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Christus, der ewige Herrscher über die Völker (Psalm 2,8 und 9)

Samstag 13. November 2021 von Charles Haddon Spurgeon (1834-1892)


Charles Haddon Spurgeon (1834-1892)

„Fordere von mir, so will ich Dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Ende zum Eigentum. Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen; wie Töpfe sollst Du sie zerschmeißen.“

Beachtet, lieben Freunde, den wundervollen Kontrast zwischen der gewaltigen Erregung der Feinde des Herrn und der erhabenen Ruhe Gottes selbst. Er wird nicht beunruhigt, wenngleich die Heiden toben und ihre Könige und Herren sich zum Kampfe rüsten. Er lacht und spottet ihrer. Wir sind oft niedergeschlagen und bedrückt und von dunkeln Vorahnungen erfüllt; Er aber thront in seinem ewigen Frieden und beherrscht den Aufruhr. Der Herr herrscht, und sein Thron ist unbeweglich und seine Ruhe bleibt ungestört.

Welche Erhabenheit in dieser göttlichen Ruhe! Während die Heiden und ihre Könige miteinander beraten, wie sie seine Bande zerreißen und seine Seile von sich werfen können, hat Er ihre Anschläge bereits zunichte gemacht, und Er spricht zu ihnen „Aber ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion.“ „Ihr wollt nicht, dass mein Sohn über euch herrsche; aber Er herrscht dennoch. Während ihr tobtet, krönte ich Ihn. Hört, wie Er meinen Ratschluss verkündigt und seine Souveränität behauptet.“

Gott ist seinen Widersachern stets voraus; sie finden ihre Pläne zerstört, ehe sie anfangen konnten, sie auszuführen. Durch Gottes Ratschluss ist der hochgelobte Sohn des Allerhöchsten auf seinen Thron erhoben worden. Die Herren können seiner Hand das Zepter nicht entwinden und Ihm die Krone nicht vom Haupt reißen. Jesus herrscht und muss herrschen, bis alle seine Feinde zu seinen Füßen liegen. Schon die Idee, dass die tobenden Völker Ihn herniederreißen wollen, erregt den Spott Jehovahs; seine große Seele wird durch ihren Ungestüm nicht beunruhigt. Mehr, als wenn es zu einem Festmahl, denn zu einem Kampfe geht, spricht Gott der Herr zum Sohne des Königs, zu dem Gesalbten zu seiner Rechten und verleiht Ihm die höchsten Ehren.

Es ist bekannt, dass bei großen Festen so mancher Monarch zu seinem Günstling sagt: „Bitte, was ich dir geben soll; heute soll dir nichts versagt werden.“ So sagt der große Vater zu seinem herrlichen Sohn, dem Fürsten des Friedens: „Heische von mir, so will ich Dir die Heiden zum Erbe geben und der Welt Ende zum Eigentum.“ Er lässt Ihn seinen Mund öffnen und ein unbegrenztes Reich fordern. Er will Ihm die entfernten Nationen, die ganze Welt zum Reiche geben. Aus diesem allen klingt ein Ton königlicher Festlichkeit heraus, der zu dem Lärm der Widersacher im seltsamen Gegensatz steht.

Brüder, ich wünschte, dass wir in einem gewissen Sinn in diese erhabene Ruhe eingehen könnten. Da Gott so ruhig ist, könnten wir es auch sein. Wenn der Feldherr des Sieges sicher ist, geziemt es dem gewöhnlichen Soldaten, tapfer und hoffnungsvoll zu sein. Der Streit ist des Herrn, und da Er der Allmächtige ist, wäre Furcht hinsichtlich des Ausganges des Kampfes töricht und gottlos. Wer kann dem Willen des Allmächtigen widerstehen? Wer kann zu Jehovah sagen: „Was machst Du?“ In dieser ewigen Allgenugsamkeit liegt unsre Ruhe, und wir können darum jede Besorgnis aufgeben. Stehe du still, mein müder Bruder, und siehe das Heil Gottes. Strecke deine besorgte Hand nicht aus, um die schwankende Lade zu halten, sondern wisse, dass Jehovah das Seine schützen kann. Lege deine Marthasorgen beiseite; sitze zu den Füßen deines Heilandes und horche auf seine Stimme. Er wird dir sagen, dass Gott noch herrscht und dass sein Gesalbter auch herrschen wird. Wenn der Himmel bewölkt ist, so ist die Sonne noch nicht erloschen, und wenn es scheint, dass die Mitternacht hereingebrochen ist, so kommt der Morgen doch. Alle Mächte der Finsternis können den kommenden Tag nicht aufhalten. Jehovahs fester Ratschluss bleibt eingegraben wie ein ewiges Erz, und keine List der Hölle kann auch nur eine Zeile auslöschen oder die Ausführung eines Planes verhindern. Gottes Plan wird ausgeführt werden, ohne dass er in einem Punkte misslingt, und es ist keine Ursache zur Unruhe vorhanden.

