Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Neue Herrschaftsverhältnisse? Kurzandacht zum 4. Advent

Samstag 17. Dezember 2022 von Pastor Dr. Stefan Felber


Pastor Dr. Stefan Felber

Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.

Lukas 1,51–53

In der Schriftlesung zum 4. Advent finden sich im Magnificat diese markanten Worte Marias. Advent und Weihnachten dürfen nicht auf besinnliche Töne und von Geschichte und Politik losgelöste Realitäten reduziert werden. Vielmehr markieren sie den Anfang umfassender Umwälzungen auf Erden: Gott lässt seine Muskeln spielen, bietet den stolzen Herrschern die Stirn und erbarmt sich über die Erniedrigten.

Heute sähe sich Maria wohl Plagiatsvorwürfen ausgesetzt, stimmt doch bereits gegen Ende der Richterzeit eine unerwartet schwanger gewordene Frau einen ähnlichen Lobpreis an: Der HERR tötet und macht lebendig, führt ins Totenreich und wieder herauf. Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse (1. Samuel 2,6-8). Mit der Geburt Samuels steht eine Zeitenwende an. Die korrupte Priesterfamilie Elis geht unter, die Zeit der Richter kommt an ihr Ende. Doch: Ein neuer Priester ist zugesagt, ein König versprochen!

Mit der Geburt Jesu sind auch die Mächtigen seiner Zeit angezählt. Sie geben sich nach aussen hin als die Guten, die das Wohl des Volkes im Blick haben: Die Könige herrschen über ihre Völker, und ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen (Lukas 22,25). Doch die Fassade bröckelt gewaltig. Der Tempel in Jerusalem ist zur gierigen Räuberhöhle geworden und wird bald zerstört werden (Lukas 19,46). Auch die stolzen Könige in Jerusalem und Rom missbrauchen ihre Macht und sollten besser rechtzeitig auf den rechten Weg zurückkehren. Der kommende König schafft nämlich einen neuen Tempel und bringt ein neues Königtum! Wohl allen, die auf ihn trauen!

Sein Weg überrascht. Sein Weg ist der Weg des Wortes und der Wahrheit. Der tätigen Liebe, hin bis zu seinen Feinden. Der kompromisslosen Treue, die Unrecht und Leid erduldet. Sein Weg führt ins Totenreich und wieder hinauf. Er wurde arm und erniedrigt. Er wurde reich und erhöht. Zur Rechten des Vaters hat er sein Königtum empfangen. So lässt Gott zuerst seine Muskeln spielen: Er selbst trägt das Gericht, auch für die Gewaltigen. Und bietet König, Priester und Volk Zeit zur Umkehr.

Möge Gott uns in dieser Advents- und Weihnachtszeit den nötigen Raum zur Umkehr schenken, damit wir den vermeintlichen Wohltätern widerstehen und uns neu dem König der Könige anvertrauen. Sein Weg hat Zukunft und Bestand.

Quelle: Kirche & Corona CH.

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 17. Dezember 2022 um 23:24 und abgelegt unter Allgemein.