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Grillen essen, statt Essen grillen?

Im Mai 2021 verkündete die EU-Kommission, dass die Larve des gelben Mehlwurms aus der Familie der Schwarzkäfer als neuartiges Lebensmittel (sog. „novel-food“) zugelassen werden soll. Es folgte im selben Jahr die Zulassung der Wanderheuschrecke und der Hausgrille. Im Januar 2023 traten weitere Durchführungsverordnungen in Kraft, die das Beimischen von Hausgrillen und Larven des Getreideschimmelkäfers in getrockneter, gefrorener, pulverisierter und pastenartiger Form u.a. in bestimmten Back- und Teigwaren, Cerealien, Fleischersatzprodukten und Snacks zulassen.

Vor 2021 war das offensichtlich anders. In der Folge der BSE-Krise war selbst das Verfüttern von Insektenmehl an Tiere, die Milch geben oder später auf dem Teller landen, verboten. Auch als Lebensmittel waren sie nicht zugelassen. Ein Radiobeitrag des Deutschlandfunks aus dem Jahre 2016[1] [1] berichtet auch warum:

Der Verzehr von Insekten wird nicht etwa ermöglicht und auch propagiert, weil diese als Delikatesse oder als besonders gesundes Nahrungsmittel bekannt wären, sondern um den Fleischkonsum zu drosseln. Das Halten von Nutztieren gilt als klimaschädlich, das Schlachten von Tieren widerspricht dem Tierwohl. Wir sollen weniger Fleisch und mehr Insekten essen. Oder anders gesagt: Grillen essen, statt Essen grillen.

Aus der Bibel wissen wir, dass sich Johannes der Täufer von Heuschrecken und wildem Honig ernährte (Mt 3,4). Das war thoragemäß, denn vier Heuschreckenarten galten dem Volk Israel als reine Tiere, die zum Verzehr zugelassen waren (3 Mose 11,21-22). Keil schreibt, dass die Heuschrecke auch unter arabischen Stämmen, allerdings vor allem von der ärmeren Bevölkerung, verzehrt wurde: „Gewöhnlich werden sie über Kohlen oder auf einem Bleche oder im Backofen geröstet oder in Butter geschmort und mit Salz, auch wohl Gewürz und Essig verzehrt, wobei Kopf, Flügel und Füße weggeworfen werden, oder auch in Wasser mit Salz gekocht und dann mit Salz oder Butter gegessen. Endlich mahlt man sie gedörrt auch zu Mehl, aus dem man Kuchen bäkt.“[2] [2]

Außer den vier genannten Heuschreckenarten galt den Israeliten alles Kleingetier, ob nun Insekten oder Gewürm, als unrein und durfte nicht gegessen werden: „Was auf der Erde kriecht, soll euch ein Gräuel sein, und man soll es nicht essen. Alles, was auf dem Bauch kriecht, und alles, was auf vier oder mehr Füßen geht, unter allem, was auf der Erde kriecht, dürft ihr nicht essen; denn es soll euch ein Gräuel sein. Macht euch selbst nicht zum Gräuel an allem kleinen Getier, das da wimmelt, und macht euch nicht unrein an ihm, so dass ihr dadurch unrein werdet“ (3 Mose 11,41-43; vgl. 11,20-23). Für Gottes Volk sollten Insekten, Würmer und Larven unrein sein, sie durften auf keinen Fall gegessen werden. Wie wir heute wissen, hatte das nicht nur kultische, sondern auch hygienische Gründe. Unter Juden gilt übrigens bis heute: Insekten sind keine koscheren Lebensmittel.[3] [3]

Als Christen sind wir nicht mehr an die jüdischen Speisegebote gebunden (Mk 7,19; Hebr 13,9). Will man uns allerdings aus ideologischen Gründen umerziehen und den Fleischverzehr madig und Maden schmackhaft machen, dann sind Gottes Weisungen der bessere Ratgeber. Bereits seit den Tagen der Sintflut dürfen Menschen Fleisch verzehren (1 Mose 9,3). Ausdrücklich heißt es: „So lasst euch nun von niemandem ein schlechtes Gewissen machen wegen Speise und Trank… Wenn ihr nun mit Christus den Mächten der Welt gestorben seid, was lasst ihr euch dann Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt: Du sollst das nicht anfassen, du sollst das nicht kosten, du sollst das nicht anrühren? Das alles soll doch verbraucht und verzehrt werden. Es sind Gebote und Lehren von Menschen, die zwar einen Schein von Weisheit haben durch selbsterwählte Frömmigkeit und Demut und dadurch, dass sie den Leib nicht schonen; sie sind aber nichts wert und befriedigen nur das Fleisch“ (Kol 2,16.20-23).

Mit gutem Gewissen dürfen wir auch in Zukunft Essen grillen, statt Grillen zu essen.

Johann Hesse

Quelle: Aufbruch – Informationen des Gemeindehilfsbundes 1/2023 (März)

Sie können die aktuelle Ausgabe des Aufbruchs hier herunterladen. [4]

[1] [5] https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/ernaehrung-endlich-insekten-essen (abgerufen am 6.2.2023)

[2] [6] Carl Friedrich Keil, Biblischer Kommentar über die Bücher Mose, Bd. 2, Biblischer Kommentar über das Alte Testament (Leipzig: Dörffling und Franke, 1870), S. 90.

[3] [7] https://www.chabad.org/library/article_cdo/aid/4658850/jewish/Are-Bugs-Kosher.htm