Wenn wir ruhiger und vertrauensvoller wären, würden wir unser Werk besser verrichten; denn gewinnen wir nicht an Weisheit und Mut, wenn wir ruhiger bleiben? Die Freude am Herrn ist die Stärke seiner Gläubigen. Glaubensgewissheit würde uns in den Stand setzen, hervorzugehen „schön wie der Mond, auserwählt wie die Sonne, und schrecklich wie die Heeresspitzen.“ Ach, unsre kurzsichtige Sorge, unser besorgtes Misstrauen und unser ängstlicher Argwohn machen uns unnütze Not, schwächen uns in unsrer Tätigkeit und setzen uns den Angriffen unsrer Widersacher aus. O ihr, die ihr unter den Töpfen liegt und furchtsam euer Werk tut, erhebt euch zu größerem Mut! Möchte Gott geben, dass unser heutige Gegenstand uns von den bedrückenden Einflüssen errette, die uns umgeben, und uns erhebe zu der Gemeinschaft mit der Ruhe, in welcher Jehovah lächelnd thront und in welcher Er spricht: „Aber ich habe meinen König eingesetzt auf meinen heiligen Berg Zion.“

1.

Lasst uns zu unserm Trost die Lehre des Textes betrachten, dass der Herr Christo die Heiden zum Erbe und der Welt Ende zum Eigentum geben will. Ich nehme an, dass sich dies auf unsern Herrn als Mensch bezieht. Das Reich des Sohnes als Gott herrscht bereits über alles. Als Gott herrschte Er, und seine Herrschaft war nicht beschränkt, selbst nicht, als Er am Kreuze hing. Er war der „Ewigvater“, selbst als Er war „ein Kind geboren, ein Sohn gegeben.“

Diese Worte müssen verstanden werden, wie sie sich auf seine wunderbare Natur als Gott-Mensch, als Mittler beziehen; denn so legt sie der Apostel Paulus offenbar aus. Der geheimnisvolle Satz: „Du bist mein Sohn, heute habe ich Dich gezeugt,“ mag sich auf die tiefe und verborgene Wahrheit der ewigen Sohnschaft des Herrn beziehen; aber Paulus wendet ihn Apg. 13 an, als sich auf seine Auferstehung beziehend. Hier sind seine Worte: „Und wir verkündigen euch die Verheißung, die zu unsern Vätern geschehen ist, dass dieselbe Gott uns, ihren Kindern, erfüllt hat in dem, dass Er Jesum auferweckt hat, wie denn im andern Psalm geschrieben steht: Du bist mein Sohn, heute habe ich Dich gezeugt.“ In  Auferstehungskraft tritt Christus auf, und so gibt es Ihm Gott, die Herrschaft über die Erde und alles, was darinnen ist, zu haben. Weil Er lebt und tot war, hat Er die Schlüssel der Hölle und des Todes. Kraft seiner Erniedrigung herrscht Er. Durch Leiden des Todes ist Er mit Preis und Ehre gekrönt. Das himmlische Heer proklamiert Ihn als würdig, das Buch zu nehmen und seine sieben Siegel zu öffnen, mit den Worten: „Denn Du bist erwürgt, und hast uns Gott erkauft mit Deinem Blut.“ Er stieg hernieder, auf dass Er auffahre über alle Himmel und alles erfülle. Wir sprechen darum von Jesu Christo, dem Auferstandenen, welcher einst starb, aber aus dem Grabe auferstand und die Erde mit dem Glanz des neuen Jerusalems vertauschte.

Es ist unsre Überzeugung, dass dieser selbe Jesus über die ganze Welt herrschen wird. Ich gehe auf die Frage nicht ein, ob dies vor seiner Wiederkunft erfüllt, oder ob es das Resultat seiner herrlichen Erscheinung sein wird. Es genügt mir, zu wissen, dass zu der einen oder andern Zeit unserm Herrn eine große Herrschaft gegeben wird, und dass sein Reich gewisslich alle Nationen der Menschheit umfassen wird. Die ganze Erde wird seiner Ehre voll werden; des Weibes Same wird der Schlange den Kopf zertreten und die Welt von deren Schleim reinigen.

Nehmet für einige Minuten eure Bibeln zur Hand, denn wir müssen uns auf Gottes eignes Wort berufen. Ich nehme an, dass das Reich Christi so ausgedehnt werden wird, dass es die ganze Menschheit umfasst, erstens wegen der außerordentlichen Breite der Prophezeiung, welche 1. Mose 12,3 zu Abraham geschah. Dies ist eine alte Bundesverheißung, welche« sich auf Abraham als den Vater der Gläubigen und auf seinen einen großen Samen, Jesum, den verheißenen Messias bezieht. Hier sind die weitgehenden Worte: „In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.“ Gewiss ist das jetzt noch nicht so geschehen, dass der göttliche Sinn bereits erschöpft wäre. Wenngleich ich nicht daran zweifle, dass die ganze Erde wegen des Kommens Christi und seines Frieden machenden Todes und wegen der Verbreitung seines reinen Glaubens im gewissen Maße besser geworden ist, so kann ich doch nicht glauben, dass die Scharen, welche in der dicken Finsternis der Unwissenheit und des Götzendienstes leben und sterben, wirklich in solchem Maße in Christo gesegnet sind, dass man es einen Bundessegen nennen kann. Es muss noch etwas Besseres geben für alle Geschlechter der Erde, als das, was sie bisher empfangen haben.

