Wir leben in einer Zeit, in der Meinungen mehr gelten als Fakten. Meinungen werden als „wissenschaftlich erwiesen“ etikettiert und so der Diskussion entzogen. Dies ist gleich doppelt unwissenschaftlich, denn die Naturwissenschaft lebt davon, dass man gewonnene Erkenntnisse immer wieder in Frage stellt, und wissenschaftlich erwiesen können nur Fakten sein, nicht Meinungen. So geschieht Verrat am naturwissenschaftlichen Denken. Mit „naturwissenschaftlichem Denken“ meine ich ein wirklichkeitsnahes Denken mit der Bereitschaft, sich den Tatsachen zu stellen und nicht Wunschbildern der Wirklichkeit nachzuhängen. Wird die Wirklichkeit ausgeblendet oder verdreht, hat dies immer schwerwiegende Konsequenzen, sei es in Gesellschaft, Politik, Medizin oder anderswo. Tatsachen richten sich nicht nach uns, sondern wir müssen uns nach ihnen richten, und wer es nicht tut, den wird irgendwann die Wirklichkeit schmerzlich einholen.
Das Prinzip der Naturwissenschaften
Die Naturwissenschaft hat sich der Erforschung der Wirklichkeit verpflichtet. Sie versucht, Naturgesetze zu erfassen (Physik, Chemie, Mathematik, Astronomie) und Gegebenheiten möglichst genau abzubilden (Geologie, Biologie, Medizin). Sie versucht, das Zusammen-spiel vieler Faktoren zu ergründen. Oft ist das Ziel dabei, sich „die Natur“ besser nutzbar machen zu können. Beispiele dafür sind: Gibt es noch bessere Verfahren zur Energiegewinnung? Bietet die Pflanzen- und Tierwelt Ansätze für neue Therapien?
Um die Wirklichkeit verlässlich erfassen zu können, haben sich die Naturwissenschaften selber strenge Gesetze und Vorgehensweisen auferlegt. Es braucht viele Schritte, um von einer Hypothese (blosse Vermutung) zu einer Theorie zu gelangen (die als mehr oder weniger bewiesen gilt); dieser Prozess nimmt meist Jahre oder Jahrzehnte in Anspruch.
Ausgangspunkt von Hypothesen ist oft die Feststellung von Gesetzmässigkeiten: wenn zwei oder mehr Ereignisse gemeinsam auftreten, spricht man von einer Korrelation. Diese sagt noch nichts darüber aus, wie die Ereignisse zusammenhängen: Folgt „a“ aus „b“ oder umgekehrt, oder gibt es eine gemeinsame Ursache? Um Aussagen über diese Verknüpfung machen zu können (Kausalität), sind Experimente notwendig, die auf verschiedene Weise in das Geschehen eingreifen. Erst wenn die Resultate vieler solcher Versuche zum gleichen Ergebnis führen, darf man es wagen, eine Theorie zu formulieren, die in der Folge weiter durch Experimente getestet und bestätigt werden muss. Ein besonderer Fall ist Einsteins Relativitätstheorie; er formulierte sie allein aufgrund genialer Überlegungen, aber auch sie musste den Test an der Wirklichkeit bestehen – und hat ihn bestanden. Ganz anders die Evolutionstheorie: Sie lässt sich wissenschaftlich weder beweisen noch widerlegen, weil man naturgemäss in der Vergangenheit (rückwirkend) keine Experimente durchführen kann und also nicht behauptet werden darf, dass eine Tier- oder Pflanzenart aus einer andern hervorgegangen sei, nur weil man Ähnlichkeiten festgestellt hat. Die Evolutionstheorie ist eine philosophische Weltbetrachtung, keine Naturwissenschaft.
Wirklichkeitsnahes Denken ist „biblisches Denken“
Wenn ich in diesem Artikel immer wieder betone, wie wichtig naturwissenschaftliches Denken sei, geht es mir letztlich um mehr als um Wissenschaft, denn wirklichkeitsnahes Denken ist die Art des Denkens, zu dem uns die Bibel auffordert. Unser Ja soll ein Ja und unser Nein soll ein Nein sein (Jak 5,12), Lüge sollen wir ablegen (Eph 4,25), die Zeitzeichen können und sollen wir beurteilen (Lk 12,54-56) genauso wie die Kosten eines Vorhabens (Lk 14,28-33), alles sollen wir prüfen (1Thess 5,21). Diese Verse und viele andere mehr beschreiben ein wirklichkeitsbezogenes Denken und Handeln, das uns von Gott aufgetragen ist.
Gelegentlich fordert uns Gott sogar zu einer Art „wissenschaftlichem Testen“ heraus: Er trug dem Volk Israel auf, den Zehnten geben, dann würde er die Fenster des Himmels zum Segen öffnen (Mal 3,10). Nach der Rückkehr aus dem Exil sollte das Volk Israel den Tempel wieder aufbauen, als es damit aufhörte, zerrann ihm im eigenen Tun und Schaffen alles zwischen den Fingern (Hag 1,6ff); durch den Propheten Haggai machte Gott ihm den Zusammenhang klar und gab ihm die Verheissung, dass es Überfluss haben würde, wenn es den Tempelbau wieder aufnähme, und so war es dann auch (Hag 2,19ff). Auch Jesus forderte seine Zuhörer zum Prüfen heraus: „Meine Lehre ist nicht mein, sondern dessen, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede“ (Joh 7,16-17).
Die Bibel erlaubt uns nirgends, uns selbst eine „Wirklichkeit“ nach eigenem Gutdünken zurechtzulegen. Sie setzt vielmehr als selbstverständlich voraus, dass wir nach der Wirklichkeit fragen und sie beachten, und dass das Gegenteil davon (Selbsttäuschung und Lüge) nur Verderben bringen kann.
