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Die kaum zu glaubende und doch gut belegte Weihnachtsgeschichte

Wusstest du, dass die Weihnachtsgeschichte, die ich hier in zwölf kurzen Episoden nacherzähle, etwa 20 Wunder beinhaltet? Diese Wunder findet man in allen drei Phasen dieses mehrschichtigen Berichts. Zuerst sind es Hinweise, dass sich Weihnachten, obwohl so nicht genannt, nähert. Dann passiert’s. Und danach, und während Joseph und Maria zuerst Windeln wechseln und dann später erziehen, setzen sich diese übernatürlichen Ereignisse fort. Sie bestätigen dem jungen Ehepaar, dass ihr Sohn in der Tat Gottes Sohn ist und dass sie gerade Teil des größten Wunders der ganzen Menschheitsgeschichte geworden sind. Als fast am Ende des 1. Jahrhundert n. Chr. (wie wir inzwischen zählen), der betagte Apostel Johannes die Weihnachtsgeschichte wiedergab, benötigte er nur acht Worte, um das Geschehen auf den Punkt zu bringen:

“Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“ (Joh 1,14)

Zu dem, was hier folgt, gibt es eine kleine „back story“: Mit wiederkehrender Regelmäßigkeit verspüre ich jede Adventszeit einen inneren Drang meine bescheidenen Erzählgaben zu bündeln, um die alte Geschichte von der Geburt meines Heilands selber zu Papier zu bringen. So wie mir der Schnabel gewachsen ist. Heute möchte ich wiedergeben, was unsere Eltern und unsere kleinen, ländlichen Gemeinden Lucille und mir diesbezüglich lehrten. Wir habens ihnen natürlich gutgläubig abgenommen und lebenslang überzeugt für wahr gehalten. Oft in unseren Gebeten haben meine Frau und ich Gott für unsere Erziehung im christlichen Glauben gedankt.

In letzter Zeit und aus reiferer Perspektive ist mir beim Nachdenken über die wundervolle Weihnachtsgeschichte bewusst geworden, dass das, was wir damals intuitiv verinnerlichten, kaum zu glauben ist, nämlich dass Gott Mensch wurde, einer von uns. Und das, ohne aufzuhören, Gott zu sein. Mit euch darüber nachzugrübeln, wie sowas sein kann, ist jetzt nicht mein Ziel, obwohl ich mich sehr gründlich damit beschäftige. Heute möchte ich lediglich, so gut ich kann, mit eigenen Worten wiederholen, was uns die Bibel über die Weihnachtswunder berichtet.

Dabei hoffe ich, du wirst nachvollziehen können, warum ich diese großartige Geschichte, in der so viel Übernatürliches vorkommt, für bare Münze halte. Falls du diesbezüglich Fragen hast, können wir gern darüber miteinander ins Gespräch kommen. Weihnachten setzte als erstes Glied die unglaublichste Ereigniskette aller Zeiten in Gang. Dazu der Apostel Paulus: „Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, von einer Frau geboren“ (Gal 4,4).

So, aber jetzt wollen wir loslegen. Mich drängt es möglichst schnell mit euch in jenen dreckigen Kuhstall zu gelangen, wo sich dieses wichtigste Geschichtsereignis zutrug, damals im ländlichen Judäa vor etwa 2000 Jahren. Ich bin überzeugter denn je, dass das, was Ken und Violet Bridger und Dan und Katie Klaassen Lucille und mir erzählten, keine Fake News sondern die wahre Weihnachtsgeschichte ist!

Die autorisierten Geschichtenerzähler

Die Geschichte der Geburt Jesu haben wir von Matthäus, Lukas und Johannes, die selbst entweder Augenzeugen der Jesus Story waren, – natürlich nicht von seiner Geburt -, oder wie im Falle Lukas, alles sorgfältig erforschten und dabei die Beteiligten interviewten. Diese „Reporter“ waren so von der Wahrheit und Wichtigkeit dieser Dinge überzeugt, dass sie später lieber für das Evangelium starben, als sich davon loszusagen. Von ihnen haben die Väter der Frühkirche berichtet, dass der Jünger und Apostel Petrus sehr wahrscheinlich in Rom selber gekreuzigt wurde. Johannes, den ich kurz zitierte, wurde zwar nicht umgebracht, aber wegen Jesus auf eine abgelegene Mittelmeerinsel verbannt. Und dennoch – trotz ungeheuren Widerstands und Verfolgung – breitete sich die Gute Nachricht von Jesus wildfeuerartig überall aus, so dass wenige Jahre später zornige Juden im entfernten Griechenland zugeben mussten, dass diese Jesus-Leute die ganze Welt in Aufruhr versetzten (Apg 17,6).

Nein, als verzauberndes Märchen kann die Weihnachtsgeschichte nicht unter Wert verkauft werden, etwa dadurch, dass wir die Bühnenmitte Nickolaus und Rudolph samt Schlitten überlassen. Übrigens, wenn ich in der Adventszeit nachts durch die dekorierten Straßen von Abbotsford hier im Westen Kanadas fahre, gewinne ich den Eindruck, dass sich unser Feiern um Santa Claus dreht, dem wir dann für angenehme Winterferien zu danken haben.

Die Geschichte vor DER Geschichte

Noch eines vorweg: Über eine tausendjährige Zeitspanne hatte sich eine Literatursammlung namens „Tanakh“ gebildet, die die Grundlage jüdischen Glaubens darstellt und das Alte Testament unserer christlichen Bibel bildet. Paulus, ein frommer Jude, der sie von Berufs wegen studierte, und später zum Christentum konvertierte – auch eine spannende Geschichte – nannte sie die „Aussprüche Gottes“ (Röm 3,2). Ganz in diesem Sinne haben uns unsere unbedarften Eltern aus ihnen gelehrt. (Wenn ich das Alte Testament erwähne, muss ich aufpassen, dass ich nicht vom Hundertsten ins Tausende übergebe, denn hier habe ich mein ganzes Berufsleben als Lehrer verbracht.) Bezogen auf meine Erzählabsicht ist es wichtig zu wissen, dass das AT die Hauptaspekte der Weihnachtsgeschichte mit verblüffender Genauigkeit voraussagte.

Darauf werde ich wiederholt zurückkommen. Eigentlich gehören diese Prophezeiungen auch zu den Wundern der Weihnachtsgeschichte.

Überfällig bald!

Nun, mit diesen AT-Schriften im Hinterkopf wenden wir uns der Welt der Juden zu Jesu Zeiten zu. Von ihrer „Bibel“ herkommend erwarteten die Israelis einen König, der sie aus der unterdrückenden römischen Herrschaft erlösen und sie mit Freiheit, Frieden, Reichtum und Gesundheit bescheren würde – sie und schließlich die ganze Welt.

Hier ein Beispiel dafür, wie diese erstaunliche Hoffnung jüdische Herzen beseelte und ihr Denken lenkte. Dafür muss ich für einen Augenblick in meiner Erzählung vorausspringen. Kurz nach Jesu Geburt kommen Weise aus dem Osten nach Jerusalem. Sie suchen den neugeborenen König der Juden – um ihn anzubeten. Als Ausländer! Wo der wohl zur Welt gekommen ist, wollen sie wissen. Nun war König Herodes nicht im Bilde, aber „fact checken“, wie die Amis das nennen, das konnte er. Er ließ seine Religionsexperten kommen, und die brauchen nicht einmal nachzuforschen: Bethlehem. Hatte Micha vorausgesagt. (Vor 700 Jahren, füge ich hinzu). Wie gesagt, Israel wartete auf sowas wie Weihnachten. Was aber diese politischen und religiösen Größen – „Hochschnabel“ mit Verlaub – nicht wussten: Weihnachten war schon passiert!