Auch Jakob sagte, als er 1. Mose 49,10 von dem Schilo sprach: „Demselben werden die Völker anhangen.“ Jesus, unser großer Schilo, pflanzt ein Panier auf, und seine Erwählten sammeln sich in immer größer werdenden Scharen um Ihn, bis die von Babel Zerstreuten in Ihm ein neues Zentrum finden und ihnen in Ihm eine reine Sprache gegeben werden wird. Die Worte bedeuten nicht nur ein Versammeln, sondern einen willigen Gehorsam, der die Frucht des Glaubens und der Ausdruck der Frömmigkeit ist.

Dies läuft parallel mit dem Worte Pauli, Röm. 15,12: „Und abermals spricht Jesaja: „Es wird sein die Wurzel Jesse, und Der auferstehen wird, zu herrschen über die Heiden; auf Den werden die Heiden hoffen.““ Es ist also augenscheinlich, dass die Nationen kommen werden, dem Messias zu vertrauen, und so werden sie ewiges Leben finden.

Wenn wir zu den Psalmen übergehen, treten wir hinsichtlich des Reiches unsers gelobten Herrn in das klare Licht der Prophezeiung ein. Unser Text steht vornan, und er ist für sich selbst ausreichend: Die Heiden sollen sein Erbe und der Welt Ende sein Eigentum sein. Wendet euch dem berühmten Passionspsalm, dem zweiundzwanzigsten, zu. Die Ausdrücke hinsichtlich der Leiden des Gekreuzigten sind rührend. Ihr seht Ihn von den Spöttern angegafft, wie seine Zunge Ihm am Gaumen klebt, wie sein Herz wie Wachs in Ihm zerschmilzt, und doch, ehe der Psalm endet, macht die Klage dem Triumph Platz, und der Sterbende ruft: „Es werde gedacht aller Welt Ende, dass sie sich zum Herrn bekehren und vor Ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden. Denn der Herr hat ein Reich, und Er herrscht unter den Heiden. Alle Fetten auf Erden werden essen und anbeten; vor Ihm werden Knie beugen alle, die im Staube liegen.“ Diese Aussicht tröstete das Herz unsers sterbenden Meisters am Kreuz; möge sie auch uns trösten. Meint ihr, dass der gekreuzigte Herr hinsichtlich des Zweckes, für welchen Er starb, enttäuscht werden wird? Wollt ihr es wagen, zu behaupten, dass auch nur ein einziger Tropfen seines Blutes umsonst vergossen ward? Seid versichert, dass Er die Frucht der Mühsal seiner Seele sehen wird, bis selbst sein großes liebendes Herz zufrieden ist. Gott hat es gesagt: „Darum will ich Ihm eine große Menge zur Beute geben, und Er soll die Starken zum Raube haben, darum, dass Er sein Leben in den Tod gegeben hat,“ und ihr könnt euch darauf verlassen, dass der Herr Wort halten wird.

Wendet euch dem 66. Psalm und daselbst dem vierten Verse zu, und da habt ihr ein ferneres Wort des Trostes: „Alles Land bete Dich an und lobsinge Dir, lobsinge Deinem Namen.“ Dieser Satz ist nicht nur die glühende Hoffnung eines enthusiastischen Anbeters, sondern eine vom Heiligen Geist inspirierte Stimme, die deutlich erklärt, dass alle Völker ihren Schöpfer unter herzlichem Lob und freudigem Gesang anbeten werden.

Wie glühend ist die Sprache des 72. Psalms ! Können wir zu Großes für unsern König erwarten, wenn wir der gnadenvollen Worte gedenken, die mit dem achten Verse beginnen: „Er wird herrschen von einem Meer bis ans andre, und von dem Wasser an bis an der Welt Ende. Vor Ihm werden sich neigen die in der Wüste, und seine Feinde werden Staub lecken. Die Könige am Meer und in den Inseln werden Geschenke bringen, die Könige vom Reich Arabien und Seba werden Gaben zuführen. Alle Könige werden Ihn anbeten, alle Heiden werden Ihm dienen.“ Lest weiter Vers 17: „Sein Name wird ewiglich bleiben; solange die Sonne währt, wird sein Name auf die Nachkommen reichen, und werden durch denselben gesegnet sein; alle Heiden werden Ihn preisen.“ Diese Ausdrücke schließen die fremdesten Stämme in sich und sie erwähnen besonders Nationen, welche sich rühmen, nie überwunden worden zu sein, wie die wilden Räuber der Wüste, welche vor Jahrhunderten der römischen Macht spotteten. Doch diese werden sich vor unserm Herrn beugen und Ihm freudig huldigen. Er wird sein Zepter schwingen, wo nie vorher ein Zepter anerkannt wurde; Er wird einen Thron errichten, wo alle andre Autorität verspottet wurde.

