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Sind wir noch zu retten? „Wach auf, wach auf, du deutsches Land“ (Johann Walter)

Was geht in Ihnen vor, wenn Sie hören „Wach auf, wach auf, du deutsches Land“? Zucken Sie unwillkürlich abwehrend zusammen und denken: „Ich wähle aber nicht rechts“? Oder nicken Sie innerlich zustimmend, aber denken dabei: „Dass ich das gut finde, darf ich nicht jedem sagen“? Das Lied ist in den meisten gängigen Gesangbüchern nicht zu finden. Zwei Ausnahmen sind das Evangelische Gesangbuch (EG) der Landeskirchen in Deutschland (dort ist es die Nr. 145) sowie das vom Gnadauer Gemeinschaftsverband herausgegebene Gemeinschaftsliederbuch „Jesus unsere Freude“, wo es die Nr. 605 ist.

EG und Gemeinschaftsliederbuch haben in weiser politischer Voraussicht gleich eine Textvariante vorgesehen, die sich im Original nicht findet: Statt „du deutsches Land“ kann man auch „du unser Land“ singen. Ich persönlich kann mich nicht erinnern, dieses Lied von der Zeit meiner ersten Kindergottesdienste (etwa 1957) bis heute jemals gesungen oder gehört zu haben. Ob es in der nächsten Revision des EG oder des Gemeinschaftsliederbuches noch zu finden sein wird?

Gegen Hemmungen, Peinlichkeitsgefühle und politische Korrektheit gibt es ein probates Gegenmittel: Fakten. „Text und Melodie: Johann Walter (1561)“ informieren uns die beiden Liederbücher. Wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, der weiß, dass es damals noch keine sogenannten „rechten“ Parteien gab, ja überhaupt keine Parteien. Genau genommen gab es sogar Deutschland noch nicht, sondern nur das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“, das eine bunte Mischung aus Sprachen, Dialekten, Stämmen und Kulturen war. Einige der Gebiete (so Sachsen) waren definitiv „deutsch“, andere weniger oder gar nicht. Also kein „nationalistisches“ Lied. (Aber vielleicht kann es, wenn man es beherzigt, durchaus Wirkungen auf die Politik ausüben? Das werden wir sehen.)

Wer war Johann Walter? Er wurde 1496 in Kahla geboren und starb 1570 in Torgau, war also ein direkter Zeitgenosse Martin Luthers. Er war Komponist, Kantor und Herausgeber des ersten evangelischen Chorgesangbuches („Geistliches Gesangbüchlein“, erste Auflage 1524). Er arbeitete zusammen mit Luther persönlich an der Umgestaltung der Deutschen Messe und engagierte sich unermüdlich für die Entwicklung einer kunstvollen, mehrstimmigen Kirchenmusik. Die Melodie von „Ein feste Burg ist unser Gott“ ist mindestens unter seiner Mitwirkung entstanden. Johann Walter gehört zu den zu Unrecht vergessenen Namen in unseren Gesangbüchern und in der Kirchengeschichte.

Das 1561 entstandene Lied „Wach auf, wach auf, du deutsches Land“ hatte ursprünglich nicht weniger als 26 Strophen. Manche – etwa die Verurteilung damaliger Modetorheiten in der Kleidung oder die Lobstrophe auf „Martinus Luther, Gottes Mann“ – sind zeitgebunden und für den heutigen Leser von wenig Belang. Sieben (es hätten auch mehr sein können) haben es ins EG und ins Gemeinschaftsliederbuch geschafft. Hier sind sie:[1] [1]

  1. Wach auf, wach auf, du deutsches Land!
    Du hast genug geschlafen.
    Bedenk, was Gott an dich gewandt,
    wozu er dich erschaffen.
    Bedenk, was Gott dir hat gesandt
    und dir vertraut sein höchstes Pfand,
    drum magst du wohl aufwachen.
  2. Gott hat dir Christus, seinen Sohn,
    die Wahrheit und das Leben,
    sein liebes Evangelium
    aus lauter Gnad gegeben;
    denn Christus ist allein der Mann,
    der für der Welt Sünd g’nug getan,
    kein Werk hilft sonst daneben.
  3. Für solche Gnad und Güte groß
    sollst du dem Herren danken,
    nicht laufen aus seim Gnadenschoß,
    von seinem Wort nicht wanken,
    dich halten, wie sein Wort dich lehrt;
    dadurch wird Gottes Reich gemehrt,
    geholfen auch den Kranken.
  4. Du solltest bringen gute Frucht,
    so du recht gläubig wärest,
    in Lieb und Treu, in Buß und Zucht,
    wie du solchs selbst begehrest,
    in Gottes Furcht dich halten fein
    und suchen Gottes Ehr allein,
    dass du niemand beschwerest.
  5. Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt,
    will niemand Wahrheit hören;
    die Lüge wird gar fein geschmückt,
    man hilft ihr oft mit Schwören;
    dadurch wird Gottes Wort veracht’,
    die Wahrheit höhnisch auch verlacht,
    die Lüge tut man ehren.
  6. Gott warnet täglich für und für,
    das zeugen seine Zeichen,
    denn Gottes Straf ist vor der Tür;
    Deutschland, lass dich erweichen.
    Tu rechte Buße in der Zeit,
    weil Gott dir noch sein Gnad anbeut
    und tut sein Hand dir reichen.
  7. Das helfe Gott uns allen gleich,
    dass wir von Sünden lassen,
    und führe uns zu seinem Reich,
    dass wir das Unrecht hassen.
    Herr Jesu Christe, hilf uns nun
    und gib uns deinen Geist dazu,
    dass wir dein Warnung fassen.