Aber jetzt geht‘s los! „Endlich“ würden meine Kinder sagen!

  1. Zacharias. Nur einmal im Leben – höchstens! – Lukas 1,3-25

“Es war einmal vor langer Zeit”, da lebte im Bergland südlich von Jerusalem in einem nicht genannten Ort ein frommer Priester namens Zacharias mit seiner gleichfrommen Frau Elisabeth. Kinderlos waren sie, denn Elisabeth konnte leider nicht schwanger werden, – auch trotz ernsthaften Betens nicht. Inzwischen war sie in die Jahre gekommen, wohl etwa 60. Der Priester, noch arbeitstätig, war `mal wieder nach Jerusalem weg – seine Wochenschicht schieben. Dieser Tempeldienst, der täglich um die 50 Priester involvierte, fiel etwa zweimal im Jahr an. Viele ihrer Tätigkeiten wurden durch Los zugeteilt. Und genauso war es mit der wichtigsten Aufgabe, der morgen – und abendlichen Opferdarbringung. Weil aber Israel etwa 20 000 Priester hatte, war klar, dass viele nie dieses Privileg erleben würden, auch nicht, wenn keiner diesen Dienst zweimal verrichten durfte. Aber dann hat es ihn doch „erwischt“, oder besser umgekehrt gesagt: Er erwischte umgekehrt diese Ehre. „Hurra!“ Bald sehe ich den alten Priester im Kreis tanzen und höre ihn ausrufen: „Wart bloß, bis ich‘s Lieschen sage!“ Aber der einerseits arme Tropf ahnte nicht, was ihm noch alles in Kürze an Heiliger Stätte passieren sollte! – Ich werde euch die vielen Vorbereitungen auf diesen heiligen Dienst ersparen. Aber erstmalig allein sein ganzes Volk in der Anbetung Gottes zu vertreten, wird dem Zacharias neben der Freude sicherlich auch innere Anspannung bereitet haben. Draußen warteten seine Priesterkollegen mit den versammelten Anbetern, bis sie den Rauch vom Weihopferaltar emporsteigen sahen, um dann in stiller Ehrfurcht zu Erde zu fallen.

Gabriel zu Besuch auf Erden

Und dann geschah es! Ein Engel des Herrn erschien ihm am Altar. Gabriel! Wahrscheinlich zuckte Zacharias überrascht und angespannt zusammen. Was er dann zu hören bekam, war schier überwältigend: Keine Angst, Mann, deine Gebete um ein Kind sind erhört worden. Es wird ein Junge sein. Nenn´ ihn Johannes. Du und viele andere Menschen werden sich sehr freuen. Er wird in besonderer Weise dem Herrn geweiht sein, und deshalb soll er keinen Alkohol trinken. Bereits vorgeburtlich wird ihn Gottes Geist erfüllen. Viele deiner Landsleute wird er zum Herrn zurückführen. Er wird die Ankunft des Herrn im Stil und Geist Elias bekanntgeben und die Menschen vorbereiten, Gott zu begegnen.“ (meine Formulierung).

Den Zacharias hat‘s fast umgehauen, und ganz ehrlich, er kann‘s nicht ganz glauben, und gibt das dann dem Engel zu. Übrigens, dieser himmlische Bote muss ein ganz wichtiger gewesen sein. Von allen Engeln, die zu biblischen Zeiten unseren Planeten besuchten, sind uns nur von zweien die Namen bekannt: Er, also Gabriel, und Michael. Letzter war 500 Jahre zuvor zweimal zum Propheten Daniel geschickt worden. Dieser Gabriel ist es, der auch bald Maria eine noch wichtigere, noch „unglaubbarere“ Nachricht überbringen wird. Nun, wie gesagt, Sacharias hatte Mühe dem, was ihm mitgeteilt wurde, zu glauben, und bat deshalb um ein bestätigendes Zeichen. Deswegen ermahnte der Engel ihn seines Unglaubens wegen und gab ihm dann, worum er gebeten hatte. Das wird dem alten Priester nicht gefallen haben, denn er wurde auf der Stelle stumm und konnte, bis der Junge geboren wurde, keinen Pieps von sich geben. Als Zacharias endlich rauskam, herrschte Durcheinander. Gestikulierend und ohne Worte versuchte er der besorgt wartenden Versammlung mitzuteilen, was er im Hause Gottes erlebt hatte.

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt. Zacharias eilte nach Hause, sobald seine Arbeitswoche vorüber war, und Elisabeth – ob ihr es glaubt oder nicht – wurde schwanger. Daraufhin und verständlicher Weise versteckte sich diese „Oma“, diese werdende Mutter fünf Monate lang. Hört gerade hin, wie sie das ganze Geschehen wertete: „Der Herr hat mich angesehen, um meine Schmach unter den Menschen wegzunehmen.“ (Lukas 1,25).

So, liebe Freunde, fängt die Weihnachtsgeschichte mit zwei Wundern an: Ein Engel erschien und eine alte, unfruchtbare Frau wurde schwanger. Und was Gabriel Zacharias über seinen zukünftigen Sohn erzählte, ist eine direkte Prophetie – also, ein drittes Wunder. Dieser Johannes, wir kennen ihn als den Täufer, nicht zu verwechseln mit dem Jünger/Apostel, den ich früher anführte, würde der Welt Jesus den Sohn Gottes vorstellen. Auch er sollte bald geboren werden. – O, und dann noch als viertes Wunder, die Verstummung des Priesters wie erwähnt.

  1. Maria. DIE Ankündigung – Lukas 1,26-38

Bleiben wir bei der Lukas Erzählung und springen sechs Monate nach vorne. Noch immer in Israel aber jetzt im Norden unweit vom See Genezareth in einer anderen Kleinstadt Nazareth. Auch hier geht es um eine Frau. Sie heißt Maria und ist mit Elisabeth verwandt, – nur viel jünger. Etwa 15, meinen einige Sachverständige. Sie entstammte der Linie Davids und war mit Joseph, auch ein Nachkomme dieses Königs, verlobt. Aber Königliches war diesem armen Paar aus dem Arbeitermilieu nicht anzumerken.

Gabriel wieder

Eines Tages erschien bei Maria ein Engel an der Tür. Kein anderer als unser Gabriel. Wenn schon Zacharias zuerst kaum mit seiner Himmelsbotschaft zurechtkam, sollte es bei dieser viel gewichtigeren Nachricht der Teenagerin noch schwerer gewesen sein. Dabei gaben beide Ankündigungen viel Grund zur Freude. Zuerst beruhigte sie der Engel: Keine Angst, du Begnadigte, Gott ist bei dir. Und dann folgte DIE Ankündigung! Maria wird ein Kind gebären, das sie Jesus nennen soll. Er wird Sohn des Höchsten (also Gottes) heißen, und wird den Thron Davids als König besteigen. Seine Herrschaft über Israel wird nie enden. Also muss dieser der Messias sein, von dem das ganze AT spricht. Wow! Für Israel – und für die ganze Welt – war noch nie eine wichtigere Person geboren worden als Jesus. Wie in aller Welt soll dieses unbedarfte Mädel sowas erfassen und verarbeiten?

