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Was feiern wir zu Ostern?

Montag 10. April 2023 von Dr. Joachim Cochlovius


Dr. Joachim Cochlovius

Eigentlich sollten wir besser „Auferstehungsfest“ sagen, denn das ist die zentrale Botschaft, die die Christenheit zu Ostern glaubt und verkündigt. Und was würde näher liegen zur Betrachtung dieses wunderbaren Geheimnisses der Auferstehung der Toten, der Auferstehung Christi, als dass wir uns das größte, das gewaltigste Auferstehungskapitel des Neuen Testamentes ansehen, 1 Kor 15. Daraus vergegenwärtigen wir uns entscheidende, wichtige Abschnitte. Was glauben wir eigentlich, wenn wir im Glaubensbekenntnis sprechen: Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben?

Die Mühe der Korinther mit der Auferstehungsbotschaft

Die Gemeinde in Korinth war mit vielen Segnungen ausgestattet. Paulus freut sich darüber von Herzen, dass diese Gemeinde durch das Evangelium gesegnet war, viele Erkenntnisse gewonnen und viele Gaben empfangen hatte. Aber einige in dieser Gemeinde taten sich schwer mit der zentralen Botschaft des Evangeliums, dass es eine Auferstehung der Toten gibt. Vielleicht lag das daran, dass die meisten von ihnen Griechen waren, von den eingeschleppten oder eingewanderten Sklaven oder Händlern einmal abgesehen. Und wenn ich sage „Griechen“, dann meine ich Menschen, die in der Denk- und Glaubenstradition der griechischen Mysterienkulte und der griechischen Philosophen aufgewachsen und beheimatet waren. Das heißt natürlich, dass sie das verinnerlicht hatten, was ihre Starphilosophen ihnen überliefert hatten. Die höchste Gottheit, die der Philosoph Aristoteles verkündet hat in seinem philosophischen Gebäude, hieß „nous“, das heißt „Geist“. Ein gar nicht vorstellbarer körperloser Geist stand in diesem Denkgebäude an der Spitze des Universums und lenkte das ganze Leben und den ganzen Kosmos. Wenn der Geist eine so hohe Rolle spielt, dann ist es natürlich erklärlich, wenn man das Leibliche unter ferner liefen betrachtet. Wir wissen aus dem 1. Korintherbrief, dass Paulus erhebliche Mühe hatte und viel Überzeugungskraft aufwenden musste, um den Korinthern an einem ganz praktischen Beispiel und Lebensbereich klar zu machen, dass Leib, Seele und Geist eine Einheit sind. Dass sie nicht das Abendmahl feiern können und dann in sexueller Freizügigkeit womöglich noch im Bordell ihre Lüste suchen können. „Ihr gehört als große einheitliche Wesenheit, als Person mit Leib, Seele und Geist zusammen. Ihr könnt nicht euren Geist als einen abgesonderten Extrateil betrachten. Am Geist hängt der Leib, und am Leib hängt der Geist und die Seele.“

Einige taten sich also offensichtlich schwer damit, dass ihnen die Botschaft zugerufen wurde, dass es eine Auferstehung der Toten gibt, und zwar eine leibhafte Auferstehung der Toten. Eine geistige Umwandlung oder Regeneration oder ein geistiges Überschreiten aus der einen Leiblichkeit in eine vielleicht ganz anders gedachte oder in eine geistige Sphäre, das konnten sie sich vielleicht noch vorstellen. Aber Paulus sagte ihnen, dass die Toten leibhaft auferstehen werden, genauso wie Christus leibhaft auferstanden ist. Das ging offensichtlich einigen entschieden zu weit.

Wer glaubt heute noch der Auferstehungsbotschaft?

Wir sollten nicht geringschätzig auf diese Christen aus dem ersten Jahrhundert herabblicken. Wie sieht es denn bei uns aus, in unserem ehemals christlichen Abendland? Wer ist noch mit Freude durchdrungen von dieser Botschaft, dass Christus der König, der Heiland ist, der Retter auch unserer Leiber? Als ich Pfarrer in Oberfranken war, habe ich mir einmal das Krematorium in Hof von innen angesehen. Es ist eines der ältesten Krematorien in Deutschland. Dort steht ein Spruch über der Saalmitte, den alle betrachten können, die dort an Trauerfeiern teilnehmen. Der Spruch lautet: „Durch die reine Flamme zum All“. Das ist genau das Gegenteil der christlichen Auferstehungshoffnung! Da verflüchtigt sich alles und löst sich alles wesenlos auf in einem Universum.

