20 Antworten zum Krieg in Nahost
Donnerstag 9. November 2023 von Tobias KrÀmer
Aus idea 45-2023 mit freundlicher Genehmigung der idea-Redaktion.
07.11.2023
Seit die Hamas am 7. Oktober Israel ĂŒberfiel und ein Blutbad anrichtete, ist Israel im Krieg. IDEA erreichten Fragen von Lesern. Viele wĂŒnschen sich Argumente, um auf Israelkritik angemessen zu reagieren. Wir baten den Leiter des Bereichs Theologie und Gemeinde bei âChristen an der Seite Israelsâ (CSI), Tobias KrĂ€mer, um Einordnungen.
- âAls Christ kann ich nicht dafĂŒr sein, dass Israel in den Gazastreifen einmarschiert.â
Es ist ungeheuer schwierig zu beurteilen, welche Reaktionen in Extremsituationen angemessen sind. Eine zu defensive Reaktion Israels wĂŒrde dazu fĂŒhren, dass die Terroristen ermutigt aus der Situation hervorgehen. Eine zu offensive Reaktion könnte maĂlos ausfallen und ebenso zu einem Bumerang werden. Israel ist sich dieser Gefahren durchaus bewusst.
Inwieweit wir aus der Ferne ĂŒberhaupt in der Lage sind, hier ein Urteil zu fĂ€llen, ist fraglich. Zu einem Einmarsch in Gaza gibt es kaum eine Alternative, denn dort ist der Sitz der Hamas und ihrer Terroristen, dort ist ihre Basis und ihre Infrastruktur. Will man die Hamas empfindlich treffen, kann man dies wohl nur im Gazastreifen erreichen, nicht von auĂen.
Israel sieht sich nun vor der Herausforderung, mit aller Kraft gegen die Hamas vorzugehen, will aber zugleich die Zivilbevölkerung so gut wie möglich schĂŒtzen â ein enormer Spagat. Leider wird es ohne zivile Opfer dennoch nicht abgehen. Auch das gehört zu den bitteren Wahrheiten dieser Tage.
- âChristen mĂŒssen fĂŒr eine friedliche Lösung sein.â
Das ist richtig. Die Frage ist nur, wie man zu einer friedlichen Lösung kommt und was ĂŒberhaupt âgelöstâ werden muss. Gelöst werden muss aktuell die Frage, wie Israel auf die bestialischen Morde von Heerscharen terroristischer Hamas-KĂ€mpfer reagieren soll. Das ist keine einfache Frage und ein Gebetsanliegen. Gelöst werden muss das Problem des Terrorismus an sich.
Israel hat sich vorgenommen, die Hamas, von der der Terror ausgeht, zu zerstören. Dies ist auf friedlichem Weg nicht möglich. Sollte dies gelingen, bedarf es weiterer Konzepte, um Gaza zu helfen, den Terror von innen her zu ĂŒberwinden. Ob und wie dies geschehen kann, ist eine komplizierte Frage â ein weiteres Gebetsanliegen. Sollte auch dies eines Tages gelingen, dann steht einem friedlichen Miteinander zwischen Israel und dem Gazastreifen nichts im Weg. Israel hĂ€lt die Hand zu allen ausgestreckt, die friedlich mit Israel zusammenleben wollen.
- âIsrael hat als Staat das Recht, sich zu verteidigen. Doch wie kann ich als Christ persönlich dazu stehen, wenn ich an das Gebot âDu sollst nicht tötenâ denke?â
Das Tötungsverbot gehört zu den sozialen Verboten und bezieht sich auf das Zusammenleben. Eigentlich heiĂt es: Du sollst nicht morden. Das Mordverbot gibt es wohl in allen Völkern. Auf Mord stehen in der Regel hohe Strafen. Mord wird als Option der Konfliktlösung oder des Aggressionsabbaus in zivilisierten Gesellschaften heutzutage kategorisch abgelehnt.
