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Wer rettet die EKD?

Mittwoch 13. Oktober 2021 von Christian Hausen


Christian Hausen

Die Klimaschutz-Aktivistin von „Fridays for Future“ Luisa Neubauer hält auf Einladung der Evangelischen Kirche eine Kanzelrede im Berliner Dom, endend mit der Aussage: „Gott wird uns nicht retten, das werden wir tun!“; richtig wäre: „ora et labora“. Gewiss: Die Funktionäre der Evangelischen Kirche in Deutschland sehen keinen Anlass, über die Rettung der EKD nachzudenken; sie wirken recht selbstzufrieden. So bekümmern sie die massenweisen Austritte nur wenig – die Gemeinden können ja zusammengefasst und Kirchengebäude verkauft werden, hingegen die Bürokratie darf ausgeweitet werden. Eine Image-Verschlechterung in Politik und Medien muss die Evangelische Kirche nicht fürchten, denn es sind ihr ja noch an die 20 Millionen „Schäflein“ verblieben.

Was soll sie irritieren, wenn ihre weitgehende Zurückhaltung in der CoronaKrise missbilligt wird? Was stört die Kirchenleitungen, wenn Mitglieder gegen die faktische Entlassung von Bischof Rentzing protestieren? Was bedrückt das Kirchenvolk, wenn sich die EKD nicht gegen den faktischen Rausschmiss von Pastor Latzel durch die Bremer Kirchenleitung wehrt? Müssen nicht Kirchenführer dagegen aktiv werden, dass so gut wie nur der „Kampf gegen rechts“ und nicht auch der der „Kampf gegen links“ geführt wird? Muss akzeptiert werden, dass der Hessische Kulturpreis mit expliziter Billigung der Kirchen an einen Muslim verliehen wird, den die zentralen Weisheiten der Bibel anekeln? Müssen die Gemeindeglieder hinnehmen, dass der christliche Glaube im Öffentlichen Rundfunk regelmäßig diskreditiert wird und die EKD zuschaut? Ist dem Kirchenvolk zuzumuten, dass sich in den Gremien überwiegend Klima-Ideologen befinden? Muss das schlichte Gemeindeglied ein Ja dazu finden, dass Vertrauen in Gottes Wort, aber auch systematisches Denken der Kirchenoberen seit Luther sichtbar abnimmt? Muss schließlich die Kirche nicht für Ordnung sorgen, wenn der Kern des Evangeliums weitestgehend aus Predigten und Synoden verschwindet? Das wirkt für die Evangelische Kirche hoffnungslos; gleichwohl darf mit Gottvertrauen die Hoffnung aufrecht erhalten bleiben.

1. Schmerzliche Kirchenaustritte

Der kirchliche Aderlass in den vergangenen Jahrzehnten kann durchaus bekümmern. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren mehr als 90 % der Deutschen Mitglieder in den großen Kirchen, heute sind es unter 50 %.  Es werden noch genügend Kirchensteuern eingenommen, um das kirchliche Gesamtgefüge samt Wasserkopf zu finanzieren; den Gemeinden werden als Ausgleich Pastorenstellen gestrichen. Hingegen sollen die Verwaltungsstellen mit teilweise überflüssig erscheinenden Aufgaben sichtbar zunehmen; etwa Organisationen, die sich für Schiffe im Mittelmeer einsetzen oder die Gender-Ideologie verbreiten. Gerade diese hat in den Kirchen inzwischen den Rang des Evangeliums eingenommen; der bekennende Atheist Sarazin hat ein Buch geschrieben mit dem Titel „Über Deutschlands Zukunft und die Grenzen des Tragbaren“. Besonders leiden müssen unter dem neuen Zwangskorsett Vertreter der Geisteswissenschaften. So hat der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) scharfe Kritik an dem Genderzwang in den Universitäten geübt. Anlass ist eine Erklärung der Kasseler Hochschule, wonach Professoren die Arbeiten von Studenten schlechter bewerten können, wenn sie nicht in der sogenannten geschlechtergerechten Sprache verfasst werden. Ein besonders negatives Beispiel ist die Universität Wien (Deutsche Sprachwelt 2/2021). Begründet wird es mit der Wissenschaftsfreiheit der Hochschullehrer. Der Hamburger Liedermacher Rolf Zuckowski hat folgende Befürchtung: „Wenn Verwaltungen, Schulen und Regierungen sich diesem Druck beugen, wird man diesen Prozess nie wieder umkehren können“ (Schleswig-Holsteinische Landeszeitung 15.06.2021). Die Jungdemokraten stellten klar, dass Studenten nicht zum Gendern gezwungen werden dürfen, zumal dadurch Sprache zur politischen Umerziehung durch links-grüne Ideologen unter dem Deckmantel der Gleichstellungspolitik missbraucht werde. An anderen Hochschulen seien Studenten sogar durch Prüfungen gefallen, weil sie keine geschlechtergerechte Sprache verwendet hätten. Es ist nicht zu fassen, dass höchste Bildungsanstalten sich dazu herablassen, um letztlich die deutsche Sprache zu verhunzen. Und die Kirchen schweigen.

Deren Verantwortliche tragen erheblich dazu bei, dass ein christliches Denken in unserer Gesellschaft nach und nach verschwindet. So wurde gerade wieder eine Gelegenheit versäumt, nämlich während der Corona-Pandemie für die weitestgehende Öffnung der Kirchen zu sorgen. Nicht einmal die Nazis hatten die Gottesdienste verboten. Es gibt doch eine Fülle von Gebäuden mit überdurchschnittlicher Raumgröße, in denen von März 2020 die Gottesdienste hätten aufrechterhalten bleiben müssen. Die Bischöfe hätten sich in einer ganz anderen Größenordnung als geschehen für Seelsorge und Trost zugunsten der Trauernden einsetzen müssen. Selbst in evangelischen Altersheimen wurde viel zu spät etwas getan, um Familienbesuche zu ermöglichen. Die Bibel ist voller kluger Gedanken, welche bekümmerten Menschen Ermutigung zukommen lassen und das Familienleben fördern können. Zweifellos ist dies hin und wieder geschehen; in manchen Kirchengemeinden wurden auch neue Ideen realisiert, um die Gemeindeglieder nicht allein zu lassen und ihnen das Evangelium zu bringen. Aber die Kirche hätte viel mehr bieten müssen, um mit christlichem Gedankengut zur Lösung der Coronakrise beizutragen; dazu gehört die Pflicht, in Bezug auf potenzielle Grundrechtsverletzungen zu differenzieren. Ja, es breiten sich Sorgen aus, dass die Coronakrise sich durchaus als „Sargnagel der Demokratie“ (Schubert) erweisen könnte. Politiker können versucht sein, moderne digitale Überwachungssysteme und Ausnahmezustände zu „normalisieren“ (vgl. Julian Nida-Rümelin). Man kann sich aber letztlich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die zuständigen Kirchenverantwortlichen „des Evangeliums schämen“, weil ihnen einerseits der Kern der biblischen Botschaft peinlich ist und anderseits sie die biblischen Weisheiten durch Studium und Praxis derart in ihrer umfassenden Bedeutung reduziert haben, dass nur noch „Krümel“ davon übrig sind.

