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‚Glaubt nicht einem jeden Geist!‘ (1 Joh 4,1) – Bericht über die Frühjahrskongresse des Gemeindehilfsbundes in Krelingen und Zavelstein

Dienstag 4. April 2023 von Gemeindehilfsbund


Gemeindehilfsbund

Walsrode/Bad Teinach-Zavelstein: Zu zwei Tagungen des Gemeindehilfsbundes im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen bei Walsrode (24.-26.3.2023) und im Haus Felsengrund in Bad Teinach-Zavelstein (Nordschwarzwald) (31.3.-2.4.2023) unter dem Motto „Das Bleiben in der Lehre der Apostel und die Unterscheidung der Geister“ kamen fast 400 Teilnehmer zusammen. Der Leiter des Gemeindehilfsbundes, Pastor Dr. Stefan Felber (Walsrode), erinnerte in seinem Eröffnungsvortrag „‚Glaubt nicht einem jeden Geist‘ (1 Joh 4,1) – Warum und wozu die Geister unterscheiden?“ an den Theologen Walter Künneth, der den „Totalausfall des Charismas der Geisterunterscheidung“ als die „tiefste Ursache jeder kirchlichen Selbstzerstörung“ benannt hatte. Ohne die Unterscheidung der Geister verfalle die Gemeinde dem Antichristen.

Der Mensch trete heute in ein Universum von Scheinwelten, „die den Einzelnen vergessen lassen, was wahr und echt ist.“ Das Prüfen der Geister sei zentrale Aufgabe der Gemeinde, besonders der Hirten und Lehrer. Wer die Geister unterscheide, fälle ein Urteil darüber, „ob ein Wort oder eine Sache vom Geist Gottes oder von einem anderen Geist gewirkt ist“. Es gehe dabei nicht nur darum, ob ein Wort oder eine Sache richtig oder falsch sei, sondern „zugleich auch darüber, welche Mächte dahinterstehen“. Die Geisterunterscheidung sei nach 1. Kor 12 eine Gnadengabe, die im Verbund mit den anderen Geistesgaben und im Kontext der Gemeinde eingesetzt werden solle und deren Gebrauch die Gemeinde „zu einem wahrheitsgemäßen, also vollmächtigen Erfassen der Wirklichkeit“ ermächtige.

In seinem Vortrag über die „Unterscheidung der Geister als Hauptaufgabe von Theologie und Verkündigung“ erinnerte Pastor Dr. Wolfgang Nestvogel (Hannover) an Martin Luther, der mit einem prägnanten Vergleich deutlich machte, worum es bei der Unterscheidung der Geister gehe: „Aber von der Lehre handeln, das heißt der Gans an den Kragen gegriffen.“ Bei der Geisterunterscheidung falle die Entscheidung über Leben und Tod, es gehe um einen geistlichen Machtkampf, um Unterscheidung der Geister zwischen Gott und Teufel. Ob aber Theologie und Verkündigung die Kraft hätten, die Geister zu unterscheiden, entscheide sich einzig an ihrer Schrift- und Bibeltreue. Anhand einer Reihe von Testfällen zeigte Nestvogel auf, wie Geisterunterscheidung funktioniere und warum sie für die Gemeinde segensreich und unverzichtbar sei. So wollten beispielsweise die Produzenten der Filmreihe „The Chosen“ den Zuschauern zwar Jesus nahebringen, doch es stelle sich die Frage, um welchen Jesus es gehe, wenn nach Aussagen der Filmemacher 95% der bisherigen Szenen aus der Phantasie entstanden und nicht biblischen Vorgaben folgten. Das Motto der Serie laute „Gewöhn dich an anders“ und tatsächlich würden etliche Szenen einen völlig anderen Jesus präsentieren, anders als die Bibel über Jesus lehre. Wo die Unterscheidung der Geister gewagt werde, führe sie in die Entscheidung und darum in den Konflikt, sie verlange Bekenntnismut und Leidensbereitschaft und stärke die Wahrheitsgewissheit und darum die evangelistische Kraft und das Ringen um unsere Zeitgenossen.