Auf Kriege ist dieses Verbot nicht anwendbar und auf die Selbstverteidigung auch nicht. Hier gelten in der Ethik (sei sie sĂ€kular, sei sie christlich) andere Regeln. Das hat selbst der Umkehr-Prophet Johannes der TĂ€ufer so gesehen, der Soldaten zum Schutz der Zivilbevölkerung und zum Unterlassen von PlĂŒnderungen aufrief, nicht aber zum Niederlegen ihres Berufs (Lukas 3,14). Dies entspricht im Ăbrigen recht genau dem Kurs, den auch die israelische Armee heute fĂ€hrt.
- âStimmt es, dass die Hamas Israel ausradieren will?â
Die Hamas macht keinen Hehl daraus, dass sie Israel zerstören will. In der PrĂ€ambel ihrer Charta heiĂt es: âIsrael existiert und wird weiter existieren, bis der Islam es ausgelöscht hat, so wie er schon andere LĂ€nder vorher ausgelöscht hat.â
- âWie kann ich am besten das MĂ€rtyrertum des radikalen Islams erklĂ€ren?â
Den MĂ€rtyrern beziehungsweise SelbstmordattentĂ€tern wird versprochen, dass sie nach dem Tod direkt ins Paradies kommen, dort reiche Belohnung und hohe Ehre empfangen. Das ist nicht nur verlockend, sondern auch eine Perspektive, die sonst kein Muslim hat, denn es gibt im Islam keine Heilsgewissheit. Ferner bekommen die MĂ€rtyrer â meist junge MĂ€nner â die Aussicht, dass sie im Paradies 70 Jungfrauen (Huris) bekommen, nur fĂŒr sich allein.
Ein Problem: Im Westen glauben wir nicht, dass es solche Versprechen gibt, dass sie âfunktionierenâ und Muslime dafĂŒr tatsĂ€chlich ihr Leben geben. Dazu sind wir zu rational-diesseitig orientiert. Menschen in der muslimischen Welt denken aber anders. Erst wenn man sich in die islamische Welt hineinversetzt, versteht man sie â und begreift ihre Auswirkungen.
- âWir dĂŒrfen nicht alle PalĂ€stinenser als böse betrachten; es sind doch nur die fanatischen FĂŒhrer.â
Jein. NatĂŒrlich denken nicht alle PalĂ€stinenser gleich â das tun auch Juden oder Christen nicht. So manche palĂ€stinensische Mama interessiert sich lediglich dafĂŒr, wie sie ihre fĂŒnf Kinder satt bekommt, das ist keine Frage. Richtig ist auch, dass ein Grundproblem im Gazastreifen in der Vorherrschaft der Hamas besteht. Die Hamas ist fanatisch, sie ĂŒbt die TerroranschlĂ€ge aus und fanatisiert die Bevölkerung. Israelhasser erziehen bereits die Kinder zum Israelhass, so dass diese als Hassende aufwachsen, ohne dies selbst entschieden zu haben: ein Teufelskreis.
Eine Trennung â die bösen FĂŒhrer der Hamas versus das friedliebende Volk â lĂ€sst sich leider nicht durchfĂŒhren. Ein groĂer Teil der Bewohner Gazas unterstĂŒtzt die Hamas oder sympathisiert mit ihr. Nicht umsonst wurde die Hamas 2006 demokratisch gewĂ€hlt und hĂ€tte heute laut Umfragen noch immer eine Mehrheit. Es wird also nicht genĂŒgen, die Hamas zu zerstören. Es braucht auch Konzepte, der Bevölkerung Alternativen zu Hass und Gewalt aufzuzeigen. Dies ist eine Langzeit-Aufgabe.