Aber auch die Mindereinnahmen lassen sich verschmerzen, eine Reduzierung der Gehälter von Theologen und anderen Mitarbeitern steht derzeit nicht zur Diskussion. Beeinträchtigt werden sollen am ehesten die Gemeinden, etwa durch Reduktion der Theologen. Den Managern ist bewusst, dass Proteste gegen Kirchen-Zusammenlegungen ins Leere laufen. Dass ein kirchentreuer Christ trauert, wenn seine Kirche verkauft wird, wird zur Kenntnis genommen, aber diese Art Sparpläne bleibt aufrechterhalten. In Kirchenkreisen wird auch selten konstruktiv darüber diskutiert, auf welche Weise man für den Bestand oder gar den Eintritt werben könnte. In den vergangenen 40 Jahren gab es gerade eine einzige Synode, in welcher der Missionsauftrag zentrales Thema war. Deren konkrete Früchte sind überschaubar. Und das wird weiter so gehandhabt, obgleich ja bereits seit langem der Rückgang des Gottesdienstbesuchs deutlich ist. Gebildete Menschen wissen, was das Christentum in Europa bedeutet, nämlich die maßgebliche Grundlage für unsere vorzügliche Kultur. Natürlich steht schon in den Geschichtsbüchern der Schüler, dass für unseren Fortschritt die Aufklärung entscheidend gewesen sei. Insoweit lohnt es sich, mit dem Literaturnobelpreisträger und ehemaligen KZ-Häftling Imre Kertész zu konstatieren: „Auschwitz und Humanismus sind auf die Aufklärung zurückzuführen“ (so im SWR). Die Philosophen der Aufklärung werden sichtbar überbewertet; gewiss haben sie Einiges an Positivem geboten wie etwa die Abschaffung des verängstigenden Teufelsglaubens, aber die Leistungen der Protagonisten sind eher bescheiden. Die damaligen Weisheiten sind nicht fundamental neu (einschließlich Kants Kategorischen Imperativs) und letztlich auf biblisches Gedankengut zurückzuführen. Das gilt vor allem für die Einordnung des Christentums, das ja für viele „Aufgeklärte“ durch die Vernunft beendet worden sei. Das ist ein fataler Fehler, den wir heute noch spüren. Es gibt kaum eine geistig fortschrittliche Leistung, die nicht mehr oder weniger auf das Christentum zurückzuführen ist.

2. Zunehmende Defizite

Die Kirche hat viele Millionen Mitglieder und erhält auch heute noch immer wieder Zeichen der Anerkennung und Achtung – so am 9. Mai 2021 in der ZDF-Sendung „Precht“, in welcher die Gesprächspartner die Bedeutung der Kirche für die heutige Moral verbal akzeptiert hatten. So fragt die Politik auch die Kirchen, wie sie zu potenziellen Gesetzesvorgaben stehen. Allerdings hält heute nur jeder sechste Deutsche die Kirche für eine wichtige moralische Instanz (INSA-CONSULERE, Erfurt). Es lässt sich seitens der Kirchenführer auch verkraften, dass deren gesellschaftlicher Einfluss zunehmend verschwindet; allzu schnell wird als „Lösung“ eine Anpassung an den Zeitgeist realisiert. So schmerzt es nicht mehr, dass kirchliches Gedankengut als überholt erscheint und die Weisheiten der Bibel, die einige Jahrtausende das kulturelle Leben bestimmt hatten, durch vermeintlich wissenschaftliche Erkenntnisse abgelöst worden seien. Es ist zu differenzieren zwischen Wissenschaft und Weisheit: Bei Weisheit wird von Lebenswissen oder von einem tiefen Verstehen – auch von Werten – gesprochen, bei Wissenschaft spielt Lebenserfahrung keine große Rolle. Die Auffassung, Wissenschaft allein könne Religion ersetzen, wird z. B. von Anhängern Brunos verbreitet. Besonders deutlich wird dies bei einem anderen Bereich der Wissenschaft, nämlich der historischen.

Alles andere als wissenschaftlich ist: Sich für Deutschland verantwortlich fühlende Personen weiden sich am „Schuldkult“. Es fehlen weitgehend die abwägende Auseinandersetzung und das Differenzierungsvermögen. Dabei geht es vor allem um die „Alleinschuld“ am Zweiten Weltkrieg (ohne den geistig anspruchslosen Versailler Vertrag zu desavouieren). Der zentrale biblische Gedanke der Vergebung wird verdrängt und damit auch die Konsequenz: Es soll die Erinnerung an die Gräueltaten der Deutschen weiter bestehen, andererseits aber die dauernde Betonung der alleinigen Schuld eliminiert werden. Zu empfehlen ist, den einseitigen Behauptungen von Außenminister Heiko Maas und dem Direktor des Instituts für Zeitgeschichte Andreas Wirsching zu widersprechen, soweit es bei ihnen heißt: „Allein Deutschland trägt die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust. Wer daran Zweifel hat und andere Völker in eine Täter-Rolle drängt, der fügt den Opfern Unrecht zu.“ Hierdurch wird die Problematik verdreht, nämlich von der Alleinschuld zu Fremdschuld anstatt zu gemeinsamer Schuld; das göttliche Angebot der Vergebung von Schuld wird vollkommen ausgeklammert. Unabhängig davon stellt die Einseitigkeit einen erheblichen Eingriff in die Freiheit des Geistes, letztlich von Art. 2 Grundgesetz, dar.

Der Alleinschuld-Gedanke soll dem deutschen Volk auch das Recht nehmen, mit Freude an die nationale Einheit 1871 zu denken. Auch wenn die deutsche Geschichte sehr viel länger zurückreicht, speist sich aus dem Akt der damaligen Reichsgründung bis heute unsere staatliche Souveränität und Identität. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier allerdings verwarf anlässlich des Festakts zum Tag der Deutschen Einheit 2020 diese Denkweise: „Die nationale Einheit 1871 wurde erzwungen mit Eisen im Blut, nach Kriegen mit unseren Nachbarn, gestützt auf preußische Dominanz, auf Militarismus und Nationalismus.“ Das wirkt einseitig, letztlich ungebildet, weil ein Bundespräsident wissen muss, dass viele deutsche Staatsbürger – durchaus weise – das Jahr 1871 als Beginn der Einheit ansehen; das verdient zumindest Respekt. Es ist eines Staatsoberhaupts nicht würdig, zumal das für ihn maßgebliche Grundgesetz dies an Fanatismus grenzende Gerede nicht teilt. Man erinnere sich an den großen Verfassungsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde, der festhält: „Es gibt keine stabile kulturelle Orientierung ohne historische Erinnerung. Die Erinnerung stützt die Werte und stabilisiert dabei die Normen“ (so Prof. Egon Flaig, Tele-Akademie 05.05.2021). Zu gelten hat mit dem Verfassungsrechtler Ulrich Vosgerau der im Völkerrecht geltende Grundsatz der Staatenkontinuität, nach welchem die heutige Bundesrepublik nicht nur die Rechtsnachfolgerin des Deutschen Reichs, sondern mit diesem als dem einheitlichen Nationalstaat identisch ist. Immerhin erscheint das Deutsche Reich in sozialpolitischer Hinsicht als das damals modernste Land der Welt, so dass Briten und Franzosen gar neidisch geworden waren. In diesen Kontext passt die Sorge manch deutscher Bürger, dass im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise Deutschland vollständig internationalisiert und jegliches Nationalbewusstsein ausgelöscht werden soll. Wenn Habeck bekennt, dass ihn das Vaterland „ankotzt“, und Merkel nicht von den „Deutschen“ redet, sondern von „denen, die schon länger hier leben“, dann zeigt das um ein gespaltenes Verhältnis zur Heimat. Man halte sich vor Augen: das Völkerrecht gebietet keine Selbstauflösung! Das erinnert an Martin Luther, der bekennt, er wolle „für mein liebes Deutschland beten“ (Weimarer Ausgabe 30 II, 584). Der EKD fällt nichts Originäres zu diesen Problematiken ein; sie sollte zumindest eine gewisse Dankbarkeit Gott gegenüber für die positiven Seiten des Nationalstaats aufbringen.