Tatsachen sind nicht Meinungen
Ein grosser Teil der gedanklichen Verwirrung unserer Zeit kommt daher, dass Tatsachen zu Meinungen herabgemindert werden und Meinungen zu Tatsachen erhoben werden. Tatsachen sind objektiv, Meinungen subjektiv.
Vor einiger Zeit legte ich einer Berufskollegin anhand der Schweizer Epidemiekurven Schritt für Schritt dar, dass das ganze Corona-Massnahmenpaket im Winter 20/21 nichts am Verlauf geändert hatte, denn die Hospitalisations- und Todeszahlen im Zusammen-hang mit Corona waren genau so hoch, wie sie auch ohne Massnahmen zu erwarten gewesen wären. Ihr Kommentar dazu war: „Du siehst das halt so und ich anders“. Damit war meine monatelange intensive Recherche mitsamt ihrem unbequemen Resultat für sie vom Tisch; die Kollegin hatte handfeste Tatsachen zu meiner Privatmeinung degradiert und sich damit davon dispensiert, sich mit den unangenehmen Fakten auseindandersetzen zu müssen.
Aber auch das Umgekehrte kommt vor: Als ich in einem Artikel über die gesellschaftlichen Folgen der Corona-Politik nebenher in einem Satz eine Pressekonferenz des RKI erwähnte, in der für das Jahr 2021 in Deutschland eine Übersterblichkeit festgestellt wurde, die als unerklärlich galt, und ich dazu schrieb, dieser Frage müsste dringendst nachgegangen werden, griffen mich einige Kollegen deswegen an. Ich entgegnete, es gehe hier um Fakten, die Kollegen wiederum fanden, die Vorlesungsreihe von Prof. X zu diesem Thema zeige doch klar, dass die Fakten genau andersherum lägen, weswegen mein Artikel geändert werden müsse. Nichts gegen Prof. X, ich kenne ihn persönlich und schätze seine Fortbildungen; aber seine (in diesem Fall politisch korrekten) Einschätzun-gen sind doch nicht den Fakten gleichzusetzen! Meine Kollegen verwechselten allen Ernstes die Meinung eines Vortragenden mit Fakten, sie kamen gar nicht auf die Idee, dass es hier einen fundamentalen Unterschied geben könnte; das hat mich zutiefst erschreckt. Fakten wären zum Beispiel Hospitalisations- und Todeszahlen im Vergleich zu Vorjahren. Ein Vortrag ist im besten Fall eine gute Auswahl solcher Fakten und im schlechten Fall ein Ausblenden unbequemer Daten. Er kann und soll Tatsachen enthalten, aber er gibt immer die Meinung des Vortragenden wieder – und diese hatten meine Kollegen zu Tatsachen hochstilisiert.
Wie komme ich zu Fakten?
Ohne die Kenntnis der Wirklichkeit lässt sich das Zeitgeschehen nicht beurteilen, ist kein naturwissenschaftliches Denken möglich. Wie komme ich aber zu verlässlichen Daten in den vielen welt- und gesellschaftspolitischen Fragen, in denen wir einfach glauben sollen, was uns die Medien und die Politik sagen, weil es angeblich wissenschaftlich bewiesen sei? Ich denke zum Beispiel an die Klimaerwärmung, an Corona-Massnahmen, an Fragen der geschlechtlichen Identität und vieles mehr.
Je stärker eine Frage an gesellschaftspolitische Interessen gebunden ist, desto schwieriger ist es, zu zuverlässigen Daten zu kommen. So suchte ich in den Monatsbulletins einer bekannten meteorologischen Anstalt vergeblich nach Zahlen, die einen Vergleich der Entwicklung der Temperaturen in den letzten Jahrzehnten ermöglicht hätten; die Informationen beschränkten sich auf: „…im Monat Juli war es wärmer als in der Vergleichsperiode von – bis…“, wobei die Vergleichsperioden immer wieder andere waren. So gab ich dieses Vorhaben bald auf und entschloss mich, selber Daten zu sammeln. Wie so etwas aussehen kann, und wie einfach (in bescheidener Form) Naturwissenschaft sein kann, will ich im folgenden Beispiel darlegen:
Aus der Biologie wusste ich (was auch jeder Landwirt weiss), dass Pflanzen je nach Witterung früher oder später blühen. Sie sind offenbar imstande, den besten Zeitpunkt zu finden: zu früh könnten die Blüten erfrieren, zu spät würden wertvolle Tage im Jahr verloren gehen. Im Flachland mit wenig Schnee „berechnen“ Pflanzen den Blühbeginn in erster Linie aus der Durchschnittstemperatur der vorangegangenen Monate, in diesem Fall der Wintermonate. Weil die Rohdaten in diesem Glücksfall sozusagen vor der Haustüre wachsen, entschloss ich mich vor zwei Jahren, den Blühbeginn verschiedener Pflanzen jedes Jahr genau festzuhalten. Trotz der Einfachheit einer solchen Datensammlung braucht es vorab eine Planung, um Fehlerquellen möglichst auszuschalten. Sie sah so aus:
– es müssen Gehölze sein, an denen die Stadtgärtnerei nicht viel macht; Blumen in Rabatten können unterschiedlich gedüngt oder bewässert werden, was den Vergleich von Jahr zu Jahr stören würde.