DIE Frage

Aber Maria – man muss sie einfach mögen – hatte eine sehr intime und zugleich natürliche Frage, mit der sie sofort herausplatzt: Wie soll ich schwanger werden ohne Geschlechtsverkehr mit einem Mann? Bestimmt hat sie dabei an ihren Verlobten Joseph gedacht. Offensichtlich warteten die zwei bis zur Hochzeit, sonst hätte sich die Frage erübrigt. Gabriels Antwort will genau gelesen und so verstanden werden. Hör `mal hin: Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn heißen. Also, Geschlechtsverkehr nicht nötig; Jesus wird keinen menschlichen Vater haben. Vielleicht sind Maria Jesajas Worte durch den Kopf gegangen: „Die Jungfrau wird schwanger werden“. Nun, das passt ebenso wie der Name, den Jesaja sonst wo für der Messias gebraucht: Immanuel, zu Deutsch, Gott mit uns. Eigentlich schreibt Jesaja noch mehr über dieses Kind. Ich bin sicher, Maria kannte diese Stellen: Die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seine Namen: Wunderbarer, Ratgeber, starker Gott, Ewig-Vater, Friedefürst. – Solche Bezeichnungen wären grobe Übertreibungen, ja, eigentlich Lügen, wenn der Träger nicht selbst Gott wäre. Aber wir müssen noch weiter zurück, bis zum Garten Eden, zur Schlange (denk Satan), der Eva zum Ungehorsam Gott gegenüber verführte. Es sollte der Same der Frau sein, nicht des Mannes, der eines Tages dem Teufel den Kopf zertreten würde. Plötzlich passen diese Prophezeiungen alle! Und vielleicht rufen sie bei meinen werten, geduldigen Lesern gar ein „aha“ hervor.

Wollen wir für einen Augenblick Maria mit Gabriel allein lassen. Wir müssen jetzt fragen: Verstehe ich dieses richtig? Wie kann ein Mensch zugleich Gott UND Mensch sein? Das macht ja gar keinen Sinn, oder? Ich erinnere mich, damals noch keine zwanzig – Schüler an dem Millar Memorial Bible Institute – wie ich wegen ähnlicher Fragen in eine Glaubenskrise geriet. Wie kann Jesus sowohl ganz Gott und zugleich ganz Mensch sein? Geht doch nicht. Wenn das Zentrum christlichen Glaubens mir abverlangt, dass ich für wahr halte, was eigentlich unmöglich ist, sollte ich dann nicht lieber alles aufgeben, was mir meine Eltern und meine hinterwäldlerische Gemeinde gelehrt hatten? – Jetzt beim Lesen wirst du vielleicht denken, warum bin ich mehr als ein halbes Jahrhundert später noch Christ – und ein sehr überzeugter dazu? Nun, in meiner gestressten Grübelei über diese zentrale, christliche Lehre stieß ich auf einen einzigen Satz aus der Feder des großen Apostels Paulus, der meine Frage zwar nicht beantwortete, mich aber innerlich zu Ruhe kommen ließ: „Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottesfurcht: Gott ist geoffenbart worden im Fleisch…“(1Tim 3,16a). Hier gesteht der wohl größte Apostel aller Zeiten, dass die Inkarnation ein Geheimnis ist. Er kann es auch nicht begreifen. Es ist logisch nicht fassbar. Und so paradox es auch klingt, das machte mir Sinn. Wie sollte ein begrenztes und dazu sündhaftes Wesen wie ich – und eigentlich du auch – einen unbegrenzten und dazu heiligen Gott gänzlich verstehen? Ich kann nicht einmal sein ewiges Sein in den Kopf kriegen, geschweige denn zu begreifen, dass Er Mensch wurde – und das ohne aufzuhören, Gott zu sein. Aber anderseits, wenn ich sage, das ist unmöglich, deshalb existiert Gott nicht – kann gar nicht existieren – werden meine Probleme nur noch größer. Wo komme ich, das Geschöpf her, wenn´s keinen Schöpfer gibt? Haben mich Zeit plus Zufall plus Materie plus nichts „geschaffen“? Das ist noch unmöglicher!! Mit solcher Logik operieren wir Homosapiens für gewöhnlich nicht“!

Nehmen wir `mal dieses simple Beispiel: Wenn ich sage, dass dieser Mac, in den ich jetzt klobig meine Gedanken hineintippe, ein Zufallsprodukt ist, ganz von selber entstanden – irgendwie – dann würdest du wohl denken, der hat nicht alle Tassen im Schrank, oder? Aber ist das nicht genau, was wir machen, wenn wir Gott außenvorlassen? Sagen, Ihn gibt‘s nicht? (Versucht bin ich jetzt, etwa länger hier zu kampieren und mein Argument gegen Atheismus etwas genauer darzustellen, aber ich werde es dabei belassen).

Ich weiß, dass das hebräische Wort „almah“ auch lediglich „junge Frau“ bedeuten kann, obwohl es nie so im AT vorkommt, es sei denn hier. Aber die mögliche Ambiguität verschwindet durch Gabriels Worte hier und durch die Erklärung des Engels an Joseph später. Nein, ich bleibe bei dem Gott, der sich mir in der Natur und in der Bibel geoffenbart hat. Es macht mir einfach mehr Sinn als irgendetwas anderes, was mir in bald 80 Jahren begegnet ist. – Randnotiz: Ich lese gerade, dass zwei leitende Atheisten, Francis Collins und Anthony Flew, „Seiten“ gewechselt haben. Unbekannt? Siehe Wikipedia.

Zurück zur Weihnachtsgeschichte

Wir hörten gerade zu, wie Maria mitbekommt, dass der Junge, den sie zur Welt bringen würde, Sohn des Höchsten heißen soll. Und dass der Heilige Geist über sie kommen würde, damit dies geschehe. Das Kind würde also nicht biologisch von Joseph oder von irgendeinem anderen Mann abstammen. Wie hat Maria auf diese Ankündigung durch den Engel reagiert? Nun, sie hat nicht wie Zacharias um ein bestätigendes Zeichen gebeten. Nein, ihre Erwiderung zeigt vorbildlichen Glauben: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort.“ Vergessen kann ich nicht, dass Schwangerschaft ohne Mann ein größeres Wunder verlangt, als was Elisabeth im hohen Alter benötigte, um zusammen mit Ehemann Zacharias ein Kind zu bekommen.

Noch einen anderen Aspekt der Geburt Jesu finde ich total verblüffend. Als sich Gott entschied, Mensch zu werden, und genau so wie ich das Erdenleben im Mutterleib einer Frau zu beginnen, hat Er dafür ein einfaches, sogar armes Mädchen aus ländlicher Gegend ausgesucht. Ich denke nicht, dass ich genügend Weihnachten hier unten erleben werde, um darüber hinwegzukommen!

  1. Zwei werdende Mütter treffen sich zum Klönen – Lukas 1,39-56

Aber was jetzt? Wie verarbeitet Maria Gabriels Mitteilung, dass sie ein Baby bekommt – nur sie, ohne Joseph? Mit wem kann sie darüber reden? Ich rate einmal – ja, rate nur – dass sie es zunächst nicht Joseph mitteilte. Was würde ein Verlobter, der mit Eheintimitäten bis nach der Hochzeit wartet – so schwer das auch ist – denken, wenn er merkt, wie seine zukünftige Frau einen runden Bauch bekommt? Oder wenn sie plötzlich komischerweise Appetit auf Gurken hat? (Ihr Mütter werdet besser wissen, wie Schwangerschaft manchmal Heißhunger nach exotischem hervorruft.) Nein, sie braucht jemand anders als Joseph jetzt. “Elisabeth! Ich werde Elisabeth besuchen!“ Diese pietätvolle, ältere Verwandte würde ihr nicht nur glauben, sondern sie auch verstehen. Und hatte nicht Gabriel ihr einen Tipp in diese Richtung gegeben? Sie ist ja auch durch ein Wunder in andere Umstände gekommen. Gedacht, getan. Sie packt ihre Sachen und legt los. Vier oder fünf Tage wird sie unterwegs gewesen sein, bis sie an Jerusalem vorbei ins Bergland Judäas zu ihrer Cousine(?) gelangte, wo Maria – sage und schreibe – drei Monate blieb.