3. Merkwürdige Vielfalt

Nur angedeutet werden weitere Bemühungen der Evangelisch Kirche in Deutschland. So geht es um die „Bibel in gerechter Sprache“; die aufwändige Neu-„Übersetzung“ soll den Geschlechtern und dem christlich-jüdischen Dialog gerechter werden. Es handelt sich um einen Versuch, fremdreligiöse Ideen mit Mode-Ideologien zu vernetzen. Der Lübecker Altbischof Ulrich Wilckens nennt in einem Gutachten die Übersetzung „bekenntniswidrig“. Nur nebenbei: Der Teufel bleibt männlich, aber zur Weihnachtsgeschichte heißt es: „Es waren Hirtinnen auf dem Felde“. Das ist anachronistisch. Was auffällt: Es ist nicht zu einem Aufstand der Männer gekommen, es fehlt ihre Gegenwehr. Zumindest wären diese unnötigen Sexualisierungen und abenteuerlichen Sprech- und Schreibvorschriften engagiert zu kritisieren. Dem Feminismus wurde in der EKD die Tür weit geöffnet, so dass es tatsächlich zu einem mit Kirchensteuern finanzierten „Genderzentrum “ gekommen ist. Konsequenterweise wehrt sich die EKD kaum gegen die Abtreibung, unterstützt nicht den verbesserten Lebensschutz Ungeborener in Polen, wirbt auch nicht für den kritischen US-Film „Unplanned“. Umgekehrt hat die Diakonie Bayern mit dem Faltblatt „Schwanger – und jetzt?“ faktisch für den Schwangerschaftsabbruch geworben.

Natürlich fühlte sich die EKD auch nicht bemüßigt, zum „Loveparade-Unglück“ 2010 zu fragen, ob es für junge Menschen vielleicht auch opportun gewesen wäre, auf die Teilnahme unter Berücksichtigung unserer Kultur und unseres Eheverständnisses zu verzichten (abgesehen von den Müllmassen, die regelmäßig zurückbleiben). Im Sinne einer Kritik an den modischen Ideologien ist den Kirchenführern nichts Wegweisendes eingefallen, etwa an der modischen antichristlichen Ideenwelt wie „Cancel-Culture“, „Woke capitalisme“ oder „Black Lives Matter“ bis „Great Reset“. Die Ursprungsideen sind durchaus akzeptabel, nur haben sie sich leider zum Negativen entwickelt. Was den Streit um die Sterbehilfe betrifft, so gibt es tatsächlich evangelische Theologen, die sich für den assistierten professionellen Suizid aussprechen, selbst Bischöfe wie Ralf Meister und Nikolaus Schneider. Dabei genügt doch eine deutlich formulierte Patientenverfügung. Erschütternd ist, dass der Politiker Volker Beck – nicht gerade ein engagierter Vertreter des Christentums – an die Öffentlichkeit treten musste, um den Berliner Jerusalemsverein (gehörig zur Berliner Evangelischen Kirche) scharf wegen antisemitischer Aktionen zu kritisieren; die EKD schritt nicht ein, ebensowenig wie gegen die antisemitische und israel-feindliche Boykottbewegung BDS.

Keine Zivilcourage zeigt die Evangelische Kirche, soweit es die Homo-Ehe betrifft: Anstatt die vom Staat geförderte Änderung von Art. 6 Grundgesetz, der die klassische Ehe und Familie eindeutig privilegiert, zu kritisieren, führte die EKD selbst – entgegen den biblischen Bestimmungen (zum Beispiel 3. Mose 18,22 und Römer 1, 27) – die Homo-Trauung, zumindest die Homo-Segnung ein. In kaum einem anderen Bereich hat sich die EKD dem Zeitgeist unterworfen wie bei der Homosexualität; das beweist die monatelange Amtsenthebung des Bremer Pastors Latzel, der durchaus Deftiges gegenüber Homosexuellen, die seine Kirche beschmutzt hatten, geäußert hat. Unfassbar sind auch die Vorwürfe gegenüber Pfarrer Marcus Piehl, der die Auseinandersetzung über Geschlechtervielfalt als Angriff auf Gottes Ordnung kritisiert hatte und daraufhin von kirchenleitenden Personen der Homophobie bezichtigt, praktisch für vogelfrei erklärt wurde. Dabei hat er nur auf die göttliche und biblische Ordnung hingewiesen, dass die traditionelle Familie aus Mutter, Vater und Kind besteht. Es sieht geradezu nach einer Vergottung der Homosexualität aus, deren Jünger mit großem Eifer diejenigen diskriminieren, die am traditionellen biblischen Familienbild festhalten. Papst Franziskus sprach von einer „ideologischen Kolonisation“ der Gesellschaft durch die LGBTQ-Minderheit und beurteilte sie als „dämonisch“.

Derartige Merkwürdigkeiten hängen natürlich auch damit zusammen, dass an die Stelle des christlichen Glaubens zu einem großen Teil das politische Denken der Grünen Partei getreten ist. Besonders deutlich wird dies in der Klimafrage. Es ist ganz und gar unfassbar, dass bibelfeindliche Vorschläge unterbreitet werden wie etwa von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg, Politiker und Bürger sollten zur Rettung des Klimas Panik schüren. Das passt überhaupt nicht zu Hunderten von Bibelstellen, deren Kernaussage ist: Fürchtet Euch nicht! Hinzu kommen neuerdings antisemitistische Verlautbarungen der teils „Angebeteten“.

In einem Impulspapier der Rheinischen Kirche wird gefordert, die Kirche solle mit anderen Religionsgemeinschaften und zivilgesellschaftlichen Akteuren gemeinsame Sache machen, etwa die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ stützen und öffentlich für den hörbaren Muezzin-Ruf eintreten als Äquivalenz für das Glockengeläut der Kirchen. Es tut weh, wenn man den Unfug in intellektueller Hinsicht sich vor Augen hält. Natürlich muss respektiert werden, dass Klimaforscher die Gesellschaft auffordern, Einschränkungen in der Lebensführung für sich und die Gesellschaft hinzunehmen, um die Schöpfung langfristig aufrecht zu erhalten. Die Warnungen sind grundsätzlich sehr ernst zu nehmen. Es ist gar nicht so schwer, die Klimafrage auf unideologische Weise zu regeln – eine Mixtur aus exakter Wissenschaft und biblischem Schöpfungsdenken; dabei stört das überhebliche Auftreten der Klimaaktivisten. Man denke etwa an die erwähnte „deutsche Greta“ Frau Neubauer, die trotz christlich-sozialisierter Jugendzeit im Gotteshaus Atheismus predigt. Selbst Greta Thunberg bezichtigt Israel, Kriegsverbrechen zu begehen und unterstützt die bezeichnete BSD-Kampagne zum Boykott israelischer Waren. In der Kirche nichts zu suchen haben aggressive Organisationen wie „Extinction Rebellion“. Sowohl die maßgeblichen Politiker als auch Gerichte wie das Bundesverfassungsgericht sollten die erforderliche Zurückhaltung üben, um jeglichen Gedanken des Ideologischen Fanatismus zu exkludieren.

