillen der Mensch das ewige Leben nicht ererben wird. Gottesdienste und Vorträge, die das Gegenteil davon zu beweisen versuchen, führen uns selbst und andere in die Irre. Die Leiter der größten Kirchen Lettlands bitten die Christen, für diese Menschen fürbittend einzutreten in ihrem gefährlichen Irrtum, auf dass Gott ihren Geist erleuchten und es nicht zulassen möchte, dass sie andere, besonders junge Menschen, mitreißen. Wir bitten auch die Gemeindeleitung der Anglikanischen Erlösergemeinde in Riga, sich dessen bewusst zu sein, dass Gottesdienste mit einer solchen Haltung im Widerspruch zur offiziellen Haltung der Anglikanischen Kirche stehen, die homosexuelle Beziehungen als mit der Schrift unvereinbar ablehnt und die Segnung oder Legitimierung gleichgeschlechtlicher Verbindungen nicht empfiehlt. Wir bitten den Bischof der Diözese Europa der Kirche von England, seine besondere Aufmerksamkeit dem zuzuwenden, was in der zu seiner Diözese gehörenden Gemeinde in Riga geschieht.

Wir bitten auch den Rat der Stadt Riga, sich seiner Verantwortung ernsthaft bewusst zu sein bei der Erteilung der Genehmigung für eine solche Veranstaltung, deren Ziel es ist, die fundamentalen sittlichen Werte, die über viele Jahrhunderte die moralischen Grundlagen unserer Gesellschaft geprägt haben, in Zweifel zu ziehen. Versuche einer neuen Definition dessen, was Familie und Ehe bedeutet, haben für die Gesellschaft weitreichende gefährliche Konsequenzen zur Folge. Bestrebungen, das Recht zur Adoption von Kindern zu erkämpfen, wie es sozialistischen Kräften kürzlich in Spanien gelungen ist, sind eine schwere Verletzung des Rechtes der Kinder und unterwerfen diese der Einsicht derer, welche die Seele und die Sicht der Welt entstellen möchten. Das Gesetz „über Versammlungen, Umzüge und Streiks“ lässt es zu, solche Demonstrationen zu untersagen, die das Sittlichkeitsempfinden der Gesellschaft bedrohen. Der Rat der Stadt ist in seinem Handeln souverän. Er muss dann auch die Verantwortung für sein Handeln übernehmen.

Die aus Vater, Mutter und Kindern bestehende Familie ist die einzige gesellschaftsbildende Einheit, die sich im Laufe der Geschichte der Zivilisation als starke Kraft für den Erhalt einer gesunden und vitalen Nation bewährt hat. Der Segen des Schöpfers ist bei der Institution der Familie. Nicht nur das legendäre Sodom, sondern auch das Imperium Romanum war durch ihren moralischen Zusammenbruch dem Untergang preisgegeben. Die Liebe zu Gott und gegenüber unserem Volk hat uns veranlasst, mit dieser gemeinsamen Erklärung vor die Öffentlichkeit zu treten.

Jánis Vanags, Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands

Jánis Pujats, Kardinal der Römisch-Katholischen Kirche in Lettland

Aleksandrs, Metropolit der Orthodoxen Kirche Lettlands

Jánis Smits, Bischof der Vereinigung der Baptistengemeinden Lettlands.

Riga, den 19. Juli 2005.

Auszüge aus Svétdienas Ríts, Zeitung der Evangelisch-lutherischen Kirche Lettlands, herausgegeben von ICHTYS GmbH. Übersetzung Johannes Baumann

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Sonntag 31. Juli 2005 um 12:15 und abgelegt unter Christentum weltweit, Sexualethik.