Gemeindenetzwerk

Ein Arbeitsbereich des Gemeindehilfsbundes

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Predigt über 2 Mose 32,1-14: Vollmächtige Beter gesucht – Der Tanz um das goldene Kalb und die Fürbitte des Mose

Mittwoch 12. Mai 2021 von Johann Hesse


Johann Hesse

Liebe Brüder und Schwestern, der Sonntag Rogate ruft uns ins Gebet. Rogate bedeutet betet! Das Wort Gottes stellt uns heute Mose als vollmächtigen Beter vor. Und so lautet der Titel der Predigt: „Vollmächtige Beter gesucht.“ In einer schweren Schicksalsstunde seines Volkes trat Mose mit Gebet und Flehen für sein Volk ein und durfte erleben, dass der barmherzige und gnädige Gott ihn erhörte.

Wir hören auf Gottes Wort aus dem 2. Buch Mose, Kapitel 32,1-14:

Als aber das Volk sah, dass Mose ausblieb und nicht wieder von dem Berge herabkam, sammelte es sich gegen Aaron und sprach zu ihm: Auf, mache uns Götter, die vor uns hergehen! Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat. 2 Aaron sprach zu ihnen: Reißt ab die goldenen Ohrringe an den Ohren eurer Frauen, eurer Söhne und eurer Töchter und bringt sie zu mir. 3 Da riss alles Volk sich die goldenen Ohrringe von den Ohren und brachte sie zu Aaron. 4 Und er nahm sie von ihren Händen und formte das Gold und machte ein gegossenes Kalb. Und sie sprachen: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben! 5 Als das Aaron sah, baute er einen Altar vor ihm und ließ ausrufen und sprach: Morgen ist des HERRN Fest. 6 Und sie standen früh am Morgen auf und opferten Brandopfer und brachten dazu Dankopfer dar. Danach setzte sich das Volk, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um ihre Lust zu treiben. 7 Der HERR sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt. 8 Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben’s angebetet und ihm geopfert und gesagt: Dies sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben. 9 Und der HERR sprach zu Mose: Ich habe dies Volk gesehen. Und siehe, es ist ein halsstarriges Volk. 10 Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie verzehre; dafür will ich dich zum großen Volk machen. 11 Mose wollte den HERRN, seinen Gott, besänftigen und sprach: Ach, HERR, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast? 12 Warum sollen die Ägypter sagen: Er hat sie zu ihrem Unglück herausgeführt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von dem Erdboden? Kehre dich ab von deinem glühenden Zorn und lass dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk bringen willst. 13 Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und verheißen hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze Land, das ich verheißen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen für ewig. 14 Da gereute den HERRN das Unheil, das er seinem Volk angedroht hatte.

1. Vollmächtige Beter wissen um die Sogkraft des Götzendienstes

1.1       Mose als Mittler in der Gegenwart des heiligen Gottes

Mose war auf den Berg Sinai hinaufgestiegen. Das Volk musste unten am Fuße des Berges warten. Und Mose war dort 40 Tage im Gebet, in der Gemeinschaft unseres Herrn, um dort das Gesetz, die 10 Gebote zu empfangen.

„Als aber das Volk sah, dass Mose ausblieb und nicht wieder von dem Berge herabkam, sammelte es sich gegen Aaron und sprach zu ihm: Auf, mache uns einen Gott, der vor uns hergehe! Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat.“ (2 Mose 32,1)

Sechs Wochen wartete das Volk auf die Rückkehr Moses. Und dann kam die Angst! Wer führt uns aus dieser Todeswüste heraus? Wie kann Gott uns führen und versorgen, wenn der Mittler tot ist? Und dann kam plötzlich der Ruf nach einem Götterbild: „Auf, mach uns einen Gott, der vor uns hergehe!“ Israel ruft nach einer irdischen Abbildung, die dem Volk vorangetragen werden soll, um so aus der tödlichen Wüste herauszufinden. Diese sichtbare Manifestation Gottes soll Mose als Mittler ersetzen.