Ihr wollt nicht müde werden, wenn ich euch veranlasse, Psalm 86,9 nachzulesen. Da heißt es: „Alle Heiden, die Du gemacht hast, werden kommen und vor Dir anbeten, Herr, und Deinen Namen ehren.“ Es ist nicht nur eine äußerliche Anbetung, die dargebracht werden soll; denn die Heiden werden seinen Namen ehren, und das ist eine hohe Art des Lobes. Alle Heiden werden den Herrn ehren, und dies ist bis jetzt noch nicht geschehen.

Wir erwarteten zu finden – und wir sind in unsrer Erwartung nicht enttäuscht worden – dass Jesaja hinsichtlich dieser Dinge gewisslich sprechen werde. Ich wünsche, dass ihr Gottes Wort viel lieber hört, als mein Wort, und darum wollen wir uns daran halten. Es wird euch Ermutigung und Herzenstrost bringen, zu wissen, was die Propheten in alten Zeiten sagten, da nur Israel das Licht hatte. Sie dachten nicht, dass das Licht auf ein besonderes Volk beschränkt sein würde, sondern sie erwarteten, dass dies Licht über Völker hereinbrechen werde, die in Finsternis saßen, und dass sie so den Herrn suchen würden. Lest, was Jesaja in seinem zweiten Kapitel sagt: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des Herrn Haus ist, gewiss sein höher denn alle Berge, und über alle Hügel erhaben werden; und werden alle Heiden dazu laufen, und viele Völker hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass Er uns lehre seine Wege, und wir wandeln seine Steigen. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Und Er wird richten unter den Heiden und strafen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andre ein Schwert aufheben und werden fortan nicht mehr kriegen lernen.“

Ich kann nur Beispiele anführen; denn der Stellen in Jesaja sind viele, die die allgemeine Ausbreitung des Reiches des Erlösers andeuten. Kapitel 49,6 heißt es: „Es ist ein Geringes, dass Du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten, sondern ich habe Dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass Du seist mein Heil bis an der Welt Ende. So spricht der Herr, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu der verachteten Seele: Könige sollen sehen und aufstehen, und Fürsten sollen anbeten um des Herrn willen, der treu ist, um des Heiligen in Israel willen, der dich erwählt hat.“ Und Vers 12: „Siehe, diese werden von ferne kommen, und siehe, jene von Mitternacht, und diese vom Meer, und jene vom Lande Sinim.“

Und Jesaja steht in solchen Prophezeiungen nicht allein. Ich will nur ein Wort des Jeremia erwähnen, welches so besonders beweist, dass die von heidnischen Nationen unserm Herrn dargebrachte Huldigung die ihrer Herzen sein wird, und dass die Herrschaft Christi, was sie auch sonst sein mag, gewisslich eine geistliche Herrschaft sein wird. „Zur selben Zeit wird man Jerusalem heißen: des Herrn Thron, und werden sich daselbst sammeln alle Heiden um des Herrn Namens willen zu Jerusalem, und werden nicht mehr wandeln nach den Gedanken ihres bösen Herzens.“ (Jer. 3,17) Christus wird eine Herzensveränderung herbeiführen, wenn Er die Völker für sich gewinnt, und dies wird zu einer offenbaren Veränderung des Lebens führen.

Daniel , dieser Johannes des Alten Testaments, sah natürlich das kommende Reich des Gesalbten klarer als andre. Was sagt er Kapitel 7,18? „Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich einnehmen und werden es immer und ewiglich besitzen…bis der Alte kam und Gericht hielt für die Heiligen des Höchsten, und die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich, einnahmen…Aber das Reich, Gewalt und Macht unter dem ganzen Himmel wird dem heiligen Volk des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Gewalt wird Ihm dienen und gehorchen.“ Kann irgendetwas bestimmter sein als dieses letzte Wort?

Seht, wie nach dem Propheten Zephanja (2,11) die Götzen vernichtet werden. „Schrecklich wird der Herr über sie sein; denn Er wird alle Götter auf Erden vertilgen; und sollen Ihn anbeten alle Inseln unter den Heiden.“ Sacharja (9,10) sagt: „Denn Er wird Frieden lehren unter den Heiden, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andre und vom Wasser bis an der Welt Ende.“ „Und der Herr wird König sein über alle Lande. Zu der Zeit wird der Herr nur Einer sein, und sein Name nur einer.“ (14,9)