Ankunft bei Elisabeth

Bei Ankunft geschieht was Überraschendes. (Seid ihr auf ein weiteres Wunder gefasst? eigentlich zwei?) Als Elisabeth Marias „Grüß Gott“ hört, (wir sind ja hier im Süden), hüpft „Little John“ unter ihrem Kleid und sie selbst wird von Heiligen Geist erfüllt. Der vorgeburtliche Knabe ist erst 22 Wochen alt. Mit einer Hand über ihrem Bauch wohl, umarmt sie die reisemüde Verwandte und bittet sie herein. Und dann hält Maria gleich eine Rede, auf die ich später zurückkommen werde. Nur durch ein Wunder kann Elisabeth von der Schwangerschaft gewusst haben. Was muss diese Tatsache für Maria eine Ermutigung gewesen – und eine Bestätigung dessen, was Gabriel ihr mitgeteilt hatte! Wahrscheinlich hatten sich bereits die ersten Schwangerschaftsindikatoren eingestellt. (Lucille würde sowas besser erklären können als ich.) Aber zurück zum Hüpfen von Klein Johan, als er in die Nähe vom ebenfalls noch nicht geborenen Jesus kam, diesem Verwandten, den er 30 Jahre später der Welt vorstellen sollte. Ich denke hier war mehr im Spiel als nur die ersten normalen Bewegungen eines Ungeborenen. Dass Elisabeth Maria als „Mutter meines Herrn“ anspricht, ist vielaussagend. Es bedeutet: 1) sie weiß, Maria ist schwanger, und 2) dass ihr (Marias) Baby ihr (Elisabeth) Herrn, also der Messias, ist. Die Unterhaltung der unerwartet Schwangeren kann man sich unschwer vorstellen: „WAS?? Der Engel Gabriel ist auch dir erschienen! Gott segne dich, Maria, dass du ihm sofort geglaubt hast! Ich wünsche, mein Zacharias hätte das auch. Bei uns ist’s die letzten Monate sehr ruhig gewesen. Und dann überhaupt aus dem Zacharias seiner hemdsärmeligen Zeichensprache was zu verstehen! Das ist so frustrierend!“ Kannst du sie nicht sehen, diese zwei Frauen auf dem Sofa abends beim Babysachen Stricken – blaufarbig natürlich – und wie sie über ihre “anderen Umstände“ austauschen? Hey Jungs, lassen wir sie lieber allein. Diese Unterhaltung geht uns nichts an.

Wie gnädig sich der HERR der jungen, schwangeren Maria erweist. Zweifelsohne würde sie bald das Gesprächsstoff für den Dorfklatsch zuhause liefern, wenn hinter vorgehaltener Hand spekuliert wurde, was der Jungschreiner und seine Verlobte so getrieben haben. Maria braucht Elisabeth.

Das Magnifikat

Viel über Marias Rede (Lukas 1,46-55), jetzt als Magnifikat bekannt, werde ich nicht sagen, sondern nur auf zweierlei hinweisen: 1) Sie weiß, dass alle Geschlechter sie glückselig preisen werden“. Das widerspiegelt die großen Dinge, die Gott für sie (durch Jesus) getan hat. 2) Ihre Worte reichen gar „von Geschlecht zu Geschlecht“, denn Jesus wird Gottes Verheißungen an Abraham erfüllen: Segen für die ganze Welt. (Und nochmal nebenbei: Als AT-Lehrer hoffe ich, meine Schüler werden das AT wenigstens annährend so gut kennen wie Maria. Sie scheint in der Lage zu sein, ihre Heilige Schrift ohne nachzuschlagen, zitieren zu können.

  1. Joseph – zwischen Hammer und Amboss – Mt 1,18-25

(Eine Geschichte, die nicht fehlen darf.) Wahrscheinlich kurz nachdem die etwa drei Monate schwangere Maria vom Süden nach Hause kehrt, bekommt auch Joseph Engelbesuch (nicht von Gabriel). Diesmal im Traum. Die zwei sind erst verlobt und leben noch getrennt, wahrscheinlich jeweils bei ihren Eltern. Wenn je jemand Hilfe vom Himmel benötigte, dann Joseph, und zwar sehr bald. Er weißt, „Maria erwartet ein Kind – und nicht von mir.“ Mann, o Mann, sitzt der Arme aber in der Klemme! Er ist fromm, lebt nach dem Gesetz Gottes – genauso wie seine Verlobte. Übrigens, Verlobung damals in Israel war verbindlicher als bei uns heute. Eine formale Scheidung war nötig, um sie zu beenden. Aber Geschlechtsverkehr blieb für die Ehe vorbehalten, und daran haben diese zwei sich auch gehalten. (Wie schwer sowas ist, wissen alle.) Und dann bekommt Joseph mit, dass Maria ein Kind erwartet! Schlussfolgern muss er, sie ist mit einem anderem im Bett gewesen. Wenn die zwei damals schon intim gelebt hätten, hätte er glauben müssen, dass das Kind von ihm sei. Das zu verstehen, benötigt keine höhere Mathematik. Nein, Joseph muss die tragische Sachlage hinnehmen: Maria hatte eine Affäre mit einem anderen Mann gehabt und sie gibt es nicht zu.

Ein Traum – ein Engel

Stellt dir seine Schmerzen vor, sein Durcheinander, ja, vielleicht gar seinen Zorn! Aber trotzdem will Joseph die endgültige Trennung von seiner geliebten Maria so schmerzlos und still wie möglich bewirken, auch wenn sie ihn so maßlos enttäuscht hat. Wie sich die Geschichte liest, schlussfolgere ich, dass Maria ihm nicht erklärt hat, wie sie schwanger geworden war. Ich weiß nicht, warum nicht. Oder wenn doch, warum er ihr nicht geglaubt hat. Wie wunderbar, dass Gott jetzt einspringt! Er schenkt Joseph einen Traum, in dem ein Engel ihm alles erklärt. Nicht überraschend für uns Bibelleser, bestätigt er das Wunder mit alttestamentlicher Prophetie: Die Jungfrau soll schwanger werden. (Übrigens, hier ist das griechische Wort – wie befinden uns ja im Neuen Testament – parthenos eindeutig „Jungfrau“. Was für eine Erleichterung für den jungen Verlobten! Er glaubt dem Engel und bleibt verlobt und heiratet Maria. Jetzt ziehen sie zusammen, aber „er erkannte sie nicht, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte“ – Mt 1,25. (Dies wird noch schwerer als vorher gewesen sein.) Dass Joseph jetzt glaubte, was Maria gleich von Anfang an als wahr hinnahm, nämlich dass ihr Baby keinen menschlichen Vater hatte, ist sehr bedeutungsvoll. Aber auch keiner benötigte darüber so dringend Klarheit wie er. Und wenn sich Joseph davon hat überzeugen lassen, können auch wir getrost die Jungfrauengeburt akzeptieren. Jetzt wird er in der Lage sein, dem standzuhalten, was Nachbarn hinter seinem Rücken und über die voreilige Heirat wahrscheinlich geflüstert haben: „Rechne es mal aus: Vor sechs Monaten die Trauung, und jetzt kann schon jeden Tag das Kind kommen!“