- âIsrael hat ja eine Mitschuld. Was die Juden den PalĂ€stinensern seit Jahren antun, da brauchen sie sich nicht wundern, wenn die sich nun wehren.â
Der Konflikt zwischen Israel und den PalĂ€stinensern ist Jahrzehnte alt, und es lĂ€sst sich darĂŒber streiten, wer daran welchen Anteil hat. Angesichts der jĂŒngsten Massaker ist dieses Argument aber fehlplatziert, denn die Grausamkeiten der Hamas sind durch nichts zu rechtfertigen. Keine noch so konfliktreiche Vorgeschichte kann dafĂŒr herhalten, dass Babys die Köpfe abgerissen und Schwangere aufgeschlitzt werden.
Es geht um etwas anderes. Das systematische und absichtlich grausame Ermorden von Juden, wie die Hamas es praktiziert hat, zielt auf die Ausrottung des jĂŒdischen Volkes, soll einen FlĂ€chenbrand auslösen und letztlich den Staat Israel zu Fall bringen. Hinter diesen GrĂ€ueltaten steht eine satanisch inspirierte Israelfeindschaft, die einen religiösen Hintergrund hat und perspektivisch auf einen Genozid, eine erneute âEndlösungâ, abzielt (âZweiter Holocaustâ).
Dies wird nicht zuletzt am Namen deutlich, den die Hamas ihrem Angriff gegeben hat: Al-Aksa-Flut. Der Name besagt: Das Ziel ist Jerusalem â und damit die völlige Vernichtung Israels. Insofern hat Israel recht, wenn es sich nicht nur im Kampf gegen die Hamas sieht, sondern im Kampf gegen das Böse.
- âIsrael hat das Land den PalĂ€stinensern weggenommen.â
Das stimmt nicht einmal fĂŒr das Westjordanland, noch weniger fĂŒr den Gazastreifen. Den Gazastreifen hat Israel 2005 gerĂ€umt, er ist komplett in palĂ€stinensischer Hand. Um Land geht es hier gar nicht. Das Westjordanland hingegen hat eine lange Vorgeschichte, die bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs zurĂŒckreicht. In jener Zeit hat die internationale Gemeinschaft beschlossen, in PalĂ€stina eine HeimstĂ€tte fĂŒr das jĂŒdische Volk zu errichten.
Das vorgesehene Gebiet umfasste ungefĂ€hr das heutige Israel (das Westjordanland eingeschlossen) sowie Jordanien â meist öde und gering besiedelte LandflĂ€chen. Die Mandatsmacht GroĂbritannien teilte das Gebiet sogleich auf, um einen Araberstaat zu grĂŒnden: Transjordanien. Die Zwei-Staaten-Lösung wurde also damals schon umgesetzt, doch die Probleme blieben.
1947 legte die UNO einen weiteren Teilungsplan vor, der fĂŒr Israel ungefĂ€hr das jetzige Gebiet (ohne Westjordanland) vorsah und das Westjordanland fĂŒr einen (weiteren) Araberstaat. Israel biss in den sauren Apfel, akzeptierte die Verkleinerung seines Gebiets und grĂŒndete seinen Staat; die Araber jedoch lehnten ab und griffen Israel an. Damit war dieser Teilungsplan vom Tisch, so dass das Westjordanland im Grunde noch immer Israel zustand. WĂ€hrend des UnabhĂ€ngigkeitskriegs 1948 wurde das Westjordanland aber von Jordanien rechtswidrig besetzt.
1964 wurde die PalĂ€stinensische Befreiungsorganisation PLO gegrĂŒndet. Sie hatte das Ziel, Israel zu vernichten, um einen Staat PalĂ€stina aufzubauen. Dies war ein wesentlicher Schritt, dass die Araber in Israel/PalĂ€stina zu einer Art âVolkâ wurden und sich eine eigene IdentitĂ€t gaben: die PalĂ€stinenser. Vorher gab es dieses âVolkâ gar nicht, geschweige denn einen PalĂ€stinenserstaat.
