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Predigt über Johannes 7,37-39: Jesus löscht den Lebensdurst!

Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen. Liebe  Gemeinde! Zwei Kollegen sitzen nach Feierabend zusammen in der Kneipe. Und wie das so ist bei Männern: Bei einem Glas Bier kommen Dinge auf den Tisch, über die man sonst nicht spricht.

„Du“ sagt der eine leise, „was sollen wir hier eigentlich?“ „Was wir in der Kneipe sollen?“ Der andere lacht. „Dumme Frage! Wir trinken ein Bier und wollen ein bisschen Spaß haben!“ „Nein, du verstehst mich nicht. Was sollen wir hier auf dieser Welt?“ „Na, arbeiten und Geld verdienen.“ „Und dann?“ „Für die Familie sorgen.“  „Und dann?“ Das Leben genießen.“ „Und dann?“ Der andere schweigt einen Augenblick. „Mensch, du fragst heute aber viel.“ „Ja, ich frage viel. Ich frage mich, was wir hier auf dieser Welt sollen? Was sit der Sinn unseres Lebens?“ Da fragt tatsächlich einer zwischen Feierabend und Tagesschau nach dem Sinn des  Lebens. Da sucht einer nach Antwort, was wir Menschen auf dieser Welt zu erwarten haben: Hinter dieser Frage steckt eine Sehnsucht, steckt ein Durst nach Leben, der mit zwei Glas Bier noch nicht gelöscht ist.

Eine Frau Mitte fünfzig liegt im Krankenhaus. Tag für Tag lässt sie die Untersuchungen über sich ergehen – sie fürchtet sich vor der  Diagnose. Sie hat viel erlebt und manches mitgemacht. Die Kinder sind aus dem Haus, die Verhältnisse sind geordnet. Fragen gehen ihr durch den Kopf. Ist as der Anfang vom Ende? Gibt es noch Hoffnung für mich? Und sie spürt: Ich will noch leben. Ich bin noch nicht fertig, ich brauche noch Zeit, ich habe noch so viel vor. In ihre Angst mischt sich das Verlangen nach Leben, nach etwas, das tiefer geht als der Alltag, nach etwas, auf das sie sich verlassen kann.

Durst nach Leben. Der Liedermacher Wolf Biermann hat dazu ein Gedicht geschrieben:

Das kann doch nicht alles gewesen sein,
am Sonntag ins Grüne mit Kinderschrein,
das muss doch noch irgendwo hingeh‘n.
Die Überstunden für ein bisschen Kies,
abends in der Glotze das Paradies,
darin kann ich noch keinen Sinn sehn.
Das soll schon alles gewesen sein?
Es muss mehr Leben ins Leben hinein.

Das ist ein starker Satz: Es muss mehr Leben ins Leben hinein! Diesen Satz kann jeder unterschreiben. Jeder hat sein Rezept dafür, wie der Durst auf Leben gestillt werden kann.

Ein breites Angebot wartet auf trockene Kehlen, auch wenn der Vatertag ausfällt. Red Bull verleiht Flügel. Für die einen ist es der Urlaub: „Ohne drei Wochen Strand kann ich nicht leben.“ Für andere das eigene Haus: „Da weiß man, wo für man arbeitet.“ Für dritte ist es das Hobby: „Wenn ich im Garten arbeite, bin ich ein anderer Mensch.“

Jeder findet sein Mittel, um einen möglichst großen Schluck Leben trinken zu können. Der neuste SUV, schicke Markenklamotten. Woche für Woche kreuzen Millionen sechs  Zahlen an in der Hoffnung auf das große Glück. ( Beispiele und Ideen siehe „Zuversicht und Stärke 3. Reihe Heft 3/2021 S101/102)

Und doch sind Menschen nicht zufrieden. Etwas geht in ihrer Lebensmathematik nicht auf. Der berühmte Philosoph Friedrich Nietzsche sagt es so: „Alle Lust will Ewigkeit.“ Gerade die schönsten Momente des Lebens wecken das Verlangen, es möge immer so bleiben. Der Prediger Salomos sagt es so: Gott hat dem Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt.

Aber was lesen wir im Alten Testament über den Menschen. (Psalm 103,15): „Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da und ihre Stätte kennt sie nicht mehr.“

Die Menschen empfinden diesen Widerspruch zwischen Sehnsucht und Wirklichkeit. Die Kosmetik hat Hochkonjunktur um die Spuren des fortschreitenden Alterns zu verwischen. Sie versuchen diese Kluft mit Erlebnissen, Genuss, Nervenkitzel … zu füllen – ohne Erfolg. Sie suchen, was sie nicht finden, in Liebe und Ehre und Glück, und sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück.