4. Leichtsinnige Religionsvermischung

Das Sonderbare nimmt kein Ende. Ein aufschlussreiches Beispiel ist die Verleihung des Hessischen Kulturpreises 2009. Neben einem evangelischen und katholischen Bischof war dafür vorgesehen der deutsch-iranische und muslimische Publizist Narvid Kermani, der zuvor das christliche Kreuz als barbarisch und die Kreuzestheologie als Gotteslästerung beschrieben hatte (epd-Wochenspiegel 21/2009). Die beiden Kirchenverantwortlichen lehnten den Preis konsequent ab. Kirchenobere wie Bischof Huber und der Beauftragte für christlich-islamischen Dialog Detlef Görrig kritisierten die Unterstützung des Preises durch Kirchenpräsident Steinacker und Bischof Lehmann. Kermani war nicht bereit, in der Öffentlichkeit seine „Bildbetrachtung“ abzuschwächen. Rühmlich war das Verhalten der EKD letztlich nicht. Der damalige Ratsvorsitzende sollte eigentlich in seinem Theologiestudium den Koran mit der umfassenden Christentumsfeindlichkeit kennengelernt haben; sein Fazit ist hingegen, sich dem Islam offiziell zu nähern. Das gilt auch für den derzeitigen Führer der EKD Bischof Bedford-Strohm. So ist er in den Münchener Muslimverein eingetreten, er lässt es zu, dass in Gottesdiensten Vertreter der islamischen Religion das Gebet sprechen dürfen – wie zuletzt beim Gottesdienst zum Gedenken der mit Corona Verstorbenen. Schaut man ein wenig in die Weltlage, so lässt sich in Bezug auf islamisch geprägte Staaten kaum etwas Ermutigendes konstatieren. Mehr beeinträchtigt als die Deutschen sind derzeit unsere französischen Nachbarn; Tausende Militärs warnen vor einem Bürgerkrieg. Sie verweisen darauf, dass die Tricolore verbunden wird mit Ehre und Vaterland. Die Ehre des Landes bestehe heute darin, die Spaltung anzuprangern, denn Islamismus bewirke, dass viele Teile der Nation Werten unterworfen würden, die im Widerspruch zur französischen Verfassung stünden. Es sei ein Verfall, wenn Demonstranten Polizisten Sündenböcken machten und Hass plötzlich Vorrang vor Brüderlichkeit hätte. Oft würde ausreichen, wenn die bereits bestehenden Gesetze angewendet würden.

Völlig abwegig erscheint den Kirchenführen ein Denken, dass Muslime einer besonderen, ja einer kraftvollen Religion angehörten, die auffällig intolerant und aggressiv sei. Das spüren deutsche Polizisten, ganz besonders wenn sie gegen Clans vorgehen. Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Mai 2021 beweist die Bedrohung, da nunmehr Bürger Israels einander bekämpfen, nämlich muslimische und jüdische. Für die Flüchtlingspolitik in Deutschland ist das alles andere als eine Ermutigung. Wir müssen letztlich bekennen, dass wir dieser völlig alternativen Religion und Kultur mit unseren freundlichen Ideen der Nächstenliebe überhaupt nicht gewachsen sind. Von wenigen missionarischen Erfolgen abgesehen sind es die Muslime, die die Welt nach und nach erobern und letztlich auch das Denken auf der Erde bestimmen – wenn man etwa an die Resolutionen der UNO denkt. Die europäische Grenzschutzagentur Frontex ist völlig überfordert, um das Flüchtlingsproblem auch nur einigermaßen in den Griff zu bekommen. Die christlichen Staaten in Europa und Amerika haben so gut wie nichts zu bieten, um dem einsamen christlichen Staat Armenien beizustehen – man lässt die Türken über ihr Schicksal in Bergkarabach bestimmen. Die Morde in Nigeria erreichen nicht die Weltpresse. Es interessiert nicht einmal die Behörden, wenn Flüchtlinge unter dem Muezzinruf leiden wie in Herford; ein Schutz für die Bevölkerung erscheint als überflüssig. Die EKD scheut sich gar, antisemitische Parolen und das Verbrennen von Israel-Flaggen zu brandmarken. Es sind Emissions-Reduktionsziele zu setzen, weltweites Handeln ist erforderlich. Dazu könnte die EKD mit Wissen und Verstand aufmerksam machen.

Wir sind in Deutschland so weit heruntergekommen, dass Kritik am Islam als Rassismus gedeutet wird. Immer mehr Bürger können es nicht ertragen, sofort als Rassist bezeichnet zu werden, wenn sie auch nur andeuten, gewisse Probleme mit muslimischen Einwanderern zu haben. Es besteht die Intention, den Begriff „Rasse“ aus dem Grundgesetz zu streichen und sich auf die Ablehnung des „Rassismus“ zu beschränken. Die Vorstellung, dadurch werde der Rassismus ausgemerzt, ist naiv. Nicht wenige Bürger machen sich Sorgen darüber, dass gewisse Gruppen die Errichtung eines islamischen Staats auf deutschem Boden intendieren und mit den Vorbereitungen begonnen haben. Ein Vorbild insoweit ist der Philosoph Jürgen Habermas, der verzichtet hat auf ein mit 225.000 Euro dotierten Buchpreis aus den Vereinigten Arabischen Emiraten – eine mutige Zeichensetzung. Es ist wichtig, dass es in Deutschland noch Menschen gibt, die sich nicht scheuen, islamische Ideen in Frage zu stellen. So konnte es bereits passieren, dass in Dresden ein Islamist zwei Männer niederstach, obwohl er vom Geheimdienst überwacht worden war. Noch schlimmer als in Deutschland sieht es in Nachbarländern wie Frankreich und den Niederlanden aus. Es gibt auch so gut wie keine Institution in Deutschland – erst recht nicht die Evangelische Kirche –, die in diesem Sinne wenigstens Andeutungen von Warnungen ausspricht. Die EKD schafft es auch nicht, den muslimischen Antisemitismus anzuprangern, es ist für sie offenbar ein zu heißes Thema, worauf die Islam-Expertin Professor Susanne Schröter verweist. Mit persönlichen Gefährdungen müssten die Kirchenverantwortlichen insoweit nicht zwingend rechnen. Man wird geradezu ermutigt, im Sinne der Philosophin Hannah Arendt von der „Banalität des Bösen“ zu sprechen, zumindest darüber nachzudenken. Sie meint damit das Allzumenschliche, gerade die persönliche Sorge im Hinblick auf die gesellschaftliche Akzeptanz und den persönlichen Einfluss. Intelligente Mahner wie der französische Schriftsteller Houellebecq werden gern überhört oder, was Kritikern als bequemer erscheint, als Rassist hingestellt. Man spürt, wie Denkweise und Schwankungen der vermeintlichen muslimischen Opfer in den Sprachgebrauch übernommen werden. Erfreulicherweise gibt es tapfere Muslime, die sich mit dieser Unterwerfung unter den Islam nicht abfinden können. Man denke an so manche islamische Psychologen und Politologen, welche sich in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht vom Koran sichtbar gelöst haben, wie z. B. der Psychologe Ahmad Mansour.

