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Die Megastadt Gottes – Realität oder Utopie?! (Predigt über Offenbarung 21,9–27)

Theodor Fontane sagte einmal: „Leben heißt Hoffnung begraben.“ Das würde nicht nur für die kleinen Hoffnungen des Lebens, sondern auch für die großen Hoffnungen der Menschheit gelten. Aber seit der Aufklärung keimt trotzdem in den Herzen die Hoffnung auf eine schöne neue diesseitige Welt. Heinrich Heine fasste sie in die Worte: „Wir wollen hier auf Erden schon das Himmelreich errichten. Zuckererbsen für jedermann, bis die Schoten platzen. Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen.“ Der Philosoph Ludwig Feuerbach verkündigte in seinem Credo: „Ich glaube an den Menschen. Ich glaube an den Heiligen Geist des Fortschritts.“

Diese Hoffnung auf ein irdisches Paradies trieb Karl Marx an, der in Paris zur Veränderung der Klassenverhältnisse aufrief. „Vorwärts ohne Rast,“ hieß die Parole. Diese Hoffnung beflügelte Forscher und Konstrukteure, Denker und Arbeiter. Faszinierende Entwürfe entstanden auf dem Reißbrett: Städte unter riesigen Zelten in den Polarzonen, Häuser mit eigenen Miniaturkraftwerken, Industrieanlagen ohne Luftverschmutzung. Frank Schätzing hat in seinem 3 Dreiteiler: 2057: Update – die Welt in 50 Jahren (von 2007) – ein Zukunftsszenarium entworfen: Krankheiten werden durch einen Elektronenarzt diagnostiziert, Ersatzteile für alle Glieder und Organe des Körpers werden gedruckt, ja, dass jeder Mensch viel Zeit und wenig Arbeit hat. Immer noch schönere und phantastischere Pläne schraubten die Hoffnung hinauf.

Und heute? „Der Fortschrittsglaube ist längst einem Zivilisationskater gewichen“ (Hutten). Die Hoffnung auf eine schöne neue Welt ist längst in Angst vor einer schrecklichen neuen Welt umgeschlagen. 7 Milliarden Menschen, die sich um das Süßwasser streiten, und viele, die nur bei kärglichen Mahlzeiten vegetieren. Ökologen errechnen bereits Daten für die große Katastrophe. Von Corona ganz zu schweigen. Man nannte das Jahr 1990, das Jahr 2000, und der Meadows-Bericht nennt die Zahl zwischen 2020 und 2030.

Peter Sloterdijk, ein Philosoph unserer Tage, schrieb in seiner Rede: Regeln für den Menschenpark, sinngemäß: Der Humanismus wäre nach dem Desaster von Auschwitz tot. Jetzt wären die Bioethiker an der Reihe, die durch pränatale Diagnostik und optionale Geburt die Zähmung des Menschengeschlechtes voranbringen müssten.

Düstere Prognosen, negative Perspektiven, angsteinflößende Utopien.

Aber Johannes behauptet das Gegenteil: Leben heißt Hoffnung begründen!

Bei uns zu Hause war es damals vor Weihnachten immer spannend. Das Wohnzimmer war Tage vorher unbegehbar. Geschenke verschwanden darin. Der Christbaum kam und der Christbaum verschwand darin, aller Glanz, alle Freude, alle Herrlichkeit war in diesem Zimmer versteckt. Kein Wunder, dass wir spickten. Manchmal stand die Tür ein Spalt weit offen, dann haben wir neugierig hineinschauen wollen. So blieb uns immer nur ein kurzer Blick. Aber die Sekunden genügten, um die weihnachtliche Herrlichkeit zu erfassen und in Vorfreude auszubrechen. Vorfreude auf die Herrlichkeit ist das Herrlichste. Und genau, das wird uns heute morgen mit diesem Text geschenkt.