1.2       Aaron – ein schwacher Führer

Aaron erwies sich als schwacher Führer, der sich dem Druck der Masse beugt. „Aaron sprach zu ihnen: Reißt ab die goldenen Ohrringe an den Ohren eurer Frauen, eurer Söhne und eurer Töchter und bringt sie zu mir. (2 Mose 32,2) … Und er nahm sie von ihren Händen und formte das Gold und machte ein gegossenes Kalb. (2 Mose 32,4).

Währenddessen empfing Mose auf dem Berg die 10 Tafeln, auf denen steht: Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Mach dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis von dem, was im Himmel ist und auf der Erde und im Wasser unter der Erde. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht!

Warum ein Stierbild? Die Israeliten kannten Stierbilder aus den ägyptischen Götzenkulten. Aaron und Israel bemänteln den Götzendienst, indem sie sagen: „Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat!“ Und: „Morgen ist des Herrn Fest!“ Jahwe wird hier genannt, aber manifestiert in einem goldenen Kalb. Aaron hatte auf ganzer Linie versagt.

Um für sein Volk flehen zu können, musste Mose zuvor in den Abgrund des Götzendienstes schauen. Gerade einmal vierzig Tage hatte es gedauert, und Israel opferte einem goldenen Götzen. Ahnen wir etwas von der Sogkraft des Götzendienstes?

1.3       Der moderne Mensch im Sog des Götzendienstes

Und wenn wir vollmächtig beten wollen, dann müssen auch wir in den Abgrund dieses Götzendienstes schauen! Da reicht ein Blick in unser eigenes Herz. Dann wissen wir um die Sogkraft des Götzendienstes auch bei uns. Wir alle stehen in diesem Sog. Und wieviel mehr der Mensch von heute, der den Ewigkeitshorizont vollständig verloren und aus dem öffentlichen Leben verbannt hat. Wenn man keine Ewigkeitshoffnung mehr hat, dann konzentriert sich diese ganze Sogkraft des Götzendienstes auf das Irdische. Wir machen uns keine goldenen Kälber mehr, und doch suchen wir das Göttliche im Sichtbaren und Greifbaren. Das menschliche Herz sucht das Unendliche im Endlichen. Es kann nicht anders. „Das menschliche Herz ist eine Götterfabrik“ (J. Calvin). Immer wieder produziert es Götterbilder. Und Luther hat gesagt: „Woran du dein Herz hängst, das ist aber dein Gott.“ Und wir alle wissen, dass wir unsere Herzen immer wieder an die irdischen und vergänglichen Dinge hängen. Drei Götzen von vielen möchte ich hier nennen:

1.3.1    Der Gesundheits-Götze: Gesundheit und medizinischer Fortschritt sind wichtig. Jesus selbst hat geheilt, und der Herr sagt: „Ich bin der Herr, dein Arzt.“ Die Corona-Krise offenbart aber, dass unser Leib, dieses eine Leben und die Verlängerung dieses einen Lebens zum Götzen geworden sind. Wir ordnen zur Zeit unser gesamtes gesellschaftliches, wirtschaftliches, kulturelles und nicht zuletzt kirchliches Leben dem Ziel unter, diesen Leib noch etwas länger in dieser Welt leben zu lassen. Und wenn wir das tun, dann wird der Leib und dieses Leben zum Letzten, und wir fangen an, um uns selbst, um unseren Leib und unsere Gesundheit, zu tanzen. Es wird zum Götzen. Wir haben verlernt im Leben und im Sterben auf Gott zu vertrauen. Jesus sagt: „Wer ist aber unter euch, der seines Lebens Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?“ (Mt 6,27). Wir sind doch im Leben und Sterben in Gottes Hand.