5. Befremdlicher Ideenreichtum

Als „Avantgarde Gottes“ hatte der EKD-Vorsitzende Heinrich Bedford-Strom die Evangelische Kirche zur Eröffnung der Novembersynode 2020 bezeichnet. Zu merken ist davon allerdings nichts. Denkt man an die fast unterwürfige unkritische Übernahme der von der Politik angeordneten Gottesdienst-Verzichtsleistungen, so erscheint die Kirche als rückständig. So ließ sie sich sagen, dass sie nicht systemrelevant und damit verzichtbar sei. Man kann fast von einem Funktionärsdenken sprechen, die Kirchgänger werden als dumme Schafe behandelt. Diese deutsche Moralinstanz will offenbar auf ihren Führungsanspruch verzichten. Der Ratsvorsitzende unterwarf sich schnell der Politik und den Medien, soweit es die Beschränkungen im Hinblick auf die Pandemie betrifft. Es fehlte an dem notwendigen Engagement für die Aufrechterhaltung der Gottesdienste; selbst Atheisten betrachten die Kirchen immerhin noch als moralische Instanzen, diese selbst nehmen immer mehr Abstand von diesem Ehrentitel. So begeben sich Kirchenführer optimistisch in muslimische Vereine, kaufen Schlepperboote für das Mittelmeer, um mit ihren Rettungsfahrten als Gutmenschen zu agieren. Es bestehen keine Hemmungen, eines der Fahrzeuge mit Symbolen einer gewaltbereiten Organisation zu schmücken. An dem – vor allem aus kirchlichen Spenden finanzierten – Rettungsschiff „Sea-Watch 4“ befindet sich eine Flagge der „Antifaschistischen Aktion“ (Antifa). Im Hinblick auf die Gewaltbereitschaft wird man diese Organisation als kommunistisch einstufen können, was auch durch das linksliberale öffentliche Fernsehen erfolgt. Dazu fügt sich, dass die evangelische Kirche in Hamburg-Lurup am 17.03.2021 einen Themengottesdienst zum 150sten Geburtstag der Mitbegründerin der Kommunistischen Partei Deutschlands Rosa Luxemburg gefeiert hat. Zum Rettungsunternehmen des Schiffs passt noch: Die weit aufwändigere Versorgung und Integration der Geretteten wird dann aber der Politik überlassen – ist das christlich? Hingegen besteht kaum Interesse, sich für verfolgte Christen weltweit einzusetzen, die unter der Herrschaft von Muslimen – die den weitaus größten Teil der Geretteten ausmachen – leiden.

Inzwischen sind Gottesdienste mit Auflagen wieder zugelassen, jedoch mit einem weitgehenden Singverbot belegt. Dabei sagen Wissenschaftler, dass ein Singen mit größerem Abstand keine zusätzliche Gefahr birgt, mit Gesichtsmaske allemal. Prinzipiell ist der Gottesdienst für Christen nicht verhandelbar, gerade was das Heilige Abendmahl betrifft; der auferstandene Christus ist gegenwärtig in den Gaben von Brot und Wein, er schenkt den Gläubigen in der Kommunion Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit. Glaubensgemeinschaft über Funk und Fernsehen ist schwer praktizierbar, den Mediengottesdiensten fehlt die Leiblichkeit. In formaler Hinsicht verlieren Altar, Orgel und Kanzel an Gewicht; Beamer, Keyboard und Laptop sollen Zeitnähe bringen. Darum geht es aber nicht, sondern Gott in Wort und Sakrament in seiner Gemeinde wirken zu lassen. Insoweit bestehen zunehmend Vorbehalte; die Kirchenverantwortlichen müssen sich aus anderen Lebensbereichen etwas sagen lassen, etwa von Sportlern. Der sechsfache Sieger mit Bayern München in der Saison 2019/2020 David Alaba hatte den Mut zu einem Aufkleber in großen Lettern mit dem Inhalt: „Meine Kraft liegt in Jesus“. Ferner lieben die Engländer den deutschen Trainer Jürgen Klopp, der in kurzer Zeit den FC Liverpool zum Fußballmeister in England geführt und überdies noch die Champions League gewonnen hat. So kann man von prominenten Christen lernen, um die Kirche zu erneuern. Dazu gehören ein offenes Ohr und Herz, Freude am Denken, auch das Hervorkehren von bedeutenden Christen in der Geschichte. Man denke etwa an Dostojewski, dessen 200. Todestag wir im Jahr 2021 begehen.

Eine mutige Frau ist eifrig dabei, den Zeitgeist zu kritisieren: Cora Stephan. In ihrem Buch „Lob des Normalen. Vom Glück des Bewährten“ wehrt sie sich gegen diverse von der EKD befürwortete Änderungen in Politik und Gesellschaft. So spricht sie davon, dass die Ehe Konjunktur habe, man erkenne den Fürsorgeaspekt. Sie konstatiert ferner, dass die Normalen Deutschland nicht als „Siedlungsgebiet für alle möglichen Identitäten und Parallelgesellschaften, sondern als Ort von Menschen mit einer weitgehend gemeinsamen Vergangenheit, Kultur und Sprache“ betrachteten. Mit Alain Finkielkraut spottet sie über den „Kommunismus des 21sten Jahrhunderts“, wenn man sich das Gerede über den Antirassismus vor Augen hält. Unverständlich ist der Autorin eine Integrations-Staatsministerin, die behauptet, unser Zusammenleben müsse „täglich neu ausgehandelt werden“. Letztlich ist damit Gesetzlosigkeit gemeint. Cora Stephan hat auch Sinn für Humor, wenn sie fragt: „Wofür ist es wichtig, dass Frauen und Männer gleichermaßen in Parlamenten vertreten sind, wenn doch angeblich zwischen Männern und Frauen kein Unterschied besteht? Wieso machen weibliche Neigungen die Welt zu einem besseren Ort, wenn das Geschlecht lediglich ein Konstrukt ist?“ Sie kritisiert stark, dass es heute keinen Unterschied zwischen Chancen- und Ergebnisgleichheit gebe. Albern findet sie schließlich das Gerede von Rassismus gegenüber dem Islam, zumal diese Religion in der Tat keine Rasse darstellt. Eine solche Autorin kann Mut machen.

Ja, es geht auch um bekenntnisfreudige Christen innerhalb der EKD. Diese sterben aus, so dass es fast nur noch Funktionäre in Spitzenämtern der EKD gibt. Ein Opfer ist der ehemalige sächsische Bischof Rentzing, dem mit Vehemenz vermeintliche Sünden aus der Studienzeit vorgeworfen wurden, so dass er um des Friedens willen von seinem Amt zurücktrat; es ist nicht bekannt, dass Vertreter der Kirche sich für sein Verbleiben im Amt eingesetzt hätten. Wer zu einer brutalen Äußerung bereit ist, muss konstatieren: Der letzte tiefgläubige Bischof musste sein Amt wegen lächerlicher Lappalien aufgeben. Zur Klarstellung: es geht nicht darum, den kirchlich Verantwortlichen den Glauben abzusprechen, aber denkt man an all die Abtreibungsbefürworter, die Homofreunde oder die Massen von historisch-kritischen Theologen, so bestehen zumindest nicht unerhebliche

Glaubenslücken. Vorbilder für die Gemeinden sowie für die Öffentlichkeit sind sie damit nicht.

