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„Das Wort des Herrn“ und seine dreifache Wirkung. Predigt über 1 Kön. 17,1-16

Wir befinden uns im Königreich von Ahab, er regierte Nordisrael von 871 bis 852 vor Christus. Er lebte wie viele andere israelische Könige in der Sünde Jerobeams, das heißt er ließ im Süden und im Norden seines Reiches jeweils ein goldenes Kalb aufstellen, damit sollten die Menschen davon abgebracht werden, hin zu den von Gott angeordneten Festen und Gottesdiensten nach Jerusalem zu ziehen. Die Menschen sollten es leicht haben und in ihrer Nähe anbeten können. Aber mit diesen menschgemachten Götzenbildern versündigte sich Ahab gegen den lebendigen Gott und HErrn.

Als ob diese Sünde nicht schon genug wäre, so nahm Ahab auch noch eine Frau aus fremdem Volk. Isebel, die Tochter des phönizischen Königs, diese hing dem Baals- und Ascherakult an. Sie war eine böse Götzendienerin, die ihren Mann immer wieder gegen Gott, den HErrn, aufstachelte. Im neutestamentlichen Buch der Offenbarung steht Isebel stellvertretend für die gottfeindliche Verführerin in der Kirche Jesu, so heißt es über die Gemeinde in Thyatira (Offb 2,20): Aber ich habe gegen dich, dass du Isebel duldest, diese Frau, die sagt, sie sei eine Prophetin, und lehrt und verführt meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen.

Während dieser Regierungszeit von Ahab sandte Gott zwei vollmächtige Propheten, wie sie Israel bis dahin noch nicht gesehen hatte: Elia und Elisa. Für das Volk Israel ging es um den Entscheidungskampf: Jahwe oder Baal?!

Im Zentrum dieses Entscheidungskampfes steht das „Wort des HErrn“. Allein in unserem Predigtabschnitt heißt es siebenmal „spricht der HErr“ bzw. „Wort des HErrn“.

In drei Abschnitten schauen wir uns dies genauer an:

  1. Das „Wort des HErrn“ geschieht zur Gerichtsandrohung

Elia wurde von Gott gesandt, damit Ahab und ganz Israel nochmals die Chance haben, Buße zu tun und umzukehren zu dem lebendigen Gott. Nur so können sie dem gerechten Strafhandeln Gottes und ihrer völligen Vernichtung entgehen. Aber so weit sind wir hier noch nicht. Unser Abschnitt beginnt: Und es sprach Elia … zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.

Die Menschen damals haben noch verstanden, dass eine solch eintretende, lebensbedrohende Dürre nicht eine schicksalshafte Naturkatastrophe ist. Es lässt den lebendigen Gott, den Schöpfer Himmels und der Ehren, nicht kalt, wenn sein auserwähltes Volk den Regen- und Fruchtbarkeitsgott Baal anbetet. Durch die Dürre sollten die Menschen erkennen, dass sie auf dem Holzweg sind, dass Fruchtbarkeit und Segen allein von Gott kommt. Deshalb ist die Gerichtsandrohung Gottes das Angebot seiner Gnade. Gott sucht in dieser Katastrophe sein Volk heim, um es wieder auf den rechten Weg zu bringen. Und wenn es auch die nächsten Jahre überhaupt nicht regnen sollte, so ist es doch noch immer besser, durch dieses Gericht Gottes zur Buße und Rettung zu gelangen, als ohne Gericht durch die eigene Sünde auf ewig verloren zu gehen.

Aber was geht das uns an? Die meisten Menschen bei uns glauben nicht an Regen- und Wettergötter. Und doch hat auch der aufgeklärte Mensch des 21. Jahrhunderts seine Götzen. Und in seinem Individualismus und Pluralismus mehr als alle Generationen zuvor. Und er hat auch einen Obergötzen. Der moderne, humanistische Mensch hat längst Gott, den HErrn, aus dem Zentrum gerückt und sich selbst auf den Thron gesetzt. Der moderne, humanistische Mensch betet sich selbst an. Seine eigene Macht und Herrlichkeit, über der nichts mehr steht. Seine Eigenständigkeit und Selbstbestimmung über der nichts mehr stehen darf. Seine Erkenntnis und seine Wissenschaft, wo von er alles abhängig macht und mit der er alles selbst zu schaffen glaubt. Sein eigenes Leben und seine eigene Gesundheit sind ihm zum Götzen geworden, dem er alles unterordnet und opfert. Der Mensch lebt über seinen Verhältnissen und in seiner Überschätzung und Selbstverliebtheit ist er blind und taub geworden für Gottes Reden und Handeln, gegenüber dem Schöpfer Himmels und der Erden. Aber solange der Mensch in den Ereignissen dieser Welt – sei es Dürre, Überschwemmung oder Pandemie – und auch in den eigenen Lebensumständen nicht mehr Gottes Gerichtsandrohung vernehmen kann und will, solange wird er auch keine Buße tun und von seinem Götzendienst umkehren.