Um euch nicht zu ermüden, will ich keine Stelle mehr anführen. Mir ist es über allen Widerspruch erhaben, dass nach dem ganzen Lauf der Schrift das Reich sich über alle Teile der Erde, über alle Geschlechter und Zustände der Menschen ausdehnen wird und darum bitte ich euch, nie zu verzagen. Es ist die ungläubige Idee verbreitet, dass diese verschiedenen Religionen als Entwickelungen des religiösen Instinkts zu verschiedenen Zeiten aufgetaucht sind und dass sie alle sehr gut neben der unsern fortexistieren können. Es wird zugegeben, dass die Religion Christi vortrefflich ist und dass sie große Nachfolge verdient, dass aber auch andre Religionen ihre Vorteile hätten und nicht verachtet werden dürften, nein, dass noch etwas Besseres als das Evangelium Christi entdeckt werden könnte. Dies ist in gewissen Kreisen laufendes Gerede, und wir möchten hier unsern Abscheu dagegen ausdrücken. Jesus wird seinen Thron mit niemand teilen. Weist solchen lästerlichen Gedanken weit von euch ab. Jesus muss herrschen, bis alle seine Feinde zu seinen Füßen liegen, und alle seine Rivalen sind seine Feinde. Wenn Jesus König ist, so ist Er der einzige und alleinige Potentat. Christen haben sich unter ein Banner eintragen lassen, das kein andres Panier neben sich duldet; sie dienen einem Fürsten, welcher nicht zugeben wird, dass seiner Herrschaft auch nur eine Provinz entrissen werde. Er wird herrschen immer und ewiglich als König aller Könige, als Herr aller Herren. Halleluja! Möchte aus allen Herzen, die Ihn lieben, es gleich einem mächtigen Donnerschlag erschallen: Amen, so sei es!

2.

Aus dem Text geht hervor, dass diese allgemeine Herrschaft erbeten werden muss. So spricht der Vater zu seinem glorreichen Sohn: „Heische von mir, so will ich Dir geben.“ Geliebte:·Jesus versäumt nicht zu bitten. Wir zweifeln nicht daran, dass Er der Einladung des Vaters folgt und um sein Erbe bittet. In diesem Punkt deutet der Psalm die Verbindung des priesterlichen Charakters Jesu mit seinem königlichen Amt an. Er lebt immerdar, um zu vertreten, und ein Teil seiner täglichen Fürbitte ist, dass Ihm die Heiden zum Erbe gegeben werden. Hier ist eine Lehre für uns. Wir gehören Christo an und sind Glieder an dein Leibe, dessen Haupt Christus ist, und in seinem Lebenswerk müssen wir mit Ihm zusammenwirken; wie Er bittet, müssen wir mit Ihm bitten. Lasst uns Gott Tag und Nacht um das Kommen des Herrn und seines Reiches anrufen. Wir sind so wirklich eins mit Ihm, dass seine Herrlichkeit unsre Herrlichkeit, sein Sieg unser Sieg ist, und darum sollten sich unsre Gebete für Ihn ganz von selbst zu Gott erheben. Unsre Verbindung mit Ihm hat uns dasselbe Reich beschieden, welches Er beansprucht. „Es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ O Herr, Dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit; Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden!

Dieses Gebet ist von Gott selbst befohlen worden . Es besteht deshalb kein Zweifel daran, dass es sich für uns eignet. Euer Heiland lehrte euch beten: „Dein Reich komme.“ Im Text finden wir es dem Vielgeliebten vorgeschrieben, und darum ist es gewiss ein geeignetes Gebet für uns. Es ist eine hohe Ehre für uns, dass uns gestattet wird, solche Bitte auszusprechen. Dass ich für mich selbst beten darf, ist Barmherzigkeit; dass ich für meine Mitmenschen beten darf, ist eine Gunst; dass ich aber für Jesum beten darf, ist eine Ehre, Meines Herrn Gebet für mich macht mich selig; aber wenn Er mich auffordert, für Ihn zu beten, so legt Er mir große Würde bei. Was wir sonst auch vergessen mögen – lasst uns in unsern privaten Fürbitten nie das Gebet auslassen, dass die Heiden kommen möchten, um Christum zu verherrlichen.

Es macht Freude, zu wissen, dass dieses Gebet durchaus wirksam ist. Es ist nicht der eitle Wunsch oder der Traum eines fieberhaften Gehirns; sondern die unendliche Weisheit Gottes regt dazu an, da Er sagt: „Bitte, so will ich Dir geben.“ Die Verbindung von Vorschrift und Verheißung ist jedem Bundessegen eigen; aber hier ist es offenbar und bestimmt ausgesprochen: „Bitte, so will ich Dir geben.“ Hinsichtlich dieser Sache ist die Verheißung Gottes eine ganz bestimmte; darum dürfen wir mit völliger Zuversicht bitten. Wir wollen uns diese klare Weisung jede Stunde unsers Lebens zunutze machen. Gemeinde Gottes, bitte um Christi willen, und Gott, der Herr, wird Ihm das Reich geben. Erbe des Himmels, bitte um des ältesten Bruders willen; denn der älteste Bruder fleht in dir, und Gott wird dich und Ihn hören und das vereinte Bitten gewähren. Mein Herz ist voll Vertrauen, wenn ich hinsichtlich dieses Gegenstandes bete; welche größere Bürgschaft können wir begehren als: „Bitte, so will ich Dir geben?“

