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Predigt über Johannes 5,19-30: Die Vollmacht des Gottessohnes

„Ich glaube an Gott! Mit deinem Jesus aber kann nichts anfangen!“ Viele Menschen sind überzeugt, dass es ein höheres Wesen gibt, dass es einen Gott gibt, doch Jesus bleibt für viele ein Rätsel. Gott ja, aber warum Jesus? In Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ heißt es: „Seid umschlungen Millionen! Diesen Kuss der ganzen Welt! Brüder, überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen.“ Auch hier kommt die Überzeugung zum Ausdruck, dass es einen Vater und Schöpfer geben muss, aber Jesus kommt in der „Ode an die Freude“ nicht vor.

Selbst der Papst hat Schwierigkeiten mit dem Bekenntnis zu Jesus: Im „Dokument der Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“, das er 2019 zusammen mit dem Großimam der Al-Azhar-Universität in Kairo, Ahmad Al-Tayyeb, unterzeichnet hat, kommt der Name Jesus nicht vor. Dort heißt es beispielsweise:

„Im Namen Gottes, der alle Menschen mit gleichen Rechten, gleichen Pflichten und gleicher Würde geschaffen hat und der sie dazu berufen hat, als Brüder und Schwestern miteinander zusammenzuleben, die Erde zu bevölkern und auf ihr die Werte des Guten, der Liebe und des Friedens zu verbreiten.“

Gott ja! Aber warum Jesus? Grundlage der heutigen Predigt ist eine Rede Jesu, in der er erklärt, dass er der Bevollmächtigte Gottes ist. Gott der Vater, hat sämtliche Vollmachten in die Hände seines Sohnes gelegt. Darum brauchen wir Jesus, wenn wir zu Gott kommen wollen.

Wir hören auf Gottes Wort aus Joh 5,19-30 [1]:

1. Ehre den Sohn, denn er hat die Vollmacht des Vaters!

1.1      Was ist eine Vollmacht?

Was ist eigentlich eine Vollmacht? Vor einigen Tagen ist einer meiner Schwager Prokurist eines mittelständischen Unternehmens in Berlin geworden. Wir haben unseren Söhnen erklärt, was eine Prokura ist. Die Eigentümer der Firma haben meinen Schwager mit einer Prokura ausgestattet, der Vollmacht, für die Firma Verhandlungen zu führen, Geschäfte abzuschließen, Bankgeschäfte zu tätigen etc. Ohne Prokura hat mein Schwager keinen Zugriff auf die Bankkonten der Firma. Mit Prokura, also mit Vollmacht, erhält er das Recht, Überweisungen zu tätigen, Geld anzulegen, Rechnungen zu bezahlen, Verhandlungen zu führen oder Verträge zu unterzeichnen. Wer eine Vollmacht hat, der darf im Rahmen dieser Vollmacht handeln. Es gibt einen Vollmachtgeber. Das ist der Eigentümer der Firma. Er bevollmächtigt den Prokuristen, für die Eigentümer zu handeln.

1.2      Die vollumfassende Vollmacht Jesu

In unserem Bibelwort sagt Jesus: „Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber; und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.“ (Joh 5,26-27)

Hier hören wir von der Vollmacht Jesu, Gericht zu halten. Der griechische Begriff für die Vollmacht ist „exousia“, was übersetzt wird mit Autorität, Machtvollkommenheit, Vollmacht und Befugnis. Die Vollmacht Jesu ist eine vollumfassende Regierungsbefugnis, die sich über die gesamte sichtbare und unsichtbare Schöpfung erstreckt:

„Mir ist gegeben alle Gewalt (griech.: exousia) im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt 28,19-20)

Hier sagt Jesus, dass ihm alle Vollmacht im Himmel und auf Erden gegeben ist. Es gibt keine Macht, die sich Jesus entgegenstellen kann. Es gibt keinen Bereich der sichtbaren und unsichtbaren Welt, der sich nicht Jesus unterordnen muss oder über den er keine Befugnis, Macht oder Autorität hat. Wegen dieser umfassenden Vollmacht wird Jesus auch als der „Christus Pantokrator“ bezeichnet: Der Allherrscher oder Herrscher über alles.