6. Öffentlicher Rundfunk

Das gilt auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der bekanntermaßen zurückhaltend ist, soweit es den christlichen Glauben betrifft; er engagiert sich sehr für die muslimische Religion, der Einsatz für das Christentum beschränkt sich im Wesentlichen auf die vertragsgemäßen Gottesdienste, welche die Kirchen zu verantworten haben. Natürlich kommt Gott auch im Fernsehen vor; so bieten ARD und ZDF religiöse Sendung („Echtes Leben“ und „sonntags“) mit regelmäßig sozialen Themen, aber wenn über das weltweite Christentum gesprochen wird, dann ganz überwiegend negativ. Es nimmt nicht wunder, dass bei einer Werbeveranstaltung für jungen Nachwuchs der Sender sich über 90 % der Bewerber politisch zu den Grünen bekannten. Zweifellos gibt es unter Letzteren Christen, doch das Programm ist weitgehend atheistisch. Die „Liebe zur Schöpfung“ mag imponierend sein; die beiden Grünen-Vorsitzenden können mit dem Glauben nichts anfangen. Annelena Baerbock ist formal in die Kirche eingetreten; abstoßend ist ihr Moralismus gegenüber anderen; sie selbst musste gegenüber der Fernsehjournalistin Maischberger einräumen, dass sie neben ihrem Gehalt als Bundestagsabgeordnete zusätzlich eingenommene Gelder nicht vorschriftsgemäß dem Bundestag gemeldet hatte; Robert Habeck erachtet die Kirche für sich als überflüssig, weil sein persönlicher Glaube durch die Philosophie begründet sei. Dazu meint der angesehene Philosoph Ludwig Wittgenstein, wer nicht an Gott glaube, habe zu wenig philosophische Literatur gelesen. Die Partei entstand letztlich aus den atheistischen 68ern, denen es weitgehend um die Abschaffung der christlichen Kultur ging, speziell soweit es die traditionelle Familie betrifft. Natürlich wird nicht verkannt, dass die Vertreter der Partei die Natur hochhalten, aber Gott spielt bei ihnen keine Rolle. Die Kirche hat vieles von ihnen übernommen, was die Themen bei den Synoden offenbaren. Das gilt auch für die modischen Ideologien wie das Gendern; Kirchengremien vertreten – wie auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk – links-grünes Gedankengut. Kritik an der ökologischen Kanzlerkandidatin Baerbock erfolgt kaum, obwohl sie in ihrer Wahlwerbung auf notwendige Präzisionen verzichtet. Wie auch den Sendern ist grünes Denken der Evangelischen Kirche besonders wichtig, so die Förderung von Personen, die man heute unter „Queer“ einordnet. Es geht um einen Sammelbegriff für homosexuelle, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen. Eine andere die Grünen betreffende Thematik: Der Eindruck drängt sich auf, dass die Verantwortlichen immer ein wenig nach China schielen, auf die Weltmacht, die – gegründet auf dem Kommunismus – entscheidend von antidemokratischem Verhalten und Verboten seitens der Regierung lebt. In jedem Fall haben sie von der ehemaligen DDR die vermeintlichen Frauenrechte, nämlich die Abschaffung der Abtreibungsparagrafen, übernommen; die Frauenversammlung in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz (EKBO) befürwortet, die Paragrafen 218 und 219 a des Strafgesetzbuchs ersatzlos zu streichen. Selbst der zuständige Bischof Stäblein widersprach dem nicht.

Für die Kirchen liegt darin kein Problem, im Prinzip genießen gerade die evangelischen Führer das Treiben der Ökopartei – gleichwie ob christlichen oder nichtchristlichen Ursprungs. Sie wird dabei unverhohlen vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk unterstützt. Das wird auch deutlich in der Kirchenmusik. Immer mehr Gottesdienste verzichten, zumindest weitgehend, auf Choräle, den kirchlichen Liederschatz. Das hängt mit einer Tendenz zusammen, nämlich dem Bemühen, Musik von Vertretern einer „rassistischen, kolonialen“ Kultur zu eliminieren, die westliche Notenschrift sei ein „koloniales Repräsentationssystem“, wie Angehörige der Musik-Fakultät der Universität Oxford behaupten. So ist man offen für oft rhythmische „Liedchen“, die als „Lobpreis“ bezeichnet werden. Das gilt auch für die Fernseh-Gottesdienstgemeinde von ARD und ZDF. Inhaltlich geht es hauptsächlich um das „Wohl“, nicht um das „Heil“. Ein diesbezüglicher Höhepunkt war der Gottesdienst aus Bremen im Juni 2021 mit dem Thema „Jesus ist die Tür“. Unterschlagen wurde aus dem zentralen Vers 9 des Johannesevangeliums Kapitel 10 der zweite Teil, nämlich die Tür „zur Seligkeit“. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk schafft es natürlich nicht, die Kirchen an ihre historischen Grundlagen zu erinnern und ihr dabei behilflich zu sein, biblisches Gedankengut wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Es geht den Sendeanstalten weitgehend darum, die eigene Macht zu erhalten oder auszuweiten; insoweit üben sie sich gerade in den Nachrichtensendungen, von denen fast jede mit den neuesten Inzidenz- und Todeszahlen beginnt. Selbsterkenntnisse sind eine Seltenheit; die Krise im Hinblick auf die Gebührenerhöhung, die das Bundesland Sachsen-Anhalt abgelehnt hat, macht die Medien nicht etwa nachdenklich.

Mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben die Kirchen etwas gemein, es geht um den „Kampf gegen Rechts“. Gewiss wird von manchen Nachdenklichen korrekter der Kampf gegen „Rechtsextremismus“ artikuliert; die Ideologen beschränken sich auf das Wort „rechts“, wodurch sie zum Ausdruck bringen, dass alles Rechte letztlich extremistisch sei. Der Kampf gegen Rechtsextremismus ist allemal gerechtfertigt und wünschenswert wie auch der Kampf gegen den Linksextremismus. Der Verzicht auf das Teilwort „Extremismus“ unterstreicht den Fanatismus, das Denken der Menschheit auf einem Sektor zu manipulieren. Das Engagement zeigt deutliche ideologische Züge. Für Christen und das Rechtswesen ist eigentlich klar, dass nach Bibel und Tradition „rechts“ regelmäßig etwas Gutes war und ist; das gilt besonders für das Recht. In der Bibel wird diese Einteilung bereits deutlich durch das, was im Kontext mit Jesu Worten über das Jüngste Gericht gesagt wird; er selbst werde „auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit“ sitzen und die Menschen nach ihrem Verhalten einteilen: dabei werde er „die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken“. Zu den Rechten werde er sagen, dass sie das Reich, das für sie bereitet ist, erben sollen; dann werde er auch sagen zu denen zur Linken: „Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer! Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben“ (Matthäus 25, 31-46).