Zwischen der Zeit und der Ewigkeit ist ja eine Tür, die damals ins Schloss gefallen ist, als sich der Mensch mit der Platzanweisung Gottes nicht mehr zufrieden geben wollte. So wollte er sich nicht, mit und an der Herrlichkeit seines Schöpfers freuen, sondern er wollte selbst herrlich sein. Daher kommt jenes Wort der Selbstherrlichkeit. Selbst herrlich sein, das wollte und das will der Mensch. Und dann auf einmal war es mit der ganzen Herrlichkeit aus. Draußen vor der Tür stand der Mensch auf dem Acker mit Dornen und Disteln, im Schweiße seines Angesichts und seiner Füße. Aber das eine Herrlichkeit noch da ist, versteckt und verborgen, das ahnte der Mensch immer noch und deshalb war seine Sehnsucht nie zu stillen. „Ach, dass du den Himmel zerrissest,“ hat der Prophet gerufenen. Und da, eines Tages hat sich Gott seinen Sohn vom Herz gerissen und ihn auf diesen mühseligen Acker Erde gesandt. An seiner Person hing etwas von dieser Herrlichkeit. Ein Geruch des Lebens. Ein Geruch der Herrlichkeit. Und dann ging Jesus dorthin zurück. Und jetzt, sind diese Verse gleichsam der offene Türspalt. Wir können Blicke hinein tun. Und dann sehen wir die heilige Stadt. Nach Vers 2 sieht Johannes das neue Jerusalem, die Herrlichkeit Gottes. Die Herrlichkeit Gottes ist eine Stadt. Diese Vorfreude ist die Kraft alle schweren Tage unseres Lebens, die da sind, oder noch kommen werden, zu durchstehen.

Nicht meine Welt mit so viel Schatten, nicht mein Leben, mit so viel Krankheit, nicht mein Alltag mit all diese Sorgen. Nein, wir sollen ein Stück jener Vorfreude mitbekommen, die aus diesen Versen durchleuchtet und die uns Licht geben können, für unseren Weg und mag er noch so schwer sein. Ein Schlussbild, ganz gewiss, aber auch gleichzeitig ein Leitbild, denn die letzte Stadt, das letzte Jerusalem, ist immer auch das Leitbild der Gemeinde. Die heilige Stadt ist die Gemeinde Jesu, so wird die Gemeinde Jesu die Herrlichkeit einmal sein und der sollen wir ähnlich werden.

Ich möchte fünf Dinge dieser Stadt unterstreichen, und zwar

1. Die Stadtmauer.

Sach. sagt: „Der Herr ist, um sein Volk her eine feurige Mauer.“ Eine Mauer hat immer mindestens drei verschiedene Dinge zu tun: einmal eine Mauer muss eine Stadt schützen, eine Mauer muss scheiden und eine Mauer muss auch und kann auch schmücken.

Œ         Und so ist auch bei dieser Stadtmauer, von der hier geschrieben wird: sie schützt zuerst. Also ein Schutz für den Schatz, den sie umfasst. Vielleicht waren sie auch schon einmal in Rotenburg ob der Tauber und dort sind sie ganz bestimmt auf diese Stadtmauer geklettert und auf der Stadtmauer entlang gegangen. Wenn man über diese Mauer von Rotenburg läuft, dann hat man noch einmal das Empfinden, was eine Stadtmauer überhaupt war. Hinter dieser Mauer, da sind die Häuser und die Menschen geschützt. Innerhalb der Mauer ein Ort des Friedens. Ja, diese Mauer hat eine schützende Funktion. Um die Gemeinde Gottes ist eine Mauer gelegt. Eine Mauer die schützende Funktion hat für die Gemeinde Jesu.

Sehen Sie, nicht nur das neue Jerusalem, auch wir sind umgestellt von der Mauer Gottes, die für uns unsichtbar ist. Wer innerhalb der Gemeinde lebt, lebt innerhalb der Schutzmauer Gottes, der lebt in einer Welt des Krieges an einem Ort des Friedens. Wir sind ja immer wieder umstellt. In der Tat auch von ganz anderen Mauern: Mauern der Unbarmherzigkeit, Mauern der Kälte und je länger wir gehen, dann aber stoßen wir schließlich auf die Friedhofsmauer. Das sind die Mauern, die wir sehen und an denen wir uns Wund reiben. Liebe Gemeinde, das sind nur vorläufige Pappwände. Die Gemeinde Jesu ist umgestellt von der Schutzmauer dieses Gottes, die einmal sichtbar wird, die aber heute schon seine Gemeinde umgibt. Eine Stadtmauer, die schützt.