Was will uns dieses Lied sagen? Die erste Strophe stellt unmissverständlich klar, dass es als Weckruf gedacht ist:

Wach auf, wach auf, du deutsches Land!
Du hast genug geschlafen.

Wir hören gleich ein doppeltes Wach auf, an ein Land, das genug geschlafen hat. Solche Weckrufe sind historisch und politisch ein Phänomen, das immer wieder einmal vorkommt. Es hat in der deutschen Vergangenheit genügend Weckrufe gegeben, nicht alle zum Besten der Nation. Doch der Rest der Strophe klärt uns auf, dass das „Schlafen“ nicht politisch, sondern geistlich zu verstehen ist. (Wobei das geistliche Aufwachen durchaus politische Folgen haben kann, die aber dann geistlich, also von Gott und der Gottesbeziehung her motiviert sind.)

Bedenk, was Gott an dich gewandt,
wozu er dich erschaffen.

Was soll das deutsche Land bedenken? Seine frühere wirtschaftliche Stärke? Den Klimawandel? Die Energiekrise? Was früher alles besser war? Was früher alles schlimm war? Totale Fehlanzeige. Es soll an Gott denken, genauer: an das, was Gott für es getan (an dich gewandt) und wozu er es erschaffen hat. Was Gott getan hat, ist das Fundament für unser Land, ohne das alles andere ins Wanken gerät, und das erschaffen deutet an, dass das Land eine Bestimmung hat. Das deutsche Land hat (wie viele andere Länder auch) eine historische Mission, die ihm von Gott selber gegeben ist.

Die folgenden Zeilen beginnen zu präzisieren, was Gott für das deutsche Land getan hat:

Bedenk, was Gott dir hat gesandt
und dir vertraut sein höchstes Pfand,
drum magst du wohl aufwachen.

Gott hat uns etwas gesandt, das wir selber nicht hatten und niemals aus eigenem Bemühen hätten erwerben können. Er hat uns ein Pfand gegeben; das Wort ist hier im Sinne von „Zeichen für etwas“ gemeint (manchmal spricht man hier auch von „Unterpfand“), und dieses etwas ist Gottes Liebe und Zuwendung zu den Menschen. Und es wird noch brisanter: Gott hat uns dieses Pfand nicht einfach auf den Tisch gelegt, nach dem Motto: „Das ist für euch, aber wenn ihr nichts damit anfangen könnt, ist es auch gut.“ Nein, er hat es uns vertraut (anvertraut). Dies ist kein Geschenk, das man bei Nichtgefallen in die Schublade legen kann, sondern etwas, mit dem wir verantwortungsvoll umzugehen haben; es ist nicht nur Geschenk, sondern gleichzeitig auch Auftrag. Es ist sicher kein Fehler, hier an das Gleichnis von dem anvertrauten Geld in Lukas 19,11-27 zu denken.

Die zweite Strophe erklärt, was dieses Geschenk Gottes, das gleichzeitig Auftrag für uns ist, konkret ist:

Gott hat dir Christus, seinen Sohn,
die Wahrheit und das Leben,
sein liebes Evangelium
aus lauter Gnad gegeben;
denn Christus ist allein der Mann,
der für der Welt Sünd g’nug getan,
kein Werk hilft sonst daneben.

Gottes höchstes Pfand ist sein Sohn, Jesus Christus, dessen Werk und Wesen detailliert beschrieben werden. Christus ist erstens die Wahrheit und das Leben, was natürlich an Johannes 14,6 anknüpft, wo Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Er ist weiter Gottes liebes Evangelium, und hier ist das Adjektiv lieb, das so harmlos scheint, eine massive Anfrage an uns: Ist mir denn das Evangelium (also die Botschaft von Jesus Christus) „lieb“? Ist es etwas, was mich im Innersten immer wieder begeistert und packt, oder habe ich es zu den religiösen Akten gelegt, sei es als Selbstverständlichkeit, sei es als etwas, was man nicht unbedingt braucht und was mich nicht interessiert?

