- Gemeindenetzwerk - https://www.gemeindenetzwerk.de -

Wird es ein tausendjähriges Friedensreich auf dieser Erde geben?

Der Streit um das richtige Verständnis von Offb 20

Um die Frage, ob es ein tausendjähriges Friedensreich auf dieser Erde nach Christi Wiederkunft geben wird, gibt es seit den Tagen der Alten Kirche Streit. Nachdem einige der frühen Kirchenväter (u.a. Hippolyt von Rom, Tertullian und Irenäus) sich ein solches Reich unter der Herrschaft Christi in den buntesten Farben vorgestellt hatten, beendete Augustin diese Spekulationen mit einer neuen Sichtweise, wonach das Friedensreich Christi bereits mit dem Entstehen der Römisch-katholischen Weltkirche begonnen habe. Der Zisterziensermönch Joachim von Fiore, der im 12. Jahrhundert lebte, legte seiner Auslegung des letzten Buchs der Bibel die These zugrunde, dass es analog zur Trinität Gottes drei Epochen der Heilsgeschichte gebe. Die letzte und höchste sei die von ihm so genannte Epoche des Geistes, die ein Reich der Liebe, Freiheit und Verbrüderung der Menschen auf die Erde bringen werde.

Ernst Bloch bewunderte die Utopien Joachim von Fiores. Thomas Müntzer berief sich in seinen revolutionären Aufrufen an die Bauern, das Reich Gottes endlich mit Waffengewalt herzustellen, ausdrücklich auf ihn. Die Reformatoren behielten die augustinische Skepsis gegenüber der von ihnen so genannten „chiliastischen Schwärmerei“ bei („Chiliasmus“ = Lehre vom Tausendjährigen Reich Christi). Im Grundbekenntnis der Reformation, der Confessio Augustana (1530), heißt es: „Ebenso werden verworfen etliche jüdische Lehren, die sich auch jetzt wieder hervortun, dass vor der Auferstehung der Toten lauter Heilige und Fromme ein weltlich Reich haben und alle Gottlosen vertilgen werden“ (Artikel 17). Seitdem mied die evangelische Theologie das Thema, bis es durch den Pietismus wieder auf die Tagesordnung kam. Theologen wie J. A. Bengel, M. Hahn und Oettinger lehrten, dass Jesus nach seiner Wiederkunft ein tausendjähriges Friedensreich auf der Erde gründen werde.

Auch Freigeister wie Gotthold Ephraim Lessing und revolutionäre Philosophen wie Friedrich Engels vertraten – in säkularer Abwandlung – die Hoffnung auf ein kommendes von Frieden und Freiheit gekennzeichnetes Zeitalter. Lessing schrieb in seinem Traktat „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ (1780): „Sie wird kommen, sie wird gewiss kommen, die Zeit der Vollendung, da der Mensch … das Gute tun wird, weil es das Gute ist“. Engels schrieb 1842, sechs Jahre vor dem ‚Kommunistischen Manifest‘: „Das ist unser Beruf, dass wir dieses Grals Tempeleisen werden, für ihn das Schwert um die Lenden gürten und unser Leben fröhlich einsetzen in dem letzten heiligen Krieg, dem das Tausendjährige Reich der Freiheit folgen wird“.

Seit dem 19. Jahrhundert ist der Protestantismus in der Frage des tausendjährigen Friedensreichs gespalten. Im angelsächsischen Raum herrscht dabei generell eine größere Offenheit für die Annahme eines solchen Zeitalters als in der deutschen akademischen Theologie. Unter evangelikal orientierten Theologen und Bibelauslegern gibt es im Blick auf dieses Thema unterschiedliche und variantenreiche Auffassungen, die mit den Begriffen „Amillenarismus“, „Prämillenarismus“ und „Postmillenarismus“ beschrieben werden können, je nachdem, ob ihre Vertreter gar kein zeitlich abgegrenztes Friedenszeitalter bei Jesu Wiederkunft oder dieses Zeitalter nach oder vor der Wiederkunft erwarten („Millenarismus“ wie „Chiliasmus“ = Lehre vom Tausendjährigen Reich Christi). In den folgenden Ausführungen schließe ich mich keiner der genannten Auslegungsrichtungen an, sondern suche einen neuen Zugang zum Schlüsselkapitel Offb 20, der von heilsgeschichtlichen Überlegungen und Beobachtungen der Struktur dieses Kapitels ausgeht.