  1. Die Geburt Jesu – Lk 2,1-7

Dies ist die eigentliche Weihnachtsgeschichte. Vielleicht hast du sie auch wie ich als Kind auswendig gelernt und beim Weihnachtsprogramm in der Gemeinde aufgesagt. Der AT Prophet Micha nennt Bethlehem als genauen Geburtsort des Messias. Die Engel, die Maria und Joseph individuell informierten und instruierten, hatten darauf nicht Bezug genommen. Ihnen wurde nicht gesagt, dass sie für die Entbindung dorthin reisen sollten. Wir wissen heute natürlich, dass Jesus in Bethlehem zur Welt kam. Aber was für ein Zirkus war dafür nötig, dass er nicht in Nazareth das Licht der Welt erblickte! Wenn es auch keine direkten Wunder waren, so war es doch ein sehr merkwürdiger Zufall, wie alles zusammenkam. Lukas erzählt es. Weitab in Rom entscheidet der Kaiser, dass „der ganze Erdkreis sich erfassen lassen sollte“ (Schlachter-Übersetzung). Vermutlich spielten Steuerzwecke dabei eine wichtige Rolle. Dafür musste jedes Familienhaupt an seinem Heimatort erscheinen. Die Streitigkeiten der Historiker über die geschichtlichen Bezugnahmen in der Lukas Erzählung erspare ich euch, aber seid gewiss: Erdachte Legenden sehen anders aus! Wenn sich die Autoren der Evangelien eine Geburtsgeschichte für den lange erwarteten, jüdischen Messias/König zusammenlügen wollten, hätten sie nie einen Heidenkaiser involviert, geschweige denn, den entsetzlichen König Herodes darin zu verwickeln. Und aus einem Kuhstall eine Entbindungskammer für den Gottessohn zu machen, wäre ihnen in hundert Jahren nicht eingefallen. Hier eine Zusammenfassung, wie die Geburt stattfand:

Müde von der Reise, besonders Maria nach dreitägigem Ritt auf einem holprigen Esel, erreichen sie endlich ihr Ziel. Aber das dringend benötigte Nachtquartier lässt sich in Bethlehem nicht finden. Sie müssen sich mit Unterkunft in einem Viehstahl zufriedengeben. Und dann geht’s los. So wird sich Maria die Geburt ganz sicherlich nicht vorgestellt haben! Und doch komme ich nicht umhin, zu meinen, das ist „so Jesus“, auch wenn er hier nicht selbst am Drücker sitzt. Entsinnst du dich an seine späteren Worte: „Des Menschen Sohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlege“? Oder wo er sich beschrieb als “sanftmütig und von Herzen demütig“? Denk daran, Er ist Gott! Und wie Johannes der Apostel später erklären würde, alles ist durch dasselbe (er redet vom „Wort“, womit Jesus gemeint ist) entstanden, und ohne dasselbe ist nichts entstanden, was entstanden ist“ – Joh 1,1-2. Und hier ist er! Sein Menschsein fängt im Stall an und die Futterkrippe ist seine Krippe. Der amerikanische Lieddichter Mark Lowry hilft uns mit seinem Weihnachtslied fragen, „Mary did you know? („Gut gemacht, Mark! Klingt fast inspiriert.“)

Ich wünsche, wir hätten ein bisschen mehr über jene Nacht erfahren. Haben sie noch schnell eine Hebamme gefunden? Vielleicht in Josephs Verwandtschaft? Oder war der total unerfahrene Ehemann ganz auf sich angewiesen? Wie was anpacken? Wann „jetzt schieb, du schaffst es, Maria“ rufen? Was macht man mit der Nabelschnur? Wo ist das sauberste Heu? Hey, ihr Kühe! Weg da!“ Nun, es muss wohl zum Schluss bei dieser Erstentbindung alles gut gelaufen sein. Nur, was sie nicht erwarteten, das war Besuch – mitten in der Nacht. Halt! Wechselt den Kanal nicht. Gleich kommt´s!

  1. Schäfer auf Nachtwanderung – Lk 2:8-20

Vielleicht kennst du diese Geschichte am besten! Ich weiß noch, wie man mich für das Kirchen-Weihnachtsprogramm mit Muttis Morgenmantel in einen hemdsärmlichen Hirten verwandelte. Was für eine Geschichte hatten die atemlosen Hirten den jungen, ihnen unbekannten Eltern im Kuhstall zu Bethlehem mitten in der Nacht zu erzählen! Jesu erste Gäste. Jawohl, genau wie bei den Jungeltern: Unerwarteter Engelbesuch auf der Weide während der Nachtschicht! Gleiche Meldung: Der Retter, der Christus, der HERR. Soeben geboren. Und dann stimmte ein ganzer, Himmelschor Lobpreis Gottes an und zelebrierte Frieden auf Erden unter den Menschen. Und wieder denke ich (Doyle): „So Jesus“. Die wichtigste Geburtsanzeige in der ganzen Menschengeschichte – und wer kriegt sie zuerst mitgeteilt? Diese Kerle von der Weide. Arm, ungebildet, unbedarft, ja, sogar „unrein“, was Berührung mit Heiligem anbelangt. Später im Leben wurde Jesus als einer bekannt, der sich mit – Entschuldigung – Pöbel sehen ließ, – mit Zöllnern und Sündern – Mt 9,10. Alles schon da – gleich am ersten Tag! Passender Besuch Muss ich den Wunderaspekt noch betonen? Ein Engel erscheint, begleitet von einem himmlischen Chor. Nicht übersehen dürfen wir den abschließenden Hinweis, dass Maria, nachdem die Hirten wieder gingen „all diese Worte behielt und sie in ihrem Herzen bewegte“.

Meine Gedanken dazu gehen so: Nach den Engelbesuchen bei Zacharias, Maria und Joseph hatten die Dinge so ziemlich normal ihren Lauf genommen. Und wunderartig war zunächst aber auch nichts neun Monate später. Die schlecht getimte Bethlehem-Reise, dort dann keine vernünftige Übernachtungsmöglichkeit und schließlich die Geburt, die Hals-über-Kopf im Stall stattfand. Nichts in alledem signalisiert, dass es sich hier um „das Heilige Kind“ mit Namen „Sohn des Höchsten“ handeln würde. Und dann platzen diese aufgeregten Cowboys, ich meine, Schafhirten, rein und wiederholen im Wesentlichen, was Zacharias – und Elisabeth und Maria und Joseph vom Himmel geoffenbart bekommen hatten. Als sich der Staub legt, und Maria zu Ruhe kommt, weiß sie „was der Engel Gabriel mir damals sagte, ist passiert.“ Aber wartet! Vier weitere Überraschungen gleicher Art kommen noch…

  1. Simeon – So einen gibt’s nur einmal – Lk 2,25-35

Sehr wahrscheinlich gab’s keinen Zweiten auf Erden, der wusste, was Simeon aus verlässlicher Quelle mitgeteilt bekommen hatte. Seine kurze Geschichte, wie sie im Lukas Evangelium erscheint, ist absolut faszinierend. Ich wünsche, der Arzt/Autor hätte uns „ein bisschen mehr Butter bei die Fische gegeben“. Wie ging alles vonstatten? Nun, als Jesus 41 Tage alt ist, reist die Kleinfamilie zum Tempel in Jerusalem; wie gesagt. etwa 10 Kilometer. Jesu erster Eselsritt. 33 Tage später war ein Reinigungsopfer für die Mutter fällig. Nach mosaischem Gesetz war die Mutter eines Jungen bis zu seiner Beschneidung am achten Tage unrein und auch für die folgenden 33 Tage. Danach war ein besonders Opfer nötig. Dass Joseph zwei Tauben anstelle des normalen Opferlammes brachte, widerspiegelt ihre Armut und war vom Gesetz Moses her okay.

