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„Lasst uns nicht nach eitler Ehre streben“ (Gal 5,26)

Im Meer gibt es Klippen, sichtbare, die über das Wasser hinausragen und unsichtbare, verborgen, in geringer Tiefe unter der Oberfläche. Vor letzteren kann man sich in unbekannten Gewässern nur dadurch schützen, dass man ständig mit dem Senkblei lotet. – Wie Schiffe auf Steinklippen, so stranden viele Christen auf der Klippe der Ehrsucht. In Joh 12,42 lesen wir: „Auch der Obersten glaubten viele an Jesus. Aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, denn sie liebten mehr die Ehre bei Menschen denn die Ehre bei Gott.“ Scharen von Menschen, besonders in den Reihen der Vornehmen werden durch Rücksicht auf die eigene Ehre von der Nachfolge Jesu zurückgehalten.

Doch auch unter den Gläubigen hat die Ehrsucht furchtbare Folgen. Ein Traum (der nicht phantasiert, sondern wirklich geträumt ist) hat mir tiefen Eindruck gemacht. Ein Prediger war eingeschlummert. Da erschien ihm ein Freund, der ein hervorragender und sehr beliebter Prediger war. Dieser Freund sagte: „Vor einer Stunde bin ich gestorben, und nun bin ich verdammt!“ – „Wie?! Du verdammt?! Weshalb denn? Hast du nicht die rechte Lehre gepredigt?“ Mit tief wehmütiger Miene antwortete der Freund: „Meine Lehre war ganz richtig, aber es wurde mir hier gezeigt, dass ich mit meinen Predigten meine eigene Ehre und nicht Gottes Ehre gesucht habe.“ Dann verschwand er. Der Schlafende erwachte, sah auf die Uhr, und bekam bald darauf ein Telegramm, das ihm meldete, sein Freund sei unerwartet – zu jener Stunde – gestorben!

Geliebte! Lasst uns Gott anrufen, dass nicht erst in der Ewigkeit die verborgene Ehrsucht unseres Herzens entlarvt werde! – Ich habe in einer Nacht einen Reichsgottesarbeiter (ohne dass er es wusste) beten gehört: „Herr, nimm mich lieber weg und lass mich sterben, wenn es für deine Sache besser ist. Aber deine Reichssache lass weitergehen.“ – Er starb auch verhältnismäßig früh. – Es war mein Vater.

Quelle: Alfred Christlieb, Deine Zeugnisse – mein ewiges Erbe. Tägliche Andachten. Siegen 1951
Andacht zum 13. November