Lasst unser Gebet weit gehen und die Welt umfassen. Betet nicht nur für unser Land, sondern auch für die Kolonien, für den Kontinent und für die entfernten Erdteile. Bittet darum, dass alle Heiden Christen werden, dass die ganze Erdkugel des Herrn werde und die Enden der Erde von seinem Lob widerhallen. Diese Erde ist von seinem Blut benetzt; die köstlichen Tropfen könnten nicht wieder aufgesammelt werden, und so bleibt diese Erde mit Blut bezeichnet – der einzige Stern, auf welchem der Sohn Gottes sein Leben ausgoss. Die Erde muss des Herrn werden; das Opfer auf Golgatha hat sie dem Sohne Gottes geheiligt. Sie muss sein werden auf ewig durch Recht des Kaufpreises und des Lösegeldes. Sie wurde auf kurze Zeit der Eitelkeit unterworfen; aber davon muss sie erlöst werden, und wenn sie am Tage der Offenbarung der Kinder Gottes geläutert und verschönt werden wird, werdet ihr sie nicht wiederkennen; denn „es erscheint ein neuer Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt.“ O, möchte dies bald geschehen! Möchte das Gebet erhört und Gott gepriesen werden! Aber es kann nur zustande kommen auf die von Ihm bestimmte Weise: durch das Bitten Christi, durch die Fürbitte der Gemeinde. Erwecke dich, Gemeinde, zum Gebet! Mache dich los von deiner unheiligen Trägheit und rufe Tag und Nacht zu Gott! Rufe laut und schone nicht, bis Er dem aufgefahrenen Herrn die Heiden zum Erbe gibt und seinen Thron über den der Könige der Erde erhöht.

3.

Drittens: Diese Herrschaft muss durch die Kraft Gottes gewonnen werden. Beachtet den Text, denn es heißt sehr ausdrücklich: „Heische von mir, so will ich Dir geben.“ In der Unterwerfung dieser Welt unter Christum wird die Kraft und Gnade Gottes deutlich sichtbar werden; jedes Herz wird wissen, dass die Unterwerfung in Erhörung des Gebets Christi und seiner Gemeinde durch die Kraft Gottes bewirkt wurde. Ich glaube, Brüder, dass zur Ausführung des göttlichen Plans viel Zeit dazu verwandt werden muss, um erst jene vielen Formen der menschlichen Kraft zu beseitigen, welche sich an Stelle des Heiligen Geistes eingeschlichen haben. Wenn ihr und ich zur Zeit des Herrn Jesu dagewesen wären und wenn alles unsern Händen anvertraut worden wäre, so würden wir zunächst durch Beweisgründe und durch Rednerkunst den Cäsar bekehrt haben; wir würden durch alle uns zur Verfügung stehenden Mittel seine Legionen bekehrt haben, und meint ihr nicht auch, dass wir mit dem Cäsar und seinen Legionen hinter uns bald die Welt christianisiert hätten? Jawohl; aber dies ist überhaupt nicht Gottes Weise, auch nicht die rechte und wirksame Weise, ein geistliches Reich aufzurichten. Bestechungen und Drohungen sind gleich unerlaubt, Beredsamkeit und fleischliche Beweisführungen sind unstatthaft; zu diesem Feldzug ist die Kraft der göttlichen Liebe die einzige Waffe. Schon lange vorher schrieb der Prophet: „Nicht durch Heer oder Macht, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr.“ Tatsache ist, dass solche Bekehrungen, wie sie durch physische Kräfte oder durch geistige Einwirkung, oder durch das Blendwerk von Rang und Pomp herbeigeführt werden, überhaupt keine Bekehrungen sind. Christi Reich ist nicht von dieser Welt, sonst würden seine Diener darob kämpfen; es beruht auf einer geistlichen Grundlage und muss durch geistliche Mittel gefördert werden. Doch Christi Knechte sanken allmählich zu der Idee herab, dass sein Reich von dieser Welt sei und durch menschliche Kraft aufrecht erhalten werden könne. Ein römischer Kaiser, der vorgab, bekehrt zu sein, wandte eine besondere Staatskunst an, um seinen Thron zu befestigen; da wurde das Christentum die vom Staat beschützte Religion und es schien, als ob die Welt christianisiert war, während in Wirklichkeit die Kirche heidnisiert wurde.