Eine wartende Welt

Aber was hat die Einmaligkeit beim Simeon auf sich? Wie schon erklärt, wartete die jüdische Welt auf die Erscheinung des verheißenen Messias – Lk 2,38. Das wird besonders bei den Frommen der Fall gewesen sein, aber in gewisser Hinsicht auch bei anderen, die ihren Glauben an Gott fast verloren hatten. Seit 500 Jahren war Israel keine selbstständige Nation mehr. Jetzt war zwar Herodes ihr König aber nicht ein echter, nicht ein Nachkomme David, nicht einmal, selbst ein ganzer Jude. Und er herrschte auch über Nichtjuden im Osten und Norden. Und das letzte Sagen hatte er erst recht nicht, sondern der Kaiser in Rom. Damals verschlang die gesamte Steuerlast für einen Durchschnittsjuden mehr als 50% seines Einkommens. Kein Wunder, diese verbreitete Sehnsucht nach ihrem Messias.

Das galt erst recht für den gerechten, frommen Simeon, der „auf den Trost Israels wartete“. Und nun hatte Gottes Heiliger Geist hat ihm offenbart, dass er nicht sterben würde, bevor er des HERRN Messias gesehen hätte. Mit eigenen Augen! Die Haupterfüllung alttestamentlicher Prophetie würde zu seiner Lebzeit passieren – und dabei war er schon in die Jahre gekommen! Faszinierend, gell? Wir wissen bereits seit etwa sechs Wochen, dass der Messias schon geboren ist, aber er wahrscheinlich nicht! Wie kommt er dahinter?

Vom Geist geschubst

Nun, eines Tages kommt Simeon „auf Antrieb des Geistes“ in den Tempel (Lk 2,27). So ist er auf den Tag genau da, und sieht, wie Joseph und Familie das Reinigungsritual einhalten. Er segnet die junge Familie, nimmt dann Klein Jesus auf den Arm und identifiziert ihn als „des HERRN Heil für alle Völker, deren Licht und die Verherrlichung für Israel“. Welch eine Bestätigung für Joseph und Maria – und auch für mich! So hat der Heilige Geist sie vergewissert, dass alles, was sie vom ersten Tag an gehört und erfahren hatten, wahr ist. Das Unmögliche ist eingetroffen. Gott ist Mensch geworden und jetzt in ihrer Obhut. Welch ein Wunder, dass Simeon das alles weiß und just im richtigen Augenblick erscheint. So geht Gottes Verheißung an ihn in Erfüllung. Aber etwas Trauriges ist auch dabei und muss wie ein Stich ins Herz Marias gefahren sein. Der alte Heilige identifiziert Jesus als Zeichen, dem widersprochen werden wird. Und wie! Sein eigenes Volk würde ihn verkennen und werfen. Der Sohn Gottes kommt auf den Planeten, den Er geschaffen hatte, zu Menschen, die Er in sein Ebenbild kreierte, und die seinem nahmen ihn nicht auf. Durch Simeons Worte taucht schon taucht das Kreuz am Horizont auf.

  1. Anna – Lk 2, 36-38

Ich liebe Anna´s kurze Geschichte! (Sieht so aus, als würde ich jede Episode in dieser Erzählung mögen!) In gewisser Hinsicht identifiziere ich mich mit ihr mehr als mit den anderen. Nicht als Prophetin natürlich, obwohl vom Beruf her, es gewisse Überlappungen gibt, aber ihre Ahnenlinie war (wie meine) ganz gewöhnlich. Nicht priesterlich wie die von Zacharias und Elisabeth und erst recht nicht königlich wie die von Joseph und Maria. Und dann noch eines: Wunder wie die, die die Hirten erlebten, so wie auch die Weisen (denen wir in dieser Erzählung noch nicht richtig begegnet sind) und die anderen, kannte Anna nicht. Ihr Ehegatte war sehr jung gestorben, so dass sie schon lange allein lebte. Aber – und hier wird sie uns zum Vorbild – sie hatte sich ganz Gott geweiht. Zuhause war sie im Tempel; ihr „Job“: beten und fasten. Und das tat sie, während die anderen Akteure in dieser Geschichte Engel empfingen, Träume träumten und Sterne sahen. Oder wie Simeon, der diese „Schubse“ vom Heiligen Geist erlebte. Aber gar nichts Übernatürliches für Anna. Trotzdem und weil sie sich so viel im Tempel aufhielt, war sie gerade zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Sie „trat hinzu“ und hörte wahrscheinlich, wie Simeon erst mit Joseph und Maria redete und dann Jesus segnete. Daraufhin pries Anna den Herrn und redete von Jesus mit allen, die hoffnungsvoll erwarteten, dass Gott Jerusalem erretten würde. Sie kann es nicht lassen! – Freunde, ich verneige mich tief vor dieser heiligen Ascheritin. Gern hätte ich ein Selfie von uns zweien! Ich möchte mehr sein wie sie. Auch ich habe keine Wunder erfahren, wie diejenigen, die wir hier und überhaupt in den Evangelien finden – keine Engel, keine Heilungen, nichts von alledem. Und meine Träume sind beileibe keine Visionen! (Meistens erscheine ich darin auf der Kanzel in Stallkleidung und habe vergessen, worüber ich predigen wollte!)

  1. Die Weisen – Mt 2,1-12

Wenn wir uns mit den Weisen beschäftigen, müssen wir uns genau merken, was die Bibel über diese prominenten Gäste in Bethlehem berichtet. Sie sagt nicht über ihre Namen oder Zahl aus, und identifiziert sie auch nicht als Könige, wie sie in einem populären, englischen Weihnachtslied vorkommen. Wahrscheinlich waren sie Sternkundige, und haben als solche diese Himmelserscheinung äußerst interessant und wichtig gefunden.

Babylon – vielleicht ihre Heimatstadt – hatte viel mit Astrologie und Astronomie zu tun, aber beide zusammen hätten die Weisen nicht nach Jerusalem gebracht. Es muss wohl auf der einen Seite eine Prophetie aus den Büchern Moses gewesen sein: 4Mo 24,17. Aber selbst die sagt nichts über eine Geburt aus. Dort ist die Rede von 1) der fernen Zukunft, 2) einem Stern, und 3) einem Zepter (also König), der 4) Israels Feinde bezwingen wird. Aber wie haben sie bloß eine Bibel zwischen die Finger gekriegt, solange bevor die Gideons sie bald weltweit in Schulen und Hotels unters Volk bringen? Vergessen dürfen wir nicht, dass seit der babylonischen Gefangenschaft um 600 v. Chr. viele Juden dort im Osten lebten. Ich gehe davon aus, dass die drei Weisen – durch einen Traum nähere Information bekamen. Ebenso hat der Herr sie später geführt, als sie nach erfolgreichem Besuch Bethlehem verließen. Wir haben´s hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit konvertierten Heiden zu tun. Als solche, nämlich als Nichtjuden, wirkten sie mit ihren Fragen bei Ankunft in Jerusalem.

