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Das Kreuz – Gott leidet für uns!

Freitag 7. April 2023 von Pfr. Matthias Köhler


Pfr. Matthias Köhler

Mit dem Karfreitag vergegenwärtigen Christen sich Jahr für Jahr das Leiden und Sterben Jesu Christi am Kreuz auf dem Hügel Golgatha vor den Toren Jerusalems. Warum ist dieses Ereignis für uns so wichtig, dass das Kreuz damit auch zum wichtigsten Symbol unseres Glaubens geworden ist?

1. Das Kreuz – Es geht ums Zentrum!

„Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten“ (1. Korinther 2,2).

Mit diesen zusammenfassenden Worten über seine Verkündigung bei Gründung der christlichen Gemeinde in Korinth stellt Paulus unmissverständlich klar, dass die Botschaft vom Kreuzestod Jesu Christi im Zentrum unseres Glaubens steht. Gemeinsam mit der nachfolgenden Auferstehung Jesu ist Jesu Kreuzestod der Kern des Evangeliums (Evangelium = Gute Botschaft/ Froher Botschaft/ Siegesbotschaft). Ohne Kreuzestod und Auferstehung Jesu gäbe es keine Rettung und Erlösung (1. Korinther 15,1-5).

Jesus selbst hat klargestellt, dass er gerade dazu in die Welt gekommen ist, um am Kreuz für uns Menschen zu sterben (Markus 10,45), dass er deshalb diesen schmerzlichen, schweren Weg ganz bewusst gegangen ist (Johannes 10,17+18) und dass sich darin Gottes Plan zur Rettung der Menschen verwirklicht (Lukas 18,31-33). Auch wenn dieser Weg für Jesus unermessliches Leid bedeutete und er ihn unter schwerem Ringen gegangen ist, ist er ihn doch in vollem, bewusstem, willentlichem Einklang mit dem Plan seines himmlischen Vaters gegangen:

„Jetzt ist meine Seele voll Unruhe. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen“ (Johannes 12,7).

2. Das Kreuz – Gott leidet!

Manchmal wird der Vorwurf gemacht: „Was ist das für ein Gott, der seinen Sohn so leiden lässt!“. Wer so spricht, der hat noch nicht wirklich an sich herangelassen, wer Jesus eigentlich ist. Wir müssen uns immer wieder klarmachen, was das Geheimnis der Dreieinigkeit bedeutet: Jesus Christus selbst ist Gott. „Jesus Christus – Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ (1. Johannes 5,20) Wir haben es in der Person Jesu Christi eben nicht nur mit einem halben Gott oder einem Gott irgendwie untergeordnetem Wesen sondern mit dem vollkommenen Gott selbst zu tun. Jesus ist der lebendige, wahre Gott, der Mensch geworden ist und Fleisch und Blut angenommen hat:

„In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“. (Kolosser 2,9)

Das heißt, dass am Kreuz Gott selbst sich dem Leid, dem Schmerz, der Qual und der Wucht des Todes ausgesetzt hat. Es ist eben nicht so, dass Gott hier die „Drecksarbeit“ auf einen Untergebenen abwälzt; sondern er selbst, der Höchste, geht ganz tief nach unten mitten ins Leid hinein.

3. Das Kreuz – Gott leidet mit uns!

Über Jesus Christus sagt das Wort Gottes: „Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit…“ (Hebräer 4,15). Unser Gott beklagt nicht das Leid dieser Welt aus einem bequemen Sicherheitsabstand heraus. In Jesus stellt sich Gott persönlich dem Leid und dem Schmerz dieser Welt. Weil unser Gott am Kreuz selbst das bitterste Leid auf sich nahm, darum versteht er uns in unserem bitterem Leid. Weil er am Kreuz nach ganz unten ging, darum ist er uns nahe, wenn wir ganz unten sind. Weil er mit Schmerz und Tod rang, darum kann er uns verstehen, wo wir mit Schmerz und Tod ringen. Das ist ein großer Trost.

4. Das Kreuz – Gott leidet für uns!

Ging es nicht auch anders?

Doch es geht am Kreuz Jesu sogar noch um viel mehr. Am Kreuz leidet Gott nicht nur mit uns – er leidet vor allem für uns! „Für uns“ – das bedeutet: Er leidet uns zugute. „Für uns“ – das bedeutet aber auch: Er leidet an unserer Stelle (Jesaja 53,4-6; Römer 4,25). In Jesus wurde Gott ein Mensch wie wir, um als unser Stellvertreter am Kreuz die Strafe für unsere Sünde zu tragen (1. Johannes 2,2). So hat Gott seine Gemeinde gerettet, indem sein eigenes Blut am Kreuz für uns vergossen hat (Apostelgeschichte 20,28; 1. Johannes 1,7). Manchmal wird gefragt. „Warum war denn dieser Kreuzestod unbedingt nötig, um uns von unserer Schuld zu retten. Konnte Gott uns Menschen nicht in seiner großen Macht und Freiheit die Sünde einfach so erlassen?“ Wer so fragt, hat sich einfach noch nicht tief genug mit der Art und dem Wesen Gottes auseinandergesetzt. Wir leben ja in Zeiten, wo immer mal wieder betont wird, wie wichtig es ist, unbedingt authentisch zu sein. Authentisch sein bedeutet echt sein; also sich so zu verhalten, wie man ist, und im Einklang zu handeln mit dem, was man ist. Gott ist immer authentisch. Das heißt: Gott handelt immer in völligem Einklang mit seiner Art und seinem Wesen.