1.3      Bevollmächtigt aus Liebe

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, sodass ihr euch verwundern werdet.“ (Joh 5,19-20)

Wir hören hier, dass die Vollmacht des Gottessohnes ihren Ursprung in der Dreieinigkeit Gottes hat. Gott, der Vater, liebt den Sohn und aus dieser Liebe heraus, überträgt der Vater alle Handlungsvollmachten dem Sohn. Wir leben in Verden auf dem landwirtschaftlichen Betrieb meines Bruders. Ich habe dort das ungeschriebene Recht, auch die Maschinen zu nutzen. Wenn wir mit dem Teleskoplader arbeiten, dann weiß ich schon, dass meine Söhne nur darauf warten, dass sie das Steuer übernehmen dürfen. Am Anfang war ich noch etwas zögerlich, ihnen die große und schwere Maschine anzuvertrauen. In der ersten Zeit bin ich immer nebenhergelaufen. Mittlerweile arbeiten meine Söhne viel geschickter mit dem Teleskoplader und ich kann ihnen ohne weiteres das Steuer überlassen. Als Vater kenne ich meine Söhne, ich kann ihnen vertrauen, dass sie vorsichtig und geschickt mit dem Gerät umgehen. Ohne Probleme kann ich ihnen Prokura ausstellen.

1.4      Die Grundlage der Vollmachten des Gottessohnes

Die Vollmacht Jesu wurzelt in der Liebe des Vaters zum Sohn und sie wurzelt im Gehorsam des Sohnes dem Vater gegenüber. Darum heißt es hier: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“

Der himmlische Vater weiß, dass Jesus nur das macht und machen wird, was der Vater tut und will. Das hat Jesus ein für allemal unter Beweis gestellt, als er sein Leben am Kreuz von Golgatha in den Tod gab.

„Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, dass ich’s wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich selber lasse es, Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wieder zu nehmen. Dies Gebot habe ich empfangen von meinem Vater.“ (Joh 10,17-18)

Jesus hat die Vollmacht erhalten, sein Leben in den Tod zu geben und sein Leben wieder aufzunehmen. Der Vater hat ihm dieses Gebot und die Vollmacht zur Ausführung von Kreuzestod und Auferstehung gegeben. Weil Jesus dieses Gebot in großer Treue und Liebe ausgeführt hat, hat er alle Vollmacht im Himmel und auf Erden erhalten. Die Prokura Jesu wurzelt in der Liebe des Vaters zum Sohn und im Gehorsam des Sohnes zum Vater, der bereit war, sein Leben für uns in den Tod zu geben und von den Toten aufzuerstehen. Die Grundlage der Vollmachten Jesu fußen also auf Golgatha! Weil Jesus für die Sünden der Welt starb, hat er auch Recht und Vollmacht, die Sünden zu vergeben! (Lk 5,21). Wer Sünden vergeben kann, der kann auch die Toten auferwecken, denn wo keine Sünde ist, hat auch der Tod keine Macht!

2. Ehre den Sohn, denn er weckt die Toten auf!

„Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, sodass ihr euch verwundern werdet. 21Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.“ (Joh 5,20-21)

2.1      Der Sohn tut die Werke des Vaters

Was sind die Werke, die der Sohn den Vater tun sieht und die er hier auf Erden tut? Wir erinnern uns daran, warum dieses Gespräch überhaupt entstanden ist! Es entstand aus der Situation heraus, dass Jesus am Teich Bethesda an einem Sabbat den Gelähmten heilte, der 38 Jahre krank gewesen war. Auf die Anschuldigungen der jüdischen Theologen hatte Jesus geantwortet: „Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch“ (Joh 5,17). Das hatten die Pharisäer und Schriftgelehrten als blasphemische Selbstvergottung verstanden: „Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich“ (Joh 5,18). Die Heilung des Gelähmten am Sabbat war das Werk des Vaters, das Jesus tat, weil er wusste, was der Vater wollte und weil er den Willen des Vaters auf Erden umsetzte.

2.2      Die größeren Werke

„Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, sodass ihr euch verwundern werdet. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.“ (Joh 5,20-21)

Was sollte nun das größere Werk sein? Dass der Vater die Toten auferwecken kann, daran hatten die Juden keinen Zweifel. Das war ja gerade das Markenzeichen des allmächtigen Gottes. Die Juden wussten: Unser Gott weckt Tote auf! So heißt es in Daniel 12,2: „Und viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden auferstehen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande“. Wenn Jesus sagt: „So macht auch der Sohn lebendig, welche er will“, dann sagt er, dass der Vater ihm die Autorität übergeben hat, die Toten aufzuerwecken. Für die Juden natürlich ein unfassbarer Affront. Wie kann Jesus es wagen, die Vollmacht zur Totenauferweckung zu beanspruchen?