Die Wiederkunft Jesu zum Gericht nach dem Zeugnis von Offb 19 und 20

In der Auslegung des letzten Buchs der Bibel ist es weitgehend anerkannt, dass mit dem Reiter auf dem weißen Pferd in Offb 19,11 der wiederkommende Christus gemeint ist. Auf wen würden sonst die Attribute „Treu“ und „Wahrhaftig“ zutreffen, und wer könnte sonst „mit Gerechtigkeit“ richten und kämpfen? Das zweite leibhafte Kommen Jesu auf die Erde wird kein der Welt verborgenes Geschehen sein wie seine Geburt in Bethlehem, sondern ein unerhörtes gewaltiges Ereignis, das die ganze Welt erschüttern wird und das aufgrund der kosmischen Begleiterscheinungen alle Menschen sehen werden. Den Sinn und Zweck der Wiederkunft bekennt die Christenheit im Apostolischen Glaubensbekenntnis, wenn sie gemeinsam spricht: „ … von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“. Gegen die widergöttlichen unsichtbaren und sichtbaren Mächte zu kämpfen und über sie zu richten, das wird seine große Aufgabe sein, wenn er kommt und unseren jetzigen Zeitlauf zum Ziel bringt. In Offb 21,1 lesen wir dann von der Neuschöpfung von Himmel und Erde, die sich an die Kampfes- und Gerichtshandlungen Jesu Christi anschließt. Von Offb 19,11 bis 20,15 ist also nichts anderes zu erwarten als eine Ausführung von 19,11, dass er „richtet und kämpft mit Gerechtigkeit“. Der ganze Ernst dieser künftigen Ereignisse wird an den Versen 19,13 bis 15 deutlich. Sein Gewand wird mit Blut getränkt sein. Er wird mit seinem Wort, das wie ein scharfes Schwert aus seinem Mund kommen wird, Völker richten. Er wird den grimmigen Zorn Gottes ausüben.

Schon wegen dieser Beobachtungen ist es schwer vorstellbar, dass in Offb 19,11 bis 20,15 Platz sein soll für ein tausendjähriges Friedensreich. Dieser Abschnitt hat durch und durch Gerichtscharakter. Wenn er auch eine Friedenszeit ankündigte, wäre dies zu Beginn zumindest angedeutet. Stattdessen werden Christi Augen mit einer Feuerflamme verglichen. Da Feuer im biblischen Kontext meistens das Bildwort für Gericht ist, spricht auch dieses Attribut gegen die Annahme eines Friedensreichs inmitten von Gerichtshandlungen.

Sehen wir uns die abschließenden Gerichtsakte des wiederkommenden Christus näher an. Wenn wir den Abschnitt Offb 19,11 bis 20,15 genauer betrachten, stellen wir vier Gerichtshandlungen fest. Zuerst wird Christus die Völkerheere, die sich unter Anführung des falschen Messias (=Antichristus) gegen den wahren, vom Himmel kommenden Messias versammelt haben, ohne irdische Waffengewalt, allein mit seinem göttlichen Wort schlagen. In Offb 16,12 bis 16 und Offb 19,17 und 18 und 21 ist von diesem Kampf die Rede, der in Harmagedon stattfinden wird. In einem zweiten Gerichtsakt wird auf Befehl Christi der falsche Christus (das „Tier“) und der falsche Prophet ergriffen und in den feurigen Pfuhl geworfen. Damit hat die Verführung des Volkes Israel ein Ende (V. 20), denn der falsche Messias ist die große endgeschichtliche Verführungsfigur, die Satan mobilisieren wird, um Gottes Plan zunichte zu machen, die Menschheit zu segnen durch Israel. Im dritten großen Gerichtsakt geht es Satan selber an den Kragen (Offb 20,1-3 und 7-10). Dieses Gericht vollzieht sich in zwei Akten. Zunächst wird der Widersacher Gottes von einem Engel ergriffen und im Abgrund tausend Jahre festgehalten. Er, der die Frommen Tag und Nacht vor Gott verklagte (Hiob 1,6-12; Offb 12,10), muss tausend Jahre schweigen, wenn Christus auf dem großen, weißen Thron sein Urteil über die Toten spricht (Offb 20,11-15). Danach wird er für eine kurze Zeit freigelassen, um dann endgültig in den Feuerpfuhl geworfen zu werden, nachdem er ein letztes Mal versucht hat, die Randvölker der Erde gegen Christus aufzuwiegeln (Offb 20,7-10). Der vierte und abschließende Gerichtsakt des wiederkommenden Christus wird das Gericht über die Toten sein, das ebenfalls in zwei Akten geschehen wird. Erst werden Gerichtsthrone aufgestellt, auf denen die lebendig gemachten Märtyrer Platz nehmen dürfen, um an dem tausend Jahre dauernden Gericht über die Toten mitzuwirken (Offb 20,4-6). Dann wird dieses lange andauernde Gericht im Einzelnen beschrieben. Inmitten der aufgestellten Gerichtsthrone steht ein großer, weißer Thron, von dem aus Christus das irdische Leben der Toten beurteilen und über jedem sein gerechtes Urteil aussprechen wird (Offb 20,11-15).