         Und eine Stadtmauer scheidet. Sie zeigt an, wer draußen und wer drinnen ist. Schon heute muss klar sein, wer in der Gemeinde lebt oder wer nicht in der Gemeinde Jesu lebt. Es ist nicht so, liebe Gemeinde, das man eine Gemeinde besuchen könnte, einmal im Jahr ungefähr wie hierzulande den Bremer Weihnachtmarkt. Und dann gibt es Leute aus dem Umland, die können nicht behaupten, weil sie einmal im Jahr zum Weihnachtsmarkt gehen Bremer zu seien. Aber in der Gemeinde meint man das. Immer wieder habe ich es vor allem auf Beerdigungen bei Verwandten gehört: Das war ein guter Christ. Er war doch immer am Heiligen Abend in der Kirche, der gehört doch zur Kirche. Wenn man einmal im Jahr gekommen ist, gehört man dazu. So nicht! Zur Gemeinde gehört man nicht dazu, wenn man mal als Besucher dort hinein kommt oder in der Kirchenkartei drin steht. Dieser Gott will in seiner Stadt nicht Besucher, sondern er will Bewohner. Man muss Einwohner sein, man muss dazugehören. Man muss im Stadtbuch dieser Stadt eingeschrieben sein, hier im Buch des Lebens. Nicht jeder der durch den Spalt spickt, wird diese Stadt auch betreten können.

Mauern scheiden aber sie weisen nicht ab. 144 Ellen hoch, nach Menschenmaß. Das sind ungefähr nach unserer heutigen Rechnung 70 m. Das war nach damaliger Zeit nicht besonders hoch. Die Mauern Babylons waren weit über 100 m hoch. Die Mauer, diese Mauer ist im Vergleich zur riesigen Stadt niedrig. Sie hat mehr den Charakter eines Bandes. 144 = 12 x 12. 12 ist die Zahl der Vollendung Gottes, Gott hat sein Reich vollendet. Diese Mauer hat etwas Einladendes, nicht Abweisendes. Die Mauern soll scheiden, aber sie soll nicht abgrenzen. Durch dieses Band ist etwas zu spüren: von der Jahreslosung (2022) Kommet doch her zu mir, . . . Wer zu mir kommt den werde ich nicht hinausstoßen! Lasst euch doch einladen, hinter dieser Mauer der Gemeinde Gottes heute schon zu leben und dann einmal erst recht in der Herrlichkeit. Eine Mauer scheidet aber sie ist so niedrig, dass sie gleichsam einlädt, das ist der Hinweis mit dieser Höhenzahl.

Ž         Sie schmückt. Die Mauer dient auch zum Schmuck einer Stadt. Das sehen Sie an allen mittelalterlichen Städten. Ihre Mauern waren damals aus Stein, die Mauern der zukünftigen Stadt sind Jaspis, klar erscheinendes Kristall. Also Diamantsteine, durch die das Licht fällt. Diese Mauer hält Gottes Glanz nicht zurück, sondern die Mauer ist transparent. Selbst draußen vor der Gemeinde ist noch wahrzunehmen, wie herrlich es drinnen ist. Etwas von dem sollte auch bei uns zu spüren sein. Wie sehen denn unsere Mauern aus. Manchmal denke ich, wir haben sogar Zwischenmauern eingebaut, Zwischenmauern zwischen den verschiedenen Kreisen, die wir haben. Vielleicht spüren wir noch sonntags etwas in der Gemeinsamkeit von einem Glanz oder Herrlichkeit, aber merken es denn die die draußen sind? Sind unsere Mauern nicht oft dicht und fest, mit dicken Quadern, nichts mehr von jenen transparenten Diamantsteinen dieser zukünftigen Herrlichkeit. Die draußen sollten es doch merken. Die sollten doch etwas von jenem Glanz verspüren, wie es hier drin ist.