Und dann starb sein enger Freund Lazarus und Jesus wurde zu dessen Grab gerufen:

„Jesus rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen, und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löst die Binden und lasst ihn gehen! Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn.“ (Joh 11,43-45)

Mit diesem Wunder unterstreicht Jesus seine Aussage, dass der Vater ihm die Vollmacht übertragen hat, die Toten aufzuerwecken. Jesus ruft Lazarus aus dem Grab heraus und Lazarus, der bereits im Verwesungsprozess ist und von dem bereits Leichengeruch ausgeht, wird aus dem Tod herausgerufen. Das Grab und die Todesnacht kann ihn nicht halten. Lazarus wird durch die Stimme des Sohnes Gottes aus dem Grab herausgerufen. Er kommt! Damit ist klar: Ja, Jesus hat die Vollmacht, die Toten aufzuerwecken.

2.3      Die Vollmacht Jesu, die Toten aufzuerwecken

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben. Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber; und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ (Joh 5,25-29)

Der Vater hat dem Sohn die Vollmacht und Befugnis gegeben, die Toten aus den Gräbern herauszurufen. Das wurde am Beispiel des Lazarus vor den Augen Israels vollzogen und wurde durch den Tod Jesu und seine Auferstehung vor Israel und den Augen und Ohren der Welt bestätigt und proklamiert: Jesus ist der Herr über Leben und Tod. Er hat die Vollmacht, die Menschen aus den Gräbern herauszurufen.

2.3.1   Die Stunde ist und kommt

Jesus sagt, dass die Stunde jetzt schon ist und doch erst kommt. Jesus hat bereits jetzt die Vollmacht, die Toten aufzuerwecken, was am Beispiel des Lazarus deutlich wird: „Lazarus, komm heraus!“ Der Tote hört die Stimme. Auch bei der Auferstehung Jesu sind weitere Heilige auferstanden, wie uns die Heilige Schrift sagt:

„Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen (Mt 27,52-53).

Mit Jesus ist die Stunde der Auferstehung schon da, denn er ist die Auferstehung und das Leben. Wo Jesus ist, da hat der Tod keine Macht mehr. Wo Jesus spricht, da muss der Tod schweigen. Und doch ist die Stunde noch zukünftig, denn die allgemeine Auferstehung ist gesetzt für den Tag seiner Wiederkunft, wenn er alle Menschen aller Generationen aus den Gräbern herausrufen wird.

2.3.2   Die Stimme Jesu ruft ins Leben

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben.“ (Joh 5,25)

„Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ (Joh 5,28-29).

Wir wollen uns hier einmal vor Augen führen, welche Macht die Stimme Jesu hat. Als Jesus bei seiner Gefangennahme sagt: „Ich bin’s“ stürzen die Soldaten vor ihm zu Boden. Die Stimme Jesu ist von einer unbezwingbaren Macht. Wie eindrücklich diese Stimme sein kann, beschreibt Johannes in der Offenbarung: „Seine Stimme war wie großes Wasserrauschen“. Diese Stimme ist die Stimme Gottes, des Schöpfers, der allein durch das Wort, das er spricht, das ins Leben ruft, was er will.

„Denn wenn er spricht, so geschieht’s und wenn er gebietet, so steht’s da.“ (Psalm 33,9).

Wenn er spricht, wird Wasser zu Wein. Er lässt die Lahmen gehen durch ein Wort, er macht die Blinden sehend durch ein Wort und er setzt die Sonne in den Himmel. Wenn er spricht, dann wimmelt es von Fischen im Wasser, wenn er spricht, dann entsteht allein durch dieses schöpferische Allmachtswort der Löwe, als König der Tiere und der Adler, als Herrscher der Lüfte. Alles, was er will, ruft er ins Dasein und das aus dem Nichts heraus. ER ist Gott!

Dieser Stimme müssen selbst die Toten gehorchen. Sie können dieser Stimme nicht widerstehen. „Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben.“ (Joh 5,25)

2.3.3   Auch du bist eingeladen

Dieser Abschnitt lädt auch Dich ein: Weißt Du um die Stunde deines Todes? Weißt Du, dass auch Du in ein Grab gelegt wirst? Weißt auch Du, dass Du nicht in diesem Grabe bleiben wirst? Weißt auch du, dass die Stimme Jesu die Macht hat, dich aus diesem Grab herauszurufen? Weißt auch du, dass dies mit 100%er Sicherheit geschehen wird? Ja, er wird jeden Menschen aus seinem Grab herausrufen. Das Totenreich wird die Toten herausgeben müssen, wenn seine Stimme am Tag der Auferstehung ertönen wird, dann werden sich weltweit die Gräber auftun und die Menschen werden auferstehen.