1.3.2    Der Klima-Götze: Umweltschutz und die Bewahrung der Schöpfung sind wichtig. Das ist gut, das ist schon von Adam und Eva her so. Zurzeit aber sehen wir, dass der Schutz des Klimas und die Rettung des Planeten zum goldenen Kalb wird. Wir haben verlernt zu glauben, dass Gott diesen Globus erhält, dass diese Schöpfung vergänglich ist und Gott den letzten Tag dieser ersten Schöpfung festgesetzt hat: Jesus Christus sagt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte bleiben in Ewigkeit“ (Mt 24,35).

1.3.3    Der Selbstbestimmungs-Götze: Auch ich habe diesem Götzen gedient und habe den Tanz um mich selbst getanzt. Der autonome, also selbstbestimmte Mensch, will kein Gebot und keinen Gott. Der selbstbestimmte Mensch entscheidet über seine sexuelle Identität und Orientierung – nicht Gott. My body – my choice: ob das Kind im Mutterleib überlebt – das ICH entscheidet. Selbst den Todestag wollen wir selbstbestimmt festlegen. Gott aber sagt am Sinai: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2 Mose 20,1). Er bestimmt. Er ist der göttliche Gesetzgeber. Das menschliche Herz ist eine Götterfabrik – jeder Mensch steht in diesem Sog und nur einer kann uns aus diesem Sog herausreißen! Und das ist das Geniale, das Gnädige bei Gott, dass er uns in diesem Sog und in dieser Not sieht.

1.4       Jesus Christus – Die Manifestation Gottes auf Erden

Der Mensch – das wird hier am Sinai deutlich – hat die Sehnsucht im Herzen, Gott greifbar zu haben. Der Mensch sucht die Manifestation Gottes auf Erden. Der Mensch will einen Gott haben, den man sehen und anfassen kann, der uns aus der Wüste des Todes herausführt. Und darum sendet er seinen Sohn in diese Welt aus der Ewigkeit in unsere Zeit. Gott wird Mensch. So genial, so gnädig ist unser Gott.

Der Apostel Johannes schreibt: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens – 2 und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist“ (1 Joh 1,1-2).

Jesus kommt aus der Ewigkeit des Vaters in unsere Welt hinein und wird Mensch. Ein Gott, der uns aus der Todeswüste herausführt, Jesus, der am Kreuz stirbt für unsere Sünden, für den Sog, in dem wir stehen, den Sog des Götzendienstes. Und der aufersteht von den Toten und uns ins Leben führt. Jesus sagt zu Philippus: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Joh 14,9). Das ist das Wunder der Gnade Gottes, dass er in Jesus den Ewigkeitshorizont in unsere vergängliche Welt holt, in ihm findet der Mensch das Letzte im Vorletzten, Gott wird Mensch. Welch ein Wunder und welch eine Gnade!

1.5       Das vollmächtige Gebet für unsere Mitmenschen

Um für sein Volk beten zu können, musste Mose den Götzendienst zuerst sehen. Gott musste ihm – als Mose vom Berg hinunterstieg – die Augen für die geistliche Not des Götzendienstes öffnen. Mose musste erst begreifen, wie schnell es geht und wie radikal das menschliche Herz in diesem Sog steht und hineingerissen wird in den Götzendienst. Wenn wir vollmächtig beten wollen, dann müssen wir um den geistlichen Zustand unserer Herzen wissen. Und wir müssen um den unwiderstehlichen Sog des Götzendienstes wissen, in dem wir stehen, wenn wir Jesus nicht kennen.

2. Vollmächtige Beter wissen um die Gefahr des Gerichts

2.1       Eine gefährlicher Wechsel des Possessivpronomens

„Der HERR sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt. Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. (2 Mose 32,7-8)

Ist Ihnen aufgefallen, welches Possessivpronomen der Herr hier verwendet hat? In Ägypten -nur wenige Kapitel zuvor – hatte der Herr noch von „meinem“ Volk gesprochen: „Da sprach der HERR zu Mose: Geh hinein zum Pharao und sage zu ihm: So spricht der HERR: Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene!“ (2 Mose 7,26). Hier nun sagt der Herr zu Mose: „Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt.“ (2 Mose 32,7). Der Herr entzieht hier Israel den Schutz. Es ist nicht mehr sein Volk. Nicht der Herr hat es aus Ägypten geführt, sondern Mose. Der Herr distanziert sich von Israel.

