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Zusammenbruch – oder: Warum Sexualmoral so wichtig ist. Über die Studien von J. D. Unwin 1934

Zusammenbruch – oder: Warum Sexualmoral so wichtig ist

In einem bahnbrechenden Mammutwerk unter dem Titel «Sex and Culture» hat der Anthropologe J. D. Unwin im Jahr 1934 Ergebnisse seiner Studien beschrieben. Er hatte 86 historische Gesellschaften und Zivilisationen untersucht und dabei Bemerkenswertes festgestellt. Auch Aldous Huxley („Schöne neue Welt“) beschrieb „Sex and Culture“ als ein „Werk von höchster Bedeutung“.

Folgende Zusammenfassung ist der Zeitschrift „Mitternachtsruf“ entnommen (mit freundl. Genehmigung):

  1. Wenn in einer Gesellschaft der Sexualtrieb in Schranken gehalten wurde, ging dies immer mit einem kulturellen Aufschwung einher. Zunehmende sexuelle Freizügigkeit dagegen führte drei Generationen später immer zum Zusammenbruch einer Kultur.

  1. Überraschenderweise war der mit Abstand wichtigste Faktor für das Aufblühen einer Kultur, ob in der Gesellschaft voreheliche Enthaltsamkeit die Norm war oder nicht. Deren Förderung oder Ablehnung hatte jeweils einen tiefgreifenden Einfluss auf die Kultur.
  1. Die stärksten Kulturen waren die, die voreheliche Enthaltsamkeit und «absolute Monogamie» praktizierten. Solche auf die Vernunft basierenden Gesellschaften überflügelten alle anderen Kulturen innerhalb von mindestens drei Generationen, und zwar auf jedem Gebiet, einschliesslich Literatur, Kunst, Wissenschaft, Innenausstattung, Architektur, Ingenieurswesen und Agrikultur. Nur drei der 86 untersuchten Kulturen haben jemals diesen Höhepunkt erreicht.
  1. Wenn voreheliche Enthaltsamkeit nicht länger die Norm war, verschwanden auch absolute Monogamie, Deismus und rationales Denken innerhalb von drei Generationen aus einer Kultur.
  1. Und sobald eine Gesellschaft totale sexuelle Freizügigkeit annahm, degenerierte sie innerhalb von drei Generationen zu dem tiefsten Stand kulturellen Lebens – charakterisiert von Menschen, die sich für nichts anderes mehr interessierten als dafür, ihre Triebe und Wünsche zu befriedigen. An diesem Punkt wurde die Kultur üblicherweise von einer anderen Kultur mit einer stärkeren sozialen Energie erobert oder übernommen. Angesichts dieser Befunde bemerkt Durston, dass wir heute in der Zeit der zweiten Generation nach der sexuellen Revolution des Westens leben und sich Unwins Ergebnisse in unserer Gesellschaft tatsächlich zu bestätigen beginnen (siehe z.B. den Genderwahn und den wachsenden Einfluss der LGBTQ-Bewegung). Was historisch gesehen bedeutet, dass die westliche Kultur – wenn nicht ein radikaler Umschwung erfolgt – in der nächsten Generation ihren Tiefpunkt erreicht haben und von einer neuen Kultur ersetzt werden wird. Laut Durston erkennen wir daran, dass Gottes Moralgesetze in Bezug auf die Sexualität uns wohl von einigen sofortigen Befriedigungen abhalten mögen, uns aber zugleich vor massiven langfristigen Leiden bewahren und im Gegenzug unser langfristiges Gedeihen maximieren.“ (Zusammenfassung aus „Mitternachtsruf“ 10/22)

Wie lässt sich das mit unserer heutigen Kultur vergleichen?

Der kanadische Philosoph und Apologet Kirk Durston schreibt dazu https://www.kirkdurston.com/blog/unwin [1]:

„Unwin veröffentlichte seine Ergebnisse 1934, lange vor der sexuellen Revolution, die im Westen stattfand. Wir haben nun die Möglichkeit, seine Schlussfolgerungen zu überprüfen, indem wir beobachten, ob unsere eigene Kultur dem vorhergesagten Muster folgt. Unwins „Generation“ scheint ungefähr 33 Jahre lang zu sein, so dass es etwa ein Jahrhundert dauern sollte, bis wir sehen, dass die kulturellen Veränderungen ihre volle Wirkung entfalten. Aber wir sind schon weit genug in diesem Prozess, dass wir in der Lage sein sollten, bestimmte vorhergesagte Effekte zu beobachten.

Wir haben nun die Möglichkeit, seine Schlussfolgerungen zu überprüfen, indem wir beobachten, ob unsere eigene Kultur dem vorhergesagten Muster folgt.