7. Geistvolles „recht“

Auch sonst ist der Begriff „rechts“ eher positiv besetzt. Das ergibt sich bereits aus dem Wort „Recht“. So ist bereits am Anfang der Bibel der positive Grundgedanke sichtbar; es heißt (1. Mose 20, 16): „…damit ist dir bei allen Recht verschafft“. Es geht in diesem Sinne weiter, etwa dass Abraham die Rechte Gottes gehalten habe (2. Mose 26, 5). So existieren mehr als 100 Verse, in denen Rechtes positiv bezeichnet wird; „rechts“ wird niemals negativ besetzt. Daraus resultieren auch Begriffe wie „rechtschaffen“ und „rechtfertigen“. Anders steht es um Links, etwa in Prediger 10,2: „Des Narren Herz ist zu seiner Linken“. Das findet die Evangelische Kirche aber als langweilig und uninteressant, es gelte politisch mitzumischen, wenn es um den „Kampf gegen Rechts“ geht. So wurde dem langjährigen Chefredakteur von IDEA (eine Art konkurrierende Wochenzeitung zum Evangelischen Pressedienst) nahegelegt, den für seine großartigen, Jahrzehnte langen Leistungen erhaltenen Löwenthal-Preis (gewiss konservativ) zurückzugeben. Die Auszeichnung berge die Gefahr, dass die Tabugrenze im Graubereich zum Rechtsextremismus weiter nach unten verschoben werde (so der Bildungsdezernent Christian Wagner). Wenn es ihr entgegenkommt, beruft sich die EKD durchaus auf ihre übergeordnete Rolle; sie mischt sich in viele Probleme der Politik ein. In der 11. Synode am 29. Oktober 2010 kam es zu folgendem Beschluss: „Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist beunruhigt, dass rechtsextremes Gedankengut, das sich vermehrt in brutalen Gewalttaten äußert, in ganz Deutschland vorzufinden ist… Wir beklagen sowohl rechtsextreme Einstellungen in unserer Kirchengemeinde als auch zunehmende antichristliche Ressentiments und Vorfälle von Seiten Rechtsextremer“. Man wird an die Synode in Barmen 1934 erinnert: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft oder ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Ãœberzeugungen überlassen“.

Nur ist eben ein politisches Urteil in einer konkreten politischen Situation nicht das Wort Gottes. Die Theologie hat streng darüber zu wachen, dass keine Vermischung christlichen Glaubens mit einem politischen Programm eintritt, wie es der renommierte Theologe Karl Barth bereits 1933 geäußert hat. Aus einer solchen Vermischung würde konsequent folgen, dass politisch Andersdenkende von denjenigen, die meinen, eine christliche Politik zu machen, als unchristlich stigmatisiert werden. Darum geht es im EKD-Beschluss. Das ist auf keinen Fall eine Auslegung des Wortes Gottes im Sinne der Heiligen Schrift. Es handelt sich um folgende Konklusion: Im Gegensatz zum Nationalsozialismus und Sozialismus habe es die Zivilgesellschaft geschafft, der Evangelischen Kirche eine neue Letztorientierung zu geben (Dr. Erik Lehnert). Gegründet werden sollen Arbeitsgemeinschaften gegen Rechtsextremismus; zur Mitwirkung wurde für die erste Informationsveranstaltung Uli Jentsch vom linksextremistischen antifaschistischen Pressearchiv in Berlin eingeladen; im Gegensatz zu rechtsextremer Gewalt sei nach Auffassung der Kirche linksextreme Gewalt in Deutschland kaum existent. Unbekannt ist den Aktivisten offensichtlich Botho Strauß‘ „Bocksgesang“, der – durchaus rechts – Mitte der 90er Jahre in einer Abhandlung auf politische Probleme aufmerksam gemacht hatte, wie es Jahrzehnte vor und Jahrzehnte nachher auf demselben hohen Niveau nie erfolgt ist. Man könnte zu Recht meinen, dass Deutschland eine neue Reformation benötige. Derzeit hat es die EKD bereits geschafft, in der Gesellschaft als nur eine von vielen ähnlicher Gruppen wahrgenommen zu werden. Beliebt erscheint das Wohlfühl-Christentum oder gar der damit verbundene Infantilismus. Eine Kirche, die sich selbst aufgibt, nur weil sie den Mächtigen oder der öffentlichen Meinung gefallen will, verliert sich am Ende selbst (Dr. Theo Lehmann). Man kann sprechen von einer Mutation, und zwar von einer Volkskirche zu einer linksgrünen NGO. Zu erinnern ist an den Schriftsteller und Philosophen Jean Paul Sartre, der behauptet hat: „Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen“. Der „Kampf gegen Rechts“ ist und bleibt ein intellektuelles Problem – sei es die Einseitigkeit oder sei es die fehlende rationale Begründung. Der „Zeit“-Kolumnist Harald Martenstein hat einen Vorschlag für die EKD: Sie müsste Nächstenliebe auch gegenüber Rechtsextremisten fordern; jeder bleibe Mit-Mensch; das müsste auch für Vertreter der von der Evangelischen Kirche verhassten AfD gelten, welche von der Kirche weit gefährlicher als die Antifa eingeordnet wird. Gefordert wird viel Kampf, aber mit falscher Richtungsangabe; es sollte ja um das biblische Anliegen gehen: „Seid männlich (heute: mutig) und seid stark!“. Die EKD kann sich auf die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft in den letzten Wochen gründen, denn der erforderliche Kampfgeist fehlte. Die deutsche „Mannschaft“ hat ihr frühzeitiges Ausscheiden aus dem europäischen Fußballwettbewerb verdient. Sie hat nicht nur unter ihren Möglichkeiten gespielt, sondern auch – nach dem damaligen Fauxpas gegenüber Erdogan – neue merkwürdige Zeichen gesetzt. Zum einen mied sie krampfhaft den Begriff „Nationalmannschaft“ – eine Dummheit im Vergleich zu den Schweizern, die bravourös mit ihrer „Nati“ den Weltmeister niedergerungen haben. Zum anderen hatte sie den traditionell jüdisch-christlichen „Regenbogen“ für kolorierte homosexuelle Werbung missbraucht. Schließlich kam es zu dem ideologiebehafteten „Kniefall“, um – generell lobenswert – gegen Rassismus und für Gerechtigkeit und Menschenwürde zu demonstrieren. Eine solche Unterwerfung unter modisches Denken verhilft offenbar dazu, sich ohne robusten Widerstand dem Fußball-Schicksal zu ergeben, und nicht wie Tschechien, Ukraine oder Ungarn den mannhaften Kampf aufzunehmen. Diese Gedanken gelten entsprechend für die EKD, wenn man an die biblische Mannhaftigkeit denkt.