2.2       Der Zorn Gottes über Israel

„Und der HERR sprach zu Mose: Ich habe dies Volk gesehen. Und siehe, es ist ein halsstarriges Volk. 10 Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie verzehre; dafür will ich dich zum großen Volk machen.“ (2 Mose 32,9-10)

Dieses Volk! Es ist ein Volk mit steifen Nacken. Sie wollen sich nicht unter Gottes gute Ordnungen beugen, sondern wollen es besser wissen und lassen sich nichts sagen. Und nun kündigt Gott an, dass er seinen Zorn über sie kommen lassen will. Er will sie vollständig verzehren und vernichten.

2.3       Denk ich an Deutschland in der Nacht….

Ein Zeitsprung: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht“ so hat Heinrich Heine einst gedichtet.

# Raubt es uns den Schlaf, dass wir in einem Land leben, indem die Verlängerung des leiblichen Lebens wichtiger zu sein scheint, als das ewige Leben zu gewinnen?

# Raubt es uns den Schlaf, dass die Rettung des Klimas wichtiger zu sein scheint, als den Völkern der Erde das Evangelium von Jesus Christus zu bringen?

# Raubt es uns den Schlaf, dass eine Pfarrerin im Wort zum Sonntag zu bester Sendezeit nicht vom Blut Jesu redet, das uns gegen den tödlichen Sündenvirus immunisiert, sondern die angeblichen Segnungen genetischer Impfstoffe preist?

# Raubt es uns den Schlaf, dass Pfarrer – wie jetzt bei Hildesheim geschehen – von ihrer eigenen Kirchenleitung gemaßregelt werden, weil sie sich für die Geltung des im Schöpfungsbericht verankerten Eheverständnis einsetzen.

# Raubt es uns den Schlaf, dass wir in einem Land leben, in dem täglich Corona-Todeszahlen verkündigt werden, aber es kaum jemanden zu interessieren scheint, dass wir an jedem Werktag 400 Kinder im Mutterleib töten – 100.000 Kinder im Jahr laut Statistischem Bundesamt wobei die Zahl eher doppelt so hoch ist. Es sind bis zu 56,3 Millionen Abtreibungen weltweit. (Die vorgeburtliche Kindstötung mit großem Abstand die häufigste Todesursache der Welt).

Wo sind die Relationen geblieben?

Denk ich an Deutschland in der Nacht: Ich sage euch ganz ehrlich, was mir in den vergangenen Monaten immer wieder in den Sinn kam: „Darum sendet ihnen Gott die Macht der Verführung, so dass sie der Lüge glauben, damit gerichtet werden, die der Wahrheit nicht glaubten, sondern Lust hatten an der Ungerechtigkeit“ (2 Thess 2,11-12). Mose sah ein gerichtsreifes Israel. Was sehen wir heute, wenn wir in unser Land oder in die Welt schauen?

2.4       Die Gefahr des Gerichts

Unser Land und unser Volk steht vor dieser ganz realen Gefahr, dass Gott Gericht übt und dass uns Gottes Zorn mit voller Wucht trifft. Meinen wir, dass dieser Satz nur Israel am Sinai betraf? Wir sind doch nicht besser als Israel: „Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie vertilge“?

Gottes Wort warnt uns eindringlich vor dem kommenden Gericht:

„Wenn der Herr Jesus offenbart wird vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht 8 in Feuerflammen. Dann wird Gott Vergeltung üben an denen, die ihn nicht kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus. 9 Die werden Strafe erleiden, ewiges Verderben, vom Angesicht des Herrn her und von seiner herrlichen Macht, 10 wenn er kommen wird.“ (2 Thess 1,7-10)

Und er kommt! Jesus kommt! Was bedeutet das für die Menschen, die darauf nicht vorbereitet sind? Es bedeutet ewige Verlorenheit und Verdammnis. Es ist die Hölle, auf die Wiederkunft dieses Herrn nicht vorbereitet zu sein.