Zum Thema die „Unterscheidung der Geister als Hauptaufgabe von Theologie und Verkündigung“ sprach in Bad Teinach-Zavelstein der württembergische Pfarrer Dr. Tobias Eißler (Ostfildern-Ruit bei Stuttgart). Die Prüfung der Geister müsse am Jesus-Bekenntnis, am Willen Gottes, am Wort vom Kreuz und am Apostelwort geschehen. Wie das konkret aussehen könne, zeigte Eißler u.a. an Aussagen der Theologin Christina Brudereck, die auf der Tagung „Von der Schönheit des Glaubens“ in Berlin für „Gott mit Sternchen“ geworben habe. Frau Brudereck wende sich gegen eine Sprache, die Menschen sprachlich ausschließe und diskriminiere. Laut Brudereck: „Vater, Herr, Brüder, Sohn und Kirchenväter – die ganze Bagage.“ Da in der Bergpredigt, so Eißler, kein Gott mit Sternchen vorkomme und Jesus Gott als Vater im Himmel anrede, hat er der Kirche für alle Zeiten eine klare Anrede Gottes aufgetragen, die weder Männer bevorzuge noch Frauen diskriminiere. Der Zeitgeist überblende das erstaunliche Geschenk der persönlichen Anrede an Gott.

Der frühere Leiter des Gemeindehilfsbundes, Pastor Dr. Joachim Cochlovius (Walsrode), beschrieb in seinem Vortrag „Apostolisch glauben“ den apostolischen Glauben als das Fundament, auf dem die Kirche Jesu Christi stehe. Die sieben Kernpunkte des apostolischen Glaubens seien nach dem 1. Timotheusbrief die Christusmitte, das Gebet, das Verhältnis der Geschlechter, das Leitungsamt, die Diakonie, das Verhältnis der Generationen und der Kampf gegen Habgier. Gemeinden und Kirchen, die an der Lehre der Apostel festhielten, stünden unter Gottes Segen, während Kirchen, die die Lehre der Apostel verließen, verfielen. Die Hauptnotstände heutiger Kirchen und Gemeinden seien das Verlassen der Christusmitte, die Egalisierung der Geschlechter, die Berufung Unbewährter in Leitungsämter und dass bei der Berufung in den diakonischen Dienst oft nicht mehr nach dem Glauben gefragt werde. Allerdings werde das Wort Gottes immer aufs Neue die Gewissen von Menschen binden und die apostolische Lehre werde nicht untergehen und sich immer wieder durchsetzen.

In ihrem Referat „Die geistige Not Europas: Gottvergessenheit und veruntreute Seele“ erklärte die Philosophin Prof. Dr. Düsing (Hilchenbach) die Ideengeschichte, die in den gegenwärtigen Nihilismus und die Menschen in eine alle Seinsbereiche durchdringende geistige Not geführt hat. Die geistige Not sei insbesondere das Gottlossein, die seelische Not das moralische Charakterlosssein. Bereits Nietzsche habe hellsichtig angekündigt: Falle die Ewigkeitshoffnung, so werde unser Leben überschattet von Gottesferne und unaufhaltsamem Verderben. Der harte Kern in der Desorientierung des modernen von Gott entfremdeten Menschen sei der implizite oder explizite Atheismus. Es fehle jeder Maßstab um etwas als Gut oder Böse zu messen, als Wahrheit oder Unwahrheit. Die Schlüsselthese des nihilistischen Bekenntnisses laute „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt!“ Die fleischlichen Begierden würden heiliggesprochen, die sexuelle Orientierung sei sakrosankt und sie zu hinterfragen werde zum strafbaren Delikt. Mit der Lossagung von Christus verschwänden die ewigen Werte aus unserer Kultur und durch Gottvergessenheit und Veruntreuen der Botschaft vom Heil in Christi Kreuz sei das 21. Jhdt. anti-aufklärerisch; Wahrheit und Freiheit, Segensfolge des Christentums verschwänden. Zum Gottlossein trete außerdem der Paradigmensturz im Menschenbild hinzu: Der Mensch stufe sich selbst „von der Geistseele zur Tierseele“ und damit zu einem Zufallsprodukt anonymer Natur herab. Schlimmste Veruntreuung des vom Schöpfer anvertrauten Lebens sei die vorgeburtliche Zerstückelung des menschlichen Embryos im Mutterleib. Der geborgenste Ort auf der Welt werde zur Hölle. Die geistige Not werde dort überwunden, wo Menschen in das Danklied einstimmten: „Christus ist für uns Gottlose gestorben“ (Röm 5,6) Durch Jesu Ganzhingabe ans Kreuz und kraft seiner göttlichen, bedingungslosen Liebe dürften Christen  „gerecht und gottselig leben“ (Titus 2, 12).