Die Struktur von Offb 20

Zunächst ist festzustellen, daß es den Begriff „Tausendjähriges Reich“ in der Johannesoffenbarung nicht gibt. Stattdessen gibt es in Offb. 20 zwei Erzählstränge, in denen von tausend Jahren die Rede ist. Erstens wird der Teufel für tausend Jahre gebunden und danach noch einmal für eine kurze Zeit freigelassen. Zweitens werden die mit einem Auferstehungsleib ausgestatteten „enthaupteten“ Märtyrer tausend Jahre lang zusammen mit Christus richten und regieren.

Die Auffassung, dass es nach der Bindung Satans ein Tausendjähriges Friedensreich auf dieser Erde geben wird, entsteht im Wesentlichen durch eine rein chronologische Auffassung von Kap. 20. Man fügt die Abschnitte V. 1-3, V. 4-6, V. 7-10 und V. 11-15 chronologisch aneinander. Dadurch entsteht der Eindruck, dass Christus nach der Bindung Satans zusammen mit den lebendig gewordenen Märtyrern tausend Jahre regieren wird, dass danach der Teufel endgültig vernichtet wird und dass dann schließlich das Weltgericht abgehalten wird.

Eine solche rein chronologische Aneinanderreihung der Geschehnisse von Kap. 20 kann jedoch nicht überzeugen. Die ganze Johannesoffenbarung ist ja nicht streng chronologisch, sondern theologisch-heilsökonomisch in konzentrischen Kreisen aufgebaut. Das innere Leitthema ist das Verhältnis Christi zu den Überwindern bzw. den „Knechten Gottes“. Diesem Thema folgt die Struktur. Dies gilt es überall zu bedenken.

Wie bereits ausgeführt, werden in Kap. 20 zwei Gerichtsakte geschildert, das Gericht über Satan und über die christuslose Menschheit (die Toten). Die Schilderung dieser beiden Gerichtsakte geschieht nicht chronologisch, sondern verschränkt. Johannes will offensichtlich den Eindruck vermeiden, dass das Gericht erst tausend Jahre nach der Bindung Satans vollzogen wird. Deswegen setzt er jeweils den 1. Teil und den 2. Teil der beiden Erzählstränge nebeneinander. Er wählt dazu die rhetorische Figur des Chiasmus, der gegenläufigen Entsprechung. Erst spricht er von Satans Bindung und seinem Hinabwurf in den Abgrund und dann, obwohl der Bericht über Satan noch nicht zu Ende geführt ist, von den Gerichtsthronen, auf denen die auferstandenen Märtyrer Platz nehmen. Danach nimmt er den ersten Erzählstrang wieder auf und führt nach diesem dann auch den zweiten Erzählstrang zu Ende. Diese verschränkte Darstellung soll also nicht zur Annahme führen, dass das Gericht über die christuslose Menschheit erst tausend Jahre nach der Bindung Satans erfolgt. Die folgenden Schaubilder verdeutlichen diesen Sachverhalt.

Tabelle 1: Textzusammenhang

20,1-3:
Bindung und Vernichtung Satans
1. Teil
20,4-6:
Gericht über die christuslose Menschheit (die Toten)
1. Teil
20,7-10:
Bindung und Vernichtung Satans
2. Teil
20,11-15:
Gericht über die christuslose Menschheit (die Toten)
2. Teil

Tabelle 2: Sinnzusammenhang

Das Gericht über Satan Das Gericht über die christuslose Menschheit (die Toten)
20,1-3: Bindung Satans 20,4-6: Die Märtyrer als Mitrichter
20,7-10: Kurze Freilassung und anschließende Vernichtung Satans 20,11-15: Das Gerichtsgeschehen

Tabelle 3: Chiastische (gegenläufige) Anordnung der beiden Erzählstränge

Satan und die tausend Jahre Die Märtyrer und die tausend Jahre
20,3: Satan wird nach den tausend Jahren für kurze Zeit freigelassen.
(Ankündigung)
20,4: Die Märtyrer werden lebendig und regieren tausend Jahre mit Christus
(Ausführung)
20,7: Satan wird nach tausend Jahren eine kleine Zeit freigelassen
(Ausführung)
20,6: Die Märtyrer werden lebendig und regieren tausend Jahre mit Christus
(Ankündigung)

Mit dem Erweis der verschränkten Darstellungsweise in Kap. 20 entfällt die Annahme, dass das Gericht über die christuslose Menschheit (die Toten) erst nach den tausend Jahren stattfindet. Gerade diese Annahme war und ist ein wesentlicher Grund für die Auffassung, dass Christus ein Tausendjähriges Friedensreich auf dieser Erde errichten wird.