Dieses Evangelium hat Gott uns aus lauter Gnad gegeben; wir können uns unsere Erlösung nicht mit eigenen Leistungen (Werken) verdienen. Dies ist nicht nur klassisch lutherische Theologie, dies ist die zentrale Botschaft der Bibel. Das größte Problem der Welt heißt nicht „Klima“ oder „Wirtschaft“ oder „Krankheit“, sondern Sünde – die Trennung von Gott –, und die einzige Lösung heißt Christus.

Wie ist das Evangelium von Jesus Christus in die deutschen Lande gekommen? Im äußersten Westen und Süden gab es erste Anfänge noch im alten Römischen Reich. Als sich nach dem Ende dieses Reiches Europa neu ordnete, wurde der aus England stammende Benediktinermönch Bonifatius (der im Jahre 754 den Märtyrertod erlitt) vom Papst mit der Missionierung der Germanen beauftragt und damit zum „Apostel der Deutschen“. In den folgenden Jahrhunderten durchdrang das Christentum vor allem durch die Arbeit der Klöster das Land immer mehr. Die deutschen Kaiser verstanden sich als christliche Herrscher christlicher Länder und als Verteidiger und Förderer des christlichen Glaubens. Eine neue Epoche begann durch die vor allem durch Martin Luther vorangetriebene Reformation, die der weitgehend korrupt gewordenen Papstkirche den wiederentdeckten biblischen Glauben entgegenstellte. Es war Luther, der jedem, der lesen konnte, den Zugang zur Bibel eröffnete und auf die Einrichtung von Elementarschulen für alle Kinder drängte.

Es war die jahrhundertelange Christianisierung Deutschlands, die die kulturellen, sozialen und auch wissenschaftlichen Errungenschaften ermöglichte, die dieses Land erfahren hat. Ohne Bonifatius, Luther und die Bibel keine Matthäuspassion von Bach, keine „Rückkehr des verlorenen Sohnes“ von Rembrandt, keine Kirchengebäude als Zentrum der Stadt oder des Dorfes, aber auch keine allgemeine Bildung, keine Achtung von Frau und Kindern, keine Fürsorge für Kranke, sozial Schwache und Behinderte, kein humanes Rechtssystem und viele Dinge mehr. Christus ist allein der Mann, der eine Gesellschaft human machen kann.

Für solche Gnad und Güte groß
sollst du dem Herren danken.

So lautet der Aufruf zu Beginn der dritten Strophe, und der Rest der Strophe sowie die vierte Strophe führen aus, was zu diesem Danken dazugehört. Das Fundamentalste wird zuerst genannt:

Nicht laufen aus seim Gnadenschoß …

Das heute altertümlich klingende Wort Gnadenschoß meint schlicht die Vaterliebe und Erlösung Gottes, die wir nur durch Jesus Christus bekommen. Es fasst Kreuz, Auferstehung, völlige Vergebung der Sünden und die Zusage des Himmels nach dem Tod in einem einzigen Bild zusammen: der Mensch, der auf dem Schoß Gottes sitzt, so sicher und geborgen wie ein Kleinkind auf dem Schoß des Vaters. Es ist der sicherste Ort der Welt. Aber (siehe das Gleichnis vom verlorenen Sohn in Lukas 15) man kann diesen Ort verlassen, und dann hilft – für den Einzelnen wie für ein ganzes Land – nur eines: wieder dorthin zurückkehren.

… von seinem Wort nicht wanken,
dich halten, wie sein Wort dich lehrt.

Wer bei Gott und seiner Gnade bleiben will, der muss seinem Wort treu bleiben. Das Wort Gottes ist das Reden Gottes zu den Menschen, im engeren Sinne das historische Reden, das in der Bibel aufgezeichnet worden ist. Johann Walter war natürlich wohlvertraut mit dem lutherisch-reformatorischen Prinzip Sola Scriptura („allein die [heilige] Schrift“) – dass also für den Christen das maßgeblich zu sein hat, was die Bibel sagt, und nicht, was irgendwelche Päpste, Gelehrte oder Konzilien sagen. Heute würde man die Gelehrten noch durch die „Experten“ ergänzen. Die innere Gesundheit einer Gesellschaft hängt entscheidend damit zusammen, was diese Gesellschaft sich noch (oder wieder) von der Bibel sagen lässt. Hier ist die Diagnose im Deutschland, ja überhaupt im „christlichen Abendland“, zu Beginn des 21. Jahrhunderts denkbar düster. Ob Abtreibung oder „Gender“, ob politische Korrektheit oder Pandemie-Prioritäten, die Bibel ist auf dem Abfallhaufen der Geschichte gelandet. „Wir schaffen das.“ Oder: „Es geht ohne Gott“ – und im Herbst 2022 graut allen vor der Dunkelheit, in die es geht.