Und zu Gottes Wesen gehört Gerechtigkeit: „Denn der HERR ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb.“ (Psalm 11,7) Gerechtigkeit bedeutet, dass Unrecht nicht einfach „unter den Teppich gekehrt“ sondern gesühnt und wiedergutgemacht wird. Zur Gerechtigkeit gehört, dass Schuld bezahlt wird. Darum entspricht es der gerechten Art Gottes, dass unsere Sünde bestraft werden muss: „Gott ist ein gerechter Richter.“ (Psalm 7,12) Und wenn wir Unrecht in dieser Welt sehen, dann regt sich ja oft auch unser eigener Gerechtigkeitssinn und wir wünschen uns dann oft genug, dass Gott nicht einfach alles durchgehen lässt. Darum wird Jesus Christus am Ende der Weltgeschichte auch Gericht halten. Darum gibt es Verdammnis und Hölle (Offenbarung 20, 11-15). Darin nimmt Gott uns als Persönlichkeiten ganz ernst, dass wir die Folgen unserer falschen Entscheidungen, unserer Sünde, unserer Gottlosigkeit tragen müssen (Galater 6,7). Machen wir uns klar: Sünde trennt von Gott und damit vom Himmel und vom ewigen Leben (Römer 6,23). Wo Sünde nicht weggeschafft wird, bleibt also nur die Trennung vom Himmel, also die Hölle, als logische Konsequenz.

Doch zu Gottes Wesen gehört auch die Liebe und Barmherzigkeit. Ja, Gott selbst ist die vollkommene Liebe (1. Johannes 4,16). Darum möchte er uns vor der gerechten Strafe, die wir als Folge unserer Sünde zu tragen haben, retten (Hesekiel 33,11). So nimmt er am Kreuz die Strafe auf sich selbst. Jesus lädt die ganze Sünde der ganzen Menschheit auf seine Schultern und erleidet am Kreuz unsere Hölle, die wir verdient hätten. Das kann er, weil er selbst ohne Schuld ist (2. Korinther 5,21). Ein Kreuzestod gehört zu den schrecklichsten Hinrichtungen, die es gibt. Doch das schlimmste Leiden Jesu am Kreuz ist das, was das menschliche Auge so gar nicht sieht: Die Höllenqual für die Sünde der ganzen Welt. Gestraft muss werden. Die Schuld muss bezahlt werden. Unser Unrecht muss gesühnt werden. Das erfordert der Einklang mit Gottes Gerechtigkeit (Römer 1,18). Doch zugleich trägt Gott in Jesus die Strafe selbst. Gott selbst bezahlt unsere Schuld. Gott selbst sühnt unser Unrecht durch sein Leiden (Römer 3,24+25; 1. Petrus 1,18+19). Darin handelt Gott im Einklang mit seiner Liebe. So kommt am Kreuz beides zusammen: Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe.

Gott handelt am Kreuz authentisch – im Einklang mit seinem Wesen und seiner Art. Gott handelt dort ganz gemäß seiner Gerechtigkeit und ganz gemäß seiner Liebe.

Wer sich nun Jesus anvertraut und sein Rettungswerk vom Kreuz annimmt, der braucht das letzte Gericht am Ende der Weltgeschichte nicht mehr zu fürchten (Johannes 3,16-18). Denn er weiß: Meine Schuld wurde schon gerichtet und damit vollkommen erledigt am Kreuz von Jesus!

5. Das Kreuz – eine Einladung zum Vertrauen!

„Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Römer 5,8)

Am Kreuz hat Gott uns den größten Beweis seiner Liebe gegeben. Keiner hat größere Liebe als die, dass er sein Leben gibt für andere (Johannes 15,13). Jesus hat dies für uns getan. Sollten wir uns nicht einem Gott, der uns so sehr liebt, anvertrauen können? Sollten wir nicht einem Gott vertrauen, der im Leiden an unserer Seite ist? Sollten wir nicht einem Gott vertrauen, der sich selbst gibt, um uns von den höllischen Folgen unserer Schuld zu retten? Sollten wir nicht einem Gott vertrauen, der am Kreuz alles tut, damit wir für immer bei ihm zuhause sein können?

Pfarrer Matthias Köhler, Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Nümbrecht, März-April 2020

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Freitag 7. April 2023 um 5:00 und abgelegt unter Gemeinde, Kirche, Theologie.