Die leibhafte Auferstehung ist bis heute ein Stachel im Denken und Empfinden vieler Menschen geblieben. Elisabeth Kübler-Ross, die bekannte Sterbeforscherin, konnte sich eine leibhafte Auferstehung überhaupt nicht vorstellen. Sie sprach einfach vom Wechsel der Mäntel. Du hast hier einen Wintermantel an, während du durch diese Welt schreitest. Und dann, nachdem du gestorben bist, bekommst du einen Frühlingsmantel oder ein Frühlingskleid angezogen. Das ist ja vielleicht eine nette Vorstellung, die aber mit leibhafter Auferstehung überhaupt nichts zu tun hat. Auch Goethe tat sich diesbezüglich sehr schwer mit dem christlichen Glauben. In einem Gespräch mit Eckermann sagte er, was er sich vorstellt im Blick auf ein Leben nach dem Tod. Er meinte: „Wenn unser alter Leib nicht mehr in der Lage ist, unsere Persönlichkeit zu tragen, dann muss die Natur uns eben eine andere Möglichkeit anweisen, eine andere Daseinsform geben.“

All das sind Versuche, sich mit eigenen Gedanken vorzustellen, was eigentlich unvorstellbar ist und wo wir immer ins Phantastische oder ins Nichtige abrutschen, wenn wir die biblische Botschaft vergessen. Wir als Christenmenschen dürfen am Osterfest und in der österlichen Zeit bekennen: Christus ist leibhaft auferstanden! Es gibt eine allgemeine leibhafte Auferstehung der Toten, denn es ist unmöglich, dass sich die Seele von Leib und Geist löst und der Geist sich von der Seele und dem Leib löst. Gott hat eine Einheit gewollt und geschaffen und er hält diese Einheit zusammen.

Die Leugner der allgemeinen Totenauferstehung in der korinthischen Gemeinde

Paulus sagt in 1 Kor 15,12-14: „Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.“

Man merkt hier, wie Paulus innerlich in Fahrt kommt, wie ihn das beschäftigt. Was ist denn euer Glaube überhaupt noch wert, wenn ihr die Auferstehung der Toten aus dem Blick verloren habt? Wenn ihr vielleicht noch die Auferstehung Christi als des Sohnes Gottes annehmt, aber eure eigene leibliche Auferstehung nicht glauben könnt? Was ist euer Glauben dann noch wert? Gott hat euch als eine Personeinheit von Leib, Seele und Geist erschaffen, und er will euch als solch einen Menschen in seine Herrlichkeit hineinholen. Ihr bekommt einen neuen Leib. Seid doch nicht mit diesem philosophischen Gedankengebäude zufrieden, als ob nur der Geist in irgendeiner Weise weiter existieren würde. Lasst euch nicht philosophisch verführen! Dann habe ich im Grunde vergeblich gepredigt. Dann ist euer Glaube gar nichts wert. Wir merken, hier ist ganz offensichtlich ein Hauptnerv des christlichen Glaubens berührt.

Verschiedene Deutungen der Auferstehung

Es gab und gibt ja in der Theologie mancherlei Versuche, die Auferstehung Jesu zu deuten. Manche Deutungen können überhaupt nicht überzeugen. Als ich in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts Theologie studierte, hörte ich öfters die Formulierung, Christus sei auferstanden in das Wort der Predigt. Schon damals war ich damit nicht zufrieden, obwohl ich noch gar nicht im Glauben an Christus stand. Alle diese Versuche, die Auferstehung Christi anders zu beschreiben, dem modernen Denken anzupassen, dem heutigen Menschen verständlicher darzustellen, sind mit Vorsicht zu genießen. Warum bleiben wir nicht bei der klaren biblisch-apostolischen Aussage „Christus ist leibhaft auferstanden“? Das ist doch die Botschaft des Auferstehungsfestes!

Bleiben wir noch bei den Versen 1 Kor 15,12-19. Der Schwerpunkt liegt ganz offensichtlich beim Zusammenhang der Auferstehung Jesu mit der allgemeinen Auferstehung der Toten. Warum ist Paulus so interessiert an diesem Zusammenhang? Weil es den Korinthern so schwerfiel, die allgemeine Auferstehung der Toten im Glauben festzuhalten. Ich muss einschränkend sagen, einigen von ihnen, denn Paulus betont es ja, dass nicht die ganze Gemeinde diese Schwierigkeiten hatte. Um also diese Christen, die sich mit der leibhaften Auferstehung der Toten schwertaten, zu gewinnen, wendet er so viel Energie darauf, noch einmal diesen Zusammenhang herzustellen und zu erklären. Aber: ist er damit eigentlich der einzige im Neuen Testament?