Es ist nicht möglich, ohne Gott und sein Wort eine gesunde Gesellschaft aufzubauen und zu erhalten. Es ist nicht möglich, medizinisch und sozial, energiepolitisch und wirtschaftlich einen gesunden Kurs zu fahren, wenn die Politiker und die „Experten“ sich nichts mehr von der Bibel sagen lassen. Es ist nicht möglich, das Fundament der Freiheit, das 1949 für das moderne Deutschland mit dem Grundgesetz gelegt wurde, beizubehalten, wenn das in der Präambel zitierte „Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott“ nicht mehr gilt. Und dieses Bewusstsein verschwindet, wo man die Bibel nicht mehr gelten lässt.

Hier noch ein Wort an die Frommen im Lande: Viele von ihnen bemühen sich wacker, die Bibel immer besser kennenzulernen, ihre Struktur zu erkennen, Verse auswendig zu lernen etc. Aber es reicht nicht, die Bibel zu kennen, vielleicht sogar gelehrte Vorträge über sie halten zu können. Dich halten, wie sein Wort dich lehrt – dies bedeutet, dass ich das, was Gott mir in der Bibel, in Predigten usw. sagt, praktiziere. Man kann noch so viele Bibeltexte über das Vergeben auswendig kennen – wenn man nicht gelernt hat, ganz real und praktisch selber zu vergeben, hat man nichts von seiner schönen Bibelkenntnis. Gott sucht keine Auswendiglerner und Nachbeter, sondern Praktiker.

Dadurch wird Gottes Reich gemehrt,
geholfen auch den Kranken.

Gottes Reich kommt nicht erst in der Ewigkeit im Himmel; es beginnt – dies ist ein Grundprinzip der Bibel – bereits hier auf der Erde, eben dadurch, dass Menschen Gottes Wort respektieren und befolgen. Menschen, die sich nicht [ver]halten, wie sein Wort es lehrt, bauen nicht den Himmel, sondern die Hölle auf Erden. Und das „geholfen auch den Kranken“ ist zum einen wörtlich zu verstehen; sowohl die persönliche Gesundheit als auch die kollektive Gesundheit (früher sagte man „Volksgesundheit“) hängt immer auch damit zusammen, wie unser Verhältnis zu Gott und seinem Wort ist. Wie vernünftig, human, unhysterisch und erfolgreich hätte der Umgang mit der Corona-Pandemie im deutschen Land sein können, wenn man von vornherein an Gott gedacht und Fragen gestellt hätte wie: „Was will Gott uns mit dieser Situation sagen?“ – „Wie will Gott, dass wir damit umgehen?“ – „Ist es von Gottes Wort und Geboten her richtig, wenn wir die Menschen in den Altenheimen isolieren und die Oma nicht mehr besuchen?“ – „Müssen wir in so einer Lage nicht erst recht in die Gottesdienste gehen und gemeinsam das Abendmahl feiern?“

Falls Corona wirklich vorbei sein sollte, wenn Sie diese Zeilen lesen, werden genügend andere Themen übrigbleiben, wo wir wieder lernen müssen, uns von der Bibel etwas sagen zu lassen.

Aber die Kranken kann man auch in einem erweiterten Sinne verstehen. Da sind all die Menschen, deren Beziehungen „krank“ und kaputt geworden sind. Da sind die sich auftürmenden Krisen der Gesellschaft, die wachsende soziale Kälte, die Klima- und Energiekrise, die steigenden Fallzahlen bei Sucht und Selbstmord. Immer wieder erleben wir es: Ohne Gott, ohne das Hören auf sein Wort geht eine Gesellschaft zugrunde. Auch das deutsche Land.

Die vierte Strophe präzisiert weiter, was das „dich halten, wie sein Wort es lehrt“ in der Praxis „bringt“:

Du solltest bringen gute Frucht,
so du recht gläubig wärest,
in Lieb und Treu, in Buß und Zucht,
wie du solchs selbst begehrest …

Für Luther war es ein geistliches Grundgesetz, dass man zwar nicht durch gute Werke in den Himmel kommt, aber dass der Glaube an Gott und sein Wort, sofern er denn echt ist, unweigerlich gute Werke (Frucht) hervorbringt. Diese Frucht wird in vier Stichworten zusammengefasst: Lieb und Treu und Buß und Zucht. Man fordere einmal auf einer Internetplattform diese vier Dinge ein und bezeichne sie als Grundlage für eine Genesung des deutschen Landes im 21. Jahrhundert – und dann warte man auf die Reaktion. Möglich, dass die Polizei noch nicht anklopft, aber der Shitstorm wird unschön sein.