Die Gemeinde mit ihren Kreisen sollte wie ein Adventshaus am 24. Dezember sein, da sind alle Fenster aufgerissen, da ist die Tür auf. Da strahlt es nur so hinaus. Etwas von dieser ewigen Herrlichkeit leuchtet hinaus und sagt, es wird nicht dunkel bleiben über unserm Leben. Es wird nicht dunkel bleiben. Es wird einmal diese herrliche Stadt Gottes geben. Das ist die Stadtmauer.

2. Die Stadttore.

Hier ist Plural angesagt. Stadttore 4×3 Tore, vier ist die Zahl der Welt und drei ist die Zahl des dreieinigen Gottes. D. h. die Stadt, die Gemeinde ist kein geschlossener Bezirk, sondern offen nach allen Himmelsrichtungen. Jeden einzuladen aus Norden, Süden, Westen und Osten. Die Gemeinde Jesu ist, oder soll die einzige Gemeinschaft sein, in der alle Völker und Stämme und alle Hautfarben Platz haben. Gegenwärtig haben wir doch Mord und Totschlag wieder in Stämmen und Nationen. Es gibt überhaupt keine Gemeinschaft in dieser Welt, wo alle, hoch und nieder, schwarz und weiß, zusammenleben könnten. In der Gemeinde Jesu passt jeder hinein. Es ist die einzige Gemeinschaft, die einzige Stadt, in der alle zusammen leben können. In der es keine Fremde und keine Einheimische gibt, in der es keine Asylanten und keine Ureinwohner gibt. Einmal alle zusammen und einmal alle gleiche Rechte. „Auf das ihr alle eins seid“ sagt Jesus. Dies wird einmal dann Wirklichkeit. Joh. 10,9: So jemand durch mich eingeht, der wird gerettet werden. Man muss bei dieser Tür, schon hineingehen, in die Gemeinde wird man nicht hineingeschwemmt, in die Gemeinde wird man nicht hinein gedrängt wie in ein volles Kaufhaus, man wird auch nicht hineingezogen durch irgend einen Sog, man muss schon selber eintreten. Man muss schon selber Schritte unternehmen. Zwölf Engel als Wächter stehen hier und passen gut auf, dass nicht einer nur so hineingeht, sondern nur einer bewussten Schrittes, der sich hat eintragen lassen mit roter Tinte in das Buch des Lebens. Zu solch einem bewussten Schritt sind auch wir im Gottesdienst immer wieder eingeladen, neu durch die Tür Jesu hineinzugehen. Steht Dein Name schon im Buch des Lebens des Lammes? Denn wer hierzu gehört, wird einmal auch in jener Stadt ganz bestimmt dazugehören. Das sind die Stadttore.

3. Das Stadtfundament.

Ein 12-facher Grund. Die 12 Stämme der Tore sind die Eingangspforten. Der Urgrund ist das Lamm (Vers 14): einen anderen Grund kann niemand legen, der Eckstein, der unerschütterliche Felsengrund und darauf stehen die 12 Apostel. Also gründet die Gemeinde auf dem Grund der Apostel so wie wir es in Epheser 2 lesen können. Dort muss sie heute auch ihren Grund haben, alles andere ist rutschendes Geröll, wenn wir dies Zeugnis der Apostel nicht mehr als Grundlage für die Gemeinde anschauen sollten. Die Gemeinde steht immer in der Gefahr, weitere Stadtfundamente, auf dem sie ruhen kann einzubauen. Man sagt vielleicht: Das Lamm: Ja! Die zwölf Apostel: ja selbstverständlich; das Zeugnis der Bibel: ganz ohne Zweifel. Aber wir brauchen heute einen weiteres Fundament, auf dem sie stehen können. Wir brauchen die Vision der durch den Heiligen Geist besonders Begeisterten. Erst wenn wir auch noch dieses Fundament haben, dann sind wir neue Gemeinde.

