- Gemeindenetzwerk - https://www.gemeindenetzwerk.de -

Weltverfolgungsindex 2023: Zahl der Morde drastisch gestiegen

Das christliche Hilfswerk Open Doors hat seinen neuen Weltverfolgungsindex veröffentlicht. In Lateinamerika verschlechterte sich die Situation der Christen am stärksten, die meisten Morde gab es in Nigeria. Die weltweite Gewalt gegen Christinnen und Christen hat laut dem christlichen Hilfswerk Open Doors einen neuen Höchststand erreicht. Im Berichtszeitraum des neuen Weltverfolgungsindex (Oktober 2021 bis September 2022) seien mindestens 5.621 (2022: 5.898) Christen wegen ihres Glaubens ermordet worden. Das sind laut Open Doors 80 Prozent mehr als vor fünf Jahren (3.066). 5.014 davon kamen allein in Nigeria ums Leben. Dort stieg auch die Zahl der Entführungsopfer im Vergleich zum Vorjahr von 2.510 auf 4.726. In anderen Ländern Subsahara-Afrikas wie Mali und Sudan habe es ebenfalls mehr Gewalttaten gegeben. Wegen ihres Glaubens würden weltweit aktuell 360 Millionen Christen bedroht und verfolgt.

Nordkorea befindet sich 2023 wieder auf Platz eins des Weltverfolgungsindex. Auf den Rängen 2 bis 10 folgen Somalia, Jemen, Eritrea, Libyen, Nigeria, Pakistan, Iran, Afghanistan und der Sudan. Open Doors listete 2022 erstmals Afghanistan auf Platz eins der „gefährlichsten Christenverfolgerstaaten“. Ab August 2021 hätten die Taliban zahlreiche Christen wegen ihres Glaubens ermordet. Tausende seien geflohen. Bei der Recherche für den aktuellen Index konnte das christliche Hilfswerk in vielen Fällen keine eindeutigen Belege für eine Verfolgung aus Glaubensgründen finden. Aus diesem Grund steht Afghanistan 2023 „nur“ noch auf Platz neun.

Situation der Christen in Lateinamerika verschlechtert sich weltweit am stärksten

Neu auf dem Weltverfolgungsindex taucht Nicaragua (Platz 50) auf. Dort geht die Regierung unter Präsident Daniel Ortega vermehrt mit Gewalt gegen Oppositionelle und Kirchen vor. Die katholische Kirche kritisierte in der Vergangenheit mehrfach Menschenrechtsverletzungen der Behörden und gewährte regierungskritischen Demonstranten Schutz. Etliche ihrer Gebäude wurden beschädigt, christliche Fernsehsender und Hochschulen geschlossen und christliche Leitende des Landes verwiesen.

Auch in anderen lateinamerikanischen Ländern habe sich die Situation der Christinnen und Christen unter zunehmend autoritären Regierungen verschlechtert. In Kolumbien (Platz 22), Mexiko (Platz 38) und Kuba (Platz 27) werden laut Open Doors Kirchenleiter unter Druck gesetzt und verhaftet, Registrierungen und Genehmigungen verweigert sowie Gebäude beschlagnahmt.

Indien: Mehr als 1.700 Christen inhaftiert

In Indien (Platz elf) haben elf Bundesstaaten sogenannte „Gesetze zur Religionsfreiheit“ erlassen. Bei Zuwiderhandlungen sind nach Angaben des christlichen Hilfswerks bis zu zehn Jahre Haft möglich. Die Gesetze verbieten Christinnen und Christen, über ihren Glauben zu sprechen. Deshalb bezeichnet der Sozialwissenschaftler Yohan Murry, örtlicher Partner von Open Doors, sie als „Anti-Bekehrungs-Gesetze“. Im aktuellen Berichtszeitraum sind in Indien laut Open Doors mehr als 1.700 Christinnen und Christen ohne Gerichtsverfahren inhaftiert worden. Die christenfeindlichen Übergriffe durch extremistische Hindus erreichten 2022 einen Höchststand, sagt Murry.

Außerdem verschärfen laut Open Doors zunehmender Autoritarismus sowie ideologischer Nationalismus die Verfolgung und Diskriminierung, von der Christen in 76 Ländern in hohem Maß betroffen sind. In China (Platz 16) können seit März 2022 nur noch lizenzierte Kirchen und NGOs religiöse Inhalte im Internet verbreiten. Onlineangebote wie Gottesdienste und christliche Lehrmaterialien seien daher oft nicht mehr erlaubt und könnten hohe Haftstrafen nach sich ziehen. China war laut Open Doors erneut das Land, in dem weltweit die meisten Kirchen und kirchlichen Einrichtungen zerstört oder geschlossen wurden.

Open Doors folgt einem weiten Verständnis des Begriffs „Verfolgung“, das verschiedene Formen von Diskriminierung einschließt. Das Hilfswerk orientiert sich dabei am Handbuch des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR von 2011. Das UNHCR verweist darauf, dass „eine Bedrohung des Lebens oder der Freiheit aufgrund von Ethnie, Religion, Nationalität […] gemäß Artikel 33 der Flüchtlingskonvention in jedem Fall als Verfolgung zu werten ist“.

Quelle:www.Jesus.de – 18. Januar 2023