Einzelerläuterungen zu den tausend Jahren in Offb 20,1-7

Nicht nur die Johannesoffenbarung, sondern das gesamte Schriftzeugnis schweigt über ein Tausendjähriges Reich auf dieser Erde. Es gibt diesen Begriff weder im A.T. noch im N.T. Auch der Apostel Paulus, der in 1 Kor. 15 der Gemeinde Aufschluss gibt über die mit der Wiederkunft Christi zusammenhängenden Ereignisse, sagt davon nichts. Im Gegenteil, er sagt in 1 Kor 15,24 deutlich, dass nach der Wiederkunft Christi und der Entrückung der Christusgläubigen die Vollendungszeit beginnt (das griechische Wort telos wird am besten mit Vollendung bzw. Vollendungszeit wiedergegeben).

Wenn man die Lehre von einem Tausendjährigen Friedensreich Christi auf unserer Erde nicht übernehmen will, muss man natürlich zu den einzelnen Aussagen in Offb. 20,1-7, wo von den tausend Jahren die Rede ist, Stellung beziehen. Dies soll hier kurz geschehen.

Im ersten Erzählstrang (Gericht über Satan) heißt es, dass Satan tausend Jahre im Abgrund verwahrt und danach für eine kurze Zeit freigelassen wird, bis er endgültig in den Feuerpfuhl geworfen wird (Offb 20,1-3; 7-10). Die tausendjährige Gefangenschaft Satans nötigt keineswegs zur Annahme einer tausendjährigen Regierung Christi auf unserer Erde. Sie wird vielmehr erst dann verständlich, wenn man das Wesen Satans bedenkt. Aus dem Hiobbuch wissen wir, dass Satan ein durch und durch negatives Menschenbild hat. Er ist davon überzeugt, dass der Mensch – genauso wie er selbst – einen berechnenden Charakter hat und nur deswegen fromm ist, um von Gott Gutes zu bekommen. Die Religionen und die humanistischen Anstrengungen der Menschen scheinen ihm Recht zu geben. Zu einer reinen, selbstlosen Liebe zu Gott und den Menschen ist niemand aus eigener Kraft fähig. Da Satan genau weiß, dass gerade dies seit Beginn der Schöpfung Gottes Ziel mit der Menschheit ist, hält er Gottes „Experiment“ mit der Menschheit für gescheitert und sieht viel Anlass, die Menschen zu verklagen und damit Gottes Schöpfungsabsicht zu verhöhnen. Dass es ein Menschsein gibt, dass Gott um Gottes Willen die Ehre gibt und den Nächsten um seiner selbst willen liebt, kann Satan nicht denken, weswegen er sich auch bei seiner Wette um Hiob so sicher ist. Das ist der eigentliche Grund, warum Christus den Dauerankläger der Menschheit für die Dauer der Gerichtszeit zum Schweigen bringt. Satan irrt mit seinem Menschenbild. Die Gestalt Hiobs ist der Beweis, dass es ein Menschsein gibt, das Gott und den Nächsten ohne Berechnung liebt. Die tausend Jahre im Abgrund ohne Gelegenheit, irgendjemand zu verklagen, sind für Satan eine einzige Beschämung. Christus kann ihn bei seiner großen abschließenden Prüfung der Toten nicht gebrauchen. Das endgültige Urteil will er allein in Gerechtigkeit und Liebe fällen.

Der zweite Erzählstrang (Offb 20,4-6; 11-15) berichtet von den Märtyrern, die bei Christi Wiederkunft lebendig werden und gewürdigt werden, am Gericht Christi über die Toten mitzuwirken, und vom Vollzug des Gerichts. Zunächst schaut der Seher Johannes Gerichtsthrone. Diese Throne stehen in enger Zuordnung zum großen, weißen Thron in V. 11. Diejenigen, die gewürdigt werden, darauf Platz zu nehmen, werden also am Prüf- und Beurteilungsverfahren teilnehmen. Es gibt die Auffassung, dass das Endgericht ein reines Verdammungsgericht sei. Dem muss widersprochen werden. Ausdrücklich steht in V. 12 und 15, dass nicht nur die Bücher geöffnet werden, die das Leben der einzelnen nachzeichnen, sondern dass auch ein Lebensbuch geöffnet wird mit all denen, die zum Leben in Gottes Gemeinschaft berufen sind.