Wer das Wort des HErrn als Gerichtsandrohung und Bußruf nicht mehr hören kann, der kann es auch als Wort der Gnade und des Heils nicht mehr empfangen.

  1. Das „Wort des HErrn“ geschieht zur Versorgung

Nachdem Elia die Gerichtsandrohung verkündet hatte, folgte die schwere Zeit. Da kam das „Wort des HErrn“ erneut zu ihm. Elia sollte weggehen und sich an einem kleinen Bach verbergen. Dort hatte er Wasser zum Trinken und Gott schickte Raben zu seiner Versorgung. Diese Vögel, die nicht nur bei Alfred Hitchcock, sondern auch in bestimmten Situationen sehr aggressiv sein können, diese Tiere bringen dem Elia nun Brot und Fleisch. Der HErr tut Wunder und versorgt die Seinen.

Und als auch der Bach vertrocknete, geschah erneut das „Wort des HErrn“ und schickte den Elia nach Zarpat zu einer Witwe. Das ist doppelt außergewöhnlich. Zarpat liegt im Feindesland, in der Nähe von Sidon, dem Heimatort der Isebel. Elia wird also in die Höhle des Löwen geschickt. Die Lage zum Entscheidungskampf zwischen Jahwe und Baal spitzt sich also zu. Und nun beauftragt Gott ausgerechnet eine arme Witwe, die selbst nichts mehr hat und mit ihrem Sohn sterben will aus lauter Verzweiflung. Diese Witwe wird beauftragt, den Elia zu versorgen. Und wieder handelt Gott durch ein Wunder. Ihr Mehltopf und ihr Ölkurg werden nicht leer. Es wird nichts mangeln, bis der HErr wieder regnen lässt auf Erden.

Glaube ist immer auch eine Herausforderung. Eine Herausforderung auf das „Wort des HErrn“ zu vertrauen. Es geht dabei nicht nur um die Übernahme eines bestimmten Glaubensinhaltes, wie zum Beispiel der 10 Gebote. Es geht auch um die Bereitschaft, sein Leben durch das „Wort des HErrn“ bestimmen zu lassen. Das bedarf einer Entscheidung. Das geht nicht ohne Risiko und ohne Einsatz.

Wichtig ist, dass wir Gottes Reden und Wirken wahrnehmen, auch in unserem persönlichen Leben. Dass wir uns entscheiden, diesem HErrn zu vertrauen. Elia macht das. Er vertraut sich dem lebendigen Vater im Himmel an. Er ist unterwegs im Auftrag des Herrn! Und Gott versorgt ihn! Gott versorgt die Seinen. Auch in den Katastrophen deines Lebens und dieser Welt.

  1. Das „Wort des HErrn“ geschieht als Zuspruch

Interessant ist aber nicht nur das Vertrauen des Elia in seinen HErrn, der ihn versorgt, zunächst am Königshof, dann am Bach und dann im Feindesland. Gott bewahrt und versorgt auch die Witwe, eine Frau, die gar nicht zum Volk Israel gehört. So spricht sie in Vers 12 distanziert zu Elia: „So wahr der HErr, dein Gott, lebt!“ Und dennoch vertraut diese Witwe dem Wort des Elia, der zu ihr spricht „Fürchte dich nicht!“ Dieser Zuspruch geschieht oft, wenn ein Engel oder Bote Gottes unerwartet erscheint und das „Wort des HErrn“ auszurichten hat, so auch mehrfach in der Geburtsgeschichte Jesu.

Und auch für unser Gemeindegründungprojekt gilt dieser Zuspruch Jesu, aus Lukas 12,32: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ Entscheidend ist, dass wir auf das „Wort des Herrn“ vertrauen, dass wir alle immer wieder Buße tun und im Gebet alles bewegen und empfangen. Und dass wir nicht den für uns selbst leichten Weg wählen, sondern bereit sind, mit der Waffenrüstung Gottes (Eph. 6) standhaft zu sein, Anfechtungen zu begegnen und in Freude das Evangelium leben und verkündigen. Ahab hat den Menschen weite Wege ersparen wollen, wir haben nun in der Gründungsphase uns für die zwei Gottesdienstort Kandel und Niederhorbach entschieden. Hüten wir uns davon, nur den nahen, leichten Weg gehen zu wollen. Gottesdienst ist Opfer. Gott dient uns mit seinem Opfer von Golgatha, will uns Sonntag für Sonntag mit seinem Heil begegnen und uns stärken. Gottesdienst ist aber auch unser Opfer. Wir opfern Christus unseren Dank für sein Heil. Wir opfern mit unserer Hingabe, mit unserer Zeit, unserer Kraft, unserem Geld und vielem anderen. Gemeinde zu gründen und zu leben ist mit Opfer und Kampf verbunden. Deshalb der Zuspruch Jesu: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“