 Vor der sexuellen Revolution, die in den späten 1960er Jahren begann, wurde die voreheliche Keuschheit von der westlichen Kultur noch hoch geschätzt. Aber ab den 1970er Jahren wurde die voreheliche sexuelle Freiheit zunehmend akzeptiert. In den frühen 2000er Jahren war die Mehrheit der Teenager sexuell aktiv, so dass es mit Unglauben, wenn nicht sogar Spott betrachtet wurde, bis zur Heirat Jungfrau zu bleiben. Gleichzeitig bewegte sich unsere Kultur von einer gesellschaftlichen Norm der absoluten Monogamie hin zur „modifizierten Monogamie“.

Dank der rationalistischen Generationen, die ihnen vorausgingen, kann die erste Generation einer Gesellschaft, die ihre sexuellen Einschränkungen beiseite legt, immer noch ihre neu gewonnene sexuelle Freiheit genießen, bevor es zu einem signifikanten Rückgang der Kultur kommt, aber die Daten zeigen, dass diese Phase … maximal eine Generation dauert, bevor der Niedergang einsetzt.“

Eine ausführliche Zusammenfassung von Unwins Forschungen in „Sex and Culture“ gibt auch Konstantin Mascher, Prior der OJC-Kommunität https://www.dijg.de/sexualitaet/joseph-unwin-sex-culture/ [2].

 

Und wie ist das mit Deutschland?

Es gibt keinen direkten Auftrag im Neuen Testament, eine heidnische Nation vor dem Verfall zu bewahren. Jesus geht anders vor. Er gibt seinen Jüngern den Missionsauftrag und sagt: Geht hin und verkündigt den Völkern das Evangelium von Jesus, dem Herrn. Und er setzt noch dazu: „… und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“ (Matth 28,18-20)

Wo Menschen dadurch aus der Dunkelheit und Verblendung ins Licht des Erlösers kommen, dort ändert sich ihr Leben. Sie werden neu geboren, neue Geschöpfe durch den Glauben an Jesus. Dann bewahrheitet sich: „Ihr seid das Licht der Welt. Ihr seid das Salz der Erde.“ (Matth 5, 13-16). Das heißt doch: Sie sind Licht in der Dunkelheit – mitten in einer verfallenden Gesellschaft. Sie weisen auf das Leben hin, wo Tod und Sterben an der Tagesordnung sind. Sie sind voller Hoffnung, weil sie das Ziel der Geschichte kennen. Sie bekommen Mut, sich den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen. Sie wissen, ihr Herr ist jeden Tag bei ihnen, bis ans Ende der Weltzeit (Matth 28,20) – egal, was kommt. Das gibt den Jesus-Leuten Kraft und Geduld. Die Veränderung durch den Glauben an Jesus, den Herrn, bewirkt Veränderungen im persönlichen Leben, in der Praxis von Ehe, Familie, Beruf und öffentlicher Verantwortung.

 

Gegen-Offensive: Das Ziel im Blick behalten

Jesus-Nachfolger bleiben Realisten. Sie reden ihre gesellschaftliche Situation nicht schön. Sie wissen: „Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker…“  (Jesaja 60,2). Das ist die Wirklichkeit. Sie bringen die Rettungsbotschaft als besonderes Pfund mit und haben damit einen Auftrag. Niemand sonst kennt diese Botschaft – nur sie. Und die geben sie an ihre Umgebung weiter. Sie tun es wie Petrus zu Pfingsten und sagen deutlich: „Diese Generation ist auf dem Weg ins Verderben! Lasst euch retten vor dem Gericht, das über sie hereinbrechen wird!“ (NGÜ, Apostelgeschichte 2,40). Sie tun es wie der Apostel Paulus gegenüber dem Gefängnisleiter in der griechischen Stadt Philippi und rufen: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, dann wirst du und dein Haus gerettet.“ (Apostelgeschichte 16,31)

Gegen-Offensive: Lehren, was Jesus gesagt hat

Der englische Pfarrer Dr. John Stott betitelte seinen Kommentar über die Bergpredigt: „Christian Counter-Culture“, d.h. Christliche Gegenkultur. Er sagt, dass Christen in jeder Beziehung anders sind. Sie leben zwar mitten in dieser Welt, sind aber eine neue Gesellschaft, einen Gruppe von „Alternativen“. Das Muster für ihr Leben gibt ihnen die Bibel vor. Als Jünger Jesu müssen sie gelehrt werden so zu leben, wie ihr Meister es will. Deshalb gibt Jesus seinen 11 Jüngern in Matthäus 28,20 nicht nur einen Missions-, sondern auch einen Lehrauftrag: „… und lehrt sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“   Wer sich aus der von Gott abgewandten Lebensweise zu Jesus bekehrt, der braucht Belehrung, um zu wissen, was Christsein praktisch bedeutet.

Hier liegt eine entscheidend wichtige Aufgabe der Gemeinde heute.

Hartmut Zopf.