8. Zentrales Evangelium

Stelle man sich vor, es gebe einen universellen Christen, der vorbildlich ist in seiner Denkweise und auch im Glaubensleben. Es gab diesen Mann, nämlich Gerd-Klaus Kaltenbrunner (1939-2011). Er war Philosoph und Mystiker, der sich ausschließlich religiösen Themen widmete. Er publizierte in Zeitungen wie „Welt“, „FAZ“ und „Zeit“. Seine Erkenntnis ist, dass die gesamte Geistesgeschichte auf Jesus Christus und seine Kirche zulaufe, etwa in seinem Buch „Johannes ist sein Name“ (1993). Er ist ein Vorbild für die Kirchen, leider spielte er aber im Hinblick auf seinen Kampf für das Kernevangelium keine Rolle für die EKD. Diese legt großen Wert auf die „Zivilgesellschaft“ mit der Versimplifizierung des politischen Diskurses und offen ist für Gesinnungsschwätzer. Eine große Bedeutung hat die Unterstützung des Betroffenheitskults (gegen den der Autor mit seinem Buch „Hilfe, wir werden diskriminiert“ angegangen ist), der Realitätsverbiegung und der Autovictimisierung. Widerspruch wird nicht geduldet, im Gegenteil werden Andersdenkende katalogisiert. Gegner sind etwa die Zweifler am Sinn der kirchlichen Rettungsaktionen im Mittelmeer, am deutschen Vorpreschen gegen den Klimawandel oder am Desavouieren der klassischen Familie.

Derartige Kritiker sind schon sehr unangenehm für die Kirche; erst recht kommen aber diejenigen hinzu, die von der EKD die Beachtung des zentralen Auftrags der Kirche fordern, nämlich sich für das Heil der Menschen zu engagieren. Gerade die kirchlichen Feste wie Ostern und Pfingsten zeigen, wie gewichtig die Verkündigung der frohen Botschaft für die Menschheit ist. Es geht ganz schlicht um liebevolle Hinweise auf Gottes Angebot von Sündenvergebung und neuem Leben. Der Theologe Dr. Theo Lehmann konnte in der DDR trotz staatlichen Widerstands immer wieder mehrere 1000 Jugendliche zu Gottesdiensten versammeln, in denen es nicht um Politisches ging, etwa die Abschaffung des Unrechtstaates, sondern um das Evangelium. Immerhin hat der EKD-Ratsvorsitzende Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in seinem Bericht vor der EKD-Synode in Dresden gefordert, sich konsequent danach auszurichten, dass Menschen das Evangelium hören und daraus Kraft und Orientierung gewinnen können. Der biblische Kerngedanke wird also nicht vergessen, aber es bleibt regelmäßig bei gewissen Absichtserklärungen. Es entsteht der Eindruck, dass die bibelgläubigen evangelischen Christen heimatlos geworden sind, nachdem sich faktisch herauskristallisiert hat eine Institution im Dienste einer antichristlichen Diesseitstheologie. Übersehen wird das „Sowohl-als-Auch“ in Bezug auf einerseits das Heil und andererseits das Wohl! Widerstand gegenüber dem unbiblischen Denken wird kaum beachtet, nicht einmal die „Salzburger Erklärung“, die von renommierten Theologen unterzeichnet worden ist, oder die dezidierte Anklage des erfolgreichen Evangelisten Pfarrer Ulrich Parzany.

Auch kritische Äußerungen der Schwesterkirchen erscheinen als einflusslos, etwa der russisch-orthodoxen; selbst der umstrittene russische Präsident Putin hatte den Mut, die Behauptung aufzustellen, die Evangelische Kirche in Deutschland sei faktisch leblos, die Orthodoxen müssten das christliche Erbe in Europa aufrechterhalten. Auch hier in Deutschland gibt es noch ermutigende Stimmen: der CDU-Kanzlerkandidat Laschet bleibt seiner Beziehung zur Katholischen Kirche von Jugend an treu; sein Konkurrent von der CSU Söder bekennt sich zum täglichen Gebet und der Teilnahme an einem evangelikalen Hauskreis. Ganz anders die Rheinische Kirche: Nach ihrem Impulspapier soll Kirche eine „Lobbyistin der Gott-Offenheit“ sein, also sich stark machen für die Einbeziehung von Juden und Muslimen, Esoterikern und Gewohnheitsgläubigen, Schamanen und Agnostikern sowie Wissenschaftsgläubigen und Buddhisten. Zentral ist letztlich Folgendes: Die Identität der evangelischen Kirche geht verloren. Der Zeitgeist geht auf eklatante Weise am Kern des christlichen Glaubens vorbei; Jesus Christus hat mit allen Menschen den Dialog gesucht, ist dabei keinem Konflikt aus dem Weg gegangen, selbst dann nicht, wenn seine Gesprächspartner irgendwelche Exoten waren. Deshalb haben die Reformatoren die Kirche als „Lobbyisten für die Frohbotschaft von Jesus Christus und für die Sakramente Taufe und Abendmahl“ umschrieben (vergl. „Confessio Augustana“, Art. 7). Dies ist zweifellos nicht so ohne Weiteres vermittelbar, wenn man an andere Religionen denkt, aber genug, um Trost im Leben und im Sterben zu finden (Pfarrer Zorn, Mühlheim). Die Kirche hat versucht, mit der „Basis Bibel“ Lust zum Bibellesen zu machen (so der Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft Christoph Rösel). Das ist lobenswert, wird aber nichts an der derzeitigen kirchlichen Misere ändern. Die Kritik daran geht in eine ganz andere Richtung: Die „Evangelischen Frauen in Deutschland“ beschimpfen die Verantwortlichen der Deutschen Bibelgesellschaft, weil der hebräische Gottesname Jahwe im Deutschen mit „Herr“ übersetzt wird; sie vermissen das neuzeitliche „Gottesbild“. Es haben kirchlich Engagierte etwas Konstruktives in die Welt gesetzt – sofort muss dagegen gemeckert werden.

„Christen sind um Gottes Willen Querdenker, die nicht bequem horizontal, also im gesellschaftlichen Mainstream, sondern vertikal, nämlich von Gott her denken und zu handeln suchen. Christlicher Glaube schafft nicht eine moralische Zivilreligion mit dem Menschen als Maß aller Dinge, sondern eine Kontrastgesellschaft mit Gott als dem Herrn des Lebens. Der gekreuzigte Gott ist der wahre heilige Gott … Der Teufel hat Freude an der Macht. Die Macht liegt ‚links‘, seit selbst der globale Kapitalismus sich nach ‚links‘ dreht (siehe Forum Davos), nämlich seit die ‚Linke‘ die Identitätspolitik in den Fokus rückt und den linken Gerechtigkeitsbegriff auf der politischen Tagesordnung nach hinten schiebt. Leider neigt der Mensch dazu, Wahrheitsfragen in Machtfragen zu verwandeln, und die Wahrheit verliert immer. Gott wurde nicht aus Versehen gekreuzigt“ (Pastor i.R. Dr. Dieter Müller).

Leider kann diese Abhandlung nicht von der evangelischen Kirche in Deutschland schwärmen. Es gibt nur relativ Bescheidenes, was man zugunsten der EKD ins Feld führen könnte. In der Tat bedarf es einer gründlichen Reformierung, man kann durchaus von einer notwendigen neuen „Reformation“ sprechen. Rettung der deutschen Evangelischen Kirche kann letztlich nur durch Gottes Gnade erfolgen, wobei von Menschenseite aus tiefgründige biblische Theologie und intelligente Übertragung auf unsere politische und gesellschaftliche Situation vonnöten sind. Dem Zeitgeist sich unterzuordnen – wie in den letzten Jahrzehnten geschehen – hat jedenfalls nicht den Mitgliederschwund gebremst. Es ist Zeit für einen neuen Ansatz.

Christian Hausen

Rechtsanwalt

Neumünster, den 02.09.2021

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Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 13. Oktober 2021 um 12:30 und abgelegt unter Kirche.