Wer das Johannesevangelium kennt, weiß, dass Jesus eindeutige Worte über die allgemeine leibliche Auferstehung der Toten gesagt hat. In Joh 5,28-29 sagt der Herr: „Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden. Und es werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ So die Aussage unseres Herrn. Es wird also eine allgemeine Auferstehung der Toten geben. So bekennen es die Christen seit den Tagen der Apostel, seit dem apostolischen Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an die Vergebung der Sünden, an die Auferstehung der Toten und an das ewige Leben.“ Deswegen wünsche ich mir in jedem Fall, dass jeder von uns in diesem Glauben immer wieder neu gestärkt wird.

Wir kennen wahrscheinlich den berühmten englischen Naturwissenschaftler Isaac Newton, ein gläubiger, überzeugter Christ, der übrigens nicht nur naturwissenschaftliche Bücher geschrieben hat, sondern auch viele theologische und bibelkundliche. Ihm war der christliche Glaube ein Herzensanliegen, und auch der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi und die Auferstehung der Toten. Isaac Newton wollte einmal einem Freund, der sich schwertat mit dem Glauben an die Auferstehung, eine praktische Glaubenshilfe geben. Er sagte zu ihm: Komm doch mal runter in meinen Keller, in meinen Experimentierraum. Dort hatte Newton einen Tisch aufgestellt, und auf dem lagen ein kleines Häufchen Erde und daneben Eisenspäne. Und er sagte zu seinem Freund: Bitte pass auf, was ich dir jetzt zeigen will. Er nahm die beiden Haufen, vermischte sie und streute sie über den Tisch aus. Die Eisenspäne waren gar nicht mehr zu sehen. Dann zog er aus seiner Tasche einen Magneten und fuhr damit kurz über diesen ausgebreiteten gemischten Haufen von Eisenspänen und Erde. Alle Eisenspäne saßen sofort am Magneten. Newton sagte dann zu seinem Freund: So wird es sein, wenn die letzte Posaune erschallt, wenn Christus kommt, und wenn die Toten auferstehen werden. Ich finde, das ist ein sehr treffendes Beispiel, ein einleuchtendes Experiment. Genauso wird es sein. Die Menschen werden aus den Gräbern mit magnetischer Kraft herausgezogen, und ob da noch Knochen liegen oder nicht, das spielt gar keine Rolle. Der Gott, das wusste selbst der Skeptiker Voltaire, der uns einmal erschaffen hat, der kann uns auch ein zweites Mal mit Leib, Seele und Geist umkleiden und ausstatten.

Alle werden auferstehen

Verfolgen wir das Auferstehungskapitel 1 Kor 15 weiter. Paulus will nicht beim Zweifel der Korinther stehen bleiben, obwohl er ihn sehr ernst nimmt. Ab Vers 20 verlässt er die argumentative Linie und geht über zum Bezeugen. Hier wird er ganz energisch, ja geradezu euphorisch. Vers 20: „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind!“

Das ist die Osterbotschaft pur. Wenn wir den Zusammenhang weiter verfolgen, merken wir, dass sich der Blick jetzt weitet. Jetzt geht es gar nicht mehr nur um die Korinther. Jetzt geht es um die weltgeschichtliche Dimension der Auferstehung Christi, um die Auferstehung der Menschheit von den Toten. Jetzt geht es um Heilsgeschichte. Jetzt geht es um Weltgeschichte. Und wir merken, was das für eine gewaltige Botschaft ist, die uns das Osterfest zuruft und die wir glauben und verkündigen dürfen. Was sie für eine große, menschheitsumfassende Bedeutung hat. Dieser Abschnitt ab Vers 20 ist in seiner weltumspannenden Bedeutung eigentlich nur vergleichbar mit der zweiten Hälfte des 5. Kapitels im Römerbrief, wo ja ebenfalls eine solche welt- und heilsgeschichtliche Perspektive vor unseren Augen entfaltet wird, wo Adam und Christus gegenübergestellt werden. Adam bringt für alle den Tod. Christus holt sie alle aus dem Tod heraus. Röm 5,22: „Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.“ Alle, du und ich. Der Gottesleugner und der Christ, der Buddhist. Alle, die an esoterische Welten glauben. Alle Muslime, wirklich alle Menschen. Alle werden durch Christus lebendig gemacht. Die ganze Menschheit. Die ganzen Milliarden.