Liebe Glaubensgeschwister,

Durch Gottes Zuspruch wird auch diese arme Witwe bewahrt, vor Hunger und Tod. Warum? Wodurch konnte das geschehen? Weil die Witwe nicht nur das Wort Gottes hörte, sondern gehorchte und im Gehorsam handelte. In Vers 15 heißt es von ihr: Sie ging hin und tat, wie Elia gesagt hatte.

Gottes Wort, sein Zuspruch, seine Gnade sind da und gehen unserem Glauben immer voraus. Der Glaube des Menschen ist nicht die Bedingung für das Heilshandeln Gottes, sondern im Glauben verwirklicht es sich. Elia und die Witwe werden nicht bewahrt und versorgt, weil sie glauben, sondern indem sie glauben.

Wir können hier bei Elia und der Witwe viel für unser Leben lernen. Wir lernen, dass der Glaube nichts Aalglattes ist. Glaube läuft nicht runter wie Öl. Glaube ist nichts Abgehobenes und kein Schweben auf Wolke 7. Glaube geschieht im Hören auf das „Wort des HErrn“ und im Gehorsam darauf. Im Gehorsam ganz gleich, was geschieht. Und so ist Glaube immer wieder eine Herausforderung. Glaube durchlebt auch Verunsicherungen, sei es durch einen ausgetrockneten Bach oder durch den vor Hunger totgeweihten Sohn der Witwe, der ja eigentlich ihre Lebensversicherung ist. Glaube ist Vertrauen in Gott. Glaube muss sich den Lebensereignissen stellen und sich in dieser Welt bewähren, auch um zu wachsen und zu reifen. Glaube führt durch mancherlei Anfechtungen. Aber der Glaube weiß, alles wird gut. „Denen, die Gott lieben, werden alle Dinge zum Besten dienen“, wie Paulus im Römerbrief schreibt (8,28).

Liebe Brüder und Schwestern,

diesen Satz „alles wird gut!“, den dürft ihr aber nur Menschen zusprechen, die in einer lebendigen Beziehung mit Christus sind. Warum? Weil dieser Zuspruch nur wahr ist in der Gnade unseres HErrn Jesus Christus, die über das Gericht Gottes triumphiert. Und diesen Sieg der Gnade hat uns Christus errungen durch seinen Opfertod am Kreuz auf Golgatha. Dort hat er sein unschuldiges, reines Blut vergossen, um uns reinzuwaschen von unserer Sünde. Wer sein Leben auf Christi Blut und Gerechtigkeit baut, der lebt in der Gnade und nicht mehr unter dem Gericht.

Solange jemand aber noch ohne Christus lebt, lebt er unter dem Gericht. Vor diesem gerechten Gericht Gottes kann ohne das Blut Jesu kein Mensch bestehen, weil er ohne Versühnung, ohne Vergebung dasteht. Deshalb ist der Satz „alles wird gut“ für Menschen ohne Christus die größte Lüge. Dieser Satz mag sie zwar vielleicht psychologisch etwas trösten, aber geistlich betrachtet, im Hinblick auf Tod, Jüngstes Gericht und die Ewigkeit ist er eine Lüge, die den Menschen betrügt. Diese Lüge raubt ihm auch die Chance zur Umkehr, um sein Leben Jesus Christus anzuvertrauen.

Liebe Gemeinde!

Das „Wort des HErrn“ geschieht:

Dieses „Wort des HErrn“ geschieht auch heute. Er spricht zu Dir! Er ruft auch Dich auf zu bekennen, was wir vorhin gesungen haben: „Das Blut Jesu lässt mich gerecht vor dir stehn, es hat alle Schuld gesühnt. Die Gnade hat über Gericht triumphiert, und nun bin ich frei in dir.

Wenig später beim Entscheidungskampf auf dem Berg Karmel (1Kön18) trat Elia vor das Volk und sprach: Wie lange hinkt ihr auf beiden Seiten? Ist der HERR Gott, so wandelt ihm nach, ist’s aber Baal, so wandelt ihm nach. – „Wort des HErrn“.

Amen.