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„Weit weg von der Heiligen Schrift“ (Leserbrief)

Wir veröffentlichen hier die ungekürzte Fassung eines Leserbriefes des Gemeindehilfsbund-Mitgliedes Joachim Opitz (Bienenbüttel bei Lüneburg) zu Meldungen in ideaSpektrum und der Evangelischen Zeitung über Pastor Marcus Piehl, der seine Gemeinde auf Grund eines Gemeindebriefartikels zum biblischen Eheverständnis verlassen musste:

Mit großer Anteilnahme und Traurigkeit haben meine Frau und ich verfolgt, was Herrn Pastor Piehl in seiner Gemeinde Nordstemmen mit seinem zur Diskussion stehenden Gemeindebriefartikel widerfahren ist. Es steht völlig außer Frage, dass er das Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift und das Bekenntnis der „einen, heiligen, allgemeinen, apostolischen Kirche“ und damit auch das (zumindest noch theoretisch gültige) Bekenntnis der ev.-luth. Landeskirche Hannovers auf seiner Seite hat. Es ist also nicht an ihm, sich für das, was er in diesem Gemeindebriefartikel geschrieben hat, zu entschuldigen. Nicht er ist es, der hier falsch lehrt! Es ist ja schon Methode, dass man sich gerne auf verletzte Gefühle beruft und damit die Kritik an jeder noch so abstrusen oder abwegigen Haltung im Keim erstickt.

Damit wird deutlich, dass eine sachliche Auseinandersetzung ausdrücklich nicht erwünscht ist. Dass damit natürlich auch die Sünde gerechtfertigt wird, ist eine sehr schmerzhafte Folge für diese die Gemeinde Jesu zerstörende Haltung. Das falsche Evangelium dieser falschen Kirche lehrt die Rechtfertigung der Sünde und nicht die Rechtfertigung des Sünders (fragt sich nur, in wessen Vollmacht sie das tut…). Es ist schon pervers (das heißt: verkehrt, vgl. Jes.5, 20!), dass in Anbetracht dieser Lage zu unterscheiden ist zwischen leicht zu habendem „kirchlichen“ Segen und dem wirklichen und wirkendem Segen des lebendigen Gottes!

Es ist oft so, dass bestimmte Begriffe sich als scheinbar wichtig oder unverzichtbar gerieren, in Wirklichkeit aber eine sachliche Diskussion bereits im Ansatz ersticken oder unmöglich machen und sich damit als ideologisch besetzte Kampfbegriffe entpuppen, die gerade eine rationale Auseinandersetzung bewusst verhindern wollen. Dazu gehören alle Begriffe, die auf „…phobie“ enden, wie zB. Homophobie. Ein vernunftbetonter Diskurs und mit theologischen Maßstäben ist gerade unerwünscht. Das ist ein typisches Kennzeichen für eine Ideologie: Das Ausblenden der Vernunft mit pseudo-wissenschaftlichen Argumenten. (NB: Pseudo… heißt Lüge!). Das habe ich selber immer wieder erlebt, dass es bei bestimmten Themen nicht um Sachlichkeit, sondern um (übersteigerte) Gefühle und deren (vermeintlich schuldhafte!) Verletzungen geht. Dazu gehört zB. ein solches Reizwort bzw. -thema wie „Wahrheit“, wenn nicht zugestanden wird, dass „jeder seine eigene Wahrheit hat“ bzw. „nur einen kleinen begrenzten Ausschnitt davon erkennen kann“. In diesem Kontext ist die Berufung auf die Wahrheit „extra nos“ geradezu eine Todsünde! Denn indem ich das tue (eine solche bestehende Wahrheit zu behaupten), verletze ich angeblich unweigerlich die Integrität einer anderen Persönlichkeit, deren „eigene gefundene Wahrheit“ integraler und konstitutiver Bestandteil ihrer Würde ist und infolgedessen eo ipso unantastbar. Theologisch gesprochen ist dieses Phänomen ein typischer Dogmenkonflikt.

Dass indes zwei Superintendenten, leider auch der Kirchenvorstand und sogar die Landeskirche selbst die dem Wort Gottes gegenüber verpflichtete Haltung von Herrn Pastor Piehl als „höchst gefährlich“ brandmarken, zeigt mit erschreckender Deutlichkeit, dass die hannoversche Landeskirche sehr fortschrittlich ist – sie ist weit fortgeschritten – weg vom Wort der Heiligen Schrift und ihrer Bekenntnisbindung, das für sie nur noch partielle Gültigkeit zu haben scheint (vielleicht nur noch dann, wenn es tagesaktuell gerade passt…). Das beobachten wir schon seit etlichen Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten. Wir haben in Anbetracht dieser Lage nur noch geringe Hoffnung für den Organismus Landeskirche (Hannovers), dass ein Aufschrei der wahrhaft Gläubigen durch die Lande geht, die das Verfahren gegen Herrn Pastor Piehl als zutiefst evangeliumswidrig bewerten und sich mit ihm solidarisieren – auch öffentlich! Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen…“

Joachim Opitz, Bienenbüttel

Dieser Beitrag ist die Vollversion der in ideaSpektrum (Nr. 23 vom 9.6.2021, S. 43) und in der Evangelischen Zeitung (EZ, Nr. 23 vom 20.6.2021, S. 18) erschienenen Leserbriefe.