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Die „Lufthoheit über den Kinderbetten“ und die beunruhigenden Folgen

Es ist noch gar nicht so lange her: Da war der Kiga = Kindergarten für die Kleinen ab ihrer Dreijährigkeit eine häufig vollzogene Halbtagslösung – zumal dann, wenn das Kind inzwischen keine Geschwister bekommen hatte: Es nahm dann bald schon die Gemeinschaft mit Gleichaltrigen an und die Mutter zu Haus war für ein paar Stunden lang entlastet. Bei dieser Kiga-Form war der Besuch davon abhängig, dass es stubenrein war und relativ selbstverständlich den ungewohnten Lärmpegel der Kindergruppe ertrug.

Im neuen Jahrhundert – pointiert seit der Regierung Schröder nach seiner Wahl 1998 zum Bundeskanzler – trat der Kleinkindergartenbesuch allein als Beigabe einer familienbetonten Erziehung in den Hintergrund. Mit der Definition des damaligen Kanzlers „Familie ist da, wo Kinder sind“ wurde die Priorität der Eltern – per Grundgesetz verbrieft als die berechtigterweise Verantwortlichen ihrer unmündigen Nachkommen – auch auf diesem Feld immer mehr eingeschränkt. Jetzt konnte man bereits die Säuglinge in den immer mehr finanziell geförderten „Krippen“ abgeben, jetzt wurde das Kiga-System zum Kita-System = Kindertagesstätten immer mehr ausgeweitet. Es wurde in regionaler Regie mit subventionierter Rasanz eingeführt, dass die Kinder den ganzen Tag über fremdbetreut werden können.

Doch dieser Trend hatte ein ganz bewusstes Ziel, das schon früh von dem jungen Aufstreber in der SPD Olaf Scholz bewusst unterstützt wurde, z. B. durch seinen sehr bekannt gewordenen Slogan: „Wir {der Staat, Verf.} wollen die Lufthoheit über den Kinderbetten.“ Dadurch ist in den vergangenen 24 Jahren (unter vielen anderen Neuerungen in den Gepflogenheiten der abschüssigen Familienpolitik) auch auf diesem Gebiet unsere Republik in einer fragwürdigen Weise verändert worden.

Aber wie sehen nun die Ergebnisse aus? Hier drängt es mich, von meinen Erfahrungen mit beklagenswerten Elternberichten zu antworten, die in immer gesteigertem Maß bei mir eintreffen. Als Folge des veränderten pädagogischen Trends beklagen z. B. Grundschullehrer heute stöhnend, dass die pädagogische Situation durch die Unruhe der neuen Kindergeneration sich für sie persönlich bis ins Unerträgliche gesteigert hat. Nun wurde – besonders in der Lockdownphase als Folge von Corona – bei den gestressten erwerbstätigen Müttern deutlich, dass die Kinder die Mütter bei ihrer Berufsarbeit störten. Die Kinder wurden häufig von den Kinderärzten mit der Diagnose ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) belegt und chronisch mit Ritalin bestückt. Das führte aber häufig nicht zu einem angemessenen Lernklima. Vor allem aber beklagen Grundschullehrer, dass in ihren Klassen nach langem Lockdown nur eine geringe Zahl von Kindern das Lernpensum geschafft hätten. Befriedigende Ergebnisse brächten nur noch Einzelexemplare … (Fragt man nach, so sind die konzentriert arbeitsfähigen Kinder meistens jene, bei denen die Mütter auch bei den Säuglingen und Kleinkindern ohne Erwerbstätigkeit waren und sich stattdessen die Versorgung ihrer Kinder zur Hauptaufgabe gemacht hatten.)

Aber damit nicht genug. Es setzt eine Fluchtbewegung in den pädagogischen Berufen ein: Manche Grundschullehrer lassen sich frühpensionieren. Der lukrative Job des Nachhilfelehrers ist dadurch bereits zur Industrie geworden. Erzieherinnen – besonders die, die in den Krippen arbeiten, – antworten ebenfalls mit Fluchttendenzen und mit den Versuchen, Berufsausbildungen mit weniger „Stress“ anzustreben. Dieser Stress besteht vor allem darin, dass die Krippenbetreuerinnen das regelmäßige stundenlange Schreien der Kleinstkinder nach der morgendlichen Abgabe auf die Dauer nicht weiter aushalten können.

Aber es gibt auf diesem Feld einen weiteren Anlass zur Beunruhigung: Besorgt sind nicht nur die Eltern über die unzureichenden Lernfortschritte ihrer Kinder, sondern so auch Ärzte und Psychotherapeuten, die über zunehmend mehr angstgestörte Grundschulkinder klagen, wobei sich laut Elternberichten zeigt, dass dieser negative Trend des motorisch unruhigen Kindes schon vor Corona in der Kiga- und Kitazeit aufgetreten sei! Das bewirkt, dass der Fokus der Beunruhigung sich auf Kigas und Kitas konzentriert. Zwar gibt es auch hierzulande noch eine Vielzahl davon, in denen die vorzüglichste Erziehungsarbeit geleistet wird. Das möchte ich an dieser Stelle ganz besonders betonen. Doch lauter und immer lauter werden Fälle auch an mich herangetragen, bei denen Eltern um Hilfe für ihre verstörten Kinder suchen.

