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Keine Posaunen vor Jericho?

Eine Reihe von Archäologen und Theologen hält den Bericht von der Eroberung Jerichos für einen erfundenen Geschichtsmythos. Ein bekannterer Vertreter ist der Archäologe und Buchautor Israel Finkelstein („Keine Posaunen vor Jericho“). Das Problem dabei liegt in der chronologischen Einordnung der Geschehnisse. Finkelstein und andere gehen davon aus, dass die Landnahme im 13. Jahrhundert vor Christus stattfand. In dieser Zeit finden sich in Jericho tatsächlich nicht einmal Besiedelungsspuren. Folgt man dagegen der biblischen Chronologie (1 Kön 6,1), fand der Auszug aus Ägypten im Jahr 1445 v. Chr. und die Eroberung Jerichos im Jahr 1405 v. Chr. statt, demnach also im 15. Jahrhundert.

Die archäologischen Befunde aus dieser Zeit passen exakt zum biblischen Bericht. Die Ausgrabungsberichte beschreiben detailliert die beiden gewaltigen Stadtmauern, die durch äußere Einwirkung eingefallen sind. Der Zwischenraum zwischen den beiden Mauern ist mit Trümmern und Schutt angefüllt. Die Archäologen fanden im ganzen Stadtgebiet „deutliche Spuren eines gewaltigen Brandes“. Sie entdeckten Krüge, die mit verkohlten Weizen angefüllt waren. Die Bibel berichtet, dass Jericho in der Erntezeit angegriffen, dass die Stadt schnell erobert (bei längeren Belagerungszeiten werden Vorräte aufgebraucht) und dass die Stadt verbrannt wurde (Jos 6,24). Die Ausgräber haben in der Unterstadt Jerichos die Reste von Häusern entdeckt, die unmittelbar an die äußere Stadtmauer angrenzten. Hier im Schatten der äußeren Festungsmauer lebte die ärmere Bevölkerung. Das passt zum Haus der Hure Rahab, das unmittelbar an die Stadtmauer angebaut war, so dass die Kundschafter durch ein Fenster an der Stadtmauer heruntergelassen werden konnten (Jos 2,15). Weitere Beispiele ließen sich anfügen. In der Fachwelt wird die Revision der Standardchronologie um 200 Jahre vorgeschlagen und diskutiert. Folgt man dieser revidierten Chronologie passen die archäologischen Funde in Jericho sehr gut zum biblischen Bericht. Der Bericht von der Eroberung Jerichos ist kein Mythos, sondern ein archäologisch gut belegter Tatsachenbericht!

Johann Hesse, Geschäftsführer des Gemeindehilfsbundes, 29664 Walsrode

Zuerst veröffentlicht als Leserbrief in ideaSpektrum Nr. 6 vom 9.2.2022