Am Samstagnachmittag wurden jeweils ein Glaubenszeugnis (Ortwin Blum, Zavelstein) und fünf parallele Seminare mit folgenden Themen und Referenten angeboten: „Die Gabe der Geisterunterscheidung“ (Pastor Dr. Joachim Cochlovius), „Nietzsche als Prophet der Postmoderne“ (Prof. Dr. Edith Düsing), „Das Verhältnis von Geist und Wort bei Propheten und Aposteln“ (Pastor Dr. Stefan Felber), „Gute Lehre für Kinder“ (Ulrike Felber) und „Warum heilsame Lehre gut tut“ (Pastor Dr. Wolfgang Nestvogel). In Zavelstein übernahm Pfr. Dr. Tobias Eißler das fünfte Seminar mit dem Thema „Die Problematik der Gender-Ideologie“.

Der Geschäftsführer des Gemeindehilfsbundes, Johann Hesse, wies in seiner Predigt zum Thema „Du aber bleib an der Bibel!“ am Sonntag (26.4.2023) über 2. Tim 3,14-17 die Ansicht zurück, die Bibel sei „ein ganz normales Stück Literatur“. Wer so die Bibel verstehe, sie mit der Vernunft kritisiere und sie mit menschlichen Erfahrungen, Gefühlen und angeblichen wissenschaftlichen Erkenntnissen belehren wolle, verliere die Gabe der Geisterunterscheidung und öffne Kirchen und Gemeinden für „verführerische Geister und teuflische Lehren“ (1. Tim 4,1). Die Bibel sei dagegen kein Buch wie jedes andere, sondern das einzige Buch der Weltgeschichte, das von der ersten bis zur letzten Seite durch Gottes Geist gewirkt wurde und durchweht sei. Johann Hesse forderte die Teilnehmer auf, bei der Bibel zu bleiben, weil sie den Menschen zum Heil in Christus und in Gottes ewige Stadt führe, weil Gott ihr Urheber sei und weil sie die Kraft habe, das Leben von Menschen im Sinne Gottes zu verändern.

Die Predigt in Bad Teinach-Zavelstein (2.4.2023) mit dem Thema „Umso fester haben wir das prophetische Wort“ über 2. Petrus 1,16-21 hielt der Pfälzer Pfarrer Ulrich Hauck (Barbelroth). Die apostolische Vollmacht des Petrus gründe u.a. darin, dass er die Herrlichkeit Christi auf dem Berg der Verklärung mit eigenen Augen gesehen hatte. Aus der Begegnung mit dem verklärten Christus sei die Gewissheit entstanden, dass sich die biblischen Prophezeiungen des Alten Bundes erfüllt hätten und das Wort Gottes von Gott und damit in jeder Hinsicht verlässlich sei. Um die Geister unterscheiden zu können, müsse die Kirche an Jesus Christus, dem geoffenbarten Wort Gottes bleiben, die Sündhaftigkeit aller Menschen bekennen, von der Verlorenheit der Menschen, die nicht an Christus glaubten, wissen, sich vom Heiligen Geist in alle Wahrheit leiten lassen und sich die Gabe der Geisterunterscheidung vom Heiligen Geist schenken lassen. Die Gabe der Geisterunterscheidung geschehe immer von oben her und in der Bindung an Gottes Wort. Weil die Bibel von Menschen geschrieben wurde, die durch den Heiligen Geist im Namen Gottes geredet und geschrieben hätten, dürfe das Wort Gottes niemals eigenmächtig gedeutet und ausgelegt werden. Das Sein oder Nichtsein der Kirche hänge davon ab, ob sie in der Lehre der Apostel bleibe oder nicht.

Die Plenumsreferate, Seminarvorträge, persönlichen Zeugnisse sowie die Predigten der beiden Kongressgottesdienste werden in einer Kongressdokumentation veröffentlicht, die im Sommer 2023 erscheint und in der Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes vorbestellt werden kann (5,00 zzgl. Versandkosten). Die Vorträge der Kongresse können auf dem Youtube-Kanal des Gemeindehilfsbundes angesehen werden oder als MP3-CD bei der Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes bestellt werden.

Johann Hesse, Geschäftsführer des Gemeindehilfsbundes, 2.4.2023

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Dienstag 4. April 2023 um 9:19 und abgelegt unter Gemeinde, Gesellschaft / Politik, Kirche.