WĂ€hrend des Sechstagekriegs 1967 besetzte Israel das Westjordanland, verleibte es sich aber nicht ein, sondern ĂŒbernahm nur die Kontrolle. Im Zuge des Oslo-Friedensprozesses in den 1990er Jahren wurden im Westjordanland palĂ€stinensische Autonomiegebiete eingerichtet. Das sind sozusagen âInselnâ, die unter palĂ€stinensischer Selbstverwaltung stehen, und sollte eine Zwischenstufe hin zu einer Zwei-Staaten-Lösung sein. Israel hat mehrfach gute Angebote fĂŒr eine endgĂŒltige Lösung vorgelegt, stieĂ aber auf palĂ€stinensischer Seite auf taube Ohren. Inzwischen stagniert der Prozess.
Kurz gesagt: Der Staat Israel besteht seit 1948, die Araber/PalĂ€stinenser haben alle Möglichkeiten, einen eigenen Staat zu grĂŒnden, systematisch ausgeschlagen, das Westjordanland ist umstrittenes Gebiet, eine Lösung ist aktuell nicht in Sicht. Eines ist jedoch deutlich: Von âLandraubâ kann keine Rede sein.
- âIsrael kann doch nicht auf Schulen und öffentliche Einrichtungen schieĂen.â
Das ist ein groĂes Problem. Das perfide Vorgehen der Hamas besteht darin, dass sie militĂ€rische StĂŒtzpunkte wie zum Beispiel Waffenlager in öffentliche GebĂ€ude legt: oben das SchulgebĂ€ude, im Keller das Waffenlager. Israel warnt deshalb die entsprechenden Einrichtungen vor und teilt mit, wann ein Angriff erfolgt, so dass die GebĂ€ude gerĂ€umt werden können. Manchmal hĂ€lt die Hamas die Menschen aber in den GebĂ€uden fest. Als menschliche âSchutzschildeâ â beziehungsweise um spĂ€ter zivile Opfer âprĂ€sentierenâ zu können.
Solche Situationen sind fĂŒr Israel ausgesprochen heikel und werden anhand entsprechender Vorgaben innerhalb der Kommandoebene der israelischen Armee grĂŒndlich erörtert, um zivile Opfer möglichst zu vermeiden.
- âWarum legt Israel den Gazastreifen nicht einfach komplett in Schutt und Asche wie Dresden im Zweiten Weltkrieg, damit endlich alles vorbei ist?â
Weil dies Tausende ziviler Opfer fordern und eine humanitĂ€re Katastrophe auslösen wĂŒrde, die unabsehbar ist. Dazu kommt, dass die Menschen nicht fliehen könnten. Israel kann sie nicht ins Land lassen, weil die Terroristen unter der Bevölkerung Gazas leben und auf diese Weise nach Israel kommen wĂŒrden; Ăgypten weigert sich â aus demselben Grund.
- âWenn Israel sagt, sie zerstören jetzt die Hamas: Warum haben sie es denn nicht schon lĂ€ngst getan?â
Weil Israel dazu in den Gazastreifen eindringen muss. Das hĂ€tte bisher fĂŒr einen ungeahnten Aufruhr gesorgt, nicht nur in der arabischen Welt, sondern weltweit. Die internationale Akzeptanz fĂŒr solch einen Schritt ist jetzt nach den Massakern ungleich höher.
- âDas israelische MilitĂ€r ermordet Kinder und Zivilisten. Israel begeht schon seit 75 Jahren Genozid.â
Diese Anschuldigung entbehrt jeglicher Grundlage und entspringt der antiisraelischen Stimmungsmache. Hinter einem Genozid steht die Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören. Das ist ĂŒberhaupt nicht Israels Ziel. Die israelische Armee (IDF) unterliegt hohen ethischen Normen und starker Kontrolle. Israel achtet entschieden darauf, zivile Opfer zu vermeiden, und klĂ€rt fragwĂŒrdige VorgĂ€nge aktiv auf.