Wer sind die Märtyrer, die wegen ihres Zeugnisses für Jesus und ihrer Ablehnung des „Tieres“ (des Antichristus) getötet worden sind und die geadelt werden, zusammen mit Christus zu regieren? Die beiden anderen Stellen im Offenbarungsbuch, die ebenfalls vom Mitregieren bzw. Regieren reden (Offb 5,10 und 22,5), helfen bei der Antwort. Nach 5,10 zu urteilen, sind es Menschen, an denen sich die uralte Verheißung aus 2 Mose 19,5f erfüllt, wo Israel von Gott als heiliges Priester- und Königsvolk auf der Erde eingesetzt wird. In 22,5 sind es die „Knechte Gottes“, die in der Vollendungswelt am Thron Gottes im Neuen Jerusalem dienen. Diese Ehrenbezeichnungen („Priester“, „Könige“, „Knechte Gottes“) weisen eindeutig auf auserwählte Glieder aus dem jüdischen Volk. Wenn man zusätzlich bedenkt, dass der endgeschichtliche Pseudomessias (Antichristus) eine von Satan inspirierte Figur ist, die in erster Linie das Volk Israel verführen und vernichten soll, dann ist die Antwort klar. Diese Märtyrer sind Angehörige Israels, die dem Antichristus die Gefolgschaft verweigert haben und deswegen sterben mussten.

Die beiden Stellen 5,10 und 22,5 helfen auch, die Dauer der Mitregentschaft richtig einzuordnen. Diese Mitherrscher Christi werden nicht nur gewürdigt, während des tausendjährigen Gerichts mitzuwirken, sondern sie dürfen „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ vor dem Thron Gottes dienen.

Schließlich noch eine Bemerkung zum Stichwort „regieren“. Dieser Begriff scheint zunächst die Auffassung zu stützen, dass die auferstandenen Märtyrer Ämter in einer künftigen Regierung Christi übernehmen, aber der Zusammenhang von Offb 19,11 bis 20,15 zeigt deutlich, dass dieses Mitregieren ein Mitrichten ist. Im Alten Testament hatte der König immer auch das höchste Richteramt inne, regieren und richten gehörten immer zusammen. Und so ist es auch in unserem Zusammenhang.

Was ist zu den alttestamentlichen prophetischen Verheißungen der neuen Natur- und Lebensbedingungen, der segensvollen Tätigkeiten Israels an den Völkern und der Wallfahrten der Völker nach Jerusalem zu sagen, die von den Vertretern des „Tausendjährigen Reichs“ meist als dessen Hauptkennzeichen angegeben werden? Sprechen diese vielen Ankündigungen nicht für die Vorstellung eines tausendjährigen Friedensreichs? Nicht unbedingt. Diese wunderbaren neuen Verhältnisse werden gewiss eintreten, denn „was Gott verheißt, das kann er auch tun“ (Röm 4,21). Dies wird alles geschehen, wenn Christus seine Gerichtsakte abgeschlossen hat und ein neuer Himmel und eine neue Erde erschaffen wird. Davon handeln dann Kap. 21 und 22 im Buch der Offenbarung Jesu Christi.

Hinweis: Wer sich intensiver mit dem letzten Buch der Bibel beschäftigen möchte, dem empfehlen wir die Auslegung von Pastor Dr. Joachim Cochlovius: „Siehe, ich mache alles neu. Das Buch der Offenbarung Jesu Christi“. 4. Auflage 2019, 352 Seiten. Preis 15 Euro zuzügl. Versandkosten. Das Buch kann bestellt werden entweder bei der Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes: Mühlenstr. 42, 29664 Walsrode; Tel.: 05161/911330; Email: info@gemeindehilfsbund.de oder beim Buchversand Dr. Cochlovius (Tel.: 05161/73276; Email: jc-buchversand@web.de).

Der Artikel ist entnommen aus „Aufbruch. Informationen des Gemeindehilfsbundes“ Juli 2021. Die Zeitschrift kann kostenlos bestellt und abonniert werden über die Geschäftsstelle des Gemeindehilfsbundes: Mühlenstr. 42, 29664 Walsrode, Tel.: 05161/911330;
Email: info@gemeindehilfsbund.de
.