– es muss immer die exakt gleiche Pflanze sein, die ich betrachte, denn schon geringe Abweichungen im Standort können zu deutlich unterschiedlichen Ergebnissen führen
– es müssen Pflanzenarten sein, deren Blühbeginn ich eindeutig feststellen kann
– die Pflanzen müssen in erreichbarer Nähe wachsen, so dass ich sie im Frühjahr täglich beobachten kann
Und so sehen meine bisherigen Resultate aus:
Blühbeginn (Basel, Rheinufer) | 2020 | 2021 | 2022 |
Hartriegel = Kornelkirsche (Cornus mas) | 15. Febr | 21. Febr | 22. Febr |
Forsythie (Forsythia x intermedia) | 25. Febr | 2. März | 9. März |
Scheinquitte (Chaenomeles spec.) | 24. Febr | 7. März | 17. März |
Mahonie (Mahonia aquifolia) | 1. März | 14. März | 17. März |
(Dies ist nur eine Auswahl meiner Daten)
Was zeigt diese Tabelle und wie „naturwissenschaftlich“ ist sie? Die Daten stammen aus direkter Beobachtung der Natur und sind, sofern sie gewissenhaft erhoben wurden, verlässlich; ich darf davon ausgehen, dass Pflanzen nicht lügen und keine politischen Interessen haben. Hingegen lassen es die erst seit 2020 gesammelten Daten noch nicht zu, einen Trend festzustellen; alle untersuchten Pflanzenarten weisen mit ihrem Blühbeginn auf eine Abkühlung von 2021 und 2022 gegenüber 2020 hin, aber das Phänomen könnte auch vorübergehend sein. Die Tabelle erlaubt also ein paar vorsichtige Vermutungen, aber noch keine Aussagen. – Würden sich auch Politiker und Medienschaffenden an diese gebotene Vorsicht in der Interpretation halten, würden sie nicht so manche dreiste Behauptung in die Welt setzen. Wer z.B. unbesehen einfach voraussetzt, die Jahre 2021 und 2022 seien sowieso wärmer gewesen als 2020, macht keine wissenschaftliche Aussage, sondern hat einfache Fakten nicht geprüft.
Mit Denken zu Schlüssen kommen
Wenn ich Fakten zusammengestellt habe, kann ich Unterschiedliches damit machen. Ich kann logische Überlegungen anstellen und Experimente machen und so vielleicht Zusammenhänge besser verstehen. Oder ich kann die Fakten in mehr oder weniger einfältige Studien-Designs pressen, deren maximale Aussagekraft ein „statistisch signifikanter Unterschied“ sein kann. Das erste wäre das klassische Vorgehen der Naturwissenschaft, das zweite macht gelegentlich Sinn (es ist z.B. wichtig beim Beurteilen neuer Medikamente), ist aber eine extreme Vereinfachung der Wirklichkeit und kann meist keine Zusammenhänge ergründen; leider wird uns heute gerade diese zweite Art als die einzig „wissenschaftliche“ vorgestellt.
Ein Beispiel dazu: in meiner Studienzeit wurden wir angehalten, als Ärzte unser Wissen aus Anatomie und Physiologie gezielt zu kombinieren, um bei einem individuellen Patienten zu einer Diagnose und zu einer Therapieempfehlung zu gelangen. So arbeitete jeder Landarzt bis vor wenigen Jahrzehnten: Er nützte sein Wissen und seine Erfahrungen, um damit das Beste für den Patienten zu tun. Heute ist für einen Arzt sein Studienwissen von untergeordneter Bedeutung: Er muss in erster Linie umsetzen, was ihm durch Tabellen und Algorithmen für Diagnosestellung und Therapie vorgegeben wird.
„Evidence-based medicine“
Ich erinnere mich noch gut an jenen schicksalsschweren Montag-Morgen-Rapport vor ca. zwei Jahrzehnten, als uns der Leitende Arzt der Klinik ohne jegliche Begeisterung eröffnete, dass die „evidence-based medicine“ von nun an die Richtschnur für unser ärztliches Handeln sein würde – offiziell zumindest. Zunächst schien dieses monströse und undurchschaubare Gebilde der „evidence-based medicine“ für uns einfach nur lästig, weil es unsere eingespielten Arbeitsabläufe in Frage zu stellen drohte. Kaum jemand ahnte zu jenem Zeitpunkt, dass in der Medizin ein Dammbruch mit ungeahnten Folgen stattgefunden hatte, der alles verändern würde. Bis heute ist den Wenigsten klar, welche einschneidenden Konsequenzen diese „Neudefinition“ der Medizin hatte und hat. Ebenfalls unklar ist, wer sich diese Neudefinition anmasst(e).
Nun tönt „evidence-based medicine“ eigentlich vernünftig: man soll nur das tun, was nützlich und hilfreich ist. Das war aber gar nicht neu – man hatte das im Prinzip immer so gemacht. Neu war das Korsett des „es gilt nur, was durch Studien bewiesen ist“. Plötzlich brauchte es also für alles und jedes eine Studie; Erfahrungswerte und eigene Überlegungen waren als Entscheidungsgrundlage ab sofort nicht mehr anerkannt! Das war das Ungeheuerliche an der „evidence-based medicine“. Ärzte, die weiter selber denken und individuelle Entscheidungen mit ihren Patienten treffen wollten, wurden als „unverantwortlich“ abqualifiziert. Sie sollten vielmehr, gemäss dem Diktat der „evidence-based medicine“, Vorgegebenes umsetzen, weil angeblich nur Studienresultate objektiv seien, alles andere sei „unwissenschaftlich“. Nun ist es für praktizierende Ärzte und die meisten Kliniken aber personalbedingt und finanziell unmöglich, grössere (anerkannte) Studien durchzuführen, das können sich nur finanzstarke Firmen leisten. Damit wurde die Ärzteschaft entmachtet und entmündigt, denn auch vor Gericht gelten nur Studien; Erfahrungswerte oder gar Erfolge zählen nicht mehr.