Da einige Kinder hartnäckig den Kiga-Besuch verweigern, verstärkt sich die Vermutung der jeweiligen Mutter, dass ihrem Spatz dort Unbekömmliches geschehen ist. Direkte Befragung der Kinder führe zunächst lange Zeit nur zu verzweifeltem Kopfschütteln. Schließlich lässt sich aber doch noch herauslocken: Es sind die Doktorspiele im Kiga, die das Kind beunruhigen. Eine entsprechende Nachfrage der Eltern bei den Erzieherinnen bleibt erfolglos. Das sei doch natürlich, wird ihnen geantwortet. Und doch scheint hier Erschreckendes im Gange zu sein; denn mehrfach hat sich mittlerweile herausgestellt: Es gibt unter den Kleinen einige, die sich ihren gleichaltrigen Spielkameraden gegenüber heimlich als Initiatoren bei aktiven Sexspielen betätigen, besonders in den dafür eingerichteten abgetrennten Teilbereichen oder Toiletten des Kigas. Hier werden dann heimlich je einem noch unbeeinträchtigten seelisch gesunden Kind von ihren Spielfreunden die Hosen heruntergezogen. Hier gibt es Spiele, die über normale Neugier weit hinausgehen. Diese stammen aber aus dem Sexverhalten von Erwachsenen. Und das widerspricht jeglicher normalen Entfaltung in den ersten Kinderjahren von null bis zehn. (Seriöse Hormonforschung hat hier mittlerweile die nötige Kenntnis vermittelt.) Die kleinen Akteure zeigen damit, dass sie selbst bereits vorher von erwachsenen Pädophilen oder von älteren Brüdern – jedenfalls meist im privaten Bereich – angeleitet wurden. (Und beunruhigend ist deshalb dieses nachahmende Handeln der Kleinen, weil sich nicht selten daraus im Erwachsenenalter Sexsucht mit pädophilem Vorrang ergibt.) Gleichzeitig entsteht darüber hinaus bei den traktierten Spielfreunden nun eine neue Serie von Kindern, die in den Familien z. B. schlafstörend wirken, weil nachts ein Pavor nocturnus (ein Angstschrei) die Angehörigen aufschreckt. Oder das beeinträchtigte Kind reagiert vor dem Besuch des Kigas mit einer hartnäckigen durchgängigen Verweigerung. Diese Situation zwingt zu elterlichem Handeln. Als naheliegend erweist sich die Maßnahme, das gestörte Kind aus diesem Kindergarten abzumelden und in einen anderen anzumelden. Viele Eltern geben sich damit zufrieden, zumal wenn sich das Kind beruhigt. Andere suchen therapeutische Zusatzhilfe.

Dennoch muss gefragt werden: Wie und durch was konnten sich solche Spiele ausweiten? Ich bin vor 50 Jahren durch die Verlautbarungen der 68er zu der Erkenntnis gelangt, dass sich in Bezug auf die Familie und in Bezug auf die Sexualität ein gefährlicher Abgrund in Bewegung setzte. Hier wird versucht, die zukunftsfördernde Schöpfungsordnung außer Kraft zu setzen. Dabei werden die natürlichen Entfaltungsvorgänge für seelisch gesundes Aufwachsen sträflich missachtet. Das sich in festen Bahnen vollziehende Aufwachsen lässt sich nicht einfach mit ideologisiertem Hochmut außer Kraft setzen. Wer politisch diesen gesellschaftlichen Trend fördert, verbaut sich die Zukunft – und am direktesten passiert das, wenn das schon bei den Kleinstkindern beginnt, die nun doch einmal die Garanten einer gesunden Zukunft sind. Das ist deshalb schlimm (noch einmal sei das betont), weil verführte, sexualisierte Kinder später häufig mit pädophilem Akzent sexsüchtig werden.

Was heißt das für verantwortungsbewusste Eltern von Kindern zwischen null bis zehn? Falls es z. B. für Vorschulkinder dienlich erscheint, dass sich die Dreijährigen an ein Leben in Gemeinschaft gewöhnen, müssen die Eltern heute, bevor sie ihre Kleinen in einem Kiga anmelden, durch Recherchieren sicher sein, dass in der ausgewählten Einrichtung ein echt förderliches pädagogisches Klima herrscht. Es muss an dieser Stelle auch betont werden, dass die Pädagogen, die in diesen Bereichen supertolerant sind, keineswegs etwas Böses wollen, sondern sich als besonders modern empfinden. Sie haben meist nicht im Bewusstsein, dass sie damit einer unbekömmlichen Ideologie aufsitzen. Sie sind lediglich im Strom der Moderne mitgeschwommen. Schon in den Ausbildungen ist diese atheistische Ideologie oft meist harmlos eingeführt worden. Aber noch einmal sei es ausdrücklich betont: Es gibt hierzulande dennoch Einrichtungen und Grundschulen mit liebevollen, kompetenten, echt erfolgreichen Pädagogen – besonders solche in christlicher Trägerschaft.

Christa Meves, Meves Aktuell, September 2022

(1) auch: https://www.vfa-ev.de/studien-und-materialien/#sexualitaet