Die Reise

Und wenn wir schon dabei sind, Missverständnisse auszuräumen, merke, dass sie dort im Osten den Stern lediglich sahen, nicht ihm aber nach Jerusalem folgten – etwa GPS-artig. Geführt hat er sie lediglich nach Wiedererscheinung in Jerusalem, um sie über die letzten zehn km nach Bethlehem zu steuern. Dass sie Jesus in einem Haus, nicht im Stall, fanden, zeigt, dass sie nicht in der ersten Nacht eintrafen. Aber all die Bilder von ihnen mit den Hirten zusammen? Fall´ bloß nicht darauf ein! Die sind photogeshopped!! Und noch eines: Als die Eltern mit dem siebenwöchigen Jesus für die Reinigungszeremonie zum Tempel kamen, waren sie noch arme Leute, wie wir bereits am Ersatzopfer merkten – zwei Tauben statt Lamm. Richtig arm waren sie aber nach dem Besuch der Weisen nicht mehr! Was mich aber an diesen Gästen aus dem Osten am Meisten beeindruckt, ist, dass sie diese Reise überhaupt gemacht haben! Klügere Bibellehrer als ich denken, dass sie aus Babylon kamen. Heute geben Google Maps die Entfernung zwischen Bagdad und Jerusalem mit 2583 Km an, und Babylon lag noch 100 Km weiter. Mit gesunden Kamelen hat man vielleicht 40 km pro Tag schaffen können. Wir reden also von zweieinhalb Monaten Reisezeit. Einen Weg. Die Entscheidung, den Messias aufzusuchen, war beileibe nicht so ganz ohne. Und merke auch: Sie kommen nicht bloß als Wissenschaftler oder Astrologen, wenn man so will, oder nur als politisch Interessierte. Nein, anbeten wollen sie den neugeborenen König der Juden. – Ich rechne fest damit, diese Brüder eines Tages im Himmel anzutreffen.

Ankunft

Nun aber, stell dir deren Ankunft in Jerusalem vor. Wo ist bloß die feiernde Menge? Endlich ist der wirklich berechtigte König der Juden geboren! Über 500 Jahre waren vergangen, seitdem Israels letzter König (der übrigens nicht viel taugte) entthront und mit Augen ausgestochen nach Babylon verschleppt worden, der Zedekia. Aber jetzt gibt’s einen neugeborenen König. Da müsste doch überall in den Straßen der Hauptstadt Party sein, oder? Aber nix dergleichen. Überall nur tote Hose. Also fragen sie nach. – Es ist fast lächerlich, dass Ausländer monatelang unterwegs sein müssen, um den hiesigen König vor Ort samt Volk zu informieren, was nebenan passiert war. Die Nachricht lässt ihn und ganz Jerusalem zittern. Schnell lässt Herodes die Religionsexperten kommen, die ihm aus dem Stand den vorausgesagten Geburtsort nennen: Bethlehem!. Sie wussten, dass das ´mal so werden würde, aber dass die Schrift schon erfüllt worden war, scheint ihnen unbekannt zu sein. Herodes lässt die Weisen heimlich kommen, täuscht Interesse und Glauben vor und schickt sie nach Bethlehem los. Was er mit ihnen im Schild führt, werden wir noch sehen. Wie passend, dass Gott jetzt Jesu Stern erscheinen lässt, was die Weisen unheimlich erfreut und ermutigt. Stracks folgen sie ihm nach Bethlehem, in die richtige Straße und direkt zum Haus, wo sie Joseph, Maria und das Kind Jesus vorfinden. Was machen sie als erstes? Sie fallen zu Erden und beten Jesus an – und schenken ihm dann Gold, Weihrauch und Myrrhe. Welch ein Glaube! Was sie zu sehen kriegen, ist lediglich das Kind Jesus mit seinen einfachen, gar armen Eltern! Nichts im Entferntesten riecht nach Königlichem! Sie bekommen nicht das Vorrecht, ihn lehren hören und ihn Wunder tun sehen, wie seine Landsleute es später erlebten, aber das hält sie nicht von Anbeten ab! Noch einmal zu den Geschenken: Die frühen Kirchväter verstanden das Gold als Sinnbild auf Jesu Gottheit, den Weihrauch auf seine Reinheit und Myrrhe als Hinweis auf seinen Tod, weil es für Einbalsamierung gebraucht wurde. Ja, dies ist ein bedeutungsvoller Besuch. Als die Weisen zur Heimreise ansetzen, erleben sie ein weiteres Wunder. Gott warnt sie in einem Traum, ihren verabredeten Besuch bei Herodes zu streichen, was sich gleich als sehr weise erweisen sollte.

  1. Flucht nach Ägypten – Mt 2,13-23

Dass die Weisen nichtsahnend den König Herodes in das Jesus-Geschehen hineinbrachten, hätte mit Bestimmtheit für den Kleinen den Tod bedeutet. Das macht Matthäus ganz klar. Aber Gott schenkte auch Joseph in derselben Nacht einen Traum, wo ihn ein Engel instruiert, mitsamt Maria und Kind nach Ägypten zu flüchten, und schon bei Sonnenaufgang sind sie gut unterwegs. Sie bleiben dort im Süden, bis Gott ihnen zusichert – wieder durch einen Traum – dass die Gefahr vorbei ist, weil Herodes gestorben war.

Währenddessen in Bethlehem…

Nachdem die Weisen nach Osten ziehen und Joseph und Familie Richtung Süden flüchten, fällt Herodes darüber in Rage, dass die Sternkundigen ihn ausgetrickst hatten. Er hatte ja nie im Sinn gehabt, wie er vorgab, Jesus anzubeten. Nein, töten wollte er ihn und denkt, dass er noch in der Gegend ist. Um sicher zu stellen, dass das ihm auch gelingt, schätzt er Jesu Alter ein – sicherheitshalber gewiss großzügig, und lässt dann alle männlichen Kinder unter zwei Jahren im Bethlehemer Raum töten; wahrscheinlich zwischen 30 und 60 Jungs. Übrigens, das Matthäus Evangelium verbindet den Kindermord mit einer alten Prophetie aus Jer 31,15. Wie total übel Herodes war, lässt sich an den vielen Morden erkennen, die er in Laufe seines Lebens begehen ließ, einschließlich an einer seiner Frauen und zwei ihrer (also auch seinen eigenen) Söhnen.

Wie Matthäus die Geschichte ausklingen lässt, sieht es so aus, dass Joseph und Maria vorhatten ihren Sohn in Bethlehem zu erziehen, aber als dann Archelaus, Sohn des Herodes, die Herrschaft übernahm, fühlten sie sich in Judäa unsicher und zogen nach Nazareth zurück; dorthin, wo wir sie vor ein paar Jahren kennengelernt hatten. Dass sie dabei eine Prophetie erfüllten, ist ihnen vielleicht gar nicht bewusst gewesen – Jes 11,1. (Das ist aber nicht gleich von jener Stelle zu erkennen, aber ich bin jetzt schon weit über meine “erlaubte“ Zeit hinaus!)

Der Anstifter – SATAN!

Ich habe auch nicht die Zeit, mich über die Teufelseinmischung auszubreiten, aber vielleicht möchtest du Offenbarung 12 lesen, wo ich dies herhabe. Da wird klar, dass Satan die Entbindung Jesu abwartete, um ihn zu töten. Er war es also, der hinter dem Massaker von Bethlehem steckte. Hier zeigt sich mehr als nur menschliche Bosheit. Eigentlich meine ich, dass dies nur bis damals der letzte von vielen Versuchen darstellt, die Messias-Linie auszurotten. Satan versuchte verzweifelt, dass nicht „der Same der Frau“ ihm wirklich noch „den Kopf zertritt“ (1Mo 3,15).