Die Geissel der Guidelines
Die Resultate einer Auswahl von Studien werden von Expertenkommissionen zu Richtlinien (Guidelines, Leitlinien) vereinfacht. Diese umzusetzen ist nun Aufgabe der Ärtze an der Basis. Es ist beschönigend und unzutreffend, sie „Guidelines“ oder „Expertenmeinung“ zu nennen, denn es handelt sich um verbindliche Vorgaben, deren Missachtung als ärztlicher Kunstfehler angesehen und im Härtefall als solcher geahndet wird.
Die Guidelines vermitteln den Ärzten eine vermeintliche Sicherheit unter dem Anstrich der Wissenschaftlichkeit, aber mit ihnen hörte die Medizin auf, eine eigenständige naturwissenschaftich-forschende Disziplin zu sein. Vielmehr wurde sie beherrschbar und manipulierbar. Ein Beispiel aus dem Alltag, das den Zwiespalt zwischen Guidelines und eigenständigem Forschen deutlich macht:
Jeder praktizierende Arzt sieht anhand von Laborresultaten, dass die offiziell empfohlene Vitamin-D-Dosis nicht reicht, um die Reserven im Köprer aufzufüllen, auch nicht bei zuverlässigen Patienten. Ein naturwissenschaftlich denkender Arzt wird die Gründe suchen: liegt es an der Darreichungsform, werden Kapseln vielleicht schlecht aufgenommen? Liegt es daran, dass dem Körper zu viel Vitamin D aufs Mal (Injektionen) gar nicht viel nützt? Liegt es an der Dosierung, braucht es grundsätzlich einfach mehr? Aus dem Studium weiss er, dass Vitamin D als fettlösliches Vitamin nach Gewicht dosiert werden muss, und wenn er so die Dosis für jeden Patienten ausrechnet, kommt er auf deutlich höhere Mengen. Wenn nach ein paar Jahren alle seine Patienten gut mit Vitamin D versorgt sind, wird er feststellen, dass er in einer Wintersaison nur noch 2-3 Grippefälle (Influenza) zu behandeln hat statt mehrere wöchentlich. Darin sieht er bestätigt, was er weiss, nämlich dass Vitamin D entscheidend wichtig ist für das Immunsystem. – Das ist ein Beispiel für wissenschaftliches Arbeiten in der Praxis. Leider weiss ich in der Zwischenzeit nur noch von wenigen Kollegen, die so vorgehen. Wirklich nützliche Guidelines würden uns Tabellen liefern, in denen die Vitamin-D-Dosierung unter Berücksichtigung des Gewichtes und der Schwere des Mangels aufgelistet sind.
Die meisten Ärtze beug(t)en sich den Guidelines widerspruchslos, vielleicht auch deswe-gen, weil diese etwas Verlockendes und auch Bequemes haben: Man braucht nur noch umzusetzen, was einem vorgesetzt wird, dann ist man auf der sicheren Seite, weitgehend ungeachtet des Resultates. Viele Ärzte liessen sich dahingehend beeinflussen, ihr eigenes Denken zurückzustellen und ihm sogar zu misstrauen – eine Folge der unablässigen Beschwörung, nur Studien beziehungsweise Guidelines seien ovjektiv und verlässlich. Dieser Wechsel fand schleichend und unbemerkt satt und begann lange vor Corona. Er ist eine der Erklärungen dafür, warum die staatlich verordneten Corona-Massnahmen in der Ärzteschaft kaum auf Widerstand stiessen, ja, warum sie meist ohne kritische Prüfung einfach übernommen wurden. Sie waren ja nichts weiter als eine neue Serie von Guidelines, und solche zu befolgen war bereits Teil des „Mindsets“ vieler Ärzte geworden.
Von der Studienflut zur -ebbe: der Verrat an den eigenen Prinzipien
Die „evidence-based medicine“ löste zunächt einmal eine Flut von Studien aus. Zu allem mussten Studien gemacht werden. Darunter gab es einige gut durchdachte, die wertvolle Erkenntnisse lieferten, aber auch viele schlechte und irreführende.
Ein Problem von Studien ist, dass sie ihrem Wesen nach leicht zu manipulieren sind. Ein mathematisch begabter Kollege konnte uns zeigen, dass es manchmal reicht, wenn die Daten einer Studie mit zwei statt mit einer Stelle nach dem Komma verrechnet werden (oder umgekehrt), um einen statistisch signifikanten Unterschied zeigen zu können oder wegzubekommen. Dies ist aber nur einer von unzähligen Tricks, mit denen gewisse Kreise genau die Studienresultate kreieren, die sie haben möchten. So lässt sich von aussen beispielsweise kaum kontrollieren, welche Daten ausgewählt wurden, ob alle korrekt und vollständig übernommen wurden usw. Bewusste Verfälschungen jedweder Art sind keine moderne Erfindung; so kündigte eine meiner Studienfreundinnen vor mehr als 30 Jahren ihren gut bezahlten Job in der „Forschung“ (wie die Abteilung für Medikamentenstudien hiess), weil von ihr verlangt wurde, dass sie Daten abändern solle; das konnte sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren.