Reinhold Schneider dichtete im Jahr 1936:

Allein den Betern kann es noch gelingen
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.

Ihr Lieben, wir haben einen Auftrag: Allein den Betern kann es noch gelingen! Mose wusste das, als er sich vor dem Herrn niederwarf und flehte, dass das Gericht aufgehalten wird! Beten Sie mit!

3. Vollmächtige Beter wissen um Gottes Vergebung in Christus

3.1       Die Fürbitte des Mose und ihre Elemente

Was tut nun Mose, als er sein Volk im Sog des Götzendienstes sieht? Was tut Mose als er von Gott hört, dass Israels Vernichtung bei Gott beschlossen ist? Er hätte sich die Hände reiben können und Gottes Angebot annehmen können: „Dafür will ich dich zum großen Volk machen“ (2 Mose 32,10). Mose war wirklich ein Mann der Demut. Er suchte nicht seinen Vorteil, sondern bat um Gnade für sein Volk. Drei Elemente fallen in seiner Fürbitte ins Auge:

3.1.1    Mose ruft den Auszug aus Ägypten in Erinnerung

„Mose aber flehte vor dem Herrn, seinem Gott, und sprach: Ach, Herr, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast?“ (2 Mose 32,11).

Er berief sich auf den Auszug aus Ägypten und erinnerte Gott an diese Großtat, dass er sein Volk aus Ägypten herausgeführt hat, das Meer geteilt hat und sie herausgeführt hat aus der Sklaverei.

Und wenn wir beten, dann bringen wir vor unseren Herrn diese Großtat, die er getan hat am Kreuz von Golgatha: Warum will dein Zorn entbrennen über die Menschen, da du doch in deinem Sohn Jesus Christus das Zorngericht selbst auf dich genommen hast und durch die Auferstehung einen Ausweg aus dem Tod und der Hölle gebahnt hast! Wir erinnern den Herrn an diese Großtat der Erlösungsliebe Gottes.

3.1.2    Der Spott der Ägypter und Gottes Ehre

„Warum sollen die Ägypter sagen: Er hat sie zu ihrem Unglück herausgeführt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von dem Erdboden? Kehre dich ab von deinem grimmigen Zorn und lass dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk bringen willst.“ (2 Mose 32,12)

Und wenn wir beten: Kehre dich ab von deinem Zorn, richte nicht und erbarme dich über die Menschen, dass sie Gnade und Vergebung finden. Es geht doch um deine Ehre, Herr! Soll denn der Teufel sich ins Fäustchen lachen, triumphieren und sagen, die Hölle ist voll geworden? Nein, Herr, es geht um deine Ehre. Rette sie. Öffne ihnen die Augen für das, was Jesus für sie getan hat. So dürfen auch wir beten, wie Mose gebetet hat.

3.1.3    Mose erinnert den Herrn an die Erzväterverheißung

„Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und verheißen hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze Land, das ich verheißen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen für ewig.“ (2 Mose 32,13)

Mose betete auf der Grundlage der Zusagen Gottes und sagte: Du hast es doch den Erzvätern versprochen und in deinem Wort geschrieben, dass du gnädig sein willst, dein Volk mehren und deinen Nachkommen das Land Kanaan geben willst.

Und wenn wir beten: Herr, gedenke doch an deine Zusage „Ich will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Bitte, denke an diese Verheißung und lass noch viele gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Der vollmächtige Beter beruft sich auf Gottes Zusagen.

3.2       Mose wird zum Mittler zwischen Israel und Gott

Der heilige Gott hat das souveräne Recht, dieses Volk von Götzenanbetern zu vernichten. Doch Mose springt jetzt in diesen Riss und fleht Gott an, das Gericht nicht zu vollziehen und Israel zu verschonen. Mose wird zum Mittler, der betend und flehend für sein Volk eintritt, um es zu retten.