- âDer Mossad war rechtzeitig alarmiert, blieb aber passiv, um die Situation eskalieren zu lassen, damit Israel dann mit aller HĂ€rte zurĂŒckschlagen kann.â
Was den Geheimdiensten vorab bekannt war, wissen wir aktuell nicht. Ebenso wenig ist deutlich, wie innerhalb des Mossad auf mögliche vorhandene Informationen reagiert wurde und wie es zu möglichen VersÀumnissen kam.
- âKönnen die Ereignisse mit Hesekiel 38 in Verbindung stehen?â
Eine endzeitliche Einordnung ist momentan noch nicht möglich. Auch ist nicht klar, ob wir es ĂŒberhaupt mit einem endzeitlichen Geschehen zu tun haben. Referenztexte wie Psalm 83, der Gog-Magog-Krieg (Hesekiel 38) oder gar der Völkeransturm auf Israel nach Sacharja 12 können bisher nicht herangezogen werden, um die Geschehnisse zu deuten, da nicht genĂŒgend Parallelen vorliegen. Allerdings kann sich die Situation in die genannten Endzeit-Szenarien hineinentwickeln. Dies ist durchaus möglich und sollte verfolgt werden.
- âIsrael muss das alles durchmachen, es steht ja in der Bibel fĂŒr die Endzeit geschrieben. Das ist Gottes Wille. Das muss man einfach geschehen lassen.â
Ob die jetzige Situation etwas mit biblischen Endzeitprophetien zu tun hat, wissen wir nicht. Wenn ja, dann heiĂt dies nicht, dass Angriffe auf Israel Gottes Willen entsprechen. Es ist auch möglich, dass Propheten Ereignisse vorhersagen, die zwar eintreten, aber nicht Gottes Willen entsprechen. Dazu gehören zweifellos alle Angriffe auf Israel, die Gott letztendlich abschmettern wird (Hesekiel 38; Sacharja 12; Offenbarung 20).
Unser Grundauftrag, Israel zu segnen, bleibt â gerade in schwierigen Zeiten (1. Mose 12,3). In MatthĂ€us 25 greift Jesus diesen Grundauftrag auf. Er schildert verschiedene Notsituationen, die insbesondere auch in den Turbulenzen der Endzeit auftreten, und sagt: âWas ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten BrĂŒdern, das habt ihr mir getanâ (25,40). Nimmt man diese Aussage wörtlich, dann kann man sie auf die Juden (als leibliche BrĂŒder Jesu) beziehen.
Wir haben dann einen Auftrag unseres Herrn, den Juden in ihrer Not nach KrÀften beizustehen, um auf diese Weise Jesus zu dienen. Den haben wir aber ohnehin, denn Notleidenden zu helfen ist ein christliches Grundgebot.
- âWas kann ich antworten, wenn jemand sagt, der Gazastreifen sei âunter der israelischen Blockade zu einem FreiluftgefĂ€ngnis gewordenâ?â
Der Gazastreifen ist seit 2005 vollstÀndig in palÀstinensischer Hand und funktioniert wie ein kleiner Staat. Wer nach Israel einreisen will, braucht ein Visum. Viele PalÀstinenser haben eines, da sie in Israel arbeiten.
Das Bittere ist: Einige von ihnen haben die Spionagearbeit geleistet, die die Hamas brauchte, um die jĂŒngsten Massaker vorzubereiten â ein enormer Vertrauensbruch. Seit Jahren vergeht keine Woche, in der nicht Raketen von Gaza aus nach Israel abgefeuert werden. Dass mit der Hamas in Gaza eine Regierung sitzt, die Israel vernichten will, kann jeder in deren Charta nachlesen. Deshalb hĂ€lt Israel die Grenze relativ dicht und achtet penibel darauf, wer ins Land kommt.