Zweierlei Auferstehung

Wir kennen ja die beliebte Rede vom „Ruhe sanft“. Bei wie vielen Beerdigungen ertönt sie, entweder deutlich ausgedrückt oder in den Gedanken der Menschen. Sollten wir uns nicht diese Redensart abgewöhnen angesichts dieser Botschaft, dass da noch etwas ganz Entscheidendes auf uns, auf alle Toten zukommt? Wie kann man da noch von „Ruhe sanft“ reden? Entscheidendes kommt ja noch. Das irdische Leben ist zwar zu Ende, aber dann kommt der Moment, an dem sich unser weiterer Weg entscheidet. Wenn die Stimme Christi ertönt, die Gräber sich öffnen und die Auferstehung der Toten für die ganze Menschheit kommt, dann entscheidet sich, ob wir zur Auferstehung des Lebens oder zur Auferstehung des Gerichts gerufen werden.

Wie geht es weiter? Wo werde ich dann sein? Wo werde ich hinkommen? In 1 Kor 15,23 heißt es, es wird so sein, dass ein jeder in seiner Ordnung, in seiner Klasse die Auferstehung der Toten erleben wird. Als Erstling Christus. Danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören. Jetzt sind wir beim entscheidenden Punkt. Die, die Christus angehören, werden die Auferstehung zum Leben erleben. Das ist die große Aussage. Zum Leben gelangen die, die Christus angehören. Und mit „Leben“ ist hier das ewige Leben bei Gott im Herrlichkeitsleib gemeint. Zum Gericht gelangen die, die Christus nicht angehören. So steht es in Offenbarung 20 ab Vers 11.

Die Entrückung der Gemeinde in den Himmel

Wer die Bibel ein wenig kennt, der kennt den Ausdruck „Entrückung“. Paulus gibt in 1 Thess 4 diese besondere Botschaft weiter, und zwar als eine Trostbotschaft. Alle die, die zu Christus gehören, werden, wenn Christus wiederkommt, im Bruchteil einer Sekunde verwandelt werden. Sie werden einen neuen Leib empfangen, den Leib der Herrlichkeit, und dann zu Christus hin in den Wolken und dann in die himmlische Herrlichkeit versetzt werden.

Wer gehört denn Christus an? Das wäre eine eigene biblische Besinnung wert. Aber es gibt eine zentrale Aussage in Römer 8,23, mit der wir uns hier begnügen können. Diejenigen gelangen zur Auferstehung des Lebens, diejenigen sind bei der Umwandlung ihres Leibes in den Herrlichkeitsleib dabei, die den Heiligen Geist haben. Das sagt der Apostel Paulus in Römer 8, dem großartigen Geist-Kapitel im Neuen Testament. Hast du den Heiligen Geist? Das ist die entscheidende Frage. Wenn ja, dann bist du dabei, wenn bei der Wiederkunft Jesu diese Verheißungen Realität werden.

Wir könnten noch sehr vieles sagen über den Abschnitt Vers 20-28. Da ist noch davon die Rede, dass Christus nach seiner Wiederkunft in Ewigkeit herrschen wird. Er wird als der triumphierende König und Richter wiederkommen. Alle Feinde werden unter seine Füße gelegt werden, auch der Tod. Das ist eigentlich die Spitzenaussage des Kapitels 15. Dann wird sich die Prophezeiung aus Psalm 110 erfüllen, dass Gott seinem Christus, unserem Heiland, alle Feinde unter die Füße legen wird. Der Tod ist der letzte Feind, und den gibt es dann für die verwandelte und entrückte Gemeinde Jesu nicht mehr. Auch das ist Ostern. Als Christen gehen wir auf eine Zeit, besser gesagt auf die Ewigkeit ohne Tod zu. Die Gemeinde Jesu, alle die, die den Heiligen Geist als Angeld empfangen haben, werden in die himmlische Herrlichkeit versetzt, und dort hat der Tod nichts mehr zu suchen. Sie sind dem Tod ein für alle mal entnommen.

Die neue Erde

Aber es wird dann auch noch die neue Erde geben. Auch das gehört zur Osterbotschaft des Neuen Testaments, insbesondere des letzten Buchs der Bibel. Und auf der neuen Erde werden wieder Menschen sein. Dort wird das neue Volk Israel das Priester- und Königsvolk Gottes für die dann lebenden Menschen sein, und auch dort wird der Tod seine Schreckensherrschaft verlieren.