Daraus entsprang die Missgestalt einer Staatskirche, eine schlecht zusammenpassende Verschmelzung voll unsagbarer Übel. Dieses unvereinbare Etwas ist halb menschlich, halb göttlich; als Theorie bezaubernd, als eine Tatsache trügerisch; es verheißt, die Wahrheit zu fördern und ist an und für sich eine Verneinung derselben. Unter den Einflüssen dieser Verbindung bildete sich das System einer Religion heraus, welche mehr als alle falschen Religionen und selbst mehr, als der Atheismus das größte Hindernis des wahren Evangeliums Jesu Christi ist. Unter ihrem Einfluss verbreiteten sich dunkle Zeiten über die Welt; den Menschen war das eigne Denken nicht erlaubt; eine Bibel war kaum noch zu finden und ein Prediger des Evangeliums, wenn er sich noch fand, wurde getötet. Das war das Resultat der menschlichen Kraft, die in der einen Hand das Schwert, in der andern das Evangelium hielt und deren Stolz kirchlicher Macht sich zu einer dreifachen Krone, zu einer Inquisition und zu einem unfehlbaren Papst entwickelte. Dieser Parasit, dieser Krebs, dieser Alp der Kirche wird durch Gottes Gnade beseitigt werden und durch seine Vorsehung wird es seiner Zeit geschehen. Die Könige der Erde werden dieses unreinen Systems müde werden und es zerstören. Lest Off. 17,16 und seht, wie schrecklich sein Ende sein wird. Der Tod des Systems wird von denen kommen, welche ihm das Leben gaben; die Mächte der Erde schufen das System, und sie werden es seiner Zeit wieder zerstören.

Oft begegnen wir der Idee, dass die Welt durch die Ausbreitung der Zivilisation zu Christo bekehrt werden muss. Nun, die Zivilisation folgt stets dem Evangelium und ist in einem großen Maß das Produkt desselben; aber viele Leute spannen den Wagen vor das Pferd und machen die Zivilisation zur ersten Ursache. Nach ihrer Meinung müssen die Geschäfte die Nationen wiedergebären, die Künste sie veredeln und die Bildung sie reinigen. Es werden Friedensgesellschaften gebildet, gegen die ich kein Wort zu sagen habe; dennoch glaube ich, dass die einzige wirksame Friedensgesellschaft die Gemeinde Gottes und die beste Friedenslehre die Liebe Gottes in Christo Jesu ist. Die Gnade Gottes ist die große Macht, welche die Welt aus den Tiefen ihres Verderbens emporhebt und ihr Glückseligkeit und Heiligkeit bringt. Christi Kreuz ist der Pharos dieses stürmischen Meeres, das gleich dem Eddystoner Leuchtturm seine Strahlen durch die Mitternacht der Unwissenheit hindurch über die tobenden Gewässer der menschlichen Sünde dahinwirft, um Menschen vor Felsen und vor Schiffbruch zu bewahren und sie in den Hafen des Friedens einzuführen.

Erzählt es unter den Heiden, dass Christus vom Kreuz aus herrscht, und indem ihr es erzählt, glaubt, dass die Kraft, welche die Völker veranlasst zu glauben, die Kraft Gottes, des Vaters ist, und dass die Kraft, sie vor Christo zu beugen, in Gott dem Heiligen Geist liegt. Seligmachende Kräfte liegen nicht in der Gelehrsamkeit, noch in der Klugheit, noch in der Beredsamkeit, noch in irgendetwas anderem als in dem rechten Arm Gottes, welcher unter den Heiden erhöht werden soll; denn, Er hat geschworen, dass alles Fleisch das Heil Gottes sehen soll. Die Kraft des Allmächtigen wird seine Gnadenabsichten ausführen und was uns betrifft, so wollen wir einfach Gebet und Glauben üben. „Bitte von mir, und ich will Dir geben.“ O, dass wir die Maschinerie des Gebets beständig in Gang halten möchten. Betet, betet, betet, und Gott wird überschwänglich und übernatürlich und über Bitten und Verstehen geben, geben und geben. Er muss in dem überwindenden Werk des Herrn Jesu alles tun. Wir können kein einziges Kind bekehren und auch den hoffnungsvollsten Jüngling nicht zum Frieden führen; alles muss durch den Geist Gottes geschehen, und wenn jemals an einem Tage Nationen geboren werden und Scharen demütig zu Jesu Füßen kommen sollen, dann ist es Deine Sache, Du ewiger Geist, es herbeizuführen. Gott muss die Herrschaft geben, sonst werden die Rebellen nie unterworfen.

4.

So wirkt die Kraft Gottes, um das Reich Christi herbeizuführen, und dies schließt in sich die Zerstörung aller Verbindungen und Verschwörungen, welche jetzt existieren oder jemals existieren werden, um das Reich des Erlösers zu verhindern. Unser Text gebraucht ein sehr sinnreiches Bild. „Du sollst sie mit einem eisernen Zepter zerschlagen.“ Er zerschlägt nicht die untertänigen Nationen noch die ererbten Heiden, sondern die Könige im Lande, die sich auflehnen und miteinander wider den Herrn und seinen Gesalbten ratschlagen. Wider diese erhebt Er sein eisernes Zepter strenger Gerechtigkeit und unwiderstehlicher Kraft. Über sein eigenes Erbe schwingt Er das silberne Zepter der Liebe; über sein Eigentum herrscht Er in seiner Gnade und Sanftmut; mit seinen Widersachern aber handelt Er mit Strenge und tut ihnen seine Macht kund. Wie werden sie gegen Ihn bestehen? Sie haben ihre Verschwörung mit großer Sorgfalt und Geschicklichkeit angezettelt; wie wenn Menschen den Ton für den Töpfer zubereiten, so haben sie alles vorbereitet; sie haben ihre Pläne auf die Scheibe gebracht, und dieselbe dreht sich in ihren Gedanken, und mit großer Geschicklichkeit haben sie alles geformt. Siehe, die Gefäße stehen vollendet da und sind schön anzusehen. Aber auch im besten Fall sind sie nichts anders als Töpfe. Sie mögen von reinstem Ton und von so vorzüglicher Arbeit sein, dass sie jeden Menschen von Geschmack entzücken; aber sie sind doch nichts anders geworden, als irdene Töpfe, und wehe ihnen, wenn das eiserne Zepter darauf fällt.