Aber was heißen denn diese vier Stichworte? Liebe heißt, dass ich meine Mitmenschen (ob sie im Kanzleramt oder in der Wohnung über mir sitzen) mit den Augen Gottes betrachte, als Menschen, die hilfs- und erlösungsbedürftig sind. Treue heißt, dass ich vor den Problemen und den Menschen nicht davonlaufe, sondern unverdrossen das tue, was nach Gottes Willen und Wort das Richtige ist. Buße heißt bekanntlich „Umkehr“. Ich gehe daran (als Reaktion auf Gottes Reden in seinem Wort), mein Leben zu ändern. Allgemeingesellschaftlich gesprochen, würde Buße für ein ganzes Land bedeuten, dass Politiker abtreten oder sich entschuldigen, Gesetze zurückgenommen oder nach den Maßstäben der Bibel reformiert werden, in Parlamenten und Medien zur Umkehr zu dem Gott der Bibel und seinen Maßstäben aufgefordert wird. Und Zucht meint einen Lebensstil (und Politik- und Regierungsstil!), der von Gottes geistlichen und ethischen Leitplanken bestimmt ist. Grenzenlose Vielfalt der persönlichen Lebensgestaltung, geschweige denn der Ethik ist gottwidrig und führt immer in Chaos und Diktatur.

… in Gottes Furcht dich halten fein
und suchen Gottes Ehr allein,
dass du niemand beschwerest.

Hier stoßen wir auf zwei Begriffe, die für die meisten unserer Zeitgenossen, ob privat oder in hohen Ämtern, entweder unbekannt oder absolute rote Tücher sind: Gottes Furcht und Gottes Ehr.

Die Gottesfurcht (so die übliche Formulierung) meint nicht eine panische Angst vor Gott, sondern dass wir ihm mit absolutem Respekt begegnen. Gott ist das höchste Wesen, die höchste Instanz, der höchste Wert im ganzen Universum und noch darüber hinaus. Die Väter des deutschen Grundgesetzes ahnten noch etwas davon, als sie ausdrücklich ihr „im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott“ in die Präambel schrieben. Nicht nur die Geschichte Deutschlands, sondern die Geschichte ganz allgemein dokumentiert, dass ein Land, dessen Führung Gott nicht mehr fürchtet, unweigerlich in Diktatur, Chaos und Elend endet. Ohne Gottesfurcht keine Humanität, keine Gerechtigkeit vor Gericht, kein nachhaltiger gesellschaftlicher Zusammenhalt. Ohne Gottesfurcht auch keine Lösung der auf uns einstürzenden Probleme.

Und dann Gottes Ehre: Für alle möglichen Gruppen und Anliegen wird heute „Respekt“ eingefordert. Wer denkt heute noch an Gottes Ehre? Wem ist noch klar, dass es nicht nur Menschenrechte gibt, sondern dass auch Gott Rechte hat? Wer hat begriffen, dass Gott es mitnichten „nötig hatte“, seinen Sohn ans Kreuz zu schicken, damit wir erlöst werden können? Alles, was Gott in der biblischen wie der späteren Geschichte tut, tut er auch deswegen, weil es um seine Ehre geht. Paul Gerhardt singt in der zehnten Strophe seines Liedes „Die güldne Sonne“:

Gott ist das Größte, das Schönste und Beste,
Gott ist das Süßte und Allergewisste,
aus allen Schätzen der edelste Hort.

Das deutsche Land, ja jedes Land kann nur dann heil werden, wenn es diese Wahrheit wiederentdeckt.

Vor dem Lesen der fünften Strophe sollte man sich vielleicht anschnallen:

Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt,
will niemand Wahrheit hören;
die Lüge wird gar fein geschmückt,
man hilft ihr oft mit Schwören;
dadurch wird Gottes Wort veracht’,
die Wahrheit höhnisch auch verlacht,
die Lüge tut man ehren.

Wir erinnern uns: Dieses Lied stammt aus der Zeit der Reformation und der aus ihr folgenden Kämpfe. Luther war bis zu seinem Tod von Verhaftung und Scheiterhaufen bedroht. Der Kampf gegen die Wiederentdeckung des Evangeliums wurde mit harten Bandagen geführt. Macht stand gegen Wahrheit.

Aber kommt uns das nicht merkwürdig bekannt vor in den Jahren nach 2020? Auch heute hat die Wahrheit einen schweren Stand. Sie wird unterdrückt durch „Cancel Culture“ und loyale „Faktenchecker“. Niemand will sie hören, will sagen: niemand (oder jedenfalls nur wenige) von denen, die die Macht haben, zu bestimmen, in welche Richtung die Gesellschaft marschieren soll. Die Lüge wird geschmückt mit den Aussagen sorgfältig ausgesuchter „Experten“, die gerne mit aus dem Zusammenhang gegriffenen Aussagen und manipulierten Statistiken schwören, dass die Lüge in Wirklichkeit die Wahrheit sei.

Der Leser mag selber Beispiele zusammentragen. Sie in einem veröffentlichten Buch zu bringen, ist bereits problematisch geworden. Ein heißer Tipp: Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl.

Dadurch wird Gottes Wort veracht’,
die Wahrheit höhnisch auch verlacht,
die Lüge tut man ehren.