Es gibt eine kleine Geschichte von einem Europäer, der durch die Wüste wandern wollte. Eines Tages finden ihn zwei Beduinen am Rande einer Oase tot auf. Er war verdurstet. Da fragt der eine Beduine den andern: Wie ist das möglich. Er war ganz nah an der Oase und ist verdurstet. Ja, sagt der andere. Er ist ein Europäer. Wie meinst du das? Als er die Oase sah, meinte er, es sei eine Fata Morgana.

Der Prediger Salomos schreibt: Gott hat ihm – dem Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt.

Ein katholischer Priester sagt: Es ist der Hunger (ergänze: der Durst), der den Menschen zum Menschen macht. Gott hat die Sehnsucht nach ihm dem Menschen ins Herz gelegt. Und nun stellt sich Jesus hin und sagt: Alle diese Durstlöscher könnt ihr vergessen.

„Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke. Er ruft das nicht in die freie Landschaft hinaus. Jesus befindet sich im Tempel von Jerusalem. Anlass ist das Laubhüttenfest, eines der drei großen Feste der Juden. Tausende waren nach Jerusalem gepilgert um gemeinsam das Laubhüttenfest zu feiern. Der Tempel war brechend voll.

Um das kostbare Nass ging es auch im Zusammenhang des Festes.  Gott hatte Israel nach dem Auszug aus Ägypten geboten in 3.Mose 23:  Ihr sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem Herrn, eurem Gott, und sollt das Fest dem  Herrn halten jährlich sieben Tage lang. Die Laubhütte, in der die Israeliten wohnen sollten, erinnerte an die 40 Jahre der Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten. Während dieser Zeit lebte das Volk in Hütten. Und es erinnerte auch daran, dass wir uns in unserem Leben auf einer Wanderschaft befinden (Hebräer 13,14: Wir haben hier keine bleibende Statt, sondern streben nach der zukünftigen.)

Wasser war ein wichtiges Thema dieses Festes. Gott führte Israel durch das Schilfmeer aus Ägypten. In der Wüste schlug Mose den Stab an den Felsen und es floss Wasser daraus  hervor, damit das Volk nicht verdurstete. Wasser war in dem heißen Land Israel das Lebenselixier schlechthin. Und so galt der „große Tag“, der siebte Tag des Festes schlechthin dem Wasser als Gabe Gottes, im Dank für die Ernte, im Gebet um eine weitere gute Ernte und man bat um den für das Israelland so notwendigen Regen. Dass Jesus hier auftrat und in die Menge hineinschrie, war keine fixe Idee. Man schaute ja weit in die Zukunft, wann Gott den sehnsüchtig erwarteten Messias schicken würde. Messias ist hebräisch und heißt der Gesalbte. Gesalbt wurde ein Anwärter auf den Königsthron. Er war bestimmt, König zu werden, aber er war noch nicht gekrönt. Dieser Messias sollte von Gott gesandt werden, mit göttlicher Vollmacht ausgestattet, und das Regiment über Israel führen. Messias wurde ins Griechische übersetzt und heißt Christus, der Name, mit dem wir bis heute unsern Herrn und Gott, den Sohn des Vaters anreden.

Darum wurde auch Jesaja 12,3 zitiert: „Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.“ Jesu Ruf war also nicht einfach so ins Blaue gerufen, sondern bezog sich auf diesen Zusammenhang. Mitten in dieser Atmosphäre ruft Jesus lauthals: Es ist so weit. Ich bin es. Mir ist alle Macht  gegeben im Himmel und auf Erden.

Ich mache die Blinden sehend.
Ich mache die Lahmen gehend.
Ich öffne den Tauben das Ohr.
Ich heile die Kranken an Leib und Seele.
Ich predige den Toten das Evangelium.
Ich leite die Irrenden recht und gebe ihnen von dem Wasser, das in das ewige Leben fließt.

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht  hinausstoßen und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert. Kommet her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Und zu denen, die auf Ihn hören spricht Er als der gute Hirte: Meine Schafe hören meine Stimme und sie folgen mir und ich gebe ihnen das ewige Leben.