3.3       Mose lernt Gottes Gnade kennen

Das ausführliche Fürbittegebet des Mose wird erhört: „Da gereute den Herrn das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte“ (2 Mose 32,14). Später wird Mose bekennen: „Herr, Herr, Gott barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue.“ (2 Mose 34,6). So ist der Gott Israels! So ist unser Gott! Er will nicht richten, sondern retten. Er will nicht vernichten, sondern Gnade walten lassen.

3.4       Von Mose zu Jesus

Aus der Perspektive der Ewigkeit sieht der heilige Gott den flehenden Mose zeitgleich und in eins mit seinem Sohn Jesus Christus, der 1.500 Jahre später vor den Toren Jerusalems an einem Kreuz das Zornesgericht Gottes über den Götzendienst und die Sünde aller Menschen auf sich zieht und in den Todeskämpfen dieses Gebet hinausschreit:

„Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,34).

Moses Fürbitte für das untreue Volk wird auf der Grundlage dieses Gebetes und auf der Grundlage des bitteren Leidens und Sterbens Jesus Christi, des Sohnes Gottes, erhört. Weil Jesus für die Sünden der Welt starb, wurde Israel am Sinai nicht vernichtet.

3.5       Dein Gebet zählt

Wenn Gott die ganze Weltgeschichte vorherbestimmt hat und das Ende kennt, zählt mein Gebet überhaupt etwas? Ist es nicht egal, ob ich bete oder schweige? Nein, es ist nicht egal! Dein Gebet zählt! Deine Fürbitte ist gefragt! Wir hören es hier doch deutlich genug: Da gereute den Herrn das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.“ Das soll uns Mut machen, zu beten und zu flehen für die Menschen um uns herum, für eine Welt, die ohne Jesus in Ewigkeit verlorengeht, dass er eingreift und den Mitmenschen um uns herum die Augen öffnet für die Wahrheit des Evangeliums, für die Wahrheit, dass Jesus der Retter ist, der einzige Retter und Mittler zwischen Gott und den Menschen – ein Volk, das in der Gefahr steht vom Sog des Götzendienstes in den ewigen Abgrund der Hölle gerissen zu werden.

3.6       Der Fürbitteauftrag für unser Land

Vollmächtige Beter gesucht! Sie gehen heute mit einem Fürbitteauftrag nach Hause:

„So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, 2 für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. 3 Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, 4 welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 5 Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus, 6 der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle, als sein Zeugnis zur rechten Zeit.“ (1 Tim 2,1-6)

Beten Sie mit intensivem Gebet und Flehen für die Menschen in unserem Land, für die Kanzlerin, für die Minister, für die Abgeordneten, für alle Menschen, die Nachbarn, Arbeitskollegen, Freunde und Verwandten, auch die Feinde…

Flehen Sie, dass sie gerettet werden aus Götzendienst und Gericht.

Flehen Sie, dass sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Flehen Sie, dass sie in Jesus Christus den einzigen Mittler finden, der uns mit Gott versöhnt und uns das ewige Leben in Gottes Gegenwart schenken kann.

Wir flehen und beten, dass dieser Satz noch für viele Menschen durch den Glauben an Jesus Christus gültig wird: „Da gereute den Herrn das Unheil, das er seinem Volk zugedacht hatte.“

Allein den Betern kann es noch gelingen! Mose wusste das! Beten Sie mit!

  1. Vollmächtige Beter wissen um die Sogkraft des Götzendienstes
  2. Vollmächtige Beter wissen um die Gefahr des Gerichts
  3. Vollmächtige Beter wissen um Gottes vergebende Gnade in Christus

Amen!

Johann Hesse, St. Martini-Gemeinde, Bremen, Sonntag Rogate, 9.5.2021

Die Predigt kann hier nachgehört werden.

 

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag Artikel empfehlen Artikel empfehlen

Dieser Beitrag wurde erstellt am Mittwoch 12. Mai 2021 um 11:58 und abgelegt unter Predigten / Andachten.