Wir sollten uns nichts vormachen: Jede Verdrehung, Leugnung oder Kriminalisierung der Wahrheit ist in Wirklichkeit ein Angriff auf Gottes Wort. Wer bei dem Kult der Lüge mitmacht (ob aus Angst, aus Dummheit oder aus dem Wunsch heraus, sich Vorteile zu ergattern), bekommt es mit Gott zu tun. Wir sollten hier wieder an Gottes Furcht und Gottes Ehr aus der vierten Strophe denken. Aber auch daran, dass Jesus den Teufel als „Vater der Lüge“ bezeichnet hat (Johannes 8,44). Wer etwa als Lehrer oder Erzieher sich wider besseres Wissen für die „Ehe für alle“, für sexuelle Experimente schon im Kindesalter oder für die Abtreibung als gutes Recht der Frau ausspricht, weil er an seinem Arbeitsplatz keine Probleme bekommen will, der verachtet Gottes Wort und wird die Konsequenzen tragen müssen.

Es gibt keine Neutralität zwischen Wahrheit und Lüge.

In der sechsten Strophe verschärft sich der Ton noch:

Gott warnet täglich für und für,
das zeugen seine Zeichen,
denn Gottes Straf ist vor der Tür;
Deutschland, lass dich erweichen.
Tu rechte Buße in der Zeit,
weil Gott dir noch sein Gnad anbeut
und tut sein Hand dir reichen.

Diese Worte mobiliseren im heutigen deutschen Land sämtliche Abwehrreflexe – bei Politikern, bei Oberkirchenräten und Pastoren, beim Wähler und Durchschnittsbürger und nicht zuletzt beim Durchschnittschristen, der gerne auch „pietistisch“ oder „evangelikal“ sein darf. An dem, was hier gesagt wird, lässt sich nichts herummodeln. Gott warnt uns also, und dies nicht nur alle Jubeljahre, sondern täglich und andauernd (für und für). Er warnt durch Zeichen, also durch Geschehnisse, die er entweder aktiv schickt oder zulässt und die den Sinn haben, uns für die Realität aufzuwecken. Aktuelle Beispiele gefällig? COVID, Energiekrise durch Energiewende, Energiekrise durch Ukraine-Krieg, Klimawandel, Inflation, beginnende Knappheiten, Flüchtlingswellen, Zerfall der Familie, psychisch kaputte Kinder und, und, und … Und diese Warnungen und Zeichen bedeuten, dass Gottes Strafe kommt, und sie kommt nicht am Sankt-Nimmerleinstag, sondern sie ist vor der Tür.

Haben die Christen im deutschen Land (also immerhin im Mutterland der Reformation!) es in ihrer großen Mehrheit nicht ganz anders gelernt in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg? Haben wir uns nicht längst von einem strafenden Gott verabschiedet? Was frühere Regierungen den menschlichen Vätern und Müttern im deutschen Land erteilt haben, haben Theologen, Pastoren und ganz normale Christen dem allmächtigen Gott erteilt: ein umfassendes Züchtigungsverbot. Gott straft nicht, ja er kann gar nicht strafen, und wo die Bibel etwas anderes sagt, muss man das entweder umdeuten oder ignorieren. In der großen Wellness-Religion ist für einen Gott, der warnt und straft und das Halten seiner Gebote und Ordnungen einfordert, kein Platz mehr. Gott als himmlischer Verwöhn-Papa, der manchmal ein bisschen streng tut, aber das natürlich nicht so meint. Gebote? Braucht man als Christ doch nicht mehr zu halten …

Die Botschaft der Bibel ist natürlich eine ganz andere, und es geht hier nicht um ein paar einzelne „schwierige“ Bibelverse, sondern um rote Fäden, die sich durch die ganze Bibel hindurchziehen. Da ist die Ur-Warnung Gottes in 1. Mose 2,17: „Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.“ Da ist die unter die Haut gehende Ankündigung des Segens bzw. des Fluches für Israel in 5. Mose 28 – Segen, wenn das Volk Gottes Bund hält, Fluch, wenn es ihn bricht. Da ist die ganze Tradition der alttestamentlichen Propheten, die einem von Gott abgefallenen Israel bzw. Juda immer wieder Strafe und Gericht ankündigen – ein Gericht, das im babylonischen Exil greifbar Realität wurde.

Aber ist im Neuen Testament nicht alles ganz anders? Ist Jesus nicht für die Sünden aller Menschen ans Kreuz gegangen und aus dem Tod auferstanden? Ohne jeden Zweifel ja. Doch auch der neutestamentliche Gott warnt und straft noch. Was im alten Bund für das Gottesvolk Israel galt, gilt jetzt für alle, die vom Evangelium erreicht worden sind: Erlösung bedeutet auch Verpflichtung. Ob es der Exodus aus Ägypten oder das Kreuz Christi ist: Die große Befreiung ist keine Entlassung in die große Autonomie und Beliebigkeit, sondern sie bedeutet, dass ich buchstäblich für immer Dem, der mich befreit hat, gehöre und nach seinem Willen frage. Er gilt auch für das Deutschland und seine Christen von heute, der klassische Satz des Paulus: „Täuscht euch nicht! Macht euch klar, dass ihr Gott nicht einfach missachten könnte, ohne die Folgen zu tragen. Denn was ein Mensch sät, wird er auch ernten“ (Galater 6,7 Neues Leben Bibel). Wobei das Wort „Mensch“ hier sowohl für den Einzelnen steht als auch für ein ganzes Volk bzw. Land und natürlich auch für eine ganze Gemeinde oder Kirche. Ein Land, das die Demontage der Ehe und Familie und die Auflösung der Mann-Frau-Polarität sät, wird den Untergang der Gesellschaft und das politische, militärische und wirtschaftliche Ende des Landes ernten.