Lass mich noch kurz ein Beispiel dafür reinmogeln, wo allerdings, genauso wie in Bethlehem, Satan nicht in Erscheinung tritt: Etwa 840 v. Chr. wurde die Linie Davids, aus der Jesus hervorgeht, fast ausgelöscht. Athalja, eine böse, verwitwete Königinmutter hat ihre eigenen Nachkommen abgeschlachtet, um selbst auf den Thron zu gelangen. Ihre gottseidank fromme Schwägerin Joscheba, mit einem guten Priester verheiratet, rettet die einzige noch überlebende königliche Person, den einjährigen Joasch, und versteckt ihn und seine Amme sechs Jahre lang in einem Schlafzimmer im Tempelkomplex! Danach verhalf sein Onkel den siebenjährigen Knaben auf den Thron und begleitete ihn als Mentor, bis er erwachsen war. Bis dann war „Ohm Jojada“ fast 130 Jahre alt! Das ist bald ein Wunder für sich. Damals betrug die Lebenserwartung siebzig plus. Also fast wie heute. Es scheint, Gott habe dieses Ehepaar „benötigt“, und deswegen Jojadjas Lebenslänge fast verdoppelt, um mit seinem Einsatz die Linie Davids am Leben zu halten.

Jetzt gerade schmunzele ich ein wenig in mich hinein, weil ich gern für diejenigen von euch, die ernsthaftes Studium im Tanakh umschiffen, kleine AT-Leckerbissen dazwischen mische. (Siehst du, was du verpasst? – Schreibe mir, wenn du die Geschichte nicht finden kannst!)

  1. Abschluss – und dann noch eine kurze Geschichte

Erinnerst du dich noch, wie ich anfing? Ich bewunderte die vielen Wunder der Weihnacht; diese direkten Eingriffe Gottes in das Geschehen auf Erden. Die Berichte darüber sind umso glaubhafter, weil sie von Menschen verfasst wurden, die ihr Leben dafür aufs Spiel setzten. Sie schrieben und predigten, was sie glaubten, nämlich, dass dieser Jesus der Sohn Gottes und Retter dieser Welt war. Freunde, wie sollten wir auf diese Weihnachtsgeschichte reagieren, wo wir sie eben noch einmal gehört haben? Nun,.. lasst uns es dem alten Zacharias, wie wir vor etlichen Seiten lasen, nachmachen, nämlich die wirkliche Weihnachtsgeschichte verstehen und sie als wahr annehmen, auch wenn wir zunächst von Zweifeln geplagt werden. … lasst uns ein stilles Plätzchen und etwa Zeit finden – sollte in dieser COVID-Zeit nicht so schwer sein -, und dann wie Maria „alle diese Worte behalten und in unseren Herzen bewegen“ (Lk 2,19). …lasst uns tun, was die Hirten taten (Lk 2,20 – mach schon, schlags schnell nach).   und lasst uns nicht Simeon vergessen, der die Verbindung zwischen Krippe und Kreuz erkannte. Die gleichen „Reporter“, nämlich Matthäus, Lukas und Johannes (und Markus, der die Weihnacht ausließ) machen deutlich, dass Gott deswegen Mensch wurde, um unsere Sünde auf sich zu nehmen und an unserer Stelle zu sterben. …lasst uns es Hanna nachmachen und von Jesus zu allen reden, die auf die Erlösung warten (Lk 2,38), und … …lasst uns anbeten wie die Weisen (Mt 2,11).

Am 19 Dezember erschien nachstehendes Zitat als meine Losung. Du erinnerst dich: Zacharias hatte diese wunderbare Begegnung mit dem Engel Gabriel gehabt und obwohl er fast von Erzähldrang platzte, neun Monate lang keinen Mucks von sich geben konnte. Als ihm Gott endlich den Mund wieder auftat, rief er hinaus: „Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden, denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen, um seine Wege zu bereiten, um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben, [das ihnen zuteilwerden wird] durch die Vergebung ihrer Sünden, um der herzlichen Barmherzigkeit unseres Gottes willen, durch die uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe“. Lk 1,76-78.

Das, meine Freunde, ist die eigentliche Weihnachtsgeschichte

  1. Familienausflug nach Jerusalem (Lk 2,39-52)

Dies ist eine Art Nachtrag zur Weihnachtsgeschichte. Es ist alles, was wir aus Jesu Leben erfahren, bis er etwa 30jährig wieder erscheint und anfängt das zu tun, wozu er vom Himmel herabkam. „Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.“ Klingt so ziemlich normal, was wir hier in Vers 39 lesen, oder? Genau was allen Eltern Freude bereiten würde, nämlich zu sehen, wie sich ihr Kind gut entwickelt und aufwächst. „Gnade bei Gott“ basiert nicht auf Jesus Sündlosigkeit, obwohl er das war. Diese gleichen Worte lasen wir auch von Maria (du entsinnst dich doch, oder?) und auch ganz vorne in unseren Bibeln wird das von Noah auch gesagt.

Suche nach vermisster Person

In dieser Geschichte ist Jesus zwölf Jahre alt und die Familie befindet sich auf dem Heimweg nach Besuch des Passahfests in Jerusalem. Nichts Außergewöhnliches an diesem Teenie zu merken; jetzt pubertär und mit zunehmender Selbständigkeit. Wahrscheinlich reisen sie in größeren Gruppen aufgeteilt und genießen dabei die Gemeinschaft mit Nachbarn und Verwandten. Das junge Volk auch. So werden sich Joseph und Maria nichts dabei gedacht haben, als sie den ganzen ersten Tag über Jesus nicht sahen. Aber als er dann abends nicht an ihrem Zelt (?) auftauchte, werden sie schon alarmiert gewesen sein. Ihre sofortige Suche bring keinen Erfolg. Keiner hat ihn den ganzen Tag lang gesehen. So machen sie kehrt und eilen nach Jerusalem zurück. Und hier nimmt ihre Sorge nur noch zu, denn dort, wo sie ihn vermuteten, war er auch nicht. Erst nach fast ganztägigem Suchen finden Joseph und Maria Jesus endlich im Tempel, voll verwickelt in theologischer Diskussion mit den Religionsführern. Wie die mächtig erleichtere Mutter ihren Frust äußert, ist sehr verständlich. Ich rate ´mal: So dicht vorm Ausschimpfen ihres Ältesten ist sie wohl nie vorher gekommen. Richtig Verkehrtes gab es ja bei Jesus nicht. Sicherlich hat er die normalen Wachstumsstadien bis zum Erwachsensein durchlaufen. Wer immer in jenem populären englischen Weihnachtslied von Jesus dichtete, „no crying he makes“ (hat nie geweint) hat m.E. vor Bewunderung ein wenig übertrieben. Wie sonst hätte der Kleine Hunger oder „volle Windel” signalisieren können? (Aber das alles nur nebenbei). Das Wichtigste an diesem Passahfestbesuch außer, dass hier das wirkliche Menschsein des Gottessohnes durchschimmert, ist dass Jesus, wenn er von „meinem Vater“ redet, Gott und nicht Joseph meint. Obwohl noch kein Teenager, weiß Jesus, wer er ist. Dies ist ein weiterer „Beweis“ in der fast nicht zu glaubenden doch so gut belegten Weihnachtsgeschichte, die Paulus mit dem knappen, eingangs von mir zitierten Satzes, zusammenfasst: “Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. ” (Gal 4,4) Und falls du dich noch fragst, wie es mit Jesus weiterging, lesen wir im letzten Vers, dass der Zwölfjährige mit seinen Eltern “hinabging und nach Nazareth kam und sich ihnen unterordnete und… „er nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.“ (Lk 2,52).

Doyle Klaassen, Kanada (langjähriger Leiter der Bibelschule Brake)

1.1.2022