Die neue Stadt zeigt das nicht! Das Lamm und die zwölf Apostel genügen. Darauf steht einmal die ewige Stadt und das genügt, wo auch unsere Gemeinde heute stehen kann und stehen soll und stehen muss; einen anderen Grund, ein anderes Fundament kann niemand legen und braucht niemand liegen, das Lamm, die Apostel und das Zeugnis der Bibel genügen zum Leben und zum Sterben.

4. Die Stadtgröße.

Hier heißt es, sie wird gemessen. Die Messung bedeutet in der Offenbarung immer Festlegung der Grenzen durch Gott. Messung bedeutet nicht abmessen, sondern es bedeutet, Festlegung der Grenzen durch Gott. Wo Gott Marksteine gesetzt hat, kann sie niemand ausgraben und nach der einen oder anderen Seite versetzen. Auch heute! Die einen, die wollen die Grenze weiter hinausschieben, damit auch weniger Gläubige dazugehören, man müsse die Tore weiter aufmachen, die Marksteine versetzen. Andere, die wollen die Marksteine viel enger setzen, damit eigentlich nur noch eine Elite übrigbleibt. 144.000 oder nur wir unsere kleine Gemeinschaft. Das ist die einzig richtige, die hier hinein gehört. Die Gemeinde Jesu, die Stadt Gottes ist nach der Messung hier, eine Schar begnadeter Sünder. Mehr nicht! Hauptzeugen, dafür: Petrus, der Verleugner, Paulus, der Mörder und Verfolger. Mehr sind auch wir nicht. Und die Stadt hat nicht die Form eines Vierecks, sondern die Form eines Würfels. Die Kubusform ist das vollkommene Maß, was eine Kubusform hat ist vollkommen. Das Allerheiligste der Stiftshütte im AT war auch schon ein Kubus. Alle Seiten und Flächen gleich. Hier auch ein strahlender Lichtdom: aus Jaspis, Gold wie Glas. 12.000 Stadien sind nach griechischem Längenmaß eine Fläche, die nahezu quer über den Atlantik von London bis nach New York reicht. So groß ist die Angabe dieser ewigen Stadt für damals eine unglaubliche Ausweitung. Also viel weiter als die Rabbiner damals glaubten, die meinten, das Reich Gottes würde einmal größer als Palästina und bis nach Damaskus reichen. Johannes sagt so viel Stadien, von London bis nach New York. Damit ist ausgedrückt, Platz für alle, Raum für jeden, Wohnung für die ganze Menschheit.

Das ist die letzte Stadt. In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.

Johannes, als Irdischer, soll hier etwas beschreiben, was himmlisch ist, zeitlos, raumlos. Er muss es mit irdischen Begriffen belegen und somit wird dieses himmlische Jerusalem eigentlich unbeschreiblich.

Sehen sie, wir alle müssen einmal unsere Wohnung verlassen auch wenn sie ein Eigentum haben, sie verlassen es. Den Druck haben wir alle. Und dann noch einmal die Frage, wenn wir unsere Wohnung verlassen müssen, aus diesem Lebenshaus, wohin dann? Wohin dann? Merken sie es? Platz für alle! Wohnung für jeden, keine Wohnungsnot, bezahlbar, weil umsonst zur Verfügung gestellt. Unter der Sonne Gottes, werde ich bleiben. Ich bleibe einmal ganz bestimmt unter dem offenen Himmel Gottes in der ewigen Stadt der Herrlichkeit und ich hoffe und glaube, viele von ihnen dort wieder zu treffen. Eine unzählbare Schar (Offb. 7,9) wird dort untergebracht werden und das letzte

5. Die Stadtbewohner.

Es ist schon so, wir sind heute geringgeachtet, auch wenn die Christen heute noch unangefochten in dieser Gesellschaft leben können. Aber wer offene Augen und Ohren hat merkt: z.b. bekennende Christen im Geschäft, sind gering geachtet. Paulus sprach von sich als dem Geringsten. Er sagte, es stimmt doch, wir sind Narren, Narren um Christi willen. Ein Fluch für die Welt. Kehricht, Abfalleimer, dass sind Christen, und so sind wir geachtet und das fällt jungen Leuten immer wieder schwer, das anzuerkennen, das man im Grund eine Niete ist, wenn man sagt man ist ein Christ. Abschaum, so hat Paulus dieses Wort sogar benutzt, so sind Christen in den Augen der Welt und wir schämen uns oft genug daran. Und Tertulian, der große Kirchenvater des frühen 3. Jhd. sagt: „Uns wird vorgeworfen, so etwas wie euch darf es eigentlich gar nicht geben.“