Vor was haben die Deutschen im Herbst 2022 Angst? Vor was haben die Christen Angst? Vor dem großen Blackout? Vor der Arbeitslosenwelle? Vor der galoppierenden Inflation? Davor, dass der Krieg auch nach Deutschland kommt?

Diese Ängste sind nur zu verständlich. Aber sie sind vollkommen sinnlos, solange wir immer noch nicht sehen wollen, was hinter all dem steht:

Denn Gottes Straf ist vor der Tür.

Über zweieinhalb Jahre nach dem Beginn der COVID-Pandemie sind Menschen, die hier ein Gerichtshandeln Gottes und einen Ruf zu Buße und Umkehr erkennen, nach wie vor eine Minderheit von – wir wissen schon – Querdenkern und Verschwörungstheoretikern. Die Weigerung, Gottes Zeichen zu erkennen, reicht bis tief in das evangelikale Kernlager hinein, und die neuen Katastrophen, die sich an einem sehr nahen Horizont abzeichnen, scheinen das nicht zu verändern.

„O Land, Land, höre des Herrn Wort!“ (Jeremia 22,29). Wann werden wir damit anfangen im postmodernen „deutschen Land“? Denn dieses Hören und diese Kehrtwende zurück zu Gottes Wort und Geboten würden ja die Rettung bringen. Gottes Strafen sind in der Bibel nie sinnlose Tobsuchtsanfälle oder willkürliche Racheakte (diesen Gott gibt es wirklich nicht), sondern haben therapeutische Funktion; sie sind Angebote zur Heilung, zur großen, rettenden Wende. Daher:

Deutschland, lass dich erweichen.
Tu rechte Buße in der Zeit,
weil Gott dir noch sein Gnad anbeut
und tut sein Hand dir reichen.

Das Wort erweichen malt das Bild eines Menschen, der sich innerlich verhärtet hat (in der alten religiösen Sprache spricht man hier auch von „Verstockung“). Der Dichter ruft das Land dazu auf, seine Starrheit aufzugeben, offen zu werden für andere Gedanken als die, die politisch korrekt sind. Kehrt euch ab von der starren „Haltungs“-Mentalität des vorgeschriebenen Denkens, öffnet eure Augen und Ohren endlich für die Realität, erkennt, was eigentlich euer Problem ist: dass ihr euch von Gott abgewandt habt.

Die strafende Hand Gottes ist gleichzeitig die Hand, die er uns entgegenstreckt (und tut sein Hand dir reichen). Er will uns mit seinem Reden und Strafen nicht „fertigmachen“. Wer Gottes Hand nicht ergreift, der behält nicht seine goldene Freiheit, sondern stürzt in den Abgrund. Die Bibel nennt diese Hand, die Gott uns reicht und die allein uns retten kann, auch Gnade. Es ist eine Dynamik, die die ganze Bibel durchzieht: Gottes Gericht zielt immer auf seine Gnade. Er straft uns, weil er es gut mit uns meint. Das Schlimmste, was einem einzelnen Menschen wie einem ganzen Land passieren kann, ist nicht Gottes Strafen, sondern Gottes Schweigen. Und dieses Schweigen kann kommen, als allerletzte Konsequenz, wenn wir Gottes ausgestreckte Gerichts- und Gnadenhand buchstäblich auf Teufel komm raus beharrlich ablehnen.

Kommen wir zur siebten Strophe:

Das helfe Gott uns allen gleich,
dass wir von Sünden lassen,
und führe uns zu seinem Reich,
dass wir das Unrecht hassen.
Herr Jesu Christe, hilf uns nun
und gib uns deinen Geist dazu,
dass wir dein Warnung fassen.

Das uns allen gleich signalisiert, dass jetzt nicht mehr das Land als Kollektiv oder Institution in den Blick genommen wird, sondern der Einzelne, der in diesem Land lebt. Die so dringend notwendige Buße und Umkehr dürfen wir nicht als bloße Forderung an „die da oben“ verstehen; sie fängt vielmehr bei jedem Einzelnen persönlich an, der ja womöglich selber genug geschlafen (Strophe 1) hat. Die Buße der Regierenden bringt wenig, wenn nicht der Bürger (gerne auch der besorgte oder wütende Bürger) sich selber an die Brust klopft.