Wehe allen menschlichen Gesellschaften und Bruderschaften, die sich gebildet haben, dem Herrn zu widerstehen. Beachte den Kampf und sein Ende! Er ist kurz genug. Ein Schlag! Wo ist die Hoffnung des Widersachers des Herrn? Dahin, gänzlich dahin; es bleiben nur wenige Topfscherben übrig. O, ein solcher Schlag auf die Abtrünnigkeit Roms, auf den Betrug Mohammeds! Ein weiterer Schlag auf den Buddhismus, auf den Aberglauben des Brahmanismus und auf alle Götter der Heiden! Wehe an jenem Tage den Göttern des Landes Sinim; ein einziger Schlag zerstiebt die Topfscherben. Warum sollten wir denn fürchten, wenngleich sie planen und ratschlagen, wenngleich der Papst seine Bullen schleudert und der Sultan befiehlt, dass jeder zum Christentum Bekehrte getötet werde, wenngleich die Spötter das Christentum verhöhnen und sagen, dass es sich nicht mehr wie sonst ausbreite? Eine baldige Antwort wird sie verwirren, und wenn sie nicht bald kommt, so ist der Schlag doch sicher. Unser König wartet noch eine Weile. Er hat Zeit; seine Kraft bewegt sich in aller Ruhe, und wenn Er sein eisernes Zepter erst einmal ernstlich in die Hand nimmt, bedarf Er nicht vieler Tage, sich seiner Widersacher zu erledigen.

Wenn ihr sehen wollt, wie es geschehen wird, so lest Daniel 2,31: „Du König sahst, und siehe, ein sehr großes und hohes Bild stand vor Dir, das war schrecklich anzusehen. Desselben Bildes Haupt war von feinem Golde, seine Brust und Arme waren von Silber, sein Bauch und Lenden waren von Erz; seine Schenkel waren Eisen; seine Füße waren einesteils Eisen und einesteils Ton.“ Es war ein seltsames Konglomerat; alle Metallreiche zu einem Bilde vereint dargestellt, welches Bild die verkörperte Idee der monarchischen Macht ist. Der Prophet fährt fort: „Solches sahst du, bis dass ein Stein herabgerissen ward ohne Hände; der schlug das Bild an seine Füße, die Eisen und Ton waren, und zermalmte sie. Da wurden miteinander zermalmt das Eisen, Ton, Erz, Silber und Gold, und wurden wie Spreu auf der Sommertenne, und der Wind verwehte sie, dass man sie nirgends mehr finden konnte. Der Stein aber, der das Bild schlug, ward ein großer Berg, dass er die ganze Welt füllte.“ Und so wird es sein. Das Gesicht erfüllt sich mit jedem Tage mehr. Der Stein des Evangeliums, welcher der menschlichen Kraft und Weisheit nichts verdankt, zerbricht das Bild und zerstreut alle widerstreitenden Mächte.

Kein System, keine Gesellschaft, keine Verschwörung kann bestehen, welche sich der Wahrheit und Gerechtigkeit widersetzt. Selbst ich, der ich nur von gestern bin und nichts weiß, habe Monarchen durch die Kräfte eines einzelnen Mannes vertreiben sehen. Ich habe gesehen, wie Staaten, welche für Aufrechterhaltung der Sklaverei kämpften, von denen unterworfen wurden, welche sie verachteten, während der Sklave frei geworden ist. Wer am längsten lebt, wird am meisten von dem allen sehen. Das Böse ist kurzlebig. Die Wahrheit wird sich noch über alles erheben. Der Herr sagt: „Ich will die Krone zunichte, zunichte, zunichtemachen, bis Der komme, der sie haben soll, dem will ich sie geben.“

Wehe denen, welche dem Herrn und seinem Gesalbten widerstreben; denn es wird ihnen nicht gelingen. „So lasst euch nun weisen, ihr Könige, und lasst euch züchtigen, ihr Richter auf Erden. Küsst den Sohn, dass Er nicht zürne, und ihr umkommt auf dem Wege; denn sein Zorn wird bald anbrennen. Aber wohl allen, die auf Ihn trauen.“

Amen

Quelle: Christus im Alten Testament. 60 Predigten von C.H. Spurgeon. Kassel 1901. Neu bearbeitet und herausgegeben von Thomas Karker, Bremen (2017)

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Samstag 13. November 2021 um 15:26 und abgelegt unter Predigten / Andachten.