Korrekt durchgeführte Studien sind wichtig, v.a. bei der Zulassung von Medikamenten. Bis vor kurzem schienen sich alle einig zu sein (Behörden, Versicherer, Ärzte und Patienten), dass kein Medikament auf den Markt gebracht werden darf, das nicht im Detail getestet und für gut befunden worden ist. Diese Prüfung nahm mehrere Jahre in Anspruch, denn die neue Wirksubstanz musste für verschiedene Bevölkerungsgruppen separat getestet werden (z.B. für Schwangere), es musste bekannt sein, wie lange sie im Körper verbleibt, es musste untersucht werden, ob sie im Tierversuch nicht etwa zu Missbildungen oder Krebs führen könnte, und vieles mehr. Wenn es irgendwo berechtigte Zweifel an der Wirksamkeit oder Sicherheit gab, wurde die Substanz nicht zugelassen. Die Informationen aus solchen Studien mussten offiziell zugänglich sein, sie wurden jährlich aktualisiert und füllten ganze Bände, die auf den Regalen der Arztpraxen bereitstanden und häufig zu Rate gezogen wurden. Eines Tages erfuhren wir, dass diese Medikamenten-Dokumentation (in der Schweiz „Kompendium“ genannt) fortan nicht mehr gedruckt würde, was zur Folge hatte, dass die letzte Ausgabe entsprechend sorgfältig noch über Jahre hin „gehütet“ und benützt wurde. Nur wenige Jahre später mussten wir überrascht zur Kenntnis nehmen, dass nun auch keine elektronische Version mehr hergestellt würde; die Daten mussten zwar noch erhoben werden, wurden aber nicht mehr in überschaubarer Form zusammengetragen, und damit fehlte uns eines der wichtigsten Arbeitsinstrumente im Alltag. Es ist zwar weiterhin möglich, zu Informationen kommen, aber es ist zeitaufwändig (und welcher Arzt hat schon einen Überfluss an Zeit?); die Beipackzettel (die es weiterhin gibt) enthalten nur einen Ausschnitt der Informationen, die ein Arzt benötigt.
Vollends ungeheuerlich wurde es, als 2020 medizinische Produkte unter der Bezeichnung COVID-19-Impfungen auf den Markt gebracht wurden, mit einem für diesen Zweck völlig neuen Wirkmechanismus und bei äusserst dürftiger Studienlage. Die Zulassungen war nur provisorisch, die Firmen hätten die Studiendaten nachliefern müssen, was aber längst nicht überall geschah. Bevor die Fristen der vorläufigen Zulassung abliefen, wurden die Produkte ersetzt durch neue Versionen, ebenfalls wieder nur mit vorläufigen Zulassungen. Für die neuste Substanz wurden von mindestens einer Firma überhaupt keine (!) Studien mit Freiwilligen mehr gemacht. – Die „evidence-based medicine“ hatte ihre eigenen Vorgaben aufs Gröbste missachtet, und das nicht nur in Bezug auf die möglichen Schäden, die deswegen erst am Menschen (Patienten) selbst sichtbar werden, sondern auch darin, dass diese Schäden nicht systematisch erfasst wurden oder werden. Es wäre das Mindeste gewesen (und auch kein Problem), eine obligatorische Meldepflicht einzuführen, denn aus langjähriger Erfahrung weiss man, dass ohne zwingende Erfassung nur um die 10% der Nebenwirkungen gemeldet werden, auch der schwerwiegenden. So haben wir nun nicht einmal verlässliche Daten über das Ausmass der Schäden. – Wie weit darf der Verrat an der Naturwissenschaft noch gehen, bis solch verantwortungsloses Handeln gestoppt wird?
Beabsichtigte Fehler im System?
Der Verrat hatte aber genau genommen schon viel früher begonnen, in verschiedener Hinsicht. Als die pharmazeutische Industrie ihren Siegeszug antrat, versuchte sie als erstes, die Heilpflanzen zur minderwertigen Therapieform zu erklären, was ihr vor allem deswegen gelang, weil sie mit dem Herstellen von Antibiotika (Penicillin, das nebenbei direkt aus der Natur kam, nämlich aus Pilzen) Vielen das Leben retten konnte. Das Volkswissen über Pflanzenmedizin war die wohl direkteste Art von Naturwissenschaft gewesen, und leider ging vieles davon verloren.
Seit der Einführung der „Guidelines“ sind verschiedene Gebiete in der Schulmedizin in Schieflage geraten, die zentral sind für unsere Gesundheit, so dass Behandlungs-Fehler bzw. ein Nicht-Behandeln folgenschwer sind. Ich zähle hier die wichtigsten auf; auch wenn ich die Information aus Platzgründen extrem knapp halten muss, hoffe ich, dass der eine oder andere Leser etwas für sich herausnehmen kann.
1. Vitamin D
Vitamin D wird zum grössten Teil in der Haut hergestellt unter starker UV-B-Strahlung. Ab einem Alter von ca. 50 Jahren funktioniert dies nur noch eingeschränkt, wegen Sonnen- und Tagescremen oft gar nicht mehr. Darum – und weil die Mehrheit von uns tagsüber nicht mehr auf dem Feld arbeitet, sondern drinnen – leidet ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung an Vitamin D Mangel, je älter desto mehr, und dunkelhäutige Menschen sind in unseren Breitengraden besonders schwer betroffen. Offiziell wird dem allgemein verbreiteten Vitamin-D-Mangel bzw. seiner weitreichenden Bedeutung zu wenig Beachtung geschenkt. Vitamin D ist nicht nur für den Knochenaufbau und -erhalt wichtig, sondern auch für Muskeln, Nerven und viele andere Gewebe und für das Immunsystem; viele schwere COVID-19-Verläufe und Langzeitschäden hätten allein mit einem genügenden Vitamin-D-Ersatz vermieden werden können, worauf es bereits im Frühjahr 2020 deutliche Hinweise gab.