Im Übrigen finden wir in dieser Schlussstrophe eine Parallelität zwischen dem Tun Gottes und dem Tun des Menschen. Vom Menschen wird dreierlei verlangt: dass wir von Sünden lassen, dass wir das Unrecht hassen und dass wir dein Warnung fassen. In der Realität ist die Reihenfolge hier natürlich umgekehrt: Zuerst begreifen (fassen) wir Gottes Warnung, dann fangen wir an, das Unrecht zu hassen, d.h. bewusst Nein zu sagen zu jedem Denken und Handeln, das Gottes Gebote mit Füßen tritt oder nicht ernst nimmt, und als Folge davon hören wir schließlich auf mit unserem sündigen, gegen Gott gerichteten Verhalten und fangen an, andere Menschen zu werden, die das tun, was vor Gott recht ist.

Doch diese Umkehr ist nur möglich, wenn Gott uns die Kraft dazu gibt. Es ist eine alte Tatsache und eine Erkenntnis gerade der Reformation, dass der Mensch sein Leben nicht von alleine ändern kann; Gott muss gleichsam die Tür dazu öffnen. Man kann sich nicht „eben mal“ bekehren oder mit einem falschen Weltbild oder einer Lieblingssünde Schluss machen. Und darum die drei Bitten: Das helfe Gott uns allen gleich … und führe uns zu seinem Reich … Herr Jesu Christe, hilf uns nun und gib uns deinen Geist dazu. Der erschrockene Sünder, der erkennt, wie es um ihn (und sein Land!) steht, kann die nötige Rettungsaktion nicht aus eigener Kraft vollbringen; bereits der erste Schritt (dass er Gottes Warnruf als solchen erkennt) gelingt nur, wenn Gott die Gnade dazu gibt. Das Wach auf, wach auf der ersten Strophe ist somit genauer zu verstehen als: „Lass dich von Gott wecken.“

Gott ruft uns heute im Mutterland der Reformation dazu auf, wach zu werden und zu ihm zurückzukehren; darunter geht es nicht. Die große Frage ist, ob es noch rechtzeitig zu diesem Aufwachen kommen wird. Es gibt historische Beispiele dafür – das wohl drastischste darunter das sogenannte „Dritte Reich“ –, dass es auch ein „zu spät“ gibt.

Zum Schluss die ganz praktische Frage, wie das „Aufwachen“ denn konkret aussehen kann. Was ist zu tun?

Für Christen gilt, dass das Aufwachen in den Kirchen bzw. Gemeinden zu beginnen hat. Wir müssen radikal umdenken, und dies betrifft in allererster Linie unser Gottesbild. Der pflegeleichte Wohlfühlgott muss weg und wieder durch den realen biblischen Gott ersetzt werden. Es betrifft zweitens die Art, wie wir in Liturgie (falls es das bei uns überhaupt noch gibt), Musik, Predigt und Gemeinschaft Gottesdienst feiern und Gemeinde aufbauen bzw. wiederaufbauen. (Vielleicht müssen wir die Gemeinde wechseln, damit das Wiederaufbauen möglich wird.)

Wir müssen des Weiteren aufwachen in unseren familiären und zwischenmenschlichen Beziehungen, in unserem Alltag und Beruf. Es gilt, Gottes Gebote und Ordnungen neu zu entdecken und zu befolgen – nicht das zu tun, was alle tun oder was als politisch korrekt verlangt wird, sondern das zu tun, was Gott will. Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen (vgl. Apostelgeschichte 5,29) – darunter ist lebendiger Glaube, überzeugende Christusnachfolge und die Rettung unserer Gesellschaft nicht zu haben. Und wir müssen aufwachen in unserem Verhältnis zu Staat und Obrigkeit. Wir müssen lernen von den Männern im Feuerofen und Daniel in der Löwengrube (Daniel 3 und 6). Wir müssen lernen von den Kämpfern, Propheten und Märtyrern der Kirchengeschichte. Wir müssen uns endlich wieder im Klaren darüber werden, dass Christen das Paradies erst im Himmel verheißen ist, aber noch nicht auf der Erde. Christen sind in erster Linie Bürger im Reich Gottes (vgl. Philipper 3,20); wenn sie das ausleben, können sie Veränderungsmotoren werden in den Ländern, in denen sie leben – auch im deutschen Land.

Sind wir noch zu retten? Ja – aber nur dann, wenn wir aufwachen und Gott wieder in unser Land hineinlassen. „O Land, Land, höre des Herrn Wort!“

Sind wir noch zu retten? Ja – aber nur dann, wenn wir aufwachen und Gott wieder in unser Land hineinlassen. „O Land, Land, höre des Herrn Wort!“

Friedemann Lux, im Oktober 2022

[1] [2]     Der Text folgt EG 145; die Rechtschreibung ist behutsam an die mittlerweile gültige angepasst, die Interpunktion zum Teil um der besseren Verständlichkeit willen verändert.