3. Ehre den Sohn, denn er richtet die Welt!

„Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber; und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts. Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“ (Joh 5,27-30)

3.1      Die Propheten des Alten Bundes und das Weltgericht

Der Weltenrichter im Lobgesang der Hanna (1 Sam 2,10)

Durch das Alte Testament hindurch hören wir, dass der Gott Israels Gericht halten wird. So im Lobgesang der Hanna: „Der Herr wird richten der Welt Enden. Er wird Macht geben seinem Könige und erhöhen das Horn seines Gesalbten“ (1 Samuel 2,10). Bereits in diesem Lobgesang, der über 3.000 Jahre alt ist, hören wir, dass der Gott Israels Gericht halten und die Vollmacht in die Hände des Messias, des Christus, des Königs Israel legen wird. Gott, der Vater, legt die Gerichtsgewalt in die Hände seines Sohnes.

Der Weltenrichter ist der Menschensohn (Daniel 7,10 und 13-14)

In Daniel 7 sieht Daniel zunächst die Weltreiche und dann das Gericht Gottes: „Das Gericht wurde gehalten und die Bücher wurden aufgetan.“ Und dann sieht er einen, der vor Gott mit den Wolken des Himmels erscheint: „Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. Ihm wurde gegeben Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende“ (Daniel 7,13-14).

Wir sehen hier den Menschensohn, der vor Gott erscheint, und dem die Vollmacht über alle Menschen und Völker übergeben wird. Der Menschensohn erhält die Vollmacht, die Welt zu richten; so hat es Daniel vorausgesehen.

„Und Gott hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist.“ (Joh 5,27)

Hier sagt Jesus: Ich bin der Menschensohn aus der Vision Daniels, dem das Gericht über alle Völker und Menschen gegeben ist.

3.2      Das moderne Weltbild: Kein Gericht!

Wir leben heute in einer Zeit, die nicht mehr mit dem Gericht rechnet. Selbst viele Kirchenvertreter rechnen nicht mehr mit der sichtbaren Wiederkunft Christi und mit dem Vollzug des Weltgerichts. Sie kennen keinen Richter mehr, der verurteilen und verdammen kann.

Das humanistische Weltbild hat den Menschen zur letzten Instanz gemacht. Unsere Gesellschaften sind vom evolutionistischen Weltbild geprägt: Der Mensch ist zufällig entstanden, es gibt keinen Gott am Anfang und darum braucht es keinen Gott am Ende. Wenn der Schöpfer gefallen ist, dann fällt auch der Richter. Dann fällt das Gericht aus – so denkt der moderne Mensch.

Verantwortung wird stattdessen ins Diesseits verlegt: Überall hören wir von Verantwortung. Jeder trägt heute Verantwortung, wenn er eine Maske aufsetzt. Verantwortung ist, wenn wir Elektro-Autos fahren, weniger Kinder bekommen und uns vegan ernähren. Ständig hören wir davon, dass wir verantwortungsvoll leben sollen, doch was Verantwortung eigentlich bedeutet, machen wir uns nicht mehr bewusst. Verantwortung bedeutet, dass wir uns am Ende unseres Lebens einmal mit unserem ganzen Leben vor Gott im Weltgericht verantworten müssen:

„Es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“ (Hebr 9,27).

3.3      Das Weltgericht und die große Scheidung

„Wundert euch darüber nicht. Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ (Joh 5,28-29)

Jesus sagt uns: Wundert euch darüber nicht! Die Auferstehung wird nicht eine Auferstehung zu einer großen Menschheitsparty sein, sondern sie ist die Auferstehung zu einer ewigen Scheidung. Es ist eine ewige Scheidung, von der bereits die alten Propheten sprachen:

„Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande.“ (Daniel 12,2)

Und Jesus sagt im Gleichnis vom Weltgericht: „Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.“ (Mt 25,46).

3.4      Woran entscheidet sich mein ewiges Los?

Zunächst gilt folgendes: Es gibt keinen neutralen Grund und es gibt keinen dritten Ausgang. Es gibt nur die eine oder die andere Seite, es gibt nur ewiges Leben oder ewige Strafe, es gibt nur Auferstehung zum Gericht und Auferstehung zum Leben. Die Scheidungslinie verläuft an dieser Stelle hier: „Die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“

Sind es dann doch die Werke, die mich retten? Die Bibel sagt allerdings auch mit großer Klarheit: „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt. Alle sind sie abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer“ (Psalm 14,1-3).