Der Vitamin-D-Ersatz ist einfach und erfolgt mit Tropfen, die besser aufgenommen werden als Tabletten oder Kapseln. Am besten ist die tägliche Einnahme, von Wochen- oder Monatsdosen kann der Körper nur zu einem kleinen Teil profitieren. Vitamin D ist fettlöslich, darum muss man Überdosierungen vermeiden. Es wird ersetzt gemäss Gewicht; die offiziell empfohlene Dosis ist eine doppelte Baby-Dosis (800 I.E. = 800 internationale Einheiten) und damit in den allermeisten Fällen ungenügend. Im Winterhalbjahr, wenn in unseren Breitengraden kein Vitamin D gebildet werden kann, weil die Sonneneinstrahlung zu schwach ist, kann der tägliche Verbrauch an Vitamin-D bis zu 3000 I.E. pro Tag betragen; da sind Reserven rasch aufgebraucht, falls überhaupt genügend vorhanden waren. Ein Erwachsener mit 60-70kg braucht täglich ca. 2000 I.E. Vitamin D, bei 70kg sind es 3000 I.E. Wiegt jemand unter 50 kg und/oder ist fast kein Körperfett vorhanden, muss vorsichtig dosiert werden, je nach dem reichen dann 1000 bis 1500 I.E. pro Tag. Liegt ein schwerer Mangel vor, muss 1-2 Monate lang deutlich höher dosiert werden, wobei mehr als 6000 I.E. pro Tag meist nicht mehr aufgenommen werden können. Bei Übergewichtigen mit schwerem Mangel kann es darum über Jahre dauern, bis die Vitamin D-Reserven „aufgefüllt“ sind. Die gute Nachricht ist, dass Vitamin D sofort wirkt, unabhängig davon, ob man schon Reserven gebildet hat oder nicht – auch ein Grund, warum die tägliche Einnahme Sinn macht, denn das Vitamin D steht dann täglich frisch zur Verfügung. Vitamin D hilft sogar noch, wenn man es erst im Fall einer schwereren Erkrankung einnimmt, sinnvoll ist aber allemal vorher.
Messungen sind höchstens einmal jährlich sinnvoll. Ersetzt man Vitamin D, muss der Spiegel aber unbedingt innerhalb eines Jahres kontrolliert werden (Vermeiden von Überdosierung, Steigern im Fall einer Unterdosierung). Wichtig: vor der Messung von Vitamin D müssen mindestens 10 Tage lang die Ersatzpräparate gestoppt werden, sonst misst man die Tropfen statt der körpereigenen Reserven.
(Bemerkung: diese Informationen basieren auf Grundwissen aus dem Medizinstudium und auf eigener Erfahrung).
Auch andere Mängel an Vitaminen und Spurenelementen werden von der Schulmedizin oft als unbedeutend betrachtet, solange sie nicht alarmierend sind; aber schon geringe Mängel können gesundheitsgefährdend sein.
2. Fruchtzucker
In unseren Breitengraden gehörte Zucker nie zur normalen Ernährung, abgesehen vielleicht von Obst, das früher aber zuckerarm war und nur in kleinen Mengen über kurze Zeit im Jahr genossen wurde. Fruchtzucker ist für die Leber so belastend wie Alkohol – beides ist für den Körper zunächst wertlos und muss entgiftet werden. Fruktose (Fruchtzucker) ist nicht nur in Früchten zu finden, sondern macht auch die Hälfte des raffinierten Zuckers aus (und auch des Rohrzuckers, der ist somit kein bisschen „gesünder“ ist als der Kristallzucker aus Zuckerrüben). Wir konsumieren im Durchschnitt 50 Mal (!) mehr Zucker als früher, das heiss 50 Mal mehr als wir von unserer Genetik her vertragen; wer also seinen Zuckerkonsum um den Faktor 10 zu reduzieren vermag, was eine beachtliche Leistung ist, isst immer noch 5x zu viel. Alle modernen Obstsorten sind auf einen hohen Fruchtzuckergehalt hin gezüchtet und haben wenig gemeinsam mit dem Obst, das unsere (Ur-)Grosseltern assen. Exotische Früchte enthalten teils enorme Mengen an Fruchtzucker (z.B. Bananen).
Die meisten „Zivilisationskrankheiten“ sind wenigstens teilweise Folge des Zuckerkonsums: IBS (=Irritable Bowel Syndrom oder „Reizdarm“), metabolisches Syndrom (Übergewicht, hoher Blutdruck, Insulinresistenz bis hin zu Diabetes mellitus Typ 2 = Zuckerkrankheit, hohe Blutfette und dazu oft Hormonmängel, z.B. Testosteronmangel), Leberverfettung bis hin zur Fibrose oder Zirrhose, Migräne, Krebs, Gicht, Depressionen und vieles mehr.
Was kann man tun? Wer nicht zuckerkrank ist kann sich Speisen selber herstellen mit Glukose (verwirrlicherweise „Traubenzucker“ genannt) und auf alles gekaufte Süsse verzichten; Glukose ist der Zucker, mit dem der Körper vertraut ist und den er direkt gebrauchen kann; Stärke beispielsweise besteht aus aneinandergereihten Glukose-Molekülen, Dextrose aus zwei Glukose-Molekülen. Mit stark verminderter Fruktose-Zufuhr verschwindet oft der Süsshunger, und der Teufelskreis der Zuckersucht kann durchbrochen werden. Diese entsteht u.a. deswegen, weil Fruchtzucker Dauerhunger macht, wohingegen Traubenzucker (Glukose, Dextrose, Stärke) sättigt, weswegen man meist nicht in Versuchung kommt, zu grosse Mengen davon zu essen. Bei gewissen Menschen führt der Fruktosekonsum wegen einer Genanomalie zu Serotoninmangel, dieser wiederum zu Depressionen, Burnout, ADHS-ähnlichen Symptomen und anderen „psychischen“ Krankheiten.