Wissen Sie, was Christen in den Augen Gottes sind? Hier steht es Edelsteine. Es sind Edelsteine. Hier steht: Diese Stadt ist geschmückt mit allerlei Edelsteinen. Jaspis, Saphir Calzedon. Damit ist nichts anders gemeint als Menschen. Wir sehen das nicht, weil wir noch ungeschliffene Edelsteine sind und ungeschliffene Edelsteine sehen aus wie andere Steine, die man wegwerfen kann, wie Kehricht. Aber einmal, einmal werden uns die Augen dafür aufgehen. Sehen Sie, eine alte Frau zusammengefallen, die ihren Platz in der Bankreihe ihrer Kirche hat und dort unbeachtet alles dessen, was um sie herum geht, ihr Leben lebt. Vor Gott ein Saphir vor Gott ein Saphir. Oder ich denke an diesen Tag, an unsere kranken Leute, an kranke Menschen, die immer mehr zerfallen, die nicht mehr können. Wo man überlegt, ob man sie nicht eigentlich doch vorzeitig erlösen könnte. Ein Kranker, schwer Kranker, Sterbender; in Gottes Augen ein Calzedon. Und dann denken sie an den Behinderten, den sie kennen. Ein Behinderter, der gar keine Stelle mehr kriegen kann. Ein Smaragd, ein Smaragd. Und ein junger Schüler nicht beachtet, besonders in der Schule. Aber einer, der sich Zeit nimmt in der Gemeinde mitzuarbeiten, der sich um solch ein paar Jungens kümmert. Für sie betet für sie da ist. Ein Edelstein, ein Sandonyx. Die Schwermütigen, die sich übrig vorkommen. Ein Topas. Total Abgeschriebene und Abgeschobene Amethysten. Doch Edelsteine Gottes, die er schleifen und reinigen wird und es dann unsere Augen einmal sehen werden.

Wie wird gelästert über Bibelstunden von ein paar Frauen, eine Versammlung ewig Gestriger, Edelsteinsammlungen sind das. Sechs Schüler im Schülerbibelkreis in der Pause hinten drüben. 800 sind auf dem Hof. Eine Edelsteinsammlung. Ich denke an den Bruder des DCTB, der an der Uni in Hamburg seinen Stand aufbaut vor dem Hochschulgebäude, mit Einladungskarten, Büchern und viel Zeit zum Gespräch. 20.000 Studenten. Und es bleiben immer wieder welche stehen und er führt Gespräche, verteilt Einladungen. Die Gruppe ist nicht groß: eine Edelsteinsammlung, liebe Gemeinde. So sieht das aus. Originale Gottes, die nicht alle aufs gleiche Maß geschliffen sind, nicht einer ist auf den anderen zugeschnitten so wie ein Backstein auf den anderen passt. Deshalb reiben wir uns auch manchmal aneinander. Nein, keine Backsteine sind wir, sondern Edelsteine sind es, die letztlich Jesus in seiner Stadt brauchen wird. Das ist der Schmuck, der dann erst recht aufleuchten wird. Unter jener Stadtbeleuchtung, der Herrlichkeit Gottes. Diese Herrlichkeit Gottes ist das Herrlichste, was es überhaupt an Herrlichem auf dieser zukünftigen Welt, auf dieser Erde geben wird.

Wer kommt hinein? Die die im Buch des Leben eingeschrieben sind. Wie kommt man da hinein? Indem man Jesus sein Leben übergibt und sich von ihm die Schuld seines Lebens bezahlen lässt. Amen

Prädikant Thomas Karker, Bremen, November 2021