Wie werde ich gerecht?

„Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.“ (Römer 3,23-24)

Nein, die Werke retten nicht. Jesus rettet allein! (Röm 3,28)

Deine Stellung zu Jesus entscheidet

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (Joh 5,24).

Allein deine Stellung zu Jesus und zu seinem Wort entscheidet darüber, wo Du die Ewigkeit verbringen wirst. Denn wenn Du an Jesus glaubst, dann werden die bösen Werke getilgt. Aus dem Glauben an ihn entstehen dann die guten Werke. Nicht aus dir, sondern aus der Verbindung mit ihm. Darum ist der Glaube an Jesus der entscheidende Faktor im Weltgericht.

Darum wollen wir Jesus hören, Jesus glauben und Jesus ehren, denn er hat die Vollmacht, uns im Gericht zu verdammen oder uns ins ewige Leben zu ziehen. Die Entscheidung wird im hier und jetzt gefällt: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, dann glaubt ihm und folgt ihm nach.“

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“ (Joh 5,24).

Das ist der große Freispruch über dein Leben: Wenn du ihn hörst und glaubst seinem Wort, dann bist du schon jetzt dem Gericht entronnen und ins ewige Leben gekommen.

4. Ehre den Sohn, den so ehrst du den Vater!

„Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben, damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat“ (Joh 5,22).

4.1      Wer Jesus nicht ehrt, verliert den Vater

Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht! Ich gehe noch einmal an den Anfang unserer Predigt zurück: Ein Papst oder irgendein anderer Kirchenvertreter, der Jesus nicht ehrt, auch gegenüber anderen Religionen, entzieht dem Vater die Ehre.

Das „Dokument der Brüderlichkeit aller Menschen“ oder auch das „House of One“ in Berlin oder das „Abrahamic Family House“ in Abu Dhabi sind alles Projekte, die nicht den Sohn ehren, sondern den Sohn ausklammern, denn er stört die Einheits- und globalen Friedensprojekte der Menschheit. Islam und Judentum lehnen den bevollmächtigten Gottessohn ab. Liberale Kirchenvertreter verschweigen Jesus, weil sie die Konfrontation mit den anderen Weltreligionen nicht wollen und auch Verfolgung vermeiden wollen. Darum verschwindet der Gottessohn, als einziger Bevollmächtigter, die Toten aufzuerwecken und das ewige Leben zu schenken, aus den Dokumenten, aus den Welteinheitsprojekten, aus der Verkündigung von Kirchenführern der westlichen Welt. Sie ehren den Sohn nicht und indem sie den Sohn nicht ehren, verlieren sie die Beziehung zum Vater.

„Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben, damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat“ (Joh 5,22).

„Wer ist ein Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. 23 Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater“ (1 Joh 2,22-23).

4.2      Vollmacht und Ehre

Der Vater hat dem Sohn die volle Verfügungsgewalt im Himmel und auf Erden gegeben. Mit dieser göttlichen Verfügungsgewalt kommt ihm auch das Recht zu, von allen Geschöpfen geehrt, angerufen und angebetet zu werden. Jesus hat seine Vollmachten erhalten, „damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren“. Jesus hat also nicht nur das Recht, im Universum zu regieren, zu herrschen, zu bestimmen, zu töten und lebendig zu machen, zu richten, zu retten und auf ewig zu verdammen, er hat auch das Recht, alle Ehrungen zu empfangen, die auch der Vater empfängt.

In Johannes 17,2 spricht Jesus ganz ausdrücklich von der Exousia, der Vollmacht, den Menschen das ewige Leben zu geben: „Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche; denn du hast ihm Macht (griech.: exousia) gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast.“ (Joh 17,1-2)

Der Vater will durch den Sohn verherrlicht werden! Der Vater will, dass wir den Sohn ehren und durch den Sohn den Vater. Der Vater will, dass wir an Jesus glauben, zu Jesus kommen, Jesus bekennen, zu Jesus beten und Jesus anbeten. Wir wollen Jesus ehren und so den Vater ehren.

1. Ehre den Sohn, denn er hat die Vollmacht des Vaters!
2. Ehre den Sohn, denn er weckt die Toten auf!
3. Ehre den Sohn, denn er richtet die Welt!
4. Ehre den Sohn, denn so ehrst du den Vater!

Amen.

Prediger Johann Hesse, Predigt im Düshorner Abendmahlsgottesdienst, 1.5.2022

Die Predigt kann hier angehört werden. [2]