In der Schulmedizin ist die Zuckerproblematik zwar Thema, aber nur am Rande, und es ist bisher keine wirksame Aufklärung der Bevölkerung erfolgt – ein von mir aus gesehen unentschuldbares Versäumnis.
3. Hormonmängel
Abgesehen von den Geschlechtshormonen hat der Mensch zwei grosse Hormonsysteme: die Schilddrüsenhormone und die Hormone der Nebennierenrinde, einer Drüse, die den Nieren benachbart ist, ohne mit ihnen zusammenzuhängen. Beide Hormon-Systeme sind lebensnotwendig, Mängel führen zu Gesundheitsschäden (auch ein Überschuss, wie er bei seltenen Erkrankungen vorkommt).
Mangelnde Schilddrüsenhormone werden in der Schulmedizin ersetzt, allerdings oft einseitig, nämlich nur in Form von sogenanntem T4, das vom Körper in das aktive Hormon T3 umgewandelt werden muss, was manchmal nicht klappt (u.a. bei Mangel am Spurenelement Selen). Wenn das ersetzte T4 nicht genügend zu T3 umgesetzt wird, wirkt es nur vermindert und die Symptome des Mangels bleiben bestehen; statt im gegebenen Fall T3 dazuzugeben, wird in der Schulmedizin oft das T4 erhöht, dadurch werden aber die übergeordneten Schilddrüsen-Steuerhormone unterdrückt. Der Patient hat dann gleichzeitig zu wenig Hormone (er hat weiterhin einen T3-Mangel) und zu viel Hormone (das T4 ist im Überschuss vorhanden, ohne dass er es recht ausnützen kann). Es gibt offiziell anerkannte T3-Ersatz-Präparate, warum diese nicht benützt werden sollen, entzieht sich meiner Kenntnis. Die wenigen Hausärzte, die das Problem erkannt haben und ihren Patienten mit T3 helfen, haben teils verblüffende Erfolge, riskieren aber, des Kunstfehlers bezichtigt zu werden, weil es anders in den Guidelines steht.
Ein Mangel an den Nebennierenrindenhormonen Pregnenolon und DHEA wird von der Schulmedizin meist gar nicht gesucht, höchstens ein Mangel an Cortisol. Wenn etwas ersetzt wird, dann nur das End-Hormon Cortisol (das Medikament nennt sich Cortison). Das ist, als würde man bei einem Auto mit 3 platten Reifen nur einen flicken und aufpumpen; wie gut man damit fahren kann, kann jeder leicht selbst beurteilen. Dabei lassen sich Pregnenolon und DHEA problemlos und ersetzen mit Kapseln oder Tabletten. Vorab muss im Labor festgestellt werden, ob ein Mangel besteht und wie hoch er ist, so dass man optimal dosieren kann.
Mängel an Nebennierenrindenhormonen sind häufiger als angenommen, sie sind unter anderem Folge einer „silent inflammation“ (Punkt 5.). Es gibt Hinweise, dass SARS-CoV-2 bzw. das Spike-Protein (auch das via Impfung) die Nebennieren schädigen kann. Hormonmängel können zu invalidisierender Müdigkeit führen, ein Ersatz kann den Betroffenen wieder zu einem normalen Leben verhelfen.
4. Nahrungsmittelallergien
Es gibt 4 Typen von Allergien. Der erste ist die Allergie Typ 1 mit sofortigen Symptomen, die leicht erkennbar sind. Typ 2 sind Transfusionszwischenfälle, Typ 3 und Typ 4 meist Nahrungsmittelallergien, die erst nach 8-24 Stunden Beschwerden machen und darum oft nicht erkannt werden. Sie können schlimme Folgen haben, nebst Müdigkeit, Migräne und Verdauungsbeschwerden auch Autoimmuner-krankungen, zum Beispiel rheumatoide Arthritis oder Schuppenflechte (Psoriasis). Die „Schulmedizin“ bietet kaum geeignete Tests an (in der Schweiz gibt es gar keine) und leugnet die Ernsthaftigkeit dieser Erkrankungen. Mehr noch: in den Fortbildungen werden wir Ärzte davor gewarnt, diese Allergien zu suchen oder zu behandeln, es sei Quacksalberei! So verwehrt man Notleidenden den Zugang zu effizienter Hilfe und ihr (oft schweres) Leiden bleibt chronisch. Interessant ist, dass in der Veterinärmedizin, die nicht den gleichen wirtschaftlichen Interessen unterworfen ist wie die Humanmedizin, die Existenz der Typ 3- und Typ 4-Nahrungsmittelallergien als selbstverständlich gilt und erfolgreich therapiert wird.
5. Unterschwellige chronische Entzündungen
Sie werden auch „silent inflammation“ genannt und können entstehen durch versteckte Allergien (s. 4.), Schwermetallvergiftungen (grossflächige Tätowierungen u.a.), aseptische Knochennekrosen (Entzündungsprozesse in Knochenhöhlen nach gezogenen Zähnen oder bei wurzelbehandelten Zähnen), chronische Borreliose und vieles mehr. Folgen können chronische Müdigkeit, chronische Schmerzen, Mangelzustände, Über- oder Untergewicht und anderes sein.
Aus Platzgründen kann ich hier nicht weiter auf dieses grosse Gebiet eingehen. Die Schulmedizin bietet wenig Hilfe, sie leugnet sogar einige der an sich bekannten Ursachen (z.B. die Bedeutung der chronischen Borreliose), beschränkt sich auf die Linderung von Symptomen oder setzt moderne Therapien ein, die viele Nebnwirkungen haben (Biologicals); solche Medikamente können durchaus gute Dienst leisten, aber wenn man Ursachen finden und beseitigen kann, ist das allemal besser.