Wer das Kapitel 22 in der Offenbarung liest, der sieht, dass dort im Neuen Jerusalem Lebensbäume stehen werden. Ja, das ist der Lebensbaum, zu dem Gott, als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben worden waren, den Zugang versperrt hatte. Dieser Lebensbaum wird auf der neuen Erde der dann lebenden Menschheit wieder zugänglich sein. Der Tod hat dann nicht mehr das letzte Wort. Der Zugang zum Leben ist wieder geöffnet.

Als junger Pfarrer in Oberfranken hatte ich einmal die Beerdigung eines neugeborenen Babys zu halten. Die Eltern hatten sich sehnlichst dieses Kind gewünscht. Sie hatten jahrelang darauf gewartet, und dann starb es nach ein paar Tagen. Es war nicht üblich in der Gemeinde, und deshalb war ich gar nicht darauf vorbereitet, dass der kleine weiße Sarg noch offen war. Mich durchzuckte ein unendlicher Schmerz, als ich dieses kleine leblose Kind im geöffneten Sarg sah. Es war eine der schwersten Beerdigungen, die ich je durchzuführen hatte. Ich konnte ein ganz klein wenig verstehen, wie es Jesus ergangen ist vor dem Grab des Lazarus. Aber diese Tränen, dieser Schmerz, dieses gebeugt werden durch die Übermacht des Todes, das wird aufhören. Auch das ist Ostern.

Der neue Leib

Weil es ebenfalls zur zentralen Botschaft des Auferstehungskapitels 1 Kor 15 gehört, werfen wir noch einen Blick auf den neuen Leib, auf den wir uns als Christen freuen dürfen. Wir sehen uns die Verse 42-44 ausschnittsweise an: „Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib.“

So wird also unsere neue Leiblichkeit aussehen. Das sind natürlich Andeutungen, die wir mit unserem begrenzten Vorstellungsvermögen nicht voll realisieren können. Aber wir wollen sie doch als Osterbotschaft im Glauben wahrnehmen. Dieser neue Leib wird nicht mehr verwesen. Er wird herrlich sein, ganz ohne Sünde. In diesem neuen Leib werden keinerlei Egoismen mehr leben. Dieser neue Leib wird kräftig sein. Ihm wird gelingen, was er sich vornimmt. Er wird keine Ermüdungserscheinungen und keine Alterungsprozesse mehr kennen. Und es wird ein geistlicher Leib sein, vom Heiligen Geist gewirkt und erschaffen und mit seinem Siegel versehen. Was sind das für Aussichten! Es steht zwar nicht dort, aber dieser neue Leib wird auch unbeschreiblich schön sein, denn wir glauben an einen Gott, der die Welt unendlich schön und unendlich zweckmäßig geschaffen hat.

Ich schließe mit einer kurzen Auslegung eines Psalmwortes, die ich einmal bei Spurgeon gelesen habe. Wenn ich einmal sterbe, möchte ich an diese Auslegung von Spurgeon denken. Es handelt sich um eine Betrachtung des 23. Psalms. Dort sagt der Altmeister der Predigt folgendes: „Hast du schon einmal bedacht, was da wörtlich steht: ‚und ob ich schon wanderte durch das Tal der Todesschatten‘. Und nun will ich dich fragen, bist du schon einmal gebissen worden vom Schatten eines Hundes?“ Spurgeon macht hier eine hochwichtige und ungemein tröstliche Aussage. Ein Schatten kann uns nichts mehr anhaben. Wenn wir diese Welt verlassen, wird sich zwar der Schatten des Todes über uns legen, aber er kann uns nichts anhaben. Christus wird uns in Empfang nehmen. Das ist eine Botschaft zum Leben und zum Sterben! Als Billy Graham, der bekannte Evangelist, sich zum Sterben fertig machte, sagte er: „Wenn dann jemand sagen sollte, dass Billy Graham gestorben ist, glaubt ihm kein Wort! Ich habe nur die Adresse gewechselt.“

Nach einer Ansprache aus der Reihe „Festzeiten des Glaubens“ für Bibel TV. Die Ansprache kann hier angesehen werden.

Pastor Dr. Joachim Cochlovius

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Montag 10. April 2023 um 3:08 und abgelegt unter Gemeinde, Predigten / Andachten, Theologie.