Das tun im Ăbrigen viele Staaten. Freie GrenzĂŒbertritte, wie wir es in Europa kennen, sind weltweit eine Seltenheit; Kontrollen und Visumspflicht sind die NormalitĂ€t. Doch der Gazastreifen grenzt nicht nur an Israel, sondern auch an Ăgypten â und das Land hat seine Grenze ebenfalls abgeriegelt.
- âIch frage mich, warum immer wieder der Vorwurf kommt, Israel unterdrĂŒcke die PalĂ€stinenser. Ist das Ăbertreibung? Oder gibt es das tatsĂ€chlich?â
Der Vorwurf der UnterdrĂŒckung ist zunĂ€chst fester Bestandteil der Propaganda. Er bewirkt eine weltweite Solidarisierung mit den âUnterdrĂŒcktenâ. Im Gazastreifen ist Israel aber gar nicht prĂ€sent, kann also auch nicht unterdrĂŒcken. Im Westjordanland ĂŒbt Israel die Kontrolle aus, um Attentate zu vermeiden. Diese Kontrolle kann mehr oder weniger strikt ausfallen. Dass es hier zu ĂŒbergriffigen Aktionen kommt â vor allem an den Checkpoints â stimmt. Ăbergriffe erfolgen jedoch â und das ist der entscheidende Punkt â nicht systematisch und werden strafrechtlich verfolgt. Wie eng solche Kontrollen sein sollten, wird in der israelischen Gesellschaft diskutiert. Dabei muss Israel Sicherheit gegen Kontrolle abwĂ€gen. Je mehr Kontrolle, desto höher die Sicherheit; je lockerer, desto gröĂer die Gefahr von Attentaten.
- âLĂ€sst Israel die PalĂ€stinenser verhungern?â
Nein. Israel belieferte die PalĂ€stinenser vor dem 7. Oktober zwar mit verschiedenen GĂŒtern wie Wasser, ElektrizitĂ€t und auch Nahrungsmitteln, doch sind dies nur unterstĂŒtzende MaĂnahmen. Die PalĂ€stinenser versorgten sich sonst weitgehend selbst. Das heiĂt: Selbst wenn Israel alle UnterstĂŒtzung einstellen wĂŒrde, wĂ€re das Leben der PalĂ€stinenser nicht in Gefahr.
- âWie stehen palĂ€stinensische Christen zu Israel?â
In der palĂ€stinensischen Christenheit gibt es verschiedene Lager. Die einen kennen die biblischen Berufungen und VerheiĂungen Israels (allen voran die LandverheiĂung) und bejahen sie. Sie stehen Israel vergleichsweise nahe und sind um Ausgleich bemĂŒht. Die anderen sind zwar Christen, leben aber stark im palĂ€stinensischen Narrativ â Israelhass eingeschlossen. Aufgrund ihrer christlichen Ăberzeugung feiern sie zwar nicht die Gewalttaten der Hamas, aber tiefe GefĂŒhle der Feindschaft, der Frustration und der Ablehnung liegen dennoch vor.
Aus diesem Grund gibt es Dienste, die zwischen palĂ€stinensischen Christen und messianischen Juden Versöhnung initiieren. So entstehen kleine âKeimzellenâ, die der VerstĂ€ndigung und dem Frieden dienen.
- âWas sollten Christen nun tun?â
Christen sollten in diesen Tagen im Gebet hinter Israel stehen, Israel solidarisch zur Seite stehen, Juden weltweit nach besten Mitteln unterstĂŒtzen, LĂŒgen und Falschdarstellungen entgegentreten, Anti-Israelismus im eigenen Land bekĂ€mpfen und öffentlich die Stimme fĂŒr Israel erheben. Das Gedenken an den Holocaust erfordert es, das âNie wiederâ mit Leben zu fĂŒllen. Nie wieder ist jetzt.
Dieser Beitrag wurde erstellt am Donnerstag 9. November 2023 um 10:53 und abgelegt unter Allgemein.