Würde die Schulmedizin die oben erwähnten Krankheitsursachen (von denen die meisten vermeidbar oder behandelbar wären) nicht ausblenden, wäre sie gegen viele „chronische Zivilisationskrankheiten“ nicht machtlos. In vielen Fällen könnte ursächlich behandelt oder vogebeugt werden. Viele Menschen könnten gesund oder zumindest gesünder werden, und auch das Gesundheitssystem würde damit entlastet. Gewisse Wirtschaftszweige würden dann allerdings erheblich weniger Umsatz schreiben…
Welchen Götzen wird geopfert?
Was haben die fünf soeben erwähnten Punkte mit dem Thema dieses Artikels zu tun? Sehr viel. Durch das Behindern eines freien naturwissenschaftlich-medizinischen Denkens entstehen Wissens- und Behandlungslücken, die folgenschwer sind. Dies wirft die beklemmende Frage auf: Welchem Götzen wird hier eigentlich geopfert?
Eine naheliegende Antwort ist: Dem Mammon, der Geldgier, die gemäss 1Tim 6,10 die Wurzel allen Übels ist. Tatsächlich fahren ja durch diese Art von „Gesundheitspolitik“ einige wenige Konzerne Unsummen von Gewinnen ein.
Aber greift diese Sichtweise nicht doch möglicherweise zu kurz? Ist das Böse, das dahintersteckt, vielleicht abgründiger? Gemäss Joh 10,10 kommt „der Dieb nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben“; „der Teufel war ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und ihr Vater.“ (Joh 8,44).
Der Verrat am naturwissenschaftlichen Denken ist ein Verrat am wirklichkeitsbezogenen Denken, und dieser wiederum ein Verrat am Menschen selbst, der von Gott als denkendes und der Wahrheit verpflichtetes Wesen erschaffen wurde. Denn wir sind nach Gottes Ebenbild erschaffen, und Gott ist wahrhaftig. Wenn Lügengebilde das nüchterne Betrachten der Wirklichkeit ablösen, ist das darum auch ein Verrat an Gottes Absichten und an seinem Wesen. Das sich Abwenden von Gott wiederum zieht zwangsläufig Götzendienst nach sich, und dieser endet irgendwann in Menschenopfern. Dies geschieht aktuell vor unseren Augen, ungewiss ist nur, wie gross das Ausmass sein wird.
Die Bibel ermahnt: „Von jeder Art des Bösen haltet euch fern“ (1Thess 5,22-24). Oft beginnt das Böse scheinbar belanglos, und man ist versucht, es als Kleinigkeit abzutun oder darüber hinwegzusehen. Das Böse versucht immer, toleriert zu werden, und dies reicht meist aus, dass es seinen unheilvollen Lauf nehmen kann, an dessen Ende dann nicht mehr Belangloses steht, sondern grosses Leid.
Der Ursprung rechten Denkens
Aus dem bisher Dargelegten wird klar: Die Naturwissenschaften und insbeondere die Medizin benötigen dringend eine Rückkehr zu ihren eigenen Prinzipien. Dennoch wird dies schwierig bis unmöglich sein, solange nicht ein allgemeines Umdenken in der Bevölkerung stattfindet, denn der Verrat am wirklichkeitsnahen Denken beschränkt sich nicht auf die Naturwissenschaft im engeren Sinn. In dem Mass, in dem sich Völker von Gott abwenden, verlieren sie den Bezug zum wirklichkeitsnahen Denken, denn dieses ist nur auf der Basis einer jüdisch-christlich geprägten Gesinnung möglich. Und selbst wenn es gelänge, zu einem wirklichkeitstreuen Denken zurückzufinden: das allein wäre nicht das Heilmittel. Wenn wir uns nicht auf Gott besinnen, der die Quelle dieses Denkens ist, und wenn wir unser Denken nicht an seinem Wort prüfen und schulen, werden wir früher oder später irregehen.
Rechtes Denken ist untrennbar mit Gott selber verbunden, der der wahrhaftige Gott ist (Jes 65,16). „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, sagte Jesus seinen Jüngern (Joh 14,6), und im Zusammenhang mit der Verheissung des Heiligen Geistes: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen“ (Joh 16, 13).
Auch wenn wir den Weltenlauf kaum beeinflussen können, so können wir doch im eigenen Leben ein wirklichkeitsbezogenes Denken einüben. Dieses ist auch ein Sich-Abgrenzen gegenüber Lüge und Verführung; darum ist die Ermahnung, uns nicht dieser Welt gleichzustellen (Rö 12,2), unverändert aktuell:
„Seid nun nicht ihre Mitgenossen. Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts, denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit, indem ihr pürft, was dem Herrn wohlgefällig ist. Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr aber stellt sie auch bloss; denn das, was heimlich von ihnen geschieht, ist schändlich auch nur zu sagen. Alles aber, was blossgestellt wird, wird durch das Licht offenbar gemacht; denn das Licht ist es, das alles offenbar macht“ (Eph 5,6-14).
Dr. med. Karin Hirschi
Mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin
Die Kurzfassung dieses Beitrages ist erschienen in Aufbruch – Informationen des Gemeindehilfsbundes 3/2022 (Dezember).
Sie können die aktuelle Ausgabe des Aufbruchs hier herunterladen. [1]
Wenn Sie den Aufbruch (kostenlos) abonnieren möchten, schreiben Sie bitte an die Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes: info@gemeindehilfsbund.de [2]