Liebe Gemeinde, das muss man sich dreimal anhören, um es zu fassen. Mir klingeln die Ohren dabei. Aus diesen Worten Jesu kann jeder schöpfen, der wissen will, was Wasser des Lebens ist und daraus schöpfen, so viel er will. Diese kurze und geballte Zusammenfassung der Botschaft Jesu ist unübertroffen und bleibt unüberbietbar für alle Zeit. Selig, sagt er. Selig ist, wer sich nicht an mir ärgert.

Es ist nicht selbstverständlich, dass diese Worte Jesu in unserem Herzen ankommen. Ich erinnere mich an Leute, die eifrige Gottsucher waren und auch als solche galten. Als ich ihnen aber sagte, dass man Gott auch finden kann, waren die Türen zu. Jesus weiß um dieses Problem und es wird auch sofort aktuell, nachdem er diese Worte gesprochen hatte. Ein Teil seiner Hörer glaubte ihm. Andere sagten: es stimmt nicht, denn der Messias kommt nicht aus Nazareth nach der Schrift.

Und die Pharisäer versuchten, wie sie ihn gefangen nehmen konnten. Gerade den Pharisäern hatte Jesus bescheinigt, dass sie die Schrift kennen und ernsthaft in der Schrift forschen. Ihr sucht in der Schrift, denn Ihr meint, Ihr habt das ewige Leben darin und sie ist, die von mir zeugt. Es ist verhängnisvoll, wenn man die Bibel an Jesus vorbei liest. Man kann sich auf die Schrift berufen und doch zum Feind Gottes werden.

Typisch ist eine Begebenheit, die von dem berühmten englischen Prediger Spurgeon berichtet wird. Er lebte im 19, Jh. und war einer der größten evangelischen Prediger überhaupt. Ca. 6000 Hörer seiner Predigten versammelten sich jeden Sonntag . Man baute eine extra große Halle für ihn, damit die Menschen alle unterkamen. Nach einem Gottesdienst kam ein junger Mann zu ihm und sagte bewegt: Mr. Sp. , ich möchte auch Jesus nachfolgen, aber vorher möchte ich noch etwas vom Leben haben. Da antwortete Sp. : Junger Mann, was sind Sie bescheiden. Etwas vom Leben haben, das wäre mir viel zu wenig. Ich will das Leben ganz haben und das habe ich nur in Jesus. Spurgeon trifft hier die wesentliche Unterscheidung zwischen Leben und Leben. Wenn wir von Leben sprechen, sprechen wir von etwas völlig anderem, als wenn Jesus vom Leben spricht.

Das AT sagt über das Leben des Menschen: es sei wie Gras, das grünt, blüht und schließlich verdorrt. Dieses Leben lässt sich auch nicht verlängern. Das Leben von dem Jesus spricht, kann der Mensch sich nicht selber nehmen. Es kann ihm nur von Gott geschenkt werden durch den Glauben an Jesus Christus. Jesus sagt: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.

Was hat nun das eine mit dem anderen zu tun? Unser irdisches Leben ist uns von Gott gegeben als ein Gefäß, das Er mit dem Wasser des Lebens füllt. Dazu lädt Jesus mit diesem Wort ein und unterstreicht es in Offenbarung 19:  „Wer dürstet, der komme und nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Was unterscheidet das Leben, das Jesus schenkt, von dem Leben ohne Jesus? Müssen wir nicht alle sterben? Auch dieses Problem hat Jesus gelöst.

Er sagt in Johannes 11, 25 und 26 : Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Worin besteht der Unterschied zwischen sterben und sterben? Für die einen ist sterben das Ende, für die anderen wird der Tod zur Brücke in die Ewigkeit. Denn Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht.

Glauben Sie das?

Diese Frage ist notwendig. Genauso wie der Gottsucher, von dem ich vorher berichtete, blind war und das Ziel nicht erkannte, das er suchte, so können auch diese Worte Jesu schöne Worte sein, die uns wohltun, aber doch keinen Eingang in unser Herz finden. Ich unterstreiche: Es gibt in dieser Welt keine Idee, kein Programm, das es nur ansatzweise  mit dem Werk Jesu aufnehmen könnte. Sowohl sie Klimaschützer als auch die Naturschützer arbeiten zwar sinnvoll, aber nur an einem vergänglichen Werk.

Aber Jesu Name wird bestehen und sein Wort nicht untergehen.

Amen.

Pastor Dietrich Klinke, Gottesdienst Bücken, Exaudi, 16.05.2021

